Drachenblut Kapitel 71

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Drachenblut


Kapitel 71



Arthur schlug die Augen auf, er hatte ein paar Stunden geschlafen. Merlin saß neben ihm, die anderen waren draußen...mit Connor. Kristan verbrannte die Leichen hinter dem Haus, Mandolyn bewachte Connor und Bartlet saß draußen auf der Veranda. Er vermied Connor nah zu kommen, um nicht die Kontrolle zu verlieren.

Merlin kam sofort zu ihm, setzte sich neben ihn und nahm seine Hand.

„Gott, Merlin...ich hätte es nicht länger ausgehalten."

„Ich weiß, aber es war schwer herauszufinden, was eigentlich passiert ist. Wir tappten völlig im Dunkeln, doch Bartlet und mein Vater forschten unermüdlich. Schließlich brachte uns Flinn auf die Spur, er erzählte den beiden von Connor. Wir fanden heraus, das er aus dem Kerker frei kam, kurz darauf bist du verschwunden. Wir machten uns direkt auf in den Norden, weil wir dachten, das er hierher kam. Brian hatte uns sehr geholfen."

Arthur sagte nichts, nickte nur...doch Merlin fragte

„Was hat er mit dir getan?"

„Er schlug mich...trat mich, jeden Tag...seine Freunde auch. Er ließ keine Möglichkeit aus, mich zu demütigen und...ich musste ihn mit Meister anreden."

Merlins Augen wurden wieder grün, er fragte leise

„Hat er dir sonst noch etwas angetan, Arthur...ich meine...haben sie dich angefasst?"

Der Drache hielt die Luft an, nämlich sollte das der Fall sein, das Connor ihn sexuell missbraucht hatte oder seine Freunde, würde er das gleich büßen. Doch Arthur schaute ihn an, bemerkte sehr wohl seine grünen Augen. Er wusste, wenn er Merlin sagen würde, was sie vor gehabt hatten, bevor sie in die Hütte gestürmt kamen, würde der Drache reagieren. Doch er wollte nicht, das Merlin für ihn tötete...er wusste, das er sich schwer tat, jemanden zu töten. Merlin war nicht fürs Töten geboren. Er schüttelte den Kopf

„Nein...es kamen immer Frauen her...ich denke nicht, das sie auf Männer standen", antwortete er und log dabei. Kyle hatte sehr viel Interesse daran gehabt...und wenn sie nicht gekommen wären, die anderen vielleicht auch.

„Arthur...sag mir die Wahrheit. Hatte einer dieser Dreckskerle dich so berührt? Lüg mich nicht an."

Wieder sah er Merlin an

„Okay...Kyle wollte mich...hatte mich im Stall sexuell angemacht. Er...er wollte, das ich ihn mit dem Mund befriedige...doch Connor kam und zog ihn weg, schlug ihn nieder und verbot es ihm."

„Ist das die Wahrheit? Wenn nicht...prügele ich sie aus Connor raus", sagte Merlin.

„Ich schwöre es...frag ihn doch."

„Lieber nicht...ich...ich muss mich konzentrieren und mein Feuer unter Kontrolle halten, was mir schwer fallen würde, wenn ich ihn anfasse. Aber wenn du sagst, das nichts in der Richtung passiert ist...dann glaube ich dir. Aber...wehe du lügst mich an."

Arthur schüttelte den Kopf

„Nein, ich lüge nicht...sie hatten mich nicht angefasst, nicht so."

Eigentlich war das ja die Wahrheit, doch es wäre anders gekommen, wenn sie später die Hütte gestürmt hätten. Die Episode mit Kyle war unangenehm gewesen, doch eigentlich war ja nichts passiert.

