Drachenblut Kapitel 75

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Drachenblut


Kapitel 75



Kristan beobachtete nachdenklich die Soldaten auf dem Übungsplatz, als Bartlet neben ihn trat. Ohne den Blick von den jungen Soldaten zu nehmen, die mit dem Schwert übten, sagte er

„Es sind jetzt schon drei Monate und ich habe keine Spur von Merlin. Wo kann er nur sein? Ich habe alles abgesucht, jeden gefragt, doch niemand hat ihn gesehen...ich mache mir Sorgen."

Bartlet schaute ihn einen Moment an

„Du...du denkst doch nicht, das er sich etwas angetan hat? Das ist nicht Merlins Art...er ist ein Kämpfer. Ich glaube eher, das er sich eine Auszeit genommen hat."

„Ich denke gar nichts mehr. Seit die beiden uns eröffnet hatten, das sie ein Paar sind...war nur noch Stress. Erst das Zerwürfnis mit meinem Sohn...dann der Krieg, in dem ich nichts von ihm wusste und nicht erahnen konnte, was er für dieses Reich getan hatte. Und nun das hier, als wäre es nicht schlimm genug gewesen, das sie Arthur das angetan haben. Aber nein...es geht weiter, es ist noch nicht zu Ende."

„Du redest, als hättest du Depressionen, Kristan."

Dieser schüttelte den Kopf

„Nein, das ist es nicht...ich habe einfach die Schnauze voll zu sehen, wie diese beiden gegen alle Schicksale ankämpfen und wahrscheinlich letztendlich auf der Strecke bleiben. Seit wir wissen, das sie sich lieben...habe ich sie nur leiden gesehen oder in Panik davon rennen, um den anderen zu retten, weil irgend ein Arschloch sie nicht in Ruhe lassen kann. Und uns betrifft es ja auch...alle sind immer beteiligt, Freunde und Familie."

„Nun ja, in dieser Beziehung hast du recht", gab Bartlet zu „Ragdolf hatte sie auch auf seiner Liste. Sie haben wirklich Talent dazu, anderen aufzufallen, vor allem ihren Feinden. Aber es ist doch gut für sie, das sie nicht allein da stehen...wir sind immer für sie da, helfen wo wir können."

„Ja...und sieh nun, was das alles gebracht hat. Arthur lebt bei einem fremden Volk und mein Sohn ist vermisst. Wann hat das alles ein Ende?"

Darauf wusste Bartlet auch keine Antwort und schwieg, Kristan sah ihn an

„Weißt du noch, als sie uns sagten, das sie zusammen sind?"

Der Oberkommandierende nickte

„Ich erinnere mich gut", sagte Kristan „Er hatte versucht mir zu sagen, das er Arthur liebt, doch ich hörte nicht zu. Für mich war das damals abartig, das mein Sohn einen anderen Mann liebte und dazu noch nicht mal ein Drache. Ich stellte ihn vor die Wahl...seine Familie oder Arthur. Er wählte Arthur und ich warf ihn hinaus, sagte...er solle nie wieder kommen. Damals dachte ich, das seine Liebe zu einem Mann so das Schlimmste ist, was er mir antun könnte."

„Und jetzt?"

Kristan nahm Luft

„Jetzt? Ich weiß schon lange, das Schlimmste wäre, das ich meinen Sohn verliere. Das ich dabei zusehen muss, wie er langsam vor die Hunde geht. Wir wissen beide, das diese zwei getrennt nicht existieren können, eine Zeit lang vielleicht...aber nicht für immer", er nickte „Ja, du magst mich für sentimental halten, aber das Schlimmste, was er mir antun könnte...das ich ihn verliere."

Bartlet schmunzelte

„Gott, Kristan...das ich das mal aus deinem Mund hören würde...hätte ich nie geglaubt. Ich kenne dich schon so lange und weiß, wie du zu manchen Dingen stehst, aber ich hätte niemals gedacht, das du die Entscheidung von Merlin respektieren würdest. Für mich war es zuerst auch ein Schock, obwohl ich schon lange wusste, das Arthur zu seinem Geschlecht tendierte."

„Aber du hast es nicht akzeptiert."

„Nein...sagen wir mal so. Ich wollte es nicht sehen und auch nicht mit ihm darüber sprechen. Ich empfand es als etwas Ehrloses. Er war der Sohn von einem Kommandant, aber auch ich war zuerst nicht damit einverstanden. Ich wollte einen perfekten Sohn, seine Vorliebe für das männliche Geschlecht empfand ich als Makel. Doch was mich wirklich schockierte, das er einen Drachen liebte, der so weit von ihm entfernt ist wie der Mond."

„Was hat deine Meinung geändert?"

