Drachenblut Kapitel 72

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Drachenblut


Kapitel 72



Die Nacht zog sich dahin, doch Merlin wachte an Arthurs Bett. Er hob leicht seinen Kopf und flößte ihm die Medizin ein, die der Heiler ihm gegeben hatte. Und er achtete sehr darauf, das er genug Wasser trank. Und immer wieder kühlte er seine Stirn.

Arthur war unruhig, stöhnte und manchmal murmelte er vor sich hin...wie jetzt. Merlin beugte sich etwas vor, um ihn besser zu verstehen.

„Nein...bitte nicht, Meister...ihr wollt das nicht tun...bitte nicht."

Der Drache presste die Lippen zusammen, so das sie nur noch ein schmaler Strich waren. Was hatte oder wollte Connor ihm antun, das er so flehte, es nicht zu tun? Er hatte das die ganze Nacht immer wieder gesagt...was hatte oder hätte der Dreckskerl ihm angetan?

„Arthur?", fragte Merlin leise.

„Nicht...bitte nicht", murmelte er und warf den Kopf unruhig hin und her.

Merlin war sich sicher, das er im Moment in seiner eigenen Hölle war. Was auch immer er dort erlebte...musste so furchtbar sein. Seit einiger Zeit hatte er so erdrückende Schuldgefühle...die Schuld nicht mehr nach ihm gesucht zu haben. Die Schuld, das er Arthur so lange in der Gewalt von Connor ließ.

Sein Vater hatte ihm erklärt, das er nicht in der Lage war, Nachforschungen anzustellen. Der Schmerz Arthur verloren zu haben und die Ungewißheit, was ihm zugestoßen war...ließ ihn zusammenbrechen. Aber Merlin akzeptierte das nicht...seine Unfähigkeit, seinen Gefährten erfolgreich zu suchen, lastete auf seinen Schultern wie ein riesengroßer Felsbrocken und drohte ihn zu erdrücken.

Nein, es war für ihn keine Entschuldigung, das er wegen seinem Schmerz und seiner Verzweiflung aufgegeben hatte, er hatte Arthur im Stich gelassen...in Connors Händen. Er wusste nicht...wenn Arthur gesund wurde, wie er ihm das erklären sollte. Das war etwas, was Merlin sehr belastete. Und er würde es verstehen, wenn sein Gefährte ihm das niemals verzeihen würde.

Doch seine größte Angst war, das Arthur sich von ihm abwenden würde...tief getroffen von seiner Unfähigkeit und ihn letztendlich verlassen würde. Er war durch die Hölle gegangen und Merlin hatte ihm nicht beigestanden. Das war etwas, was er sich selbst nicht verzeihen konnte...warum also Arthur?

Die Tür ging leise auf und Bartlet kam herein, Merlin schaute ihn an.

„Ich konnte nicht schlafen...wie geht es ihm?"

„Unverändert...nicht besser und nicht schechter."

„Nein...geh weg, Kyle...ich will das nicht...bitte nicht...geh weg", schrie Arthur jetzt.

Merlin legte ihm einen kühlen Lappen auf die Stirn, strich beruhigend über sein feuchtes Haar.

„Psch...alles gut. Du bist in Sicherheit, mein Herz. Schlaf etwas...alles ist gut", sagte der Drache leise und sanft. Arthur wurde etwas ruhiger, Bartlet kam näher, schüttelte den Kopf

„Was hat der Bastard ihm nur angetan oder antun wollen? Ich bin mir sicher, das er uns nicht alles erzählt hatte."

„Der Meinung bin ich auch, irgendetwas muss vorgefallen sein oder hatten sie vorgehabt. Er murmelt immer das Selbe...sie sollen es nicht tun. Und auch immer von Connor und diesem Kyle."

„Warum sagt er andauernd Meister?", wollte Bartlet wissen.

Merlin stand auf und ging etwas im Zimmer herum...er saß sehr viel bei Arthur, der jetzt etwas ruhig war.

„Connor hatte von ihm verlangt, das er Meister zu ihm sagt...anscheinend hatte er das getan."

„Das ist eine fiese Form von Erniedrigung. Aber ich verstehe nicht, das er es getan hatte. Arthur ist sehr willensstark, er würde nicht so einfach nachgeben", sagte Bartlet.

„Sieh doch wie er aussieht. Sie haben ihn schlimm geschlagen und getreten...irgendwann gibt auch der Stärkste auf."

