Drachenblut Kapitel 27

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Drachenblut


Kapitel 27



Arthur war wie der Teufel in die Stadt geritten und hatte das Pferd angebunden. Es würde wahrscheinlich weg sein, wenn er wiederkam, aber das war ihm egal. Er betrat ein dunkles Viertel der Stadt, in dem sich Gesindel herumtrieb...Diebe, Betrüger und Mörder, auch Männer, die Frauen etwas antaten und auch Männern. Einige starrten ihm hinterher, als er durch die dunklen Gassen ging, er hatte ein Ziel.

Doch drei Männer vertraten ihm den Weg. Sie waren schmutzig und ungepflegt und hatten mit Sicherheit nichts Gutes im Sinn.

„Wohin...Schönheit?", fragte einer und musterte ihn ungeniert von oben nach unten „Hast du Gold bei dir?"

„Nein...verschwindet!"

Er grinste zu den anderen

„Na...dann vielleicht etwas anderes. Du bist sehr schön und gut gebaut und könntest uns ein wenig Geld einbringen. Ich kenne Kerle, die ein Vermögen bezahlen würden, um dich einmal zu haben."

„Haltet euch an eure Frauen."

„Aber wir wollen dich und deinen Arsch...deine Lippen, Schönheit. Wir geben dir auch einen kleinen Anteil, wenn du schön brav zu Diensten sein wirst."

„Ich warne euch...ich bin verdammt mies drauf...verschwindet", drohte Arthur. Er hatte jetzt keine Zeit, sich mit ihnen anzulegen, aber wenn sie nicht verschwinden würden, hatte er keine Wahl.

Sie kamen näher und Arthur zog sein Schwert. Bei dem Anblick des langen, messerscharfen Schwertes, wurden sie bleich und zogen sich zurück. Sie waren darauf aus, andere auszubeuten, aber Feiglinge. Arthur behielt das Schwert in seiner Hand, diese Typen konnten zurückkommen oder andere, die etwas von ihm wollten. Diese Gegend war mies und kein normaler Bürger würde sich hierher verirren, aber hier fand er, was er suchte. Er schüttelte sich, als er daran dachte, was sie wollten...sie waren dreckig und stanken zum Himmel...Gesindel.

Er steuerte eine Spelunke an und trat ein. Auch hier nur Gesindel, er sah sich um und ignorierte die Leute, die ihn anstarrten. In einer Ecke erspähte er einen Drachen...Braundrache, so wie er ihn einschätzte. Er ging durch den Raum und setzte sich ihm gegenüber, der Drache sah von seinem Becher Branntwein auf. Er war gut gekleidet, wich von dem übrigen Volk ab, wahrscheinlich gute Geschäfte. Er musterte Arthur

„Was willst du?"

„Ein Geschäft", antwortete Arthur.

Der Mann mit den langen braunen Haaren beugte sich vor, musterte ihn mit seinen grünen Augen

„Welcher Art?"

„Nur einen Flug."

Er lehnte sich wieder nach hinten, legte einen Arm über die Lehne des Stuhls neben ihm.

„Wo...hin?", fragte er gedehnt und hob dabei eine Augenbraue.

„In den Norden...an die nördlichste Grenze, um genau zu sein. Keine Stadt...du setzt mich irgendwo ab. Dann kannst du zurückfliegen."

Wieder musterte er Arthur

„Bist du nicht etwas zu jung, um dorthin zu reisen. Die Gegend ist gefährlich, denn im Moment wimmelt es dort nur so von Norddrachen, Junge."

„Das weiß ich und nenn mich nicht Junge, sonst schlägt dir der Junge den Kopf ab...hier und jetzt", sagte Arthur bissig und beugte sich etwas vor, um seiner Drohung Ausdruck zu verleihen. Er war wirklich verdammt scheiße drauf und machte sich furchtbare Sorgen um Merlin. Aber was ihm am meisten zu schaffen machte...das er zu spät kam, das er Merlin nicht mehr helfen konnte. Er durfte daran nicht denken, sonst bekam er eine Panikattacke. Der Drache grinste, sah zu seinem Schwert, das er wieder in die Scheide gesteckt hatte.

„Du gefällst mir...lässt dich nicht einschüchtern. Also gut...nur Hinflug?"

Arthur nickte

„Wieviel?"