Merlin schien zufrieden und Arthur atmete auf. Er wusste, das Merlin ausrasten würde, sollte er erzählen, was sie heute Mittag vor gehabt hatten. Er würde das vergessen...zum Glück kam es nie dazu, es hätte Arthur endgültig den Rest gegeben. Er schüttelte sich innerlich, wenn er an Kyle dachte...diesen ungepflegten, stinkenden Typ. Er roch furchtbar und als er damals seine Hose öffnete...auch dort.

Er schloss einen Moment die Augen, als Merlin ihm ein kaltes Tuch auf die Stirn legte, um das Fieber angenehm zu machen.

„Wir fliegen heute Abend zu Brian. Du bist zu schwach, um stundenlang nach Hause zu fliegen. Dort bleiben wir, bis es dir besser geht."

Arthur nickte, er fühlte es selbst und würde nicht so lange fliegen können. Merlin beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Lippen, als Bartlet herein kam. Er lächelte, als er sah, das sein Sohn wach war und kam zum Bett.

„Ich...danke dir, Vater...das du nicht aufgegeben hast, das du mich nicht aufgegeben hast."

Merlin stand auf und ging hinaus, er wollte den beiden etwas Zeit für sich geben. Bartlet setzte sich zu ihm auf sein Bett

„Ich hätte nie aufgegeben und wenn es mein ganzes Leben gedauert hätte. Und deine Mutter...sie hätte mir Beine gemacht, wenn ich so schnell aufgegeben hätte", er schüttelte den Kopf „Nein, das war nie eine Option."

„Und Merlin?"

Bartlet seufzte

„Tja, das war so eine Sache. Er konnte dich nicht mehr suchen...er war am Ende. Merlin aß nichts, schlief nicht und wenn, hatte er Alpträume. Er träumte davon, das du leiden würdest und immer der selbe Traum. Wir hielten das für verrückt, vor allem Kristan...aber anscheinend ist wirklich was Wahres daran. Er sagte immer, du hast ihn gerufen."

Arthur nickte

„Ja...in Gedanken rief ich nach ihm, er sollte endlich kommen und mich erlösen."

Bartlet nickte in Gedanken

„Das ist wirklich seltsam und nicht zu erklären. Sag mir...haben sie dich auch anders missbraucht, Arthur? Du weißt, was ich meine."

„Nein, Vater...sie mochten die Mädchen aus dem Ort."

Der oberste Kommandant schloss einen Moment die Augen. Er stellte sich das furchtbar vor, wenn sie Arthur auch so Gewalt angetan hätten. Arthur sah, das dies seinen Vater sehr beschäftigt hatte.

„Du hattest Angst, das sie das tun, nicht wahr?"

Bartlet nickte

„Es war nicht auszuschließen, Connor ist einer von unserem Volk. Er könnte auch nach Männern schauen und...es ist schon furchtbar für Mädchen. Ich habe das so oft in den Kriegen gesehen, wenn ihre Dörfer überfallen wurden. Sie waren teilweise traumatisiert, manchen konnten das nie verarbeiten. Die anderen beiden waren Menschen, die Chance...das sie auch so waren, war genauso hoch."

„Nein, Vater...ich schwöre, sie haben nichts getan", log Arthur. Er würde auch den Zwischenfall im Stall mit Kyle nicht erwähnen, eigentlich war ja nichts passiert, weil Connor kam. Doch als er mit seiner Erektion über Arthurs Lippen strich...das war schon eklig, vor allem der Geruch.

Arthur schloss wieder seine Augen. Bartlet fühlte seine Stirn...das Fieber war stärker geworden. Er machte sich Sorgen...sie mussten hier weg und einen Heiler finden.

„Ich...ich bin so müde", murmelte Arthur, Bartlet nickte

„Okay, ruh dich noch ein wenig aus...wir fliegen in zwei Stunden", sagte Bartlet. Die Tür ging auf und Kristan kam herein, hatte den letzten Satz noch gehört. Er winkte Bartlet zu sich

„Bartlet...wie werden wir fliegen? Arthur ist zu schwach, um allein auf dem Drachen zu sitzen, wir sollten kein Risiko eingehen. Und Mandolyn kann auch nicht allein fliegen, der fällt runter, wenn wir steigen. Wir müssen sehr schnell sehr hoch fliegen, wegen den Norddrachen, sie jagen am Abend."