Bartlet schien nachdenklich

„Mag sein...aber Schläge können Arthur nicht beeindrucken. Er wurde früher immer und viel geschlagen...meine Schwester war grausam, sie könnte die Schwester von Connor sein,wenn du weißt, was ich meine. Sie hatte ihn nur erniedrigt. Und doch bot er ihr die Stirn...tat Dinge, die sie verboten hatte, auch wenn er wusste, das sie ihn wieder schlagen würde", er schüttelte den Kopf „Nein...da muss etwas anderes im Spiel gewesen sein."

Er sah Merlin so sonderbar an, so das dieser weiß im Gesicht wurde, als er an diese Möglichkeit dachte.

„Du...du...du denkst...sie haben ihn...nein", sagte der Drache bestürzt „Bitte nicht...nein, nicht das."

Bartlet seufzte und sah seinen Sohn an

„Ich hoffe das auch, aber auch wenn Connor nicht so war...was ist mit den anderen beiden? Sie waren verdorben genug und...sie wohnten sehr weit draußen, einsam. Die Mädchen kamen nur einmal die Woche...was wäre, wenn sie die anderen Tage..."

„Sag es nicht...bitte", fiel Merlin ihm ins Wort.

Der Gedanke, das sie Arthur auf diese Weise gedemütigt hatten, löste in ihm etwas aus, was er nicht beschreiben konnte. Und wenn es so war...dann würde die Sache immer noch kein Ende haben, auch wenn er jetzt überlebte. In seinen Fieberträumen schien ihn das zu verfolgen und Merlin hatte die schlimmsten Befürchtungen. Hatten sie Arthur sexuell Gewalt angetan?

Und wieder bedauerte er, das sie tot waren. Er hatte sich geziert, Connor zu töten, aber wenn er das gewusst hätte...er wäre schlimmer wie Mandolyn gewesen...er hätte viel mehr gelitten, auch die anderen.

„Gott, ich bete das dies nicht wahr ist. Bei allen Göttern...lass es nicht wahr sein", sagte er leise.

Bartlet legte eine Hand auf seine Schulter, eine tröstende Geste.

„Lass uns hoffen, das es etwas anderes ist. Connor war sehr erfinderisch, was foltern und demütigen anging. Er war ein Sadist und hatte den Kopf voll mit Bösartigkeiten jeglicher Art. Es kann auch etwas anderes gewesen sein."

Merlin beruhigte das nicht wirklich. Er hatte an alles gedacht...das sie ihn foltern, schlagen, misshandeln...Hunger und Durst erleiden lassen, aber seltsamerweise nicht an so etwas. Vielleicht wollte er daran nicht denken und hatte es unbewusst verdrängt. Doch nun musste er sich mit dem Gedanken befassen, das sie seinem Gefährten auch sexuell Gewalt angetan hatten.

Er fuhr sich durch die Haare, bemüht...nicht schon wieder auszurasten und sein Feuer klein zu halten. Doch wenn Arthur ihm sagen würde, das sie sich an ihm vergriffen hatten...er wüsste nicht, wie er darauf reagieren würde.

„Ich versuch etwas zu schlafen oder soll ich dich ablösen", sagte Bartlet nun und riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.

„Was? Nein...ich bleibe bei ihm, anscheinend erkennt er meine Stimme und ist dann ruhiger. Geh nur...ich bleibe bei Arthur."

Bartlet nickte und verließ das Zimmer, ließ einen Drachen zurück, der jetzt düster vor sich hin grübelte.



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Am Morgen kam der Arzt wieder, inzwischen waren alle schon wach und Brian machte ein Frühstück. Doch im Moment waren alle in der kleinen Kammer, wollten wissen, was mit Arthur ist. Noch immer glühte das Fieber in ihm und er war nicht bei Sinnen, war wieder unruhig und murmelte vor sich hin. Samuel schüttelte den Kopf

„Ein Wunder, das er noch lebt. Das Fieber geht nicht runter...es ist eher schlimmer. Ich kann das nicht verstehen...es sei denn..."

Er sprach nicht weiter, schlug die Decken zurück und wickelte die Verbände von seinen Wunden ab. Selbst für einen Laien sahen sie wirklich nicht gut aus, sie waren schwarz verkrustet und rochen furchtbar.

„Dachte ich mir es doch", sagte der Arzt leise.

„Was...was ist los?"

Das war Merlin, der das fragte und sehr besorgt. Er hatte ihn die ganze Nacht gepflegt und sah nicht sehr gut aus. Sein Gesicht war weißer wie es schon normal war und er wirkte übernächtigt.