Der Drache schnalzte mit der Zunge, als er Arthur betrachtete

„Okay...hinfliegen, absetzen und dann verschwinde ich wieder...und wenn ich bedenke, das sich dort Norddrachen herumtreiben, brauche ich eine Gefahrenzulage."

Arthur beugte sich wieder vor und fragte genervt

„Ja, meinetwegen...wieviel?"

Er grinste

„Fünfhundert Golddukaten."

„Ich gebe dir sechshundert, wenn wir gleich aufbrechen."

Der Drache musterte ihn wieder

„Was hast du angestellt, das du so schnell weg willst?"

„Nichts...ich suche jemanden und mehr brauchst du nicht zu wissen."

Der Drache lehnte sich wieder zurück und nickte

„Also gut...in einer Stunde."

Er erklärte ihm noch, wo er Arthur treffen würde, dann stand er auf und blieb am Tisch stehen

„Eine Stunde und vergiss das Gold nicht."

„Keine Sorge."

Arthur ging in die Stadt und besorgte sich das Gold, das er in einem Haus hinterlegt hatte. Sein Vater brachte regelmäßig Gold dorthin, damit er genügend hatte, wenn er sich etwas kaufen wollte.

Dann machte er sich auf zu dem Treffpunkt, ein dunkler einsamer Ort, doch der Drache war schon da und drehte seinen großen Kopf

„Das Gold?"

Arthur zeigte es ihm und sah ihn skeptisch an, er lachte

„Keine Angst...ich werde Bartlets Sohn nichts antun...ich will noch etwas länger leben. Dein Vater ist sehr gut mit der Klinge. Und mit Zorin möchte ich mich auch nicht anlegen."

Arthur sagte nichts, es wunderte ihn nicht, das Bartlet bekannt wie ein bunter Hund war...und gefürchtet, genauso wie sein Drache Zorin. Er stieg auf den Drachen, der gesattelt war...wer zum Teufel hatte das getan? Er sah sich um, aber niemand anderes war zu sehen.

Doch bevor er weiter darüber nachdachte, hob der Drache ab und ging steil nach oben. Arthur grinste...wollte er ihm Angst machen...dann viel Vergnügen, er hatte Schlimmeres erlebt. Doch der Drache merkte schnell, das Arthur fliegen konnte und ließ diese Späße, schlug die Richtung nach Norden ein.


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Ashanta beugte sich besorgt über den bewusstlosen Merlin und sah sich die Wunde an...sie hatte sich entzündet. Sie legte ihre kühle Hand auf Merlins Stirn...er glühte. Ajan stand neben ihr, er war ihre persöhnliche Wache, aber er würde auch da stehen, wenn er das nicht wäre.

„Das habe ich befürchtet", sagte sie leise „Die Wunde ist sehr tief und hat sich entzündet. Das Seewasser und Schmutz kamen hinein. Er ist ein Drache und die Keime im See machen ihm etwas aus."

Da der See ihre Heimat war und sie dort lebten, machten ihnen die Keime nichts aus. Dazu kam, das sie eine ganz andere Spezies waren, sehr unterschiedlich zu dem Drachen.

„Und was nun?" Ajan kniete sich auf einem Knie neben sie.

„Er hat Fieberkrämpfe", sagte sie und sah auf Merlin hinunter, der zitterte und gleichzeitig glühte. Schweiß stand ihm in dicken Tropfen auf der Stirn. Ashanta nahm etwas Weiches und tupfte seine Stirn ab, dann wandte sie sich an Ajan

„Wir müssen ihn zudecken...aber mit was?"

Ajan stand auf und sah zum See

„Mit Algen...ich lasse das gleich erledigen", sagte er und lief zum See. Eine große Seeschlange tauchte ab in die Tiefe...ihre Haut schimmerte bläulich.

Etwas später lag ein dicke Decke auf Merlin. Frauen hatten sie aus Algen zusammengeflochten und das sehr schnell. Ashanta deckte ihn zu und tupfte seine Stirn ab, Merlin zitterte und warf den Kopf hin und her. Er murmelte etwas und Ashanta beugte sich vor, um ihn zu verstehen. Dann sah sie zu Ajan

„Er sagt immer wieder einen Namen...Arthur."

Ajan zuckte mit den Schultern

„Vielleicht ein Freund."