Bartlet grinste

„Zorin...er hat mir gehörig eingeheizt und mich zum Nachdenken gebracht", der Drachenreiter sah den Drachen an „Arthur war nicht nur der Sohn meiner Wenigkeit...er war auch mein einziger Sohn und wahrscheinlich das einzige Kind, was ich jemals haben werde. Und ich wollte ihn nicht verlieren, er ist alles, was mir von Sinja geblieben ist. Zorin sagte damals etwas sehr Kluges...der Liebe ist es egal, wer man ist oder was."

Kristan nickte

„Ja...und wir haben eine Lektion des Lebens gelernt...man sollte nicht trennen, was zusammen gehört und nicht vorschnell urteilen. Nanita gab gleich nach, ich wusste, es würde nicht lange dauern, bis sie ihn aufsuchte."

„Sie ist seine Mutter...was erwartest du? Mütter ticken etwas anders als wir Väter. Sie hören mehr auf ihr Herz als auf ihren Verstand."

„Ja...und haben ihren Sturkopf", ergänzte Kristan „Wenn sie etwas will, lässt sie sich nicht aufhalten."

Bartlet lachte leise und legte eine Hand auf des Drachens Schulter

„Kopf hoch, mein Freund...Merlin würde sich nie etwas antun und Arthur zurücklassen. Er ist untergetaucht, damit seine Nerven zur Ruhe kommen...er kommt wieder."

„Ich weiß...ich würde nur gerne wissen, ob es ihm gut geht."

„Der Drache kommt schon klar, er ist dein Sohn."

Kristan lächelte

„Was macht Arthur?"

„Es geht ihm gut. Mandolyn sagt, das es wohl das Beste war, ihn zu dem ruppigen Krieger zu stecken. Er scheint ihm schon einzuheizen. Er will zumindest niemanden mehr bedienen. Mandolyn hat ihm eine besondere Arbeit gegeben, ich weiß nicht was, aber ich habe das Gefühl, das er dabei aufblüht."

„Sehr gut...was baut er denn?"

„Keine Ahnung, er macht ein Geheimnis daraus und der verfluchte Saris grinst nur und schweigt."

Kristan lachte

„Ich bin froh, das Mandolyn sein Freund ist und auch von Merlin, wenn man bedenkt, was die beiden für eine Vergangenheit hatten."

„Ja...eine sehr intime Vergangenheit und man spürt das, wenn man sie zusammen sieht...diese intime Vertrautheit ist geblieben."

„Was ist mit Aris?"

Bartlet grinste

„Es ist noch nicht offiziell, aber er ist Mandolyns Gefährte. Er sagte, das die Feier erst stattfindet, wenn die beiden wieder in Ordnung sind."

„Dann wollen wir hoffen...das es so sein wird."


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Arthur kam freudestrahlend in sein Zelt, Norn saß auf seiner Seite auf dem Bett. Noch immer war Norn mürrisch und brummig, doch er hatte in den drei Monaten Arthur schätzen gelernt und er mochte ihn. Das war bei dem stämmigen Krieger nicht selbstverständlich...Norn neigte nicht dazu, Freundschaften zu schließen, er war ein ruppiger Typ und nicht jeder kam mit ihm klar. Vor allem hatten fast alle einen Heidenrespekt vor ihm, außer Mandolyn und der wusste sehr gut, was er tat...als er Arthur zu ihm ins Zelt steckte.

„Hey Norn...heute Abend ist das Richtfest für das Gemeindehaus. Kommst du auch?"

Der Krieger sah hoch, Arthur hatte ihn noch nie lächeln gesehen.

„Ich weiß nicht...aber vielleicht bekomme ich ein Mädchen ab, wenn du an meiner Seite bist."

Arthur ließ sich auf sein Bett fallen und stützte den Kopf auf. Er hatte sich in den drei Monaten verändert. Am Anfang kam es immer noch vor, das er sich duckte und jedem alles recht machen wollte. Doch als vor einem Monat ein Gebäude, an dem Arthur gearbeitet hatte, Fehler hatte...seit dem hatte sich etwas geändert. Arthur war kein Baukünstler, doch niemand sagte etwas. Sie rissen den Teil wieder runter und bauten mit Arthur und Einige der anderen, die Ahnung hatten, das Ganze wieder auf. Nach getaner Arbeit saßen sie zusammen, klopften Arthur auf die Schulter...rissen ein paar Witze über ihn und tranken auf die Neuerbauung. Norn musste ihn ins Zelt tragen, so betrunken war er gewesen.