„Der Schorf, der sich gebildet hat...ist schwarz. Das heißt, das er in Gefahr ist...eine Blutvergiftung zu bekommen. Sollte das der Fall sein", er sah zu Merlin „Müsste ich beide Beine abnehmen, um zu verhindern, das sein Körper vergiftet wird."

„Nein", rief Merlin aufgebracht „Das kommt in keinem Fall in Frage...er würde das nicht überleben."

„Doch...er ist ein junger, starker Mann."

Merlin machte einen Schritt auf ihn zu

„Nein...du verstehst das nicht. Er ist ein Drachenreiter...er könnte nicht mehr fliegen...das...ist", er gestulierte mit seinen Händen „Das ist, als würdest du mir die Flügel abschneiden...ich ginge zugrunde und Arthur auch."

Samuel zog überrascht die Augenbrauen hoch

„Du bist ein Drache?"

Er nickte.

„Welcher Art?"

„Feuerdrache", antwortete Merlin.

Samuel schaute zu Arthur und nickte

„Ich gehe mal davon aus, das es dein Drachenreiter ist, nicht wahr?"

„Ja...aber er ist viel mehr als das...er ist mein Gefährte", antwortete Merlin.

Jetzt schaute der Heiler wirklich überrascht drein.

„Dein Gefährte? Das habe ich ja noch nie gehört, noch gesehen...interessant. Ein Drache und ein Drachenreiter und beide männlich? Wirklich interessant."

Er nahm Luft und schaute wieder zu den Wunden.

„Okay...wir haben noch eine Möglichkeit, bevor das Unausweichliche geschehen muss...wir müssen diesen dunklen Schorf abschneiden...die Wunden neu öffnen und reinigen. Ich vermute, das in dem übelriechenden Schorf sämtliche Keime sind, die ihn immer noch attackieren...und...letztendlich ihn vergiften. Das verschmutzte Eisen der Fesseln trug auch dazu bei."

„Dann tun wir das", sagte Merlin.

„Es wird sehr weh tun...wenn wir das alles abschneiden, auch danach", warnte der Arzt.

„Und wenn schon...besser als die andere Alternative", antwortete Merlin „Arthur würde das auch so sehen."

Samuel nickte und stand auf

„Also gut, ich brauche saubere Tücher, denn es wird bluten. Und warmes Wasser, ich muss die Wunden danach säubern."

Alle verschwanden, um das zu besorgen. Brian brachte eine Schüssel warmes Wasser, in das der Heiler etwas hinein schüttete. Dann nahm er ein kleines Messer aus seiner Tasche, Merlin war sich sicher, das es messerscharf war. Er wandte sich an die Männer

„Haltet ihn fest...es wird verteufelt weh tun."

Bartlet, Mandolyn und Kristan hielten ihn...Merlin schaute angespannt auf Arthur, der sich aufbäumte und schrie, als Samuel das tote Fleisch wegschnitt. Merlin ging langsam zurück, weiß im Gesicht und lehnte sich an die Wand. Zu sehen, das Arthur so schlimme Schmerzen erdulden musste...ging ihm an die Substanz. Dazu kam, das er nicht geschlafen und nichts gegessen hatte.
Arthur schrie furchtbar und er schloss seine Augen, doch dann war es still. Merlin sprang panisch vor, aber Samuel sagte gerade

„Er ist ohnmächtig geworden...ist besser so."

Samuel schnitt alles weg, während Brian das Blut wegwischte. Schließlich ließ der Heiler von ihm ab, sah sich alles nochmal an. Das tote Fleisch legte er in eines der Tücher...Kristan konnte den fauligen Geruch, was es verströmte riechen, so wie Merlin mit seiner Drachennase. Samuel roch kurz daran und verzog das Gesicht

„Es war allerhöchste Zeit...das hier ist faulig und...ich möchte wissen, mit was er alles in Kontakt kam. Das Eisen der Fesseln war auch infiziert...mit Sicherheit."

Er tupfte nun die wieder offenen Wunden mit der Wasserlösung ab, säuberte die alles, dann rieb er eine weiße Salbe darüber und verband sie wieder. Brian brachte die blutgetränkten Tücher weg, doch der Heiler sagte

„Lass das Abgeschnittene hier...ich nehm es mit und untersuche das. Möchte wissen, was da alles drin steckt."