Ashanta nahm seine Hand und hielt sie, Ajan beobachtete sie...sie schien den Drachen zu mögen. Doch Merlin war im Delirium, das Fieber und die Infektion setzten ihm sehr zu.

„Ich glaube...wir bekommen ihn nicht durch...ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Er ist so anders als wir, Ajan. Er wird sterben."

Die Königin sprach langsam, als fiel es ihr schwer und der blauhaarige Mann sagte nun

„Du musst ins Wasser, es ist schon über zwölf Stunden her, meine Königin."

„Ich weiß und du auch."

„Ich halte das noch etwas länger aus, aber du musst gehen...jetzt!"

Sie sah ihn fast amüsiert an

„Willst du mir Befehle geben, Kommandant?"

„Nein, Ashanta...aber...", er sah zu Boden, suchte nach Worten. Er liebte sie und das schon sehr lange, aber er würde ihr das nie sagen. Und er war eifersüchtig, denn seine Königin schien einen Narren an dem Drachen gefressen zu haben und ja, Merlin war ein schöner Mann und Drache.

„Ich will nicht, das dir etwas passiert...du kannst ja bald wiederkommen."

„Da kommt die Ablösung", sagte sie und stand auf, eine junge Frau war dabei, die sich um den verletzten Drachen kümmerte und zwei Wachen. Sie ging auf den See zu, blieb aber stehen und drehte sich um, weil Ajan nicht mitkam.

„Was ist? Lass uns gehen."

„Ich bleibe noch."

„Nein...komm, das ist ein Befehl", sagte sie lächelnd, aber bestimmt „Ich kann kein Kommandant gebrauchen, der nicht einsatzbereit ist."

Ajan kam auf sie zu, am liebsten hätte er sie in seine Arme gerissen, aber er ging an ihr vorbei in den See. Ashanta lächelte hinter ihm, ihr war keineswegs verborgen geblieben, wie der schöne Kommandant für sie fühlte. Bald tauchten sie ab...immer tiefer, in Tiefen, die nie ein anderes Lebewesen erreichen würde.

Tief unten waren Höhlen...fast ein Labyrinth und alles war hell erleuchtet. Kristalle standen überall, sie gaben ein bläuliches Licht ab. Es war eine bizarre Welt, abseits von der eigentlichen Welt und so versteckt, das sie nie jemand finden würde. Das Volk der Schlangen war nicht sehr groß, vielleicht hundert Schlangen, Kinder und Ältere mit eingeschlossen. Ashanta herrschte über sie...sie hatten eine königliche Dynastie. Sie hatte die Krone übernommen, als ihr König den See verließ und seine Familie...er war inzwischen tot.

Sie schwammen auf eine große Höhle zu...der königliche Palast, in diesem Fall...die königliche Höhle. Sie war groß und hier unten lebten sie ausschließlich in Schlangenform. Nur an Land verwandelten sie sich. Ajan nickte ihr zu und bog ab zu seinem eigenen Quartier, nachdem er sie bis zu ihrer Höhle geleitet hatte.

Ashanta schmunzelte, als sie durch die Höhle schwamm...Ajan war hinter ihr her, aber er würde das nie sagen. Sie war schon lange allein, ohne Partner. Aber der Gedanke an Ajan war nicht unangenehm, er war eine Augenweide...als Schlange und in menschlicher Form. Ihr war nicht entgangen, wie schön und stark er ist, männlich. Aber im Moment hatte sie andere Sorgen...Merlin. Den Drachen hatte es schlimmer erwischt, als sie dachte und er würde sterben, wenn sie ihm nicht half, aber sie wusste nicht wie. Und ja...Merlin gefiel ihr...er war schön, sexy und geheimnisvoll und sie mochte ihn mehr, als sie sollte.

Aber sie wusste auch, das sie sich keinen Partner einer anderen Spezies nehmen konnte. Merlin war ein Wesen der Lüfte und sie war eine Wasserschlange. Selbst wenn sie zusammenkämen, könnten sie nicht zusammen leben. Sie konnte nicht vom Wasser weg und Merlin könnte nicht in ihr faszinierendes Reich kommen, denn er würde ertrinken. Deshalb blieben Seeschlangen unter sich und die, die es versucht hatten, waren gescheitert. Sie konnten ihren Partner nur stundenweise sehen und das war einfach nicht genug. Sie lebten sich auseinander, denn der Gefährte wollte nicht am See sitzen und warten, bis sein Partner auftauchte. Sie konnten nicht in einer Stadt leben oder überhaupt an Land.