„Ja...das ist ein Problem und drei auf dir ist zuviel. Du musst sehr hoch fliegen."

„Wir müssen Arthur auf Merlin festbinden", sagte Kristan jetzt „Es gibt keine andere Möglichkeit...Mandolyn kann nicht allein auf mir fliegen...zu gefährlich. Er ist kein Drachenreiter."

Die beiden sahen sich an und nickten dann, Kristan machte die Tür auf

„Ich sehe mal nach, ob ich Stricke oder etwas Ähnliches finde."

Merlin kam wieder herein und schaute nach Arthurs Wunden, machte neue Verbände. Die Sonne ging unter und sie machten sich fertig.

„Versuch dich noch etwas auszuruhen...wir fliegen bald", sagte Merlin und ging hinaus.

Sie wollten hier alle weg...der Norden war deprimierend.



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Mandolyn stieß Connor die Veranda herunter, er fiel und schlug hart auf. Doch der Saris zog ihn wieder grob hoch. Die anderen kamen zu ihm und der Saris fragte

„Was machen wir mit dem Stück Scheiße?"

Alle sahen ihn missbilligend an, aber keine Antwort war eine Antwort, denn Connor jammerte

„Ihr wollt mich töten? Nein...lasst mich doch einfach gehen, ihr werdet mich nie mehr wiedersehen. Bitte...tut mir nichts."

„Du warst immer schnell bei der Sache, wenn es darum ging, andere zu quälen und jetzt jammerst du um dein Stück scheiß Leben?", sagte Merlin kalt.

Mandolyn schaute Merlin an und zückte seinen Dolch

„Es ist dein Gefährte und dir gehört die Rache...töte ihn!"

„Nein...bitte nicht, lass mich doch gehen", schrie und jammerte Connor.

Alle sahen ihn herablassend an...er war ein Feigling, hatte kein Rückgrat und jammerte um sein armseliges, böses Leben wie ein Weib. Connor war nur groß, wenn andere vor ihm lagen und er sie quälen konnte. Merlin schaute ihn an, sah die Angst in seinen Augen und schaute den Dolch an. Dann zu seinem Vater, der seitlich abwartend da stand, neben Bartlet. Doch nach einem Augenblick gab Merlin den Dolch zurück

„Ich...ich kann das nicht, Mandolyn. Es ist eine andere Sache...im Krieg zu töten, aber ich kann das nicht tun, nicht so. Ich habe geschworen ihn zu töten und er hat den Tod verdient...aber...ich kann es nicht tun."

Der Saris sah zu Bartlet

„Dann du...du bist sein Vater. Er hat deinen einzigen Sohn gefoltert und gedemütigt."

„Ich denke...es ist auch für mich nicht leicht, einfach jemand zu erdolchen...ich weiß nicht..."

Kristan sah ihn erbost an

„Du willst ihn doch nicht laufen lassen...der tut das doch wieder... mit anderen. Er ist ein Sadist und dem geht doch einer ab, wenn er andere quält. Er sollte aus dieser Welt verschwinden, denn er wird sich wieder jemand suchen, den er quälen und demütigen kann...der steht doch darauf. Kannst du das verantworten, das er anderen das auch antut...oder Schlimmeres?"

„Dann tu du es, Kristan, wenn du das so siehst", antwortete Bartlet „Dein Sohn hatte auch gelitten."

„Ich werde nie wieder so etwas tun...ich schwöre", jammerte Connor.

