Drachenblut Kapitel 8

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Drachenblut


Kapitel 8



Merlin war auf dem Weg zu Flinns Büro, Kane sagte ihm, das er ihn sehen wollte. Er klopfte an und staunte nicht schlecht, als Bartlet und Zorin dort bei Flinn standen.

„Ah...Merlin", sagte Flinn.

„Ist etwas passiert?", fragte Merlin besorgt.

„Nein...nein, alles in Ordnung. Bartlet ist hier und fragte mich, ob ich dich und Arthur einen Tag freistelle."

„Und warum?"

Flinn sah zu Bartlet, der jetzt auf Merlin zukam und vor ihm stehen blieb.

„Morgen ist Arthurs Geburtstag, er wird dreiundzwanzig. Und wie du ja weißt...ist das auch der Tag, an dem seine Mutter starb. Wir gehen jedes Jahr an diesem Tag zu ihrem Grab...seit er sechs war und es einigermaßen verstanden hatte. Er wollte diesen Tag nie feiern, wie es üblich ist...er sagt immer...es ist kein Tag zum Feiern. Nun...ich fragte Flinn, ob er erlaubt, das du mit mir und Zorin und auch Arthur dorthin fliegen...es ist in der Nähe ihres Dorfes. Und natürlich nur, wenn du einverstanden bist."

Merlin nickte

„Natürlich."

„Wir werden langsam fliegen und vorsichtig, brauchen etwas länger, aber das ist kein Problem."

Merlin sah zu Flinn, der nickte

„Also gut...Bartlet und Zorin sind dabei...dann geht das schon. Wann wollt ihr fliegen?"

„Am Morgen", antwortete Bartlet.

„Dann gehe ich wohl davon aus, das ihr beide hier übernachten wollt?"

Wieder nickte er. Bartlet wusste, das die Schule auch ein paar Gästezimmer hatte.

„Es wäre nett, wenn du so um zehn dann an dem großen Landeplatz wärst", sagte Bartlet „Und danke, Merlin."

„Kein Problem", sagte der Drache und ging.

Am Morgen standen Zorin und Merlin gesattelt am Landeplatz, als Bartlet mit Arthur kam. Er hatte eine einzelne rote Blume in der Hand, war schweigsam wie immer, als Kane ihm auf Merlin half und nochmal alles überprüfte. Normalerweise würde Flinn so etwas nie erlauben, aber bei Bartlet machte er eine Ausnahme, denn er wusste, das der Krieger sehr aufmerksam war und auf die beiden aufpasste.

Bartlet stieg auf Zorin und sagte

„Wir fliegen in ruhigen Tempo und nicht so hoch, Merlin."

„Alles klar", antwortete er und drehte sich um, sah wie Zorin sich in die Luft erhob und folgte ihm.

Auf der Höhe angekommen, glitt er neben den älteren Drachen und passte sich dessen Tempo an. Arthur saß schweigend auf ihm, sah sich die Gegend an, still und ernst, genauso wie Bartlet, der in Gedanken versunken schien, denn er brauchte sich nicht auf dem Drachen zu konzentrieren...fliegen war für ihn einfacher als über Land zu gehen. Anders Arthur, er bewegte sich manchmal etwas ruckhaft, das Merlin ausgleichte...aber nichts sagte. Heute war kein Tag, um irgendwelche Reden zu halten.

Sie flogen zwei Stunden, beide Drachen nützten die Aufwinde, damit sie nicht müde wurden, als das Land wechselte und nichts wie karge Steppen zu sehen war. Auch überflogen sie einige Dörfer und die blonden Bewohner sahen gegen den Himmel, manche winkten und freuten sich. Also...hier hatte Arthur gelebt, in den einsamen öden Steppen...das war seine Heimat. Doch dann ging Zorin tiefer, ohne das Bartlet etwas sagte, Merlin tat es ihm nach. Und nach langem Schweigen sagte der Drachenreiter nun

„Wir sind da."

