Drachenblut Kapitel 28

23 2 0
                                    

Drachenblut


Kapitel 28



Merlin lag im Fieber und seine Wunden waren entzündet und in seinen Fieberträumen rief er nach Arthur. Im Moment war niemand bei ihm, denn er lag sehr versteckt. Niemand würde ihn finden, wenn er nicht gerade zufällig über ihn stolpern würde. Und diese Gegend war sehr verlassen.

Seit die Norddrachen in den Bergen brüteten, die ganz in der Nähe waren, wagten sich keine Lebewesen mehr in diese Gegend. Denn wenn Norddrachen schon eine aggressive Art waren, dann erst recht, wenn sie brüteten. Und sie jagten alles...Menschen, Drachen und andere Tiere und fraßen sie oder brachten sie ihrem Nachwuchs in den Bergen.

Merlin stand der Schweiß auf der Stirn und er murmelte etwas. Sein Körper wurde mit der Infektion allein nicht fertig und er wurde jeden Tag schwächer. Ashanta hatte recht...über kurz oder lang würde er sterben. Das Fieber sank nicht und die infizierten Wunden heilten nicht von selbst, dazu waren sie zu tief und zu schlimm. Der Norddrache hatte ihn ganz schön erwischt, auch wenn er jetzt tot war, sah es so aus, als würde er Merlin doch noch mit in den Tod reißen.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX



Arthur hatte den Wald erreicht und die Spur endete dort. Irgendetwas sagte ihm, das er seinem Ziel sehr nahe war...ein Gefühl. Ein Gefühl, das er Merlin nahe war, er konnte es nicht anders beschreiben. Und obwohl er sich ständig fragte, ob er spüren würde, ob Merlin tot war oder im Sterben lag, hatte er doch das Gefühl, das er lebte. Allein dieser Gedanke trieb ihn an. Er hatte Hunger und fror nachts, aber nichts würde ihn aufhalten, nur der Tod. Er ging tiefer in den Wald hinein, drehte sich um und sah den See, hielt sich parallel zu dem Gewässer und suchte den Wald ab.

Nach einer Weile blieb er abrupt stehen und sah mit zusammengekniffenen Augen durch das Dickicht. Dort hinten lag etwas...oder jemand, der sich unruhig bewegte. Arthur ging langsam weiter, auf diese Stelle zu und je näher er kam, umso sicherer wurde er. Und dann blieb er wieder stehen...ungläubig und doch erleichtert. Er hatte Merlin gefunden. Denn er lag hier am Boden und schien....er war definitiv nicht in Ordnung.

Arthur rannte auf ihn zu und rief

„Merlin...merlin. Dem Himmel sei Dank...ich habe dich gefunden."

Doch er bekam keine Antwort, was ihn sofort beunruhigte. Endlich war er bei ihm und sah ihn mit Schrecken an, als er sich vor ihn kniete. Er war sehr verletzt und die Wunden sahen nicht gut aus, sie waren entzündet. Dazu kam, als Arthur ihn ansah, das er im Fieberwahn war. Er wälzte sich unruhig hin und her, murmelte ständig etwas, was Arthur nicht verstand. Seine Stirn glänzte vor Schweiß und er glühte und zitterte gleichzeitig.

„Merlin... hörst du mich? Ich bin es....Arthur. Was ist bloß mit dir passiert?"

Doch der Drache reagierte nicht und Arthur sah zum See. Wer hatte ihn so verletzt und wieso lag er hier? Er sah sich um, dies war wie ein Lager hergerichtet, Merlins Kopf lag auf dicken Mooskissen und er war zugedeckt.

Arthur stutzte, als er die Decke sah und sie berührte. Sie war aus einem seltsamen Material, es schien ihm fast so, als bestünde sie aus Pflanzen. Das alles war sehr seltsam...jemand schien sich um ihn zu kümmern, aber wer? Ein Geräusch ließ ihn wieder aufblicken und seine Augen weiteten sich in Unglauben und Schrecken. Eine riesige Seeschlange tauchte in dem See auf, Wasser und Gischt spritzte auf, als sie die Oberfläche durchbrach, sie schimmerte bläulich und schwamm auf Arthur zu.