Niemand achtete auf ihn, denn alle wussten, das er es wieder tun würde. Flinn sagte, das sein Vater schrieb, das er immer schon so war und es immer schlimmer werden würde. Konnten sie verantworten, das er anderen das auch antat? Wie viele Wesen würden noch unter ihm leiden? Würde er nicht versuchen, Arthur oder Merlin wieder so etwas anzutun? Er jammerte jetzt und versprach alles, aber wenn sie weg wären...würde er wieder in seine Bösartigkeit verfallen. Connor war ein Sadist und erfreute sich an anderem Leid...er würde das nicht lassen. Und nun hasste er die beiden noch mehr...vielleicht hätten sie nie Ruhe vor ihm, müssten immer über ihre Schulter schauen.

„Okay...was tun wir jetz...", wollte Kristan sagen, als Connor gurgelnde Geräusche von sich gab.

Mandolyn hatte ihm den Dolch in den Bauch gestoßen und zog die Klinge langsam nach oben. Connor schaute ihn aus großen Augen an, fühlte wie er langsam starb, während der Saris den Dolch höher zog und ihn regelrecht aufschlitzte. Blut quoll aus seinem Mund, als er zusammenbrach und Mandolyn die Klinge herauszog und an seinen Kleidern abwischte. Die anderen sahen ihn perplex an.

„Was?", fragte der Saris „Ich habe keine Probleme damit, den Dreckskerl umzulegen. Es war Merlins Privileg, doch er lehnte ab. Arthur ist mein Freund und wir Saris rächen so unsere Freunde und Gefährten...es ist...üblich so."

„Ihn aufzuschlitzen...langsam?"

„Ja...er hatte keinen schnellen, schmerzfreien Tod verdient gehabt", antwortete Mandolyn „Und ich kann es nicht fassen, das ihr tatsächlich überlegt hattet, ihn gehen zu lassen. So jemand geht bei mir nur einen Weg...in die Hölle." dann drehte er sich um, ging hinein.

Alle standen noch draußen und sahen auf Connors Leiche, doch Bartlet sagte nun

„Er hat recht...er hatte keine Milde verdient. Nur...ich hatte Bedenken...wir sind Soldaten, aber haben immer nur getötet, um andere zu schützen oder uns selbst. Ich denke, trotz unserer Erfahrung sind wir nicht kaltherzig genug, so etwas zu tun."

„Mandolyn ist anders, er denkt anders und sie haben andere Sitten. Er tat nur, was Saris normalerweise tun würden", verteidigte Merlin Mandolyn „Bei so einem Vergehen gibt es bei ihnen keine Gnade...Arthur ist sein Freund und ich auch."

„Das ist kein Vorwurf, Merlin", antwortete Bartlet „Er hatte richtig gehandelt, denn Kristan hatte recht. Er ist ein Sadist und hätte es nicht gelassen. Wir haben einigen so ein Leben erspart. Es ist vorbei."

Bartlet folgte Mandolyn und Kristan ließ Connor in Flammen aufgehen...er würde zu nichts verbrennen.

„Es tut mir leid, Vater."

Kristan kam zu ihm und griff ihn an den Schultern

„Nein, Merlin...ich bin stolz auf dich. Du lässt dich nicht von bösen Dingen leiten. Obwohl du so wütend warst und geschworen hast, ihn zu töten...hatte doch das Gute in dir gesiegt. Mandolyn ist Mandolyn...er lebt nach seinen Gesetzen, aber ich bin froh, das er tot ist."

„Ich auch, Vater", sagte Merlin und schaute auf das brennende Bündel „Ich auch."



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Merlin verwandelte sich im Hof, es war dunkel und Kristan und die anderen führten Arthur aus der Hütte. Er war schwach, das Fieber schüttelte seinen Körper und sie mussten ihn stützen. Sie hatten ihm einen dicken Mantel angezogen, denn er fror wegen dem Fieber. Kristan hatte Seile gefunden und sie banden ihn auf Merlin fest.