Zorin landete und Merlin neben ihm. Bartlet sprang ab und ging auf den kleinen Friedhof zu, der ganz einfach war. Holzkreuze, auf denen Namen standen, ein paar Blumen...nichts besonderes. Er lag etwas außerhalb des kleinen Dorfes und war nicht sehr groß. Arthur stieg von ihm ab und folgte seinem Vater, der vor einem Grab stehen geblieben war. Arthur kam zu ihm, stellte sich neben ihn und legte die eine Blume auf das Grab.

Merlin schluckte...das alles war so traurig. Dort stand jetzt ihr Sohn, den sie nie kennen lernen durfte und trauerte um seine Mutter, die er nie bewusst gesehen hatte, weil er noch ein Baby war. Er wusste nicht, das der Auslöser für Arthurs bisheriges schlimmes Leben der Tod seiner Mutter war...und die Fehlentscheidung, die damals sein Vater getroffen hatte, als er ihn in die lieblose Arme seiner Schwester legte. Zorin stampfte etwas von Merlin weg, sah sich die Gegend an, während der Feuerdrache in Gedanken war und die beiden beobachtete.

Und das erste Mal empfand er keinen Groll gegen den blonden Mann, sondern Mitgefühl und Trauer. Er stellte sich vor, das er so groß geworden wäre...ohne seine Mutter, die ihn liebevoll umsorgt hatte...oder ohne Vater, wenn er auch oft in seiner Kindheit zornig und feuerspuckend war. Er würde das nicht missen wollen...für nichts auf der Welt.

Arthur kam zurück, während Bartlet noch blieb...Merlin wusste, das er immer noch trauerte, aber die Last, die er trug...Schuld war. Er hatte falsch gehandelt und sein Sohn war der Leidtragende gewesen. Inzwischen hatte er sich mit seiner Schwester total überworfen, nachdem ein furchtbarer Streit war, indem er sie fast geschlagen hatte, aber das wusste Merlin nicht.

Aber die Zeit konnte er trotzdem nicht zurückdrehen.

Arthur kam auf ihn zu und das erste Mal sprach Merlin ihn nach so langer Zeit des Schweigens an

„Es...es tut mir leid, Arthur. Sie war bestimmt eine tolle Frau."

Zuerst sagte der blonde Mann nichts und Merlin schloss schon damit ab, aber dann antwortete er, ohne Merlin anzusehen

„Ja...sie gab ihr Leben, um mir meines zu ermöglichen", er sah zu Boden „Ich wünschte...sie hätte es nicht getan...vieles wäre mir erspart geblieben."

Dann schwieg er und Merlin sah ihn entsetzt an. Was um Himmels Willen war so schlimm, das man sich wünschte, nie geboren worden zu sein? Jetzt erst verstand er die ganze Tragweite dieses schlimmen Vorfalls...und auch die Spuren, die dies alles hinterlassen hatte. Arthur wünschte sich, das seine Mutter sich gewählt hätte, anstatt das Baby...was hatte er bloß erlebt?

Bartlet kam zurück und stieg wortlos auf Zorin, nickte Arthur zu, der das auch tat.

„Gut...lasst uns zurückfliegen."

Der Rückflug war genauso schweigsam, wie zuvor. Bartlet war in Gedanken versunken und Arthur wohl auch. Er sah zu Zorin, der vor sich hinflog und das all die Jahre immer wieder getan hatte. Merlin war froh, als die Schule in Sicht kam, denn das alles war so bedrückend, das er wirklich traurig war.


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Arthur stieg von Merlin ab, der sich nun verwandelte, nickte seinem Vater zu, der anscheinend gleich weiterflog, denn er saß noch auf Zorin. Als Arthur weg war und Merlin seine Kutte anzog und den Sattel hochnahm, sagte Bartlet

„Merlin...warte."

Jetzt stieg er ab und kam auf ihn zu, Zorin wartete. Merlin drehte sich um und schaute ihn an.

„Wie geht es mit dir und Arthur?"

„Nicht gut...wir schreien uns nicht mehr an, aber es herrscht eisiges Schweigen."

Er nickte

„Flinn erzählte mir, das er ganz allein ist und niemand sich mit ihm abgibt. Er scheint hier sehr einsam zu sein."

Merlin seufzte

„Nun...sie hatten alle gesehen, wie er war und was er tat...sie wollen nichts mit ihm zu tun haben. Alle Drachenreiter haben sich mit ihren Drachen angefreundet und verstehen ihn nicht."