Oh nein, dachte Arthur. Merlin verletzt am Boden und er hatte ihn endlich gefunden und nun tauchte eine riesige Seeschlange auf und wollte sie beide töten oder fressen. Was war hier nur los? Merlin lag an einem See mit Monstern und wieso kam die Schlange erst jetzt, um ihnen den Garaus zu machen? Arthur hatte einen schrecklichen Gedanken...hatte er die Schlange zu Merlin geführt?

Fassungslos sah er zu diesem Geschöpf, von dem er keine Ahnung hatte, das es existierte. Bedrohlich mit offenem Mund und spitzen, scharfen Zähnen und dunklen Augen, kam diese Kreatur näher und näher, jetzt an Land und bahnte sich einen Weg zu den beiden...gütiger Himmel. Arthur erhob sich, fest entschlossen, Merlin zu beschützen. Aber er hatte wenig Hoffnung, wenn er dieses Schlangenmonster sah, das er dazu fähig wäre. Die Schlange kam knurrend und zischend auf ihn zu und Arthur stellte sich vor Merlin und zog sein Schwert. Er würde ihn mit seinem Leben schützen.

„Du wirst ihn nur über meine Leiche bekommen, Schlange", rief er und sah zu dem großen Kopf hoch „Also...verschwinde oder ich töte dich."

Die Schlange stoppte, als schien sie ihn zu verstehen...unmöglich oder doch? Sie musterte Arthur von oben nach unten, fast eine menschliche Geste und Arthur sah sie verwirrt an. Und ihm fiel auf, obwohl das eine Schlange war...war es ein sehr schönes Geschöpf, außergewöhnlich, aber schön.

Okay, zumindest würden sie von etwas Schönes gefressen werden und nicht von den hässlichen Drachen, ein kleiner Trost, dachte Arthur sarkastisch. Er hob leicht das Schwert...egal, aber er würde nicht kampflos untergehen und stellte sich in Position.

Er hob die Hand an seine Augen, als plötzlich ein heller Lichtschein entstand und vor Arthur stand einer der schönsten Männer, den er je gesehen hatte. Mit dunkelblauen langen Haaren und nachtblauen Augen stand er nackt und wunderschön vor Arthur, der ihn mit offenem Mund von oben nach unten anstarrte, noch immer das Schwert in der Hand. Er wusste nichts von der Existenz solcher Wesen und erst recht nicht, das sie sich auch verwandeln konnten...und das sie so verflucht gut aussahen. Arthur musterte ihn immer noch, alles an ihm schien perfekt zu sein, auch sein großer Penis, der ihm natürlich nicht entgangen war...mochte er doch das männliche Geschlecht und achtete unbeabsichtigt auch auf so etwas.

Irgendwie bescheuert, dachte Arthur. Da stand er einem Monster in Menschengestalt und im Angesichts des Todes gegenüber...und ihm fiel sein Penis auf. So was Idiotisches!

Der Schlangenmann schmunzelte, sich voll bewusst, das er den schönen Menschen überrascht hatte.

„Du willst mich mit...", sagte er fast belustigt und machte mit dem Kopf eine Bewegung zu dem Schwert „diesem Schwert töten? Ich denke...das wird nichts, aber du scheinst mutig zu sein."

„Mag sein, wenn ich dich damit nicht töten kann, dann zumindest verletzten", sagte Arthur grimmig „Aber ich werde verhindern, das du ihn bekommst, auch wenn du mich töten solltest."

„Glaubst du?"

Ajan lächelte...er war auf Konfrontation aus, es kamen nicht oft Situationen vor, in denen er sein kriegerisches Talent nutzen konnte. War doch diese Gegend sehr einsam und die meisten nahmen fluchtartig reißaus, wenn er als Schlange auftauchte. Meistens, eigentlich immer rannten sie schreiend weg. Doch diese blonde Schönheit nicht. Er schien die feste Absicht zu haben, den verletzten Drachen mit seinem Leben verteidigen zu müssen...beeindruckend. Ajan war wirklich beeindruckt und freute sich auf das Kommende...Krieger eben. Also gut...er war ihm eh überlegen. Ajan griff an.