Doch von diesem Zeitpunkt an...hatte er stetig Fortschritte gemacht und dieses Unterwürfige abgelegt. Langsam schien er das Erlebte bei Connor abzuhaken und die Erkenntnis, das niemand zornig wurde, weil er einen Fehler gemacht hatte, trug dazu bei. Sie alle hatten mit angepackt und Arthur geholfen, den Fehler auszubügeln und danach gefeiert. Mandolyn hatte das Ganze beobachtet und lächelnd genickt...er konnte sich auf sein Volk verlassen. Obwohl die Saris ein Kriegervolk waren und grausam zu ihren Feinden, waren sie in allen anderen Dingen von anderen Völkern nicht zu unterscheiden. Auch sie konnten arbeiten und feierten gerne...betranken sich und schauten nach den Frauen oder auch nach anderen Männern. Sie liebten es miteinander zu schlafen...eben nicht anders, wie andere Völker.

Arthur wurde wieder Arthur...langsam und stetig und seit er mit anderen an seinem Projekt arbeitete...noch mehr. Es schien, als würde ihn sein Arbeit beflügeln...gesund zu werden.

Arthur lachte, er mochte den großen Krieger, der immer mürrisch war und nie lächelte.

„Das kommt davon, weil du die Mädchen immer ansiehst, als wolltest du sie fressen."

Er brummte vor sich hin und begutachtete das Beil, das er schliff.

„Eigentlich habe ich anderes im Sinn, als sie zu fressen."

„Dann musst du ihnen Komplimente machen...sagen das sie sehr schön sind und dich verrückt machen. Und du musst mit ihnen rücksichtsvoller sein als mit Männern. Sie sind anders. Eure Frauen sind schön...mit wenigen Ausnahmen und überwiegend zarter als die Männer. Sie stehen nicht auf Grobheiten, wollen es zärtlich und sanft."

Norn schaute ihn an

„Das du so etwas weißt, wenn man bedenkt, das du auf Schwänze stehst."

Arthur wurde ernst und ein trauriger Blick kam in seine schönen blauen Augen.

„Eigentlich...nur auf einen, aber er will nichts mehr von mir wissen. Ich habe ihm zuviel angetan."

Norn hörte auf mit seiner Tätigkeit und schaute ihn an. Ihm war der traurige Ton in seiner Stimme nicht entgangen. Er hatte nie nach Arthurs Liebesleben gefragt, es gab andere Probleme. Doch nun fragte er

„Wer ist es?"

„Mein Drache...Merlin."

„Du liebst einen Drachen?", fragte Norn erstaunt „Wie...wie geht denn so was?"

Arthur grinste

„Meinst du nun das Sexuelle oder was?"

„Natürlich...das ist doch wichtig. Ein Drache ist...nun ja, eben ein Drache und du bist keiner."

Arthur grinste

„Dafür, das es dir so wichtig ist, tust du nichts, um es zu ändern."

„Werd nicht frech", brummte Norn.

„Natürlich lieben...liebten wir uns nicht in seiner Drachenform, aber Merlin ist auch ein menschliches Wesen, er kann sich verwandeln."

Norn hatte davon gehört, aber noch nie gesehen. Sie hatten schon Drachen getötet...früher, doch wenn sie tot waren, konnten sie sich nicht mehr verwandeln und blieben in Drachenform.

Arthur setzte sich auf, er wirkte traurig. Er sehnte sich so nach dem schwarzen Drachen und es wurde immer schlimmer. Er hatte keine Ahnung, wo Merlin war, sein Vater, der ihn immer besuchen kam...wusste es auch nicht. Merlin war spurlos verschwunden. Norn beobachtete ihn

„Du liebst ihn, nicht wahr?"

Arthur nickte

„Ja...wir waren Gefährten, aber nun scheint es mir, das ich ihn verloren habe und damit auch den Sinn weiterzumachen."

„Du wirst einen anderen finden...du bist schön."

„Nein...du verstehst das nicht. Merlin ist...der Sinn meines Lebens, ich liebe ihn mehr als mein Leben und ohne ihn macht nichts Sinn. Ich liebe ihn, doch...ich glaube, das er es nicht mehr tut. Sonst wäre er schon hier, aber anscheinend interessiere ich ihn nicht mehr...doch ich kann ihn nicht vergessen...und nicht aufhören ihn zu lieben."

Norn nickte brummend

„Den möchte ich mal sehen, der so dein Herz gefangen hält."

„Er ist pechschwarz und ein Feuerdrache und das schönste Geschöpf auf der Welt. Ich liebe jede Schuppe an ihm", sagte Arthur fast schwärmerisch.

Norns Mundwinkel zuckten...Arthur war einer der Wenigen, die ihn amüsierten. Er hatte das so mit Herzblut gesagt...ich liebe jede Schuppe an ihm, das seine Augen belustigt funkelten, als er den blonden Mann wieder ansah. Er wusste schon lange, das Arthur außergewöhnlich war. Wer hätte solch eine Qual überlebt und nun stellte er fest, das er recht hatte. Der Drachenreiter liebte einen Drachen, der so ganz das Gegenteil von ihm war. Norn war wirklich neugierig, diesen Drachen zu sehen...er musste auch außergewöhnlich sein.