Brian nickte und brachte alles weg. Kristan ging zu Merlin, der schneeweiß war und aussah, als würde er gleich umkippen.

„Du solltest etwas essen und schlafen", meinte er „Du kannst Arthur nicht helfen, wenn du auch krank wirst. Wir kümmern uns um ihn."

Merlin nickte...er war fertig. Brian kam herein und nahm ohne Worte seinen Arm, führte ihn nach draußen in sein Schlafzimmer.

„Leg dich in mein Bett und schlaf eine Runde...wir achten auf ihn."

Der Drache nickte nur, er war so müde und ihm war nicht gut. Er ließ sich auf das Bett fallen, Brian zog ihm seine Stiefel aus und als er aufsah...schlief Merlin schon. Brian lächelte und deckte ihn zu, dann verließ er die Kammer.

Er mochte den Drachen und auch sein Gefährte. Sie waren ein sonderbares Pärchen und auch ein Außergewöhnliches dazu. Die Liebe eines Drachens gepaart mit einem Drachenreiter war so unterschiedlich...wie Tag und Nacht, was ihre Arten anging.

Doch sonst machte es keinen Unterschied...sie liebten sich, das konnte man fast fühlen, wenn man sie zusammen sah und sie litten...wenn es einem nicht gut ging.

Brian wusste...da war kein Unterschied zu anderen Liebenden.

Also...warum regten sich alle dann darüber so auf?

Das konnte er nicht verstehen.


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Arthur schlief jetzt, er war aus der Ohnmacht erwacht und sie gaben ihm zu trinken. Obwohl er nicht bei vollem Bewusstsein war, stöhnte er...doch nachdem sie ihm noch das Schmerzmittel gaben, das Samuel ihnen da ließ, wurde er ruhiger. Die vier setzten sich an den gedeckten Tisch, ihre Stimmung auf dem Nullpunkt. Doch sie aßen etwas, allein schon wegen Brian, der sich Mühe gemacht hatte.

„Wenn ich sehe, was Arthur jetzt noch mitmacht...bin ich der Meinung, das du richtig gehandelt hast, Mandolyn", sagte jetzt Bartlet in die Stille „Wenn ich gewusst hätte, was der Junge noch wegen dem Bastard ertragen muss...wäre er nicht gleich gestorben."

„Ist er ja nicht", antwortete der Saris „Ihn so zu töten...hatte ihm höllische Schmerzen bereitet. Dazu kommt, das er langsam fühlte, wie seine Innereien zerteilt wurden."

„Och, kommt schon Leute...ich wollte frühstücken", sagte Brian „Nicht beim Essen."

Sie grinsten alle.

„Wohl etwas empfindlich, was?", fragte Mandolyn.

„Ich bin kein Soldat und auch kein Saris, aber ich kann mir gut vorstellen, das ihr grausam gegenüber euren Feinden seid. Aber ich möchte mir das jetzt nicht vorstellen, wenn ich in mein schönes herzhaftes Brot beiße", antwortete Brian belustigt, auch wenn er das Gesicht verzog.

Sie grinsten immer noch, als sie sich am Tisch bedienten.

„Sah ja nicht sehr gut aus...der Mist, den der Heiler abgeschnitten hatte", sagte Mandolyn wieder.

„Ja...und es roch so faulig und erinnerte mich an..."

Brian hielt inne und schaute sie tadelnd an.

„Okay...anderes Thema", sagte nun der Drache.

„Schöne Stadt...so bunt und vielfältig", meinte der Saris. Einen Moment war es still, dann lachten sie leise und Brian sagte nun

„Also gut...erzählt mir vom Norden."

Sie erzählten ihm von ihren Erlebnissen und auch von der Hütte und den drei Dreckskerlen. Bartlet sagte auch, was Arthur immer murmelte und erzählte ihm von seinen Befürchtungen. Brian nickte wissend

„Ja...es ist durchaus möglich, das sie ihm das auch angetan haben, was ist schlimmer als so etwas?"

Nichts...das wussten alle...selbst der Tod nicht. Sie alle hatten gesehen, wie ungepflegt und widerlich die Kerle waren. Der Gedanke, in sehr nahem Kontakt mit denen zu kommen...fanden sogar die Männer, die nicht auf ihr Geschlecht standen schrecklich. Und auch der Gedanke, das die anderen dabei gewesen wären und sich amüsiert hätten...beim Zusehen.

„Dann wird es noch nicht zu Ende sein...so etwas steckt man nicht so leicht weg...ob Mann oder Frau", sagte Brian.