Bevor Arthur reagieren konnte, hatte sich der Mann blitzschnell bewegt und ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Arthur sah ihn einen Moment ungläubig an, er hatte die Bewegungen des Geschöpfes überhaupt nicht gesehen, so schnell war er. Er sah auf seine Hand, er war unbewaffnet, also gut. Dieses Geschöpf schmunzelte, machte sich wohl über ihn lustig... na warte. Arthur sprang ihn an und sie stürzten zu Boden, denn damit hatte Ajan nicht gerechnet, wieder war er beeindruckt. Sie schlugen aufeinander ein und wälzten sich am Boden. Der Schlangenmann war überraschend stark, doch der Gedanke, das er Merlin etwas antun könnte...ließ Arthur erbittert kämpfen. Im Moment hatte er die Oberhand. Arthur saß auf ihm und schlug mit der Faust zu, er keuchte

„Auch wenn du eine große Schlange bist...ich werde nicht aufgeben und du bekommst ihn nicht. Und sollte ich verlieren...hoffentlich erstickst du an mir", schleuderte ihm Arthur ins Gesicht.

Ajan lachte und Arthur sah ihn verwundert an, er schlug auf ihn ein und er lachte...war er hier in einem Alptraum? Er konnte ja nicht wissen, das Ajan gekommen war, um Merlin zu beschützen, aber er genoss das Ganze viel zu sehr, um jetzt die Karten aufzudecken. Ajan war ein Krieger und würde keinen Kampf auslassen, zumal das ihm hier Spaß machte, auch wenn Arthur auf ihn einschlug.

Doch einen Moment später hatte Ajan die Oberhand und saß auf Arthur, sein Penis lag auf Arthurs Brust. Arthur starrte darauf, verdammt...er sollte sich lieber auf das Kämpfen konzentrieren, aber er war ja nicht aus Stein. Und obwohl sein ganzes Sein Merlin gehörte...war das trotz allem ein verflucht attraktives männliches Geschöpf. Ajan blieb das nicht verborgen, er grinste

„Gefällt dir, was du siehst, Mensch? Wohl einer von der Sorte, die das männliche Geschlecht mögen?"

„Na und...ich werde dich trotzdem töten, Schlange...obwohl es eine Schande wäre", gab Arthur keuchend zu und schlug ihm ins Gesicht. Ajan lachte, schnappte sich seine Arme und hielt sie am Boden fest, beugte sich vor und küsste ihn provozierend, indem er mit Gewalt mit seiner Zunge in Arthurs Mund eindrang. Arthur war einen Moment total überrascht. Er fühlte seine warmen Lippen auf seine und seine Zunge, die sich spielerisch in seinem Mund bewegte, sich mit seiner traf...er schmeckte gut und Arthur vergaß sich zu wehren. Wieder lachte Ajan, als er von ihm ließ

„Du gefällst mir...gibst nicht auf und schätzt deinen Gegner...wenn auch auf eine andere Art, als das Kämpferische. Du solltest dich nicht so ablenken lassen...mein schöner Feind", sagte er belustigt.

„Arschloch", keuchte Arthur, schlug ihm mit seinem Knie in den Rücken, da er seine Arme festhielt.

Ajan kam etwas aus dem Gleichgewicht und Arthur nützte das, warf ihn von sich herunter, wieder kämpften sie, wenn auch aus verschiedenen Gründen...Ajan, weil es ihm Spaß machte und Arthur, um Merlin zu beschützen. Sie rollten sich auf dem Boden herum und schlugen mit den Fäusten gegenseitig auf den anderen ein. Der Kampf war erbittert, wenn es auch nichts Ernstes war...von Ajan Seite aus, dem es sichtlich Vergnügen machte. Er war dem Mensch überlegen, spielte das aber nicht aus...der Kampf wäre dann zu Ende und das wollte er eigentlich nicht. Dafür genoss er das zu sehr.

„Ajan...was ist hier los?"

Die Stimme ließ beide inne halten und Ajan sprang auf, Arthur auch und er sah eine Frau mit buntem Haar und unglaublich schön und...nackt. Arthur sah sie ungläubig an. Wo zum Teufel ist sie jetzt hergekommen und was war hier eigentlich los? Arthur wusste, das der Schlangenmann stärker als er war, aber es anscheinend nicht nützte und nun stand da eine sehr schöne Frau mit seltsamen Haaren...träumte er auf einem Baum und hatte Merlin nicht wirklich gefunden?