„Er ist nicht böse...nicht so wie der andere, der deiner Schwester schadete. Arthur ist enttäuscht und zornig. Er hat Schlimmes erlebt und ich werde mir das niemals verzeihen. Aber du hast mir gesagt...es ist nie zu spät und fast glaube ich daran. Hilf ihm doch, Merlin...ich glaube, er schafft es nicht allein. Er ist hier so einsam, ich mache mir Sorgen. Ich hatte so gehofft, das er hier Freunde findet und merkt, wie schön das Leben sein kann...er ist noch so jung. Hilf ihm...bitte."

Merlin sah ihn einen Moment an, denn er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Es wunderte ihn schon, das er ihm überhaupt eine Antwort dort auf dem Friedhof gegeben hatte. Doch er nickte, als er in Bartlets Augen sah, in denen Hoffnung war und eine stumme Bitte.

„Gut...ich werde es versuchen. Wie...das weiß ich nicht, aber ich werde es versuchen."

Der Drachenreiter nickte, drehte sich um und stieg auf Zorin, der jetzt seine Flügel ausbreitete und davonflog. Merlin seufzte...wahrscheinlich hatte er ein Versprechen gegeben, das er nicht halten konnte. Denn er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Arthur war abweisender als jemals zuvor...oder war er es? Vielleicht hatte Bartlet recht und er wartete darauf, das Merlin den ersten Schritt tat...oder er war so abweisend und bemerkte es nicht. Sie hatten sich alle von ihm abgewandt...wegen ihm? Oder hatte Merlin ihn von Anfang an abgelehnt?

Er erinnerte sich daran, wie abfällig und desinteressiert er ihn behandelt hatte und später...als er ihn zugewiesen bekam, er nicht glücklich war. Vielleicht war alles seine Schuld.
Er drehte sich um und ging langsam in die Schule, hängte seinen Sattel weg und schlenderte in Gedanken in sein Zimmer.

Will grinste, als er hineinkam und fragte

„Nun...wie war denn dein Ausflug?"

„Das war kein Ausflug...das war so ziemlich das Deprimierteste, was ich jemals tat."

Wills Grinsen verschwand und er fragte

„Was war denn los?"

Merlin erzählte ihm von dem Tag und was Arthur und später sein Vater zu ihm sagte. Will schüttelte den Kopf

„Was ist so schlimm, das ich mir wünsche, nicht zu leben?"

„Das fragte ich mich auch und...ich denke, das ist auch der ausschlaggebende Punkt in seinem Verhalten. Aber...ich weiß einfach nicht, wie ich das ändern soll."

Will überlegte, doch dann lächelte er

„Du hast in zwei Wochen Geburtstag. Mache eine kleine Party und lade ihn ein."

Merlin drehte sich um

„Er wird nicht kommen."

„Das weißt du nicht...leg es darauf an. Wenn nicht...wir feiern trotzdem, aber es ist ein Versuch wert."

Merlin dachte nach, dann nickte er. Er hatte eine kleine Party geplant, aber wollte Arthur nicht fragen, ob er kommt...bei ihren Schwierigkeiten im Moment.

„Gut...ich werde ihn einladen, aber ich denke...er wird nicht kommen."

„Abwarten", sagte Will.

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Die Flugstunde war vorüber und Arthur sprang von Merlin herunter, der sich schnell seine Kutte überzog und rief

„Arthur...warte."

Arthur blieb stehen und drehte sich um, wartete bis Merlin herangekommen war.

„Ich habe am Samstag eine kleine Geburtstagsfeier und wollte dich fragen, ob du kommen möchtest...du bist herzlich eingeladen."

Arthur sah ihn einen Moment an, als würde Merlin sagen, er soll über die Klippe springen und losfliegen...ohne ihn.

„Was ist...kommst du?", fragte Merlin nach, weil er keine Antwort gab.

Arthur drehte sich um und sagte im Hinausgehen

„Ich weiß es nicht."

Merlin sah ihm nach...er konnte ihn nicht mehr wie einladen. Kommen musste er von alleine, er konnte ihn schließlich nicht zur Party schleifen. Aber er hatte sehr wohl bemerkt, wie überrascht Arthur war, als er ihn eingeladen hatte. Es blieb trotzdem die Frage...ob er auch kommen würde.