Er stand auf

„Also gut...gehen wir auf das Fest, damit du auf andere Gedanken kommst."

Arthur lächelte und stand auf

„Okay...ich locke die Mädchen an und du tust, was ich sagte. Sei nett und mache ihnen Komplimente, Mädchen mögen so etwas. Und wenn du sie küssen willst, dann sanft. Zieh sie bloß nicht am Kragen so grob an dich, wie mich...wenn du sauer bist und mir drohst."

Norn grummelte etwas vor sich hin und Arthur sah zu ihm hoch, als sie das Zelt verließen...er wirkte mickrig neben dem bulligen Norn. Aris sah sie kommen, Arthur redete auf ihn ein...gab ihm Anweisungen wie er sich den Frauen gegenüber verhalten sollte. Er schüttelte den Kopf und sagte zu Mandolyn, der Aris im Arm hatte.

„Wie kann man mit Norn zusammen wohnen? Der Kerl sieht aus, als wollte er dir nachts die Kehle aufschlitzen."

Mandoly folgte seinem Blick und grinste

„Ich denke, das war die beste Lösung für Arthur und scheinbar mögen sie sich. Norn ist nicht einfach zu handhaben, aber er mag Arthur und scheinbar er ihn auch."

„Woher willst du das denn wissen?"

„Weil niemand es solange bei ihm ausgehalten hatte...sie haben alle fluchtartig das Zelt verlassen. Ich habe Norn angeboten, Arthur jetzt ein eigenes Zelt zu geben...er hatte mich angesehen und ich dachte schon, das er zu seinem Beil greift und sagte zu mir...ich sollte es mal versuchen."

„Das hat er zu dir gesagt?"

Der Saris lachte

„Ja...Norn nimmt da keine große Rücksicht, ob ich der Führer bin oder nicht, wenn er etwas zu sagen hat. Scheinbar fühlt er sich für Arthur verantwortlich. Im Grunde genommen ist er schon in Ordnung...er macht nur allen Angst. Aber anscheinend hat er sich mit Arthur angefreundet...wirklich erstaunlich. Sie sind beide so unterschiedlich wie Tag und Nacht."

„Also...mir macht er Angst, er schaut mich immer so grimmig an, wenn ich ihm etwas sage", sagte Aris. Mandolyn lachte

„Du bist mein Gefährte, das weiß und respektiert er und...es ist halt seine Art. Er schaut immer grimmig drein."

Aris nickte nur und sah zu ihnen rüber...Arthur sprach immer noch auf ihn ein.

„Und vergiss nicht zu lächeln...mach Komplimente", sagte dieser gerade. Norn schaute ihn an und verzog die Lippen. Arthur stöhnte

„Nicht so...du siehst jetzt aus, als fletschst du die Zähne...ungefähr so", und machte es ihm vor „Du solltest charmant lächeln."

„Was ist denn das...charmant?"

Arthur verdrehte die Augen

„Oh Himmel...lächele nicht und sag lieber, das sie schön ist. Wenn du sie so anlächelst...rennt sie schreiend davon."

Arthur schüttelte den Kopf, es war bei Gott nicht leicht, Norn ein Mädchen zu besorgen. Er war ein Krieger und nur das...ungehobelt und grob. Er sah nicht schlecht aus und ohne Bart bestimmt noch besser. Doch als Arthur sagte, er solle ihn abnehmen...warf er ihm einen tödlichen Blick zu, also ließ er es.

Die Mädchen tuschelten und sahen zu ihnen rüber. Arthur war schön und so anders als sie, seine blauen Augen verdrehten den Frauen den Kopf und er war ein attraktiver Mann. Doch was die Mädchen so faszinierend an ihm fanden, waren eben diese tiefblauen Augen. Er war etwas Besonderes unter all den Männern mit den rötlichen Augen. Sie wussten nicht, das er eigentlich nicht so dem weiblichen Geschlecht zugetan war und sein Herz rettungslos vergeben war.

„Sie kommen rüber...denk daran, was ich sagte", sagte Arthur leise und lächelte, als die vier Mädchen auf sie zukamen.

„Hallo, Arthur...tanzt du nachher mit uns?", fragten sie fast gleichzeitig und wieselten um ihn herum.