Merlin lag mit einer schlimmen Verletzung am Boden, eine Schlange, die jetzt ein Mann war, griff ihn an und nun kam noch eine sinnlich schöne Frau daher und alle waren nackt. Das konnte nur ein Traum sein. Doch bevor Arthur sich weitere Gedanken machen konnte, sagte der Mann

„Dieser Mensch hier war bei dem Drachen, meine Königin und ich griff ihn an. Ich musste Merlin schützen."

Arthur sah ihn groß an, dann zu der Frau...meine Königin? Was wurde hier gespielt und von was zum Teufel war sie Königin?

„Ich bin nicht Merlins Feind...ich wollte ihm helfen", verteidigte sich Arthur. Ashanta sah ihn an

„Wer bist du?"

„Arthur...auf der Suche nach Merlin. Als er nicht nach Hause kam, brach ich auf, um ihn zu suchen", antwortete Arthur.

„Arthur?"

Ashanta sah kurz mit einem wissenden Blick zu Ajan. War das der Arthur, den Merlin in seinem Fieber immer rief?

„Er hat immer nach einem Arthur gerufen. Bist du sein Freund?"

„Ja." Und so einiges mehr, aber das war im Moment nicht wichtig.

Ashanta kam näher zu Arthur und blieb vor ihm stehen, musterte ihn einen Augenblick, er fragte zögernd

„Bist du...eine Schlange?"

Sie lachte, denn er fragte das mit Vorbehalt. Und ihr fiel auf, das er sehr schön war und wundervolle blaue Augen hatte. Sie waren tiefblau, anders als Merlins Augen, die eher blassblau waren. Aber er war kein Drache...aber auch kein Mensch, sie spürte das.

„Ja....bin ich. Wir haben Merlin gerettet, als er von einem Norddrachen, der sich in seinem Hals verbissen hatte, getötet haben. Du musst wissen, das wir den Drachen sehr schätzen, denn er hatte mir einmal sehr geholfen und ich bin ihm schuldig, ihm zu helfen. Aber ich würde das auch so tun, denn er ist ein faszinierendes Geschöpf. Aber", sie seufzte und sah zu Merlin „Ich fürchte, das er es nicht schaffen wird. Die Wunden haben sich infiziert und ich weiß nicht, was ich tun kann."

„Ich weiß es und ich kann ihm helfen", sagte Arthur und ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zu Merlin und sah sich die Wunden an. Ashanta und Ajan folgten ihm und sahen ihn fragend an, als Arthur wieder aufstand

„Ich werde ihm einen Verband machen, der die Infektion herauszieht."

„Wie?"

Arthur sah in den Wald

„Der Wald hat alles, was ich brauche", und mit diesen Worten ging er los und suchte bestimmte Pflanzen. Er hatte das alles in der Schule gelernt, welche Heilpflanzen und Kräuter zu benutzen waren, in solch einem Fall. Und er hatte gelernt, wie er seinen verletzten Drachen behandeln musste. Sie hatten vier Jahre Kräuterkunde in der Schule und Arthur wusste, welche Pflanzen er anwenden konnte. Er hatte nicht umsonst mit Bestleistung abgeschlossen.

Bald kam er zurück und zerstampfte die Kräuter zu einer breiigen Masse, trug sie auf die Wunden auf, nahm große Blätter und machte einen Verband, der wesentlich besser aussah, wie damals in der Höhle. Nun machte Arthur ein Feuer, das er jetzt auch wesentlich besser konnte, als damals, nahm von dem frischen Wasser aus seiner Flasche, kochte in einem kleinen Topf Blätter und Kräuter. Er hatte die Standardausrüstung eines Drachenreiters mitgenommen und machte nun einen Tee aus heilenden Kräutern.

Ashanta und Ajan sahen ihm interessiert zu und sie fragte

„Woher kannst du das alles und weißt, was zu tun ist?"

Arthur starrte auf den kleinen Topf, als er antwortete

„Wir haben das in der Drachenschule gelernt."

„Du bist kein Drache...was bist du?"

„Ich bin ein Drachenreiter und Merlin ist...war mein Drache...bis wir uns getrennt haben."

Er sah ins Feuer, als er daran dachte, das sie nie wieder ein Paar würden.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX


„Und doch kommst du allein in diese gefährliche Gegend, stellst dich mir mit diesem mickrigen Schwert gegenüber und beschützt ihn mit deinem Leben...warum?", fragte jetzt Ajan.