Der große Saal war geschmückt, das hatten die Mädchen getan, was eine Überraschung für Merlin war. Bunte Girlanden und Lampions waren aufgehängt und ein Schild, auf dem Herzlichen Glückwunsch, Merlin stand...er hatte sich riesig gefreut.

Er hatte auch alle ihre Ausbilder eingeladen, denn sie waren wirklich cool. Sie standen in einer Gruppe zusammen und unterhielten sich, lachten, denn auch sie feierten gerne. Flinn hatte sich um das Essen gekümmert und den Köchen eine kleine Liste gegeben und wie immer gab es Getränke ohne Rauschmittel. In der Schule war das strengstens verboten, auch in der Freizeit. Alle zweiunddreißig Schüler seines Jahres waren anwesend...nein, einunddreißig...Arthur war nicht da.

Eine kleine zwei Mann Gruppe machte Musik, es waren Schüler der jetzigen Abschlussklasse, die Flinn gefragt hatte, ob sie das gerne tun würden. Sie standen in Gruppen zusammen und hatten Spaß, nachdem sie Merlin gratuliert hatten und auf einem der Tische kleine Geschenke lagen. Merlin zog Will zur Seite und auch Zara kam zu ihnen, denn Merlin hatte ihr erzählt, das er Arthur eingeladen hatte und versuchen wollte, das er hier Anschluss fand.

Zara fand das toll und Merlin wunderte das nicht. Sie war nicht nachtragend und viel zu sanft, um jemanden ewig böse zu sein...oder überhaupt jemanden böse zu sein. Sie sah immer in allem etwas Gutes und hatte zuvor immer gehofft, das auch in Connor etwas Gutes war. Aber in diesem Fall hatte sie etwas gelernt...es war nicht immer alles perfekt und Wesen waren es auch nicht.

„Seht ihr...ich hatte es gesagt, er kommt nicht", sagte Merlin und seufzte „Ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun kann. Ich kann ihm ja nicht Feuer unter den Arsch machen, damit er mal aufwacht."

Will grinste

„Das wäre noch eine Idee und sie ist nicht so schlecht. Nur danach könnte er eine Zeit lang nicht sitzen."

„Du spinnst doch, Will. Nur du findest so blöde Ideen gut", sagte Zara „Gleich sagst du noch, das ich ihn einfrieren soll."

„Meine Rede", grinste er und Zara boxte ihn.

Etwas lenkte sie von ihrem Gespräch ab, denn alle sahen zum Tor und einige sagten laut

„Was hat der denn hier zu suchen? Hat den irgendjemand eingeladen?"

Die drei drehten sich um und...Arthur stand in dem Tor, er war zivil gekleidet, schwarze Hose, weiße Tunika. Er stand dort...unsicher, bewegte sich nicht und sah sie alle an. Merlin ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, er lächelte leicht

„Du bist doch gekommen...wie schön."

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Drache."

„Sicher doch...komm."

Arthur folgte ihm zögerlich, alle sahen ihn an und manche tuschelten, andere sagten etwas lauter

„Was will der denn hier?"

Merlin hatte das auch gehört und blieb stehen, Arthur neben ihm und sagte laut, so das alle ihn hören konnte

„Ich habe ihn eingeladen, denn es ist...mein...Geburtstag und es ist...mein...Drachenreiter. Wem das nicht passt...kann gehen und sein Geschenk gleich mitnehmen...ist das klar?"

Alle schwiegen und Arthur hatte nur Augen für Merlin, sah ihn sprachlos und verblüfft an. Noch nie hatte jemand Partei für ihn ergriffen und absolut klargestellt, wo die Prioritäten lagen. Noch nie hatte sich jemand vor ihn gestellt oder ihm den Rücken freigehalten. Arthur wusste, das Merlin bei allen hoch angesehen war und mit ihnen befreundet und trotzdem hatte er ihnen jetzt alle vor den Kopf gestoßen...für ihn.