Die Wachen hatten die beiden Drachen sofort bemerkt und Alarm geschlagen. Ashanta war mit ihren Kriegern aufgestiegen und hatte Merlin erkannt und in welcher Not er war. Sie gab den Befehl, den Norddrachen anzugreifen und den schwarzen Drachen zu retten. Ob es Absicht war, das Merlin in den See fiel, wusste sie nicht. Doch sollte das seine einzige Chance gewesen sein, so hatte er richtig gehandelt.

Sie war eine Schlange, denen man Falschheit und Hinterlist nachsagte. Aber Ashanta stand zu ihrem Wort...Merlin brauchte nie Angst vor ihrer Rasse zu haben. Sie würde ihn immer beschützen und ihm helfen. Sie hatte ihm Freundschaft angeboten und er hatte sie angenommen, ohne darüber nachzudenken, was sie war. Ihre Loyalität gehörte diesem fazsinierenden Wesen, das in den Lüften zu Hause war.

Sie musste jetzt ein paar Stunden unter Wasser bleiben, bis sie wieder zu Merlin konnte. Sie war sich sicher, wenn sie später wieder aufstieg...war Ajan an ihrer Seite.


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Gegen Nachmittag erreichten sie den Norden und der Drache ging in den Singflug, landete in der Wildnis. Er drehte seinen Kopf und sagte

„Endstation...wir sind da, die Grenze ist nicht mehr weit und gegen Abend gehen die Norddrachen auf Jagd. Das heißt, das ich bis dahin weg sein will, denn ich möchte nicht unbedingt einem begegnen."

Arthur stieg ab und hängte sich seinen Rucksack um.

„Pass auf dich auf und halte dich bedeckt, wenn die Drachen auftauchen, sonst bist du ihr Abendessen", warnte ihn der Braundrache.

„Ja, ich weiß das alles...ich kenne mich mit Drachen aus."

Er lachte

„Mag sein, das du dich mit unseren Drachen auskennst, aber hast du schon mal einen Norddrachen gesehen?"

„Nein...ich habe noch nie einen gesehen."

„Was tust du dann hier in diesem gefährlichen Gebiet?", wollte der Drache wissen „Du willst nicht mit einem zusammentreffen, glaube mir."

„Ich suche jemanden...einen Drachen genau gesagt. Er war hier unterwegs und ist verschwunden."

„Dann haben ihn die Norddrachen erwischt", sagte er.

„Nein!", schrie Arthur genervt, er konnte das nicht mehr hören. Denn wenn Merlin tot war, dann wurde alles sinnlos, er sah dann keinen Sinn mehr, ein Leben zu führen „Das glaube ich nicht und jetzt verschwinde."

„Er bedeutet dir etwas, nicht wahr, Drachenreiter?"

Arthur gab keine Antwort und drehte sich um, marschierte los. Ja....dieser Drache bedeutete ihm alles, aber das musste er nicht wissen. Er hörte hinter sich, wie der Drache sich in die Luft erhob und sah ihm nach. Jetzt war er auf sich allein gestellt. Er sah sich um, nur Ebenen, Wälder und karge kleine Berge waren zu sehen. Er nahm Luft, vielleicht hätte er planen sollen, wie er vorgehen konnte. Merlin könnte überall sein, er war geflogen.

Vielleicht war er sehr weit weg von seiner Position. Er hatte einfach gehandelt, ohne sich zu überlegen, was er tun konnte. Arthur schüttelte den Kopf...es nützte jetzt nichts, zu denken...was er nicht getan hatte.

Er ging auf den Wald zu, nachdem er zum Himmel sah...es wurde langsam dunkel und die Drachen gingen bald auf die Jagd. Er kniff die Augen zusammen und starrte an einen Punkt am Himmel...Drachen, sie waren schon unterwegs. Arthur sah sich um, er musste sich verstecken, denn wenn sie ihn sahen, würden sie ihn angreifen.