Norn warfen sie scheue Blicke zu. Der große Krieger war nicht hässlich, hatte Muskeln, dort wo sie hingehörten und schönes Haar. Seine Figur durchtrainiert und schlank mit breiten Schultern. Er war sehr groß und die Mädchen sahen noch kleiner neben ihm aus. Nun ja, der Bart gab ihm wirklich ein düsteres Aussehen, gepaart mit den roten Augen. Und er sah eben immer grimmig aus und machte allen Angst, allen voran den Frauen.

„Na klar, aber Norn möchte auch tanzen...ich werde nicht tanzen, wenn niemand mit ihm tanzt."

„Mali wird mit ihm tanzen, nicht wahr...Mali?", sagten die Mädchen „Mali mag nämlich so große Männer."

„Ich werde mit ihm tanzen, aber nachher auch mit Arthur", sagte eine junge Frau mit langen, blonden Haaren und eigentlich hübsch. Sie schaute zu dem Krieger hoch und lächelte scheu.

„Du bist sehr schön...wie meine Axt", sagte Norn.

„Was?", fragte das Mädchen irritiert. Arthur verdrehte die Augen und sah ihn tadelnd an.

„Er meinte...du bist ihm so wertvoll wie seine Axt. Stimmt doch, Norn?"

Dieser nickte und verzog sein Gesicht zu einem Lächeln...es sah grausig aus, doch anscheinend mochte das Mädchen ihn oder übersah es geflissentlich. Sie hängte sich bei ihm ein

„Wollen wir etwas trinken?"

Arthur nickte ihm aufmunternd zu...ja, Alkohol war gut und würde ihn lockerer machen. Er ging mit seiner Begleitung los und der Drachenreiter wand sich den Objekten seiner Bewunderung zu. Aris grinste

„Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn sie merken, das sie keine Chance bei Arthur haben. Er hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen."

„Wird er jetzt auch nicht, wir wissen beide, wem sein Herz gehört und ich hoffe...er wird bald kommen."

Aris sah ihn überrascht an

„Du denkst...Merlin kommt ihn suchen?"

„Ja...sie können nicht anders...die Sehnsucht treibt sie irgendwann wieder zusammen. Lass uns feiern."

Aris küsste ihn

„Ja", sagte er leise an seinem Ohr „Und nachher in unserem Zelt feiern wir weiter."

„Ich liebe dich, wenn du mir solche Sachen versprichst", sagte Mandolyn und zog ihn zur Seite. Er küsste ihn leidenschaftlich und Aris seufzte

„Können wir nicht jetzt schon gehen?"

„Nein, du musst dich gedulden."

„Dann hör auf mich so zu küssen, Saris", beschwerte sich Aris und stieß ihn zurück.

Mandolyn lachte, nahm ihn an der Hand und sie mischten sich unter die Leute, die ausgelassen feierten.


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Mandolyn lag nicht falsch mit seiner Vermutung. Drei Monate war Merlin schon am See, lebte unter den Bäumen und jagte. Er hatte sich nicht einmal verwandelt, war nur Drache in den drei Monate gewesen. Ajan und Ashanta drängten ihn nicht sich zu verwandeln, denn sie sahen, das er das jetzt einfach brauchte. Trotzdem unterhielten sie sich stundenlang. Merlin war wesentlich ausgeglichener, als zu Anfang...als er kam. Seine Stimmungsschwankungen hatte er vollkommen abgelegt und wirklich etwas Frieden gefunden. Seine Freunde ließen ihn viel allein, aber waren da, wenn er sie brauchte...etwas, was der Drache sehr schätzte.

Nur die Sehnsucht in seinem Herzen wollte nicht vergehen...die Sehnsucht nach Arthur. Aber Merlin hatte Angst zurückzugehen, hatte Angst, das er wieder zu enttäuscht wäre, wenn er feststellen würde...das Arthur immer noch sein sklavisches Verhalten zeigte. Er könnte das nicht wieder ertragen...dieser Mann in seinem Zimmer war nicht Arthur gewesen, auch wenn er so ausgesehen hatte. Dieser Mann war ihm fremder gewesen als jemand auf der Straße. Und noch ein Grund hielt ihn zurück...es tat so weh, ihn so zu sehen und ihn nicht berühren zu dürfen. Und vor allem diese Teilnahmlosigkeit, wenn er ihn geküsst hatte...nur dieses Verlangen, es richtig zu machen.

Ashanta kam auf ihn zu, er lag auf dem Waldboden, in Gedanken versunken. Doch er hörte sie in menschlicher Gestalt kommen und öffnete seine blauen Augen. Sie sah so winzig vor ihm aus, als sie lächelnd vor ihm stehen blieb.

„Hast du geschlafen?"

„Nein...ich dachte nach."

Sie setzte sich zwischen den großen Drachen und lehnte sich an ihn, strich sanft über seine Schuppen.

„Ich wette, das du an Arthur gedacht hast, nicht wahr?"