Flinn und seine Kollegen standen etwas abseits und beobachteten diese kleine Szene. Kane sah zu dem obersten Ausbilder, der das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekam und jetzt leise zu ihm sagte

„Wer hätte das gedacht? Das macht Merlin wirklich gut...er zeigt ihm, wie es sein sollte."

„Ich denke nicht, das er zuvor eine Strategie hatte...er handelt unbewusst", sagte Kane leise.

„Ja...und genau richtig. Er zeigt Arthur, das er zu ihm steht und notfalls gegen seine Freunde. Und wenn sie wirklich Freunde und Kameraden sind...dann geht keiner...wir werden es gleich sehen."

Nel trat vor, sie war so etwas Ähnliches wie der Sprecher ihrer Gruppe

„Entschuldige...wir wussten ja nicht, das du ihn eingeladen hattest. Natürlich hast du recht, es ist dein Geburtstag und er gehört ja dazu...irgendwie."

Merlin sah in die Runde, alle nickten zu dem, was Nel sagte. Er wandte sich an Arthur

„Etwas zu trinken?"

Er nickte und Nel sagte

„Das mach ich...ich hole ihm etwas."

Dann ging sie rüber zum Tisch und Merlin sah zu Will, der grinste. Seine Drachenreiterin wollte Merlin damit zeigen, das sie es nicht so gemeint hatten und weiterhin zu ihm stehen würden...der Unterschied zu richtigen Freunden und solchen, die vorgaben, Freunde zu sein. Auch das registrierte Arthur...er war nicht dumm, sondern nur enttäuscht und zornig auf das Leben.

Merlins Freunde waren Freunde, die weiterhin zu ihm standen, obwohl er sie so öffentlich brüskiert hatte und Nel kam mit einem Drink zurück und reichte ihn Arthur mit den Worten

„Auf Merlins Wohl, Arthur."

Er nickte und hob etwas unsicher den Becher und alle taten es auch, dann tranken sie.

Zara kam zu ihnen und auch Will, sie sprachen locker, als wäre nichts geschehen. Doch Merlin spürte, wie unsicher und verkrampft Arthur war. Er sah mit einem gehetzten Blick in die Runde, als erwartete er, das gleich alle mit Schuhen und Strümpfen über ihn herfielen und wieder fragte sich Merlin...was hatte er erlebt?

Merlin wich den ganzen Abend nicht von seiner Seite und sagte nun, da sie zu zweit standen, denn die anderen tanzten, während er zu den Tanzenden sah

„Ich bin glücklich, das du doch gekommen bist."

Arthur sah ihn an

„Wieso hast du mich eingeladen? Ich meine...nach dem allem hier."

„Weil ich denke...es war an der Zeit, Arthur. Wir sollten unsere Situation wirklich mal überdenken."

Arthur schwieg, aber nach einer Weile sagte er leise

„Ich habe kein Geschenk für dich."

Merlin lächelte

„Doch...hast du...du bist gekommen."

Wieder sah Arthur ihn verwirrt an und er sprach weiter

„Vielleicht ist es das wertvollste Geschenk, das ich heute Abend bekommen habe...die Zeit wird es zeigen."

Arthur sah ihn immer noch an, als Will mit Zara von der Tanzfläche kam und sie ihn fragte

„Kannst du denn auch tanzen, Arthur?"

Er schüttelte den Kopf

„Nein...ich habe noch nie getanzt und ich kann das auch nicht."

„Es ist einfach...wenn du möchtest...zeige ich es dir irgendwann."

„Vielleicht...und was das tanzen mit dir angeht, ich meinte das nicht so...ich..."

Zara winkte ab

„Das hatten wir schon und erinnerst du dich? Ich sagte...vergessen."

Arthur stellte den Kelch hin und sah zu Boden...er war total verwirrt und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er sagte nun mit einem scheuen Blick

„Ich gehe jetzt...ich bin müde, aber es war sehr schön...vielen Dank."

Dann ging er schnell hinaus und Zara sah fragend zu Merlin, der ihm nachsah und jetzt sagte, da er Zaras Blick spürte

„Lass ihn...das war heute viel für ihn. Er muss das jetzt erst alles verarbeiten."

Zara schüttelte den Kopf und fragte sich, was sich wohl alle fragten

Was hatte Arthur erlebt, das er sich unter anderen Wesen unwohl fühlte?