In seiner Nähe war ein kleiner Felsvorsprung und er rannte dorthin, schlüpfte so weit darunter wie es möglich war, als er sie hörte. Hörte, wie ihre mächtigen Schwingen die Luft durchschnitten, es klang wie ein kleiner Sturm, der im Anmarsch war. Arthur sah nach oben, als sie über ihn hinwegflogen, es waren vier im Verbund.

Zum ersten Mal sah er einen Norddrachen von Nahem und leibhaftig, denn sie flogen nicht sehr hoch, weil sie jagten. Sie waren riesig, größer als ihre Drachen. Merlin hätte keine Chance in einem Zweikampf mit diesen Drachen und Arthur war sich ziemlich sicher, das er einer Konfrontation mit so einem Drachen ausweichen würde.

Er wusste nicht, das ihre Drachen nur eine Chance hatten, wenn sie diese Norddrachen ausmanöverierten, denn so etwas besprachen die Drachen unter sich. Da sie ihn nicht gesehen hatten und weiterflogen, kam Arthur unter dem Felsvorsprung heraus, nicht bevor er den Himmel nochmal absuchte. Aber kein anderer Drache war zu sehen. Sie kamen aus nördlicher Richtung und so ging Arthur in diese Richtung, aus denen die Drachen kamen. Wenn das ihre Route war und Merlin mit ihnen zusammengetroffen war, hatte er eine Chance ihn zu finden.

In einem Wald kletterte er auf einen Baum, der einladend genug war, um auf ihm zu schlafen. Am Boden war es zu gefährlich, denn außer den Drachen gab es auch noch andere gefährliche wilde Tiere. Arthur lehnte sich an den Stamm, nachdem er sich festgebunden hatte und schlief sofort ein.


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Merlin warf den Kopf hin und her, er war im Fieberwahn, sein Gesicht war nassgeschwitzt, wie auch der Rest seines Körpers. Und doch zitterte er vor Kälte.

„Arthur...arthur", stammelte er vor sich hin „Es...tut mir leid."

Ashanta wischte ihm mit etwas über die Stirn und sah besorgt zu Ajan

„Wenn das Fieber nicht sinkt...wird er sterben und er friert", sagte sie leise. Doch dann überlegte sie einen Moment und hob die Decke an. Sie schlüfte darunter und zog Merlin an sich, wärmte ihn mit ihrem Körper. Merlin kuschelte sich unbewusst an sie, auf der Suche nach Wärme, obwohl er nicht bei Sinnen war. Und Ashanta hielt ihn in ihren Armen. Ajan gefiel das ganz und gar nicht, das sie so eng mit diesen attraktiven Mann zusammenlag, der auserdem auch noch nackt war, aber er sagte nichts. Doch sein Blick aus seinen nachtblauen Augen sagten alles.

„Was?", fragte Ashanta, als sie seinen vorwurfsvollen Blick sah „Willst du dich neben ihn legen und ihn in deine Arme nehmen?"

Er schüttelte den Kopf

„Nein...ich...ich denke nicht, das ich glücklich wäre, einen Mann in meinen Armen zu halten."

„Dann sieh mich nicht so an, Ajan. Ich tue das, damit er nicht friert." Obwohl es nicht unangenehm war, diesen schönen Drachen in den Armen zu halten. Sie musterte sein hübsches Gesicht, das schweißbedeckt war, seine langen Wimpern und sein leicht lockiges schwarzes Haar...seine schönen geschwungenen Lippen. Sie wollte, das er lebte, sie wollte das so sehr...und sie bedauerte, das er keine Schlange war. Er lebte in den Lüften und sie am Grunde eines sehr tiefen Sees...gab es einen größeren Unterschied?

"Verzeih mir, meine Königin", sagte er und verneigte sich leicht. Doch die Eifersucht war sehr präsent in ihm. Doch Merlin zitterte nicht mehr so sehr nach einer Weile. Seine Wunden hatten sich infiziert und es sah nicht gut aus. Ashanta wusste nicht, was sie sonst noch für ihn tun konnte.
Wenn kein Wunder geschah, würde der Drache sterben. Sie sahen alle beide nach oben, als sie die anderen Drachen hörten, die über sie hinwegflogen, auf der Jagd für ihren Nachwuchs.