„Ja...ich kann ihn nicht vergessen. Es ist...als hätte er sich in mein Herz eingebrannt. Und ich sehne mich so nach ihm, es wird immer schlimmer."

Sie lachte

„Ja, das nennt man unsterbliche Liebe. Ihr beide seid füreinander geboren worden und nichts kann das ändern. Kein Krieg, keine Entführung...nichts."

„Aber was ist der Preis für das, Ashanta? Das wir ewig leiden...mit ein paar Augenblicken des Glücks?"

Sie sah zu ihm auf

„Vielleicht...aber frage dich mal...wenn du mit Arthur nur ein paar Augenblicke des Glücks hättest oder die Wahl, alleine zu bleiben und so zu leben wie jetzt. Was würdest du wählen?"

„Das kannst du so nicht sagen. Ich lebe schon lange hier, aber die Sehnsucht und die Liebe zu ihm...sie lässt nicht nach. Ich würde mich ein Leben lang sehnen und das wäre eine Qual. Ich sehnte mich sechs Jahre nach ihm...glaub mir, das willst du nicht erleben."

„Dann hast du die Frage beantwortet. Willst du nicht zurückgehen?"

„Nein...es ist zu früh und ich habe Angst."

Ashanta schaute wieder hoch zu ihm

„Vor Arthur?"

„Nein, das ist lächerlich, er würde mir nie etwas tun und ich bin ein Drache. Nein...ich könnte es nicht wieder ertragen, das er wie ein Sklave ist und mir nur zu Diensten sein will."

Die Königin runzelte die Stirn

„Wie war das denn so?"

Er machte ein abfälliges Geräusch

„Er wieselte um mich herum, wollte mir alles recht machen. Holte mir zu trinken, wenn ich nur eine Bemerkung fallen ließ, das ich Durst habe. Oder wenn ich badete, wollte er mich waschen und abtrocknen und so weiter. Aber der eigentliche Anlass, das ich hierher kam war noch schlimmer."

„Nun mach schon...erzähl es mir."

Der Drache sah sie belustigt an

„Schlangenfrauen sind wohl nicht viel anders als alle andere...neugierig", sagte er amüsiert.

„Mag sein...nun sag schon."

„Er fragte mich an dem Morgen, ob ich Sex haben möchte. Bevor ich etwas sagen konnte, schlug er die Decke zurück und...ich sollte dir das nicht erzählen."

Ashanta boxte ihn

„Hey, das ist nicht fair. Ich bin kein kleines Mädchen mehr und ich weiß sehr wohl, wie sich zwei männliche Wesen lieben. Also...du bist mein Freund und sag es mir jetzt."

„Nur wenn du mir danach auch etwas von dir und Ajan erzählst."

Sie winkte ab

„Wegen mir...Sex ist ja keine Schande."

Er lachte

„Also gut...er schlug die Decke zurück und...."

„Was? Merlin...ich verwandle mich gleich und dann kannst du dich mit einer wütenden Schlange anlegen."

Merlin lachte und Ashanta freute sich, denn es war lange her, das sie den Drachen so entspannt gesehen hatte.

„Nun...er nahm mich in den Mund...Arthur kann das sehr gut und ich freute mich. Aber...dann hob er den Kopf und fragte...ist das gut so, mache ich das gut?"

„Nein...wirklich?"

„Ja...ich...konnte es nicht glauben und war sehr schnell in der Realität und dann bin ich ausgeflippt. Ich schrie, das er aufhören soll, doch er sagte nur, er würde sich mehr bemühen...da bin ich abgehauen."

„Kann ich verstehen...da vergeht ja einem die Lust."

Merlin drehte den Kopf

„Jetzt bist du dran."

Sie lachte

„Was willst du denn wissen? Moment...lass mich raten...du bist mehr an Ajan interessiert, nicht wahr?"

„Nein, ich würde nie so über ihn denken, er ist mein Freund."

„Das meinte ich nicht...er ist ein Mann und du magst ja bekanntlich seine Art. Nun gut...er ist der beste Liebhaber, den ich je hatte."

„Wirklich?"

Sie nickte

„Er kann sehr erstaunliche Dinge mit seiner Zunge tun...ich komme dann meistens schon. Und er ist sehr gut gebaut und so gelenkig...ich spüre ihn sehr groß und heiß in mir. Es ist jedesmal eine Wucht, mit ihm zu schlafen...zufrieden?"

„Was mag er denn so?"

Sie lachte wieder

„Was alle Männer gerne haben, du auch...ihn mit dem Mund zu verwöhnen und das bis zum Schluss, er liebt das und ich auch."

Merlin seufzte

„Hör auf...ich habe Entzugserscheinungen...ich weiß schon nicht mehr, wie es sich anfühlt."