Arthur sah ihn an und wieder fiel ihm auf, wie attraktiv dieser Mann...oder Schlange war...verrückt.

„Weil...er es wert ist und...weil er mir viel bedeutet", sagte Arthur und nahm den Topf, stellte ihn kalt, damit er Merlin das einflößen konnte.

„Die Paste und der Sud werden die Infektion herausziehen", sagte er und stand auf, musterte wieder die beiden

„Was seid ihr und wo kommt ihr her?"

„Wir sind Seeschlangen und leben tief im See. Mein Name ist Ashanta und ich führe mein Volk und dies hier...", sie wies mit der Hand auf Ajan „Ist mein Kommandant...Ajan."

„Es gibt noch mehr von euch? Wieso weiß das niemand?"

„Wir wollen nicht, das jemand von unserer Existenz weiß. Merlin hatte meine Tochter vor drei Männer gerettet, die sie sexuell belästigen wollten. Ihm gehört meine Loyalität und das habe ich geschworen."

„Was war passiert?", wollte Arthur wissen und setzte sich neben Merlin, wischte über seine Stirn.

„Ein Norddrache hatte sich in seinem Hals verbissen und er ließ sich in den See fallen...mit ihm am Hals. Ob er das absichtlich tat, weiß ich nicht, aber ich denke doch, er hatte auf meine Hilfe gehofft. Denn der Norddrache hätte ihn getötet", erzählte Ashanta.

„Was passierte mit ihm?"

Sie grinste

„Wir haben ihn getötet, Merlin aus dem Wasser gezogen und unter den schützenden Wald, denn wir liegen auf der Flugroute der Drachen. Hätten sie ihn gefunden, dann hätten sie das Werk ihres Kollegen beendet. Aber ich konnte ihm nicht helfen...ich lebe im Wasser, Merlin ist ein Wesen der Lüfte und so anders als wir."

Arthur stand auf und sah nach dem Tee, er schüttete etwas in einen Becher und ging zu Merlin. Er zog ihn etwas hoch und nahm ihn in den Arm, fuhr ihm zärtlich über seine nassen Haare, führte behutsam den Becher zu seinen Lippen

„Komm, Merlin...trink etwas...bitte", sagte er leise und flößte ihm den Trank ein. Die Art, wie er mit Merlin umging, machte Ashanta stutzig. Er hatte ihm wie ein Geliebter über das Haar gestrichen und sprach so sanft und liebevoll mit ihm. Ein Freund ging nicht so mit seinem Freund um. Sicher, ein Freund wäre auch behutsam, aber irgendetwas sagte Ashanta, das da mehr im Spiel war, wie nur Freundschaft. Arthur sah auf

„Ich bleibe bei ihm...wenn ihr zurück müsst. Ich werde nicht von seiner Seite weichen. Es wird ein paar Tage dauern und ich muss öfter den Verband neu machen, aber ich denke...er wird es schaffen."

Er muss, dachte Arthur, denn der Gedanke, das er in seinen Armen starb, brachte ihn einer Panikattacke wieder näher.

Ashanta stand auf und nickte

„Gut...können wir sonst etwas tun?"

„Etwas zu essen vielleicht? Mein Proviant ist schon seit Tagen zu Ende und ich muss Nahrung aufnehmen, um bei Kräften zu bleiben."

„Ajan wird sich darum kümmern", sagte sie und drehte sich um, ging zum See. Arthur sah ihr nach als eine bunt schillernde Schlange kurz auftauchte und dann tauchte. Er schüttelte den Kopf und sah zu Ajan

„Ich hätte nie gedacht, das es so etwas wie euch gibt."

„Ich habe schon Drachenreiter gesehen, die auf ihren Drachen über den See flogen. Aber ihr seid keine Menschen...was bist du?", wollte er wissen.

„Keine Ahnung...vielleicht irgendetwas Gekreutztes. Es ranken sich viele Legenden um mein Volk und niemand weiß es mit Bestimmtheit. Fest steht nur, das wir sehr lange leben, viel länger als Menschen...so wie die Drachen und als einzige Spezies auf ihnen in allen Lagen fliegen können."

„Bist du denn nicht neugierig...deinen Ursprung herauszufinden?"