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Arthur ging durch die Gänge zu seinem Zimmer, er war verwirrt und auch überrascht. Schon vor ein paar Tagen, als Merlin ihn nach der Stunde eingeladen hatte. Arthur hatte lange überlegt, ob er zu der Party gehen sollte, hatte sich doch dann letztendlich fertig gemacht, aber als er im Tor stand und alle so abfällig geredet hatten, war er drauf und dran wieder zu gehen. Doch dann war Merlin gekommen und hatte etwas getan, was ihn noch mehr überrascht hatte.

Vielleicht war Merlin ja doch nicht so garstig, wie er angenommen hatte. Am Anfang hatte er nur Schimpfwörter für ihn übrig und dann sagte er gar nichts mehr. Der Drachenreiter hatte das Gefühl, das Merlin zornig war, das er ihm zugewiesen wurde. Es war ein Herzenswunsch von ihm, so etwas zu werden wie sein Vater und dann bekam er einen Drachen, der ihn nicht mochte.

Nach all dem Krach und den Schimpfwörter hatte sich Arthur komplett zurückgezogen...in sein Schneckenhaus, wie sein Vater immer sagte. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben und niemand sprach mit ihm. Er war auf einer Schule voller Wesen und doch einsam.

Und dann war etwas passiert, Merlin hatte ihn eingeladen und...er war so ganz anders, schon auf dem Friedhof. Und was er dann auf dem Fest getan hatte, konnte Arthur gar nicht verstehen...was ist passiert?

Und das erste Mal seit sehr langer Zeit fühlte er etwas, was nicht unangenehm war und Arthur es nicht beschreiben konnte. Doch er fühlte sich so unsicher, wartete, das sie ihn auslachten oder beschimpften, was nicht geschah. Er hatte nie schlecht über die Drachen gedacht, er kannte keinen außer Zorin, der mit seinem Vater kam, wenn er ihn besuchte. Er war nur so verletzt und zornig gewesen, nannte sie Tiere...um sich an Merlin zu rächen oder weil er einfach nicht wusste, wie er mit der Ablehnung umgehen sollte.

Wir sollten unsere Situation mal überdenken.

Das hatte Merlin zu ihm gesagt und er würde das sehr gerne, aber...es war nicht leicht für ihn.


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Am nächsten Morgen saßen alle beim Frühstück, es war ihr freier Tag und sie planten am Tisch, was sie so machen würden. Schließlich wurden sie sich einig, das sie sich später alle im Garten trafen und Mittags ein kleines Picknick machen wollten.

„Ich sorge für das Essen", sagte Zara „Aber wir brauchen noch Decken."

„Die werden wir einsammeln", antwortete Wargas und sah zu seinem Bruder, der nickte.

Auch Zimo und alle anderen würden etwas besorgen, um danach in dem schönen Garten auf der Wiese zu sitzen. Merlin sagte nichts, lächelte nur und freute sich auf ihre gemeinsame Freizeit. Er beobachtete Arthur, der hereinkam, sich am Tisch sein Frühstück auf dem Teller zusammenstellte und sich an einen leeren Tisch setzte. Während die anderen noch planten und sprachen, nahm Merlin wortlos seinen Teller und stand auf.

Alle sahen ihm nach, wie er langsam rüber zu Arthur ging und sich ihm gegenüber setzte, der ihn jetzt ohne ein Wort ansah.

„Guten Morgen", sagte Merlin und begann weiter zu essen.

„Guten Morgen", antwortete er überrascht und sah rüber zu Merlins Tisch, an dem alle zu ihnen beiden rüberschauten. Und dann geschah etwas sehr Seltsames, denn kurz darauf kam Zara mit ihrem Teller und setzte sich neben Merlin...dann Will und Aris und kurz darauf alle, die an Merlins Tisch gesessen hatten.

Alle brachten ihr Frühstück mit und setzten sich an Arthurs Tisch, als hätten sie nur beschlossen, das der Tisch schöner war. Sie unterhielten sich weiter, als wäre nichts anders. Arthur sah sie alle sprachlos an und dann zu Merlin, der auf sein Teller sah und leicht lächelte...er war stolz auf alle und amüsierte sich ein wenig über Arthurs Gesicht.