Ashanta grinste...sie amüsierte sich sehr, doch was ihr mehr Freude machte, das Merlin das erste Mal wieder scherzte und so entspannt war. Wahrscheinlich bekam ihm der Aufenthalt am See, der nie besucht wurde.

„Ich kann ihn ja mal fragen, ob er dir..."

„Erstens würdest du das nicht wollen und zweitens...was für mich sehr wichtig ist... Ajan ist mein Freund und ich dachte noch nie so über ihn, obwohl er jede Sünde wert ist."

Jetzt lachten beide und eine Stimme fragte

„Was ist jede Sünde wert?"

Ajan kam heran geschlendert, nackt und in all seiner Pracht, sein blaues Haar feucht über den Schultern.

„Du Ajan...Merlin hat eine Durststrecke", sagte Ashanta und grinste...räkelte sich zwischen dem Drachen.

„Hör nicht auf sie, wir haben nur herumgealbert", sagte Merlin „Sie will dich nur ärgern."

Ajan grinste

„Tja...meine Gefährtin schmiegt sich an dich wie eine Geliebte...war mir wieder klar, das ich sie hier bei dir finde", grinste Ajan „Aber sie hatte ja schon immer einen Fabel für dich, Drache. Wie geht es dir so? Anscheinend gut, wie ich sehe."

„Wir haben geplaudert."

„Über was?"

„Dieses und jenes", antwortete der Drache, Ashanta kicherte und Ajan kniff die Augen zusammen.

„Dieses und jenes? Ich denke eher, das ihr euch über ganz gewisse Themen unterhalten habt. Was wollte sie von dir wissen...ich kenne meine Schlange."

„Von mir und Arthur...in gewissen Tätigkeiten."

Die Schlange nickte

„Hm...und im Gegenzug?"

„Nichts."

„Ich glaub euch kein Wort, warte mal...", er überlegte einen Moment und sagte nun „Sie erzählte von mir...was genau?"

Merlin bewegte sich leicht und Ashanta stand auf, kam zu Ajan. Der Drache erhob sich und sagte

„Du bist zu klug für eine Wasserschlange...ich gehe jagen. Soll ich euch etwas mitbringen?"

„Ja...als Wiedergutmachung, das sie meine Geheimnisse ausplauderte", sagte Ajan amüsiert.

„Geht klar...bis später."

Der Drache flog über den Wald, während Ajan Ashanta durch den Wald jagte und sie lachend reißaus nahm.



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Ein halbes Jahr war vergangen und Arthur stand mit Norn vor dem Haus. Es lag etwas abseits des Dorfes...an dem kleinen Fluss, an dem Arthur oft saß, wenn die Sehnsucht nach Merlin zu stark wurde.

„Wie findest du es, Norn?"

„Es ist schön und...wolltest du eine Terrasse rund um das Haus bauen?"

Arthur nickte

„Mandolyn hatte gesagt, ich soll es bauen wie ich möchte und auch wo ich möchte", er sah sich um „Hier am Fluss mit all den Wiesen und dem kleinen Wäldchen ist der schönste Platz. Und ich bin sehr stolz, das Mandolyn mir die Planung überließ und ich baute es nach meinen Vorstellungen."

„Und wer wird dort wohnen?"

Arthur zuckte mit den Schultern

„Keine Ahnung...er sagte nur, das ich es planen soll, wie ich möchte. Und ich bin so froh, das alle mir geholfen haben...mit dem Planen kam ich zurecht, aber ich werde wohl nie ein großer Häuserbauer werden."

Norn nickte und beide drehten sich um, als Mandolyn kam, Aris war bei ihm.

„So...der Chef kommt die Arbeit begutachten...mal sehen, was er so meint", sagte Arthur „Wenn es ihm nicht gefällt...wird er mich köpfen."

„Nein...du bist sein Freund und ich würde das zu verhindern wissen", sagte Norn und Arthur sah ihn lächelnd und gerührt an. Er würde sich mit seinem Anführer anlegen, um ihn zu beschützen...Arthur fand das rührend. Norn nickte seinem Anführer zu und ging zurück. Er wusste...das Haus war perfekt und würde seinem Führer gefallen.

Nachdem sie einen Rundgang durch alle Zimmer machten...das Haus hatte fünf Räume, alle mit großen Fenstern und hell. Aber das Herzstück war die große Terrasse und die Möglichkeit, außen rund um das Haus zu gehen und man dann auf die Veranda vor dem Haus stieß. Mandolyn nickte zufrieden und sagte bewundernd

„Das hast du sehr gut geplant, es ist wirklich schön geworden."

„Ja...und auch die Lage...einsam und doch nah an unserem Dorf", sagte Aris und grinste.