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Arthur war schon zwei Tage unterwegs, immer Richtung Norden. Er musste sich öfter verstecken, wenn die Drachen kamen. Sie flogen auch bei Tag, aber vermehrt, wenn es dunkel wurde. Sie frühzeitig am Himmel auszumachen war schwierig, da sie dunkelgrau waren und mit der Dunkelheit verschmolzen.

Arthur war in eine Gruppe hoher Büsche gesprungen, als sie knapp über die Berge kamen und er sie erst im letzten Augenblick gesehen hatte. Doch nun sah er ihnen nach, suchte nochmal den Himmel ab, bevor er seine Deckung verließ. Sein Proviant ging zu Ende und Wasser hatte er auch fast keines mehr.

Trotzdem hielt er die Richtung gegen Norden, er würde nicht aufgeben. Er musste wissen, was Merlin geschehen war. Am vierten Tag kam er über eine Anhöhe, seit zwei Tagen hatte er keinen Proviant mehr und Wasser fand er in einem kleinen Bach. Er blieb stehen und sah sich die Gegend an. Vor ihm im Tal lag ein großer See, er konnte nur einen Teil davon sehen, denn er war riesig.

Doch etwas störte Arthur bei dem Anblick des Sees. Denn obwohl es später Nachmittag war, lag dieser See still und dunkel da. Normale Seen schimmerten einladend blau, aber dieser See war dunkel und unheimlich. Doch er dachte nicht weiter darüber nach, denn er musste ins Tal. Um den See war Wald und er musste sich Deckung suchen, denn er war auf der Flugroute der Drachen.

Die letzten Tage hatte er sich oft verbergen müssen, wenn sie am Himmel auftauchten. Und bald würden sie vermehrt auf Jagd gehen. Arthur kletterte den Hügel hinunter und ging auf den See zu. Inzwischen wurde es langsam dunkel und er beeilte sich, den Wald zu erreichen. Als er unter den ersten Bäumen war, hörte er sie und sah durch die etwas lichten Blätter. Sechs dieser aggressiven Art flogen über den Wald. Arthur lehnte sich an einen Baum, denn er atmete hektisch, die letzte Strecke war er gerannt, um unter die Bäume zu kommen. Er hatte Hunger und fühlte, wie er schwächer wurde...er musste unbedingt Nahrung aufnehmen.

Jetzt sah Arthur, wie groß dieser See wirklich war und in der Dämmerung sah er noch unheimlicher aus. Arthur ging nicht tiefer in den Wald, sondern hielt sich unter den ersten Bäumen und ging an dem See entlang. Erst gegen später würde er sich einen Baum suchen, der geeignet war, darauf zu schlafen. Und er würde versuchen, etwas zu jagen, damit er seinen Hunger stillen konnte.

Er war eine Stunde unterwegs, als der Wald aufhörte und eine karge Stelle kam. Hier war der See frei zugänglich, etwas weiter fing wieder der Wald an. Arthur ging über die waldlose Lichtung am See entlang, als er stehen blieb und sich die dunklen Stellen auf dem Boden ansah. Auf dem hellen Kieselsand waren dunkle Flecken und Arthur sah sich das genauer an...das war eindeutig Blut, getrocknetes Blut. Es war nicht mehr hell genug, aber er strich mit seiner Hand darüber...es war Blut, da war er sicher.

Ein beklemmendes Gefühl schlich sich in seine Brust. War das Merlins Blut? Haben ihn die Norddrachen hier erwischt? Er schüttelte den Kopf, sagte sich, das es nicht bewiesen war, bevor er eine Panikattacke bekäme. Er beschloss sich das morgen bei Tageslicht anzusehen, denn das Blut der Drachen war hellrot, so hell, wie es kein anderes Wesen hatte. Aber in der Dunkelheit konnte er das nicht sehen. Er hörte Drachen und rannte in den Wald, suchte sich eine Schlafstätte. Er würde morgen zurückkommen.

Gegen später hatte er Glück und erwischte ein Kaninchen, er lächelte leicht, als er es fertig machte und daran dachte, wie Merlin sich beschwert hatte, das es so mager war...damals in der Höhle. Er hatte das Gefühl, als wäre das in einem anderen Leben gewesen. Dort hatten sie herausgefunden, das sie sich liebten und träumten noch von einer Zukunft zusammen. Doch nun war alles anders gekommen und Arthur wusste nicht, wie es weitergehen sollte.