„Sicher, aber wo soll ich beginnen? Wir leben seit Generationen und es ist schwierig, die Vergangenheit herauszufinden", sagte Arthur und strich Merlin über die Stirn. Ajan folgte seinen Bewegungen

„Er ist mehr als ein Freund, nicht wahr? Wenn ich bedenke...welche Neigungen du hast?"

Arthur sah ihn an

„Du scheinbar auch."

Ajan lachte und schüttelte den Kopf

„Nein...ich wollte dich nur reizen...ich mag eher die Mädchen."

„Sehr lustig", knirschte Arthur. Ajan stand auf

„Aber du bist ein sehr guter Krieger...und mutig."

„Danke."

„Ich besorge dir etwas zu essen...magst du Fisch?"

„Sicher...in meiner Lage sollte ich nicht wählerisch sein", antwortete Arthur, Ajan grinste und lief zum See. Bald kam er wieder mit einigen Fischen.

„Ich gehe mal davon aus, das du sie nicht so essen willst?"

Arthur verzog das Gesicht

„Roh...nein. Ich bin doch kein...", er sprach nicht weiter und Ajan sah ihn an.

„Was?"

„Ich wollte sagen...ich bin nicht wie ihr...ich brate sie vorher über dem Feuer."

Ajan nickte und nahm einen Stock, spießte die Fische auf und hängte sie über das Feuer. Arthur sah liebevoll auf Merlin herunter, wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Obwohl er so krank war, genoss er die Nähe zu ihm, es war lange her, das er ihm so nah war...zu lange.

Nachdem er die Fische mit Heißhunger gegessen hatte und Ajan ihn beobachtete, fragte er

„Was ist?"

„Du beeindruckst mich und ich muss sagen...das ist eigentlich nicht leicht, mich zu überraschen", antwortete Ajan.

„Inwiefern?"

„Du kommst allein hierher, obwohl du weißt, das die Drachen hier sind. Und du suchst Merlin...du hattest seit Tagen nichts gegessen und hast nicht aufgegeben...warum?"

„Aufgeben liegt nicht in meiner Natur und Merlin...ich sagte schon...er ist es wert", antwortete Arthur ausweichend. Aber Ajan wusste es eigentlich schon, es lag auf der Hand, er beschloss direkter zu fragen

„Du liebst ihn, nicht wahr? Und nicht so wie ein Freund...eher wie...einen Geliebten."

Arthur sah auf und musterte den schönen nackten Mann, als müsste er abschätzen, was er antworten sollte. Schließlich sagte er

„Ja...ich liebe ihn und wir waren ein Paar. Aber nun nicht mehr... wurden durch unglückliche Fälle getrennt. Es...es ist nicht üblich bei Drachen, das sie mit gleichgeschlechtlichen Partner zusammen sind und auch nicht mit einer anderen Spezies. Deshalb hielten wir das geheim. Doch nun hat er eine Frau und einen Sohn und...er ist für mich verloren."

„Und trotzdem kommst du hierher und begibst dich in Gefahr?"

Arthur stand auf

„Ja, verdammt...ich liebe ihn, das kann man nicht einfach abstellen. Was würdest du tun...für jemanden, den du liebst?"

Ajan gab keine Antwort und stand auch auf, er musste langsam zurück. Arthur schaute auf Merlin, der wieder zitterte. Ohne Worte zog er sich aus, bis er nackt war. Der Schlangenmann betrachtete die Muskeln, die unter seiner Haut spielten, als Arthur unter die Decke schlüpfte und Merlin an sich zog, ihn wärmte. Sie waren in der Tat ein seltsames Paar, dachte Ajan und sagte

„Ich muss zurück...morgen werde ich wiederkommen."

Arthur nickte und Ajan ging zum See, sah hoch zu dem sternenklaren Himmel. Dann watete er ins Wasser und sprang kopfüber hinein, verwandelte sich und tauchte ab in sein Zuhause, das so einzigartig war, wie diese Liebe der beiden Geschöpfe da oben.

Arthur schloss seine Augen, er hörte die Geräusche der Nacht. Ajan hatte ihm gesagt, das keine gefährlichen Tiere so nah an den See kamen, denn sie hatten eine instinktive Angst vor den Schlangen. Arthur war das egal.

Er genoss die Nähe von Merlin, den er in seinen Armen hielt und ihn mit seinem Körper wärmte.

Und er hoffte...das er nicht zu spät gekommen ist.

DrachenblutWhere stories live. Discover now