Flinn saß mit Kane und den anderen an ihrem Ausbildertisch. Wieder lächelte er und nickte Kane zu

„Es mag ja sein, das er sich keine Gedanken gemacht hatte...aber was Merlin da tut...ist richtig gut. Und was all die anderen getan haben...ist noch besser. Sie zeigen alle Arthur, das sie bereit sind, ihm eine Chance zu geben. Und hoffentlich nimmt er an...im Grunde genommen ist er ein lieber Junge und hat das nicht verdient."

„Denkst du, das Bartlet etwas zu Merlin gesagt hatte?", fragte Kane.

„Vielleicht."

An dem Tisch von Arthur war munteres Treiben, alle sprachen und lachten bei ihrem Frühstück.

„Hey, Arthur...wir treffen uns später alle im großen Garten, sitzen auf Decken und machen ein kleines Picknick. Willst du auch kommen?", fragte Zara.

Alle sahen ihn erwartungsvoll an und Arthur sah zu Merlin, der leicht nickte

„Ähm...mal sehen...ja...wäre nicht schlecht."

Zara strahlte

„Gut...es wird dir gefallen, wir sind eine lustige Truppe."

„Und verrückt", meinte Zimo und alle lachten.

„Okay...dann passe ich ja dazu", sagte Arthur und Merlin könnte schwören, das er für eine Sekunde ein Anflug von einem Lächeln gesehen hatte.

Und zum zweiten Mal sah und spürte er, das Arthur kein blöder überheblicher Mann war, sondern eher schüchtern und sehr unsicher. Er hatte das alles falsch eingeschätzt...damals, als er ihn das erste Mal sah. Arthur schob nur all die Dinge vor, weil er so unsicher, schüchtern, auch enttäuscht und hoffnungslos war, weil er sich dann sicherer fühlte.

Und er hatte allen Grund, auf Merlin zornig zu sein, denn er hatte ihn wirklich herablassend und desinteressiert behandelt, als er ihn angesprochen hatte. Er wollte vielleicht nur zarten Kontakt knüpfen und das hatte Merlin im Keim mit seinem Verhalten erstickt. Er war jetzt eigentlich auf sich selbst so zornig, weil er komplett versagt hatte und seine Einschätzung so weit entfernt von der Wahrheit wie der Mond war.

Bartlet hatte nicht ganz recht gehabt, als er Merlin bat, Arthur einen Schubs zu geben, um ihm zu helfen. Denn eigentlich hatte er diesen Schubs gebraucht und Bartlet hatte ihn angeschubst...nicht Arthur. Und er wollte seinen Drachenreiter kennenlernen...wollte wissen, wie der echte Arthur war, der hinter all diesen Dingen steckte, die er vor sich wie ein Schutzschild trug. Merlin wollte das alles wieder gut machen und diesmal...diesmal würde er nicht versagen.

Niemand war perfekt...auch er nicht und das wurde ihm wieder mit aller Macht bewusst.


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Da in der Schule nichts geheim bleiben konnte, waren natürlich wesentlich mehr im Garten, als ursprünglich geplant. Alle saßen auf Decken in Gruppen zusammen, schrien mal hier und da etwas rüber...machten Spaß und Blödsinn. Wie überall hatten sich aus den zweiunddreißig Drachen und Drachenreiter kleine Grüppchen gebildet, die überwiegend zusammenhingen, aber doch alle zusammen eins waren. Jetzt war noch jemand dazugekommen und hatte sich Merlins kleine Gruppe angeschlossen...Arthur.

Er saß mit den beiden Feuerdrachenbrüder, Zara, Will, Zimo, Chako und Merlin zusammen, natürlich auch die Drachenreiter der Drachen, Nel, die mit Will flog, Aris und Zara, Kris mit Zimo, Shane war Chakos Drachenreiter, Davin war mit Wargas verbunden und sein Bruder flog mit Juna, seine weibliche Drachenreiterin. Und nun war Arthur dabeigekommen und jeder wusste nur zu gut, mit wem er flog.