Er war nicht glücklich, obwohl er einen Partner hatte. Aris war lieb und sah gut aus, fürsorglich und er schien Arthur wirklich zu lieben. Aber das wollte der Drachenreiter nie...Sex okay, aber nicht mehr. Er liebte Aris nicht, würde ihn nie lieben, sein Herz gehörte Merlin. Von dem Tag an, als sie sich das erste Mal in dieser Höhle küssten und erst recht, als sie sich das erste Mal an dem See liebten.

Er wollte ein Leben mit Merlin oder gar kein Leben, aber es schien ihm, das dies nicht mehr möglich war. Merlin hatte sich von ihm abgewandt und sein Glück mit Nani und seinem Sohn gefunden. Er seufzte und nahm tief Luft...wenn er Merlin gefunden hatte und er zurück zu seiner Familie ging...würde er einen endgültigen Strich ziehen und das wirklich...endgültig. Ein Leben ohne den Drachen kam für ihn nicht in Frage und er würde seine Konzequenzen ziehen.

Der Geruch des bratenden Kaninchens über dem Feuer schürte seinen Hunger an, als er davor saß. Aber auch den Hunger von anderen Tieren, denn es knackte im Unterholz und Arthur fuhr herum, das Schwert ziehend in der Bewegung. Ein großer Wolf stand vor ihm und knurrte ihn an...der Geruch des Kaninchens hatte ihn angelockt. Arthur stand bewegungslos vor ihm

„Verschwinde...ich will dich nicht töten, werde es aber tun, wenn du mir keine Wahl lässt", sagte er.

Der Wolf bewegte sich nicht und Arthur sah schnell in die Runde...keine anderen Wölfe waren zu sehen, ein Einzelgänger. Er war schön, fast weiß und es würde ihm wirklich leid tun, so ein schönes Tier zu töten. Er ging langsam ein Stück zurück und nahm das Kaninchen vom Feuer, der Wolf folgte wachsam seinen Bewegungen, er wollte eindeutig das Kaninchen.

Arthur warf es in den Wald, der Wolf drehte sich um und rannte hinterher. Das war es also mit seinem Abendessen und er fluchte vor sich hin, hielt sich seinen knurrenden Magen...verdammter Wolf. Er löschte das Feuer und kletterte auf den Baum, von dem Wolf nichts mehr zu sehen. Morgen musste er wirklich etwas essen, um bei Kräften zu bleiben...sonst würde er hier den Tod finden.

Noch nicht, sagte er sich in Gedanken...noch nicht.

Erst wollte er Merlin finden und wenn er zurück zu seiner Familie ging...dann würde er den Tod willkommen heißen.

Arthur wollte nicht mehr leiden. Wollte nicht mehr auf Merlin warten, jetzt da er wusste, das er nie wieder zurück zu ihm kam. Er hatte eine Familie, etwas was Arthur nie hatte und nie haben würde.
Und er würde auch das Glück nie wieder finden, denn es war mit Merlin gegangen. Aris konnte ihm nicht geben, was er brauchte. Er brauchte nur Merlin...etwas, was er nie wieder haben wird.

Wenn er Merlin gefunden hatte und er wieder bei seiner Familie war...würde er gehen...für immer.


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Am nächsten Tag suchte Arthur wieder die kahle Stelle am See auf und bückte sich, untersuchte die rötlichen Flecken auf dem hellen Kies. Es war eindeutig Drachenblut und ihm wurde es schon wieder übel, wenn er daran dachte, das es vielleicht Merlins Blut war.

Hatten alle wirklich recht und Merlin war den Norddrachen zum Opfer gefallen? Er wollte das nicht glauben. Er stand auf, kurz vor einer Panikattacke stehend, sah er sich um und versuchte sich zu beruhigen. Doch er fand nichts...bis auf seltsame Schleifspuren im Kies. Was hatte sich hier abgespielt?

Er sah in die Richtung, in die diese Schleifspuren führten und sah nur Wald. Es war später Nachmittag und bald würde wieder die Dämmerung einsetzen und mit ihr kamen die Drachen. Er musste sich Deckung suchen und würde der Spur folgen, die in den Wald führte.

Er nahm seinen Rucksack und warf ihn über die Schulter und ging los. Er würde nicht eher ruhen, bis er wusste, was mit Merlin geschehen war.

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