„Wir beeilen uns besser...er glüht. Das Fieber ist schlimmer geworden", sagte Kristan und fühlte seine Stirn. Arthur war halb bei Bewusstsein und halb weggetreten. Kristan zog sich aus, als sie mit Arthur fertig waren und gab Bartlet seine Kleider, der sie in die Tasche steckte. Dann stieg er auf Kristan, half Mandolyn, der hinter ihm saß und sich an dem Drachenreiter festhielt. Er wusste, das sie jetzt sehr schnell stiegen.

„Okay...Merlin, bleib an Kristans Seite und wenn etwas ist...sag es."

„Ja...alles klar."

Bartlet sah zu Arthur, der mehr auf dem Drachen lag als saß. Sie hatten ihn gut festgebunden. Es ging ihm jetzt schlechter als heute Mittag. Viel später hätten sie nicht kommen können, er wäre am Fieber gestorben, selbst jetzt war sein Gesundheitszustand besorgniserregend.

„Arthur?"

„Arthur?"

„All...alles gut...Meister."

„Was?"

Bartlet drehte sich um zu Mandolyn, der genauso verwirrend dreinschaute.

„Ich erkläre es euch später, anscheinend ist er nicht bei Sinnen...das Fieber", sagte nun Merlin „Können wir jetzt los...ich will diesen Ort verlassen und nie mehr wiedersehen."

„Ja...los", sagte Bartlet.

Kristan breitete seine Schwingen aus und hob ab, Merlin hinter ihm. Sie stiegen steil nach oben, so das Mandolyn sich an Bartlet krallte...in der Ferne hörten sie Norddrachen schreien...sie waren auf der Jagd. Bald erreichten sie eine stattliche Höhe, flogen durch die vereinzelnden Wolken. Es war eine klare Sicht und Vollmond, als sie die Richtung nach Elarios einschlugen.

Mandolyn schlug seinen Mantel um sich, hier oben war es wirklich kalt. Er sah nach unten, vereinzelnd tauchten von den Dörfern Lichter auf. Dort unten waren sie über vier Wochen gewesen...in diesem schlechten bösartigen Norden, der diese Wesen beherbergte...die so verdorben waren.

Die drei Pferde im Stall ließen sie laufen, so wie ihre Pferde. Sie hatten sie abgesattelt und fortgejagt...Futter fanden sie genügend in der Natur. Er hatte zurück geblickt, als sie los flogen...die Hütte lag einsam und dunkel unter ihnen, auf dem Hof die Asche von Connor, hinter dem Haus die der beiden anderen. Der Wind würde sie bald verwehen.

Niemand würde wissen...wie sehr sie hier Arthur gequält und wie sehr er gelitten hatte. Wenn diese Mädchen kämen, würden sie nichts mehr vorfinden, außer eine verlassene Hütte. Die Gestalten, die hier lebten, bekamen...was sie verdient hatten. Sie starben so, wie sie lebten...armselig und rücksichtslos, niemand würde sie betrauern. Sie fielen unter die vielen namenlosen Leichen, die sie auf ihrer Suche gesehen hatten und niemand würde sich an sie erinnern.

Das Kapitel Connor war geschlossen...für immer.


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Sie flogen schnell und nach zweieinhalb Stunden sahen sie die Lichter der Grenzstadt. Es war schon spät am Abend, als sie auf einer Wiese vor der Stadt landeten. Nachdem sich die Drachen angezogen hatten, bemerkten sie, das Arthur sehr schwach war und immer wieder Unverständliches Zeug murmelte.

„Ich trage ihn...Merlin geh vor, du kennst den Weg", sagte Mandolyn und sie gingen durch die kleine geheime Pforte. Schnell streiften sie durch die Straßen, in denen das Nachtleben blühte. Immer wieder sahen sie sich um, Betrunkene rempelten sie an, versuchten Streit zu bekommen. Doch sie stießen sie weg und eilten weiter, denn sie hatten keine Zeit, sich mit ihnen anzulegen. Tavernen hatten geöffnet und Musik drang auf die Straße, hier und dort sah man Pärchen stehen oder Mädchen, die noch um den Preis feilschten.