Er saß neben Merlin und hörte dem meist unsinnigen, lustigen Gesprächen zu, die die anderen von sich gaben und Arthur fand das toll, diesem unsinnigen Geschwätz zuzuhören. Für ihn war das wie Musik in seinen Ohren und er fühlte sich nicht mehr so unsicher. Denn er wusste, das sie alle wollten, das er mitkam, ihn gefragt hatten und er nahm sehr gerne an. Merlin beobachtete ihn, wie er in die Runde sah und alle musterte, aber sich anscheinend sehr wohl fühlte, wenn er auch nichts sagte.

„Meine Mutter hat mir meinen Lieblingskuchen geschickt", sagte Kris und stellte eine Box in die Mitte, in der ein rötlicher Kuchen war „Greift zu, der ist echt klasse. Sie kann den Gedanken nicht ertragen, das ich hier vielleicht verhungere."

Alle lachten und griffen zu und Juna fragte

„Arthur...bekommst du auch Essen von deiner Mutter geschickt?"

Zara sah zu Merlin und dieser hielt die Luft an...falsche Frage, aber Juna wusste das ja nicht. Doch Arthur sagte nur

„Ich habe keine Mutter, sie ist an dem Tag gestorben, als ich geboren wurde."

Alle schwiegen betroffen und Juna sah schuldbewusst zu Merlin, der jetzt sagte

„Ist schon gut, Juna...du konntest das nicht wissen."

Arthur sah sie jetzt an, sah alle an

„Es ist nicht schlimm, das konntet ihr nicht wissen. Also...ich möchte nicht, das ihr euch schlecht fühlt", und dann nahm er sich ein Stück Kuchen.

„Wie auch immer, es ist auch nicht gut, zuviel Kuchen zu essen...wir werden davon dick", sagte Zara und vertrieb damit das bedrückte Schweigen.

„Ich sehe dich schon als dicker Drache träge durch die Luft fliegen und werde O Beine haben, weil ich so breit sitze", sagte Aris und Zara blies in seine Haare, die jetzt verdächtigt weiß wurden und er auf seinen eiskalten Kopf griff

„Hey...du frierst mir meine Haare ein."

„Dann sei nicht so frech", meinte sie und alle lachten, als nach kurzer Zeit in der Sonne Wassertropfen von seinen Haaren tropfte.

„Immer noch besser, als wenn Wargas und Floyd sie dir in Brand stecken", sagte Will amüsiert...sie lachten.

„Arthur...hat Merlin dich je verbrannt?"

Er sah zu seinem Drachen und schüttelte den Kopf

„Nein, seine Nase rauchte aber."

„Das tut sie andauernd, wenn er sich aufregt", sagte Will „Solange keine Flamme aus seinem Mund kommt...kann nichts passieren."

„Ich habe aus Versehen Vaters Dokumente angezündet, als ich sechzehn war...es ist nicht gut, einen Feuerdrachen als Vater zu haben...in diesem Moment. Denn er war so zornig, das er Mutters gute Tischdecke anzündete und er dann wirklich etwas kalt bekam, als Mutter kam", erzählte Merlin und alle lachten „Sie hat ihn mit Eis bestraft." Chako fragte

„Deine Mutter ist ein Eisdrache?"

Merlin nickte und grinste

„Zum Glück konnte Vater sich immer mit Feuer auftauen."

Sie lachten und Merlin sah zu Arthur, der jetzt wirklich lächelte. Er hatte ihn noch nie lächeln gesehen, nur damals, als er so überheblich grinste. Aber dieses Lächeln war echt...nichts gespielt oder vorgegeben, das wusste er einfach.

Sie verbrachten einen schönen Tag mit Spaß und Freude. Doch als alle aufgebrochen waren und langsam in ihre Zimmer gingen, stand Merlin noch bei Zara. Doch dann wollte er mit Will in ihr Zimmer gehen, aber unterwegs stand Arthur an der Gabelung zu seinem Flügel. Merlin blieb stehen, während er Will zunickte, der weiterging

„Ist irgendetwas, Arthur?"

Er schüttelte den Kopf

„Nein, alles in Ordnung. Ich wollte dir nur etwas sagen...danke."

Dann ging er in seinen Flügel, der Feuerdrache sah ihm nach und lächelte...er hatte nicht versagt.

Diesmal nicht!

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