Arthur freute sich und nickte

„Okay...es ist dann fertig, bis auf die Inneneinrichtung. Das muss derjenige machen, dem das Haus gehören wird."

Mandolyn nickte und sah zu Aris, der sich scheinbar amüsierte, sagte dann

„Ja...wenn die Besitzer zusammen kommen, können sie damit planen."

Arthur runzelte die Stirn

„Wieso? Sind sie denn nicht hier?"

„Nicht alle", sprach Mandolyn in Rätseln, doch Aris stieß ihn an

„Jetzt sag es ihm doch endlich."

„Was soll er mir sagen?" Arthur war verwirrt. Der Saris grinste

„Es ist dein Haus, Arthur...deines und Merlins Haus. Du sagtest mir mal, das du darüber nachdenkst, die Armee zu verlassen und wolltest das mit Merlin besprechen. Aris und ich dachten uns, das du vielleicht hier bei uns leben willst...wenn du das willst. Du kannst auch irgendwo anders hin."

Arthur starrte sie nur an...sagte kein Wort, doch dann schüttelte er den Kopf

„Nein...wirklich? Das ist mein Haus?"

„Ja, du hast es selbst geplant und gebaut...du solltest stolz sein. Ich schenke es dir, Arthur...denn du bist einer meiner besten Freunde und der andere wird auch kommen."

Arthur reagierte und fiel dem Saris um den Hals, Tränen liefen ihm über die Wangen und er flüsterte

„Danke, Mandolyn...ich glaube es nicht...ich habe ein eigenes Haus und...", er schniefte „Und es selbst gebaut."

„Ja, alles gut...Arthur. Ich wollte dir eine Freude machen. Du hast so viel Schlimmes erlebt, es wird Zeit mal etwas Positives zu erleben."

Er umarmte Aris und weinte immer noch und dieser fragte

„Warum weinst du denn, das ist ein Grund zu feiern."

Doch der Drachenreiter schüttelte traurig den Kopf

„Ich freue mich ja so...aber...aber ich werde hier allein wohnen. Merlin ist fort und er wird nicht wiederkommen. Ich habe ihn vertrieben und...und er liebt mich nicht mehr."

„Das ist doch Blödsinn, Arthur. Er wird kommen, glaube mir...er wird kommen."

Arthur nickte nur und wischte sich die Tränen fort. Er glaubte nicht daran, das er Merlin je wiedersehen würde. Doch er wollte seine Freunde, die ihm ein so schönes Geschenk machten, nicht enttäuschen.

„Ist schon gut...ich bin sehr glücklich. Aber...ich möchte jetzt nicht feiern."

„Keine Bange...verschieben wir", sagte Mandolyn und Aris zog ihn fort „Komm...wir müssen uns um andere Projekte kümmern."

Sie gingen und Aris sagte leise

„Lass ihn jetzt allein...ich hoffe, das der verdammte Drache bald auftaucht. Arthur wird immer verzweifelter...er ist jetzt wieder der alte, doch ohne das schwarze Monster ist er nichts."

Mandolyn grinste

„Du hast wohl immer noch einen Groll auf Merlin, was?"

„Nein, nicht weil er mir Arthur weggenommen hat. Er war nicht für mich bestimmt und nur eine Zwischenstation. Und ich bin sauer, weil er sich so viel Zeit lässt. Wo steckt der verfluchte Drache?"

„Das weiß niemand...was wolltest du mir noch sagen?"

„Du willst es wohl genau wissen, Anführer...na gut. Ich denke, das du dafür bestimmt warst, mein Gefährte zu sein und ich liebe dich, Saris."

Mandolyn blieb stehen und zog ihn an sich, küsste ihn und sagte leise

„Ich liebe dich auch, Aris...es war Schicksal, das wir uns damals im Versorgungszelt trafen. An den Krieg erinnere ich mich nicht gerne, aber an diesen Abend schon. Und wenn der schwarze Drache endlich da ist...werden wir das offiziell machen."

Sie küssten sich noch einmal und gingen weiter.

Arthur saß auf der Terrasse auf dem Boden, sich an das Haus anlehnend...er war so glücklich über das Geschenk. Aber auch eine tiefe Traurigkeit war in ihm. Er hatte es endlich geschafft und alles hinter sich gelassen, doch er war allein. Arthur hatte die Hoffnung aufgegeben, das er eine Zukunft mit Merlin hatte. Der Drache konnte nicht schnell genug von ihm wegkommen und ist nie mehr wiedergekommen.

Vielleicht hatte er ihn zu sehr verletzt.

Er sollte hier zukünftig leben? Arthur wusste nicht, ob er überhaupt eine Zukunft hatte.

Ohne Merlin war alles sinnlos.

DrachenblutWhere stories live. Discover now