Es war auch hier nicht anders wie in der Hauptstadt...wenn die Sonne unterging, kamen die Gestalten aus ihren Löchern. Aber es war nicht annähend so schlimm wie im Norden. Hier gab es Gesetze und sie wurden auch angewandt...das wussten alle. Trotzdem gab es immer welche, die dachten...das es sie nicht treffen würde.

Merlin klopfte an die Tür von Brians Haus. Es lag etwas abseits des Trubels, in einer kleinen Gasse. Er öffnete und staunte nicht schlecht, ließ sie sofort hinein. Er atmete auf, als er Arthur auf Mandolyns Arme sah.

„Ihr habt ihn gefunden? Denn Göttern sei Dank...ich hatte mir schon Sorgen gemacht."

„Ja, aber es geht ihm nicht gut", sagte Merlin „Er hat hohes Fieber...eine Wundinfektion."

„Legt ihn in die kleine Kammer auf das Bett. Was war ihm geschehen? Er sieht schlimm aus."

Mandolyn legte ihn auf das Bett, Arthur zitterte und war nicht richtig bei Bewusstsein. Er glühte und gleichzeitig fror er, Brian setzte sich an sein Bett, griff an seine Stirn, die schweißnass war.

„Wann hat das angefangen?"

„Heute Mittag hatte er schon Fieber, aber nun ist es viel schlimmer. Er ist auch nicht mehr bei Bewusstsein, murmelt unsinnige Dinge", sagte Merlin. Brian nickte

„Ja, er ist im Fieberwahn. Zieht ihn aus...nur Hemd und Hose", er stand auf „Ich rufe den Arzt."

„So schlimm?"

„Merlin...er kann sterben an dieser Infektion...ich hol den Arzt."

Dann war er fort und sie zogen ihn aus, legten die drei Decken auf ihn, die Brian ihnen gegeben hatte. Es dauerte nicht lange, als Brian mit einem älteren Mann zurück kam.

„Das ist Samuel...er ist ein Heiler."

Samuel setzte sich neben Arthur und untersuchte ihn, schüttelte den Kopf

„Das Fieber ist sehr hoch und gefährlich...wir müssen es runter bekommen. Ich brauch kaltes Wasser und etwas, das ich ihm um die Beine wickeln kann. Wo sind die Wunden?"

„An den Fußknöcheln."

Der Heiler schlug die Decke unten weg und wickelte den Verband ab. Er nahm die Kerzenlampe näher und schaute sich das an. Wieder schüttelte er den Kopf und sah besorgt auf

„Die Wunden sind stark entzündet und sehen nicht gut aus. Von was hatte er solche Wunden?"

„Von eisernen Fußfesseln", antwortete Merlin besorgt „Er hatte sie lange an, auch als die Wunden schon da waren."

Samuel fragte nicht weiter und warum er Fußfesseln getragen hatte, er musste sich jetzt um den Patienten kümmern, er versorgte Arthur und versuchte das Fieber zu senken. Merlin flößte ihm einen Trank ein, den der Heiler ihm gab.

„Da muss wirklich schlimmer Schmutz hinein gekommen sein, das sie sich so entzünden."

„Ja, er musste im Dreck leben und...er roch nach...Ausscheidungen", sagte Kristan.

„Ausscheidungen...von welcher Art?"

„Nun...mir kam es so vor, als roch er nach Pisse und...nun ja...Scheiße."

„Wie das?", fragte Samuel und nickte „Nun...das könnte die heftige Infektion ausgelöst haben, mitsamt Schmutz und was sonst noch. Was ist ihm nur passiert?"

„Wir wissen nicht, wieso er so gerochen hatte...aber er musste im Stall leben...auf dem Boden."

„Oh Himmel...Leute...ich will euch nichts vormachen", sagte Samuel „Aber eurem Freund geht es sehr schlecht und...wenn er die Nacht überlebt, hat er eine Chance. Kinder macht gewöhnlich so hohes Fieber nichts aus, aber bei Erwachsenen...ist es gefährlich."

Niemand sagte etwas, doch Merlin hatte Tränen in den Augen. Hatte er versagt? Würde er Arthur letztendlich doch verlieren? Kristan zog ihn an sich, sah in welcher Verfassung Merlin im Moment war. Samuel verband wieder seine Wunden, nachdem er eine rötliche Salbe darauf getan hatte und deckte ihn zu.

„Seht zu, das er viel trinkt und gib ihm alle zwei Stunden die Medizin. Ich sehe morgen nochmal nach ihm."

„Danke."

„Keine Ursache...ist meine Arbeit", er schaute zu Arthur „Er ist ein junger starker Mann...er wird es schaffen. Falls sich sein Zustand verschlimmert...ruft mich, egal wie viel Uhr es ist...verstanden?"

Sie nickten alle und Brian führte ihn nach draußen und kam wieder.

„Also...ich habe Decken und Kissen, aber nicht genügend Betten."

„Das macht nichts...wir schlafen auf dem Boden", sagte Bartlet, alle anderen nickten.

„Ich bleibe bei ihm...geht ihr schlafen", sagte Merlin „Ich werde bei ihm wachen und ihm seine Medizin geben."

Sie nickten und verließen die kleine Kammer, legten sich in der guten Stube auf den Boden. Das war nichts Besonderes für die drei...sie hatten schon in allen Lagen geschlafen.

Als Merlin mit Arthur allein war, setzte er sich neben ihn auf das Bett, Arthur murmelte immer

„Tut mir leid, Meister...sofort...Meister."

Meister...Merlin verspürte den Drang, den Dolch doch in Connor zu stoßen. Wenn er Arthur jetzt so sah...würde er ihn töten. Er hatte ihm Furchtbares angetan und es war noch nicht vorbei.

Er war sich sicher, das Arthur ihm nicht alles erzählt hatte. Kristan hatte es angesprochen...er hatte wirklich so gerochen und wenn seine Wunden damit in Kontakt gekommen waren...
Aber wie? Irgendetwas muss noch kurz zuvor gewesen sein, bevor sie kamen, das dieses Fieber ausgelöst hatte.

Merlin legte wieder einen kühlenden Lappen auf seine Stirn...Arthur stöhnte.

„Halte durch, mein Herz...lass mich nicht allein...bitte", sagte Merlin leise und Tränen liefen ihm an den Wangen entlang. Er schluchzte auf und weinte...all die Sorgen um ihn...diese Wut auf Connor...das alles war jetzt zuviel und er weinte. Wann hatte das endlich ein Ende? Wann hatte das Leiden von ihnen ein Ende?

Merlin hatte fast keine Hoffnung mehr, das sie endlich in Ruhe und glücklich leben konnten. Vielleicht war es nicht vorgesehen, das sie glücklich waren...vielleicht mussten sie ewig leiden...mit kleinen Augenblicken, in denen sie glücklich wären. Sie liebten sich so sehr, aber vielleicht war der Preis dafür, das sie leiden mussten...eine Art Bedingung. Denn Merlin konnte sich nicht erinnern, wann sie einmal eine längere Zeit glücklich waren. Es waren immer nur Augenblicke gewesen...seit sie sich gefunden hatten.

Sie waren so glücklich, als sie von dieser Nacht in die Stadt kamen und ihren Jahrestag feiern wollten...Merlin wollte mit Arthur einen schönen Tag machen, wenn er von der Stadt zurück gekommen wäre...doch er kam nie zurück. Und nun konnte es sein, das er Arthur wieder verlor und diesmal könnte er ihn nicht zurückholen.

Wenn Arthur starb, hatte Connor gewonnen und sie beide zerstört.

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