„Und Merlin wird das auch belasten", sagte Bartlet „Wir können es nicht mehr beweisen...ob es so war."

„Was hast du denn für einen Eindruck?", fragte der alte Mann Bartlet.

„Ich weiß es nicht...ich hatte ihn gefragt und Merlin auch. Er sagte nein, aber wir sind uns sicher, das er uns nicht alles erzählt hatte."

„Dazu kam...das er so schlimm gerochen hatte...nach...Ausscheidungen. Das kann ich nicht verstehen...ich meine...ich habe schon sehr schmutzige Menschen gesehen, aber sie rochen nicht so", sagte Kristan „Ich möchte wissen, was da passiert ist."

Brian seufzte

„Das alles haben sie nicht verdient und es wird noch ein Nachspiel haben. Zwei Monate in so einer Folter und Demütigung...da bleibt auch was hängen, selbst wenn das Schlimmste nicht eingetreten ist. Die Wunden an den Beinen werden heilen...und sehr schnell...aber was ist mit den Wunden an der Seele?"

„Da hatte er auch schon genug...doch Merlin heilte sie mit seiner Liebe zu ihm", sagte Bartlet.

Brian nickte

„Hoffentlich kann er diese Wunden jetzt auch heilen."

Sie sagten nichts dazu...aber alle hofften es sehr.


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Am dritten Tag endlich senkte sich das Fieber. Arthur hatte immer noch Fieber, doch war er aus dem aktuellen Gefahrenbereich heraus. Doch erst am vierten Tag kam er langsam zu sich. Der Heiler war jeden Tag gekommen und öffnete jetzt wieder die Verbände...die Wunden heilten. Frischer gesunder Schorf hatte sich gebildet und es roch auch nicht mehr so widerlich. Samuel nickte und schaute zu Merlin, der angespannt auf sein Urteil wartete.

„Gut...die Wunden heilen...ich denke...wir haben es geschafft. Keine Anzeichen von Blutvergiftung und keine Anzeichen von Keimen. Er wird wieder gesund."

Merlin fiel ihm um den Hals, Tränen in seinen Augen.

„Danke...vielen Dank, ich werde das nie vergessen, was du für ihn getan hast."

Samuel lächelte und klopfte ihm fast väterlich auf den Rücken.

„Ja...ist ja gut. Ich freue mich auch...nicht jeder hätte es geschafft. Dein Gefährte ist ein Kämpfer."

Merlin nickte

„Oh ja...das ist er und er wollte mich nicht allein lassen."

Samuel verband die Wunden frisch und stand auf

„Also gut...ich sehe nächste Woche nochmal nach ihm. Er muss noch mindestens zwei Tage im Bett bleiben, sonst fangen die Wunden wieder an zu bluten. Und keine Gewaltmärsche...schön langsam ein paar Schritte...okay?"

Der Drache nickte erleichtert

„Ich achte darauf."

Bartlet entlohnte den Heiler großzügig für seine Dienste, der nickte und das Haus verließ. Bartlet war nicht arm. Das Vermögen kam von seinem Vater, der ein gewitzter Geschäftsmann war und auch er selbst verdiente nicht schlecht. Merlin atmete auf...Arthur würde leben und wieder gesund werden. Er grinste, als sein Vater herein kam.

„Und...jetzt besser?"

Er nickte

„Ja...und ich habe einen Mordshunger."

Merlin hatte nichts runter bekommen, als es mit Arthur auf der Kippe stand...doch nun, da er außer Lebensgefahr war...hatte er Hunger. Brian winkte ihn heraus und sagte amüsiert

„Gut, dann komm. Fütterung der Raubtiere."

Merlin kicherte

„So unrecht hat du ja nicht mit Raubtier. Ich jage auch und esse das dann sofort."

„Wie...roh?"

„Na klar."

„Menschen auch?"

„Am liebsten alte Männer mit grauem Haar", scherzte der Drache. Brian schlug ihm spielerisch an den Hinterkopf und grinste

„Auch noch frech dazu."

Alle waren erleichtert...die Tage des Bangens waren vorbei...alles würde gut werden.

Wurde es das wirklich?


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Arthur saß im Bett...das Fieber so gut wie weg, als Merlin und Bartlet herein kamen. Sie mussten noch einiges wissen, was ihnen keine Ruhe ließ. Merlin küsste ihn zärtlich auf die Lippen und fragte

„Wie geht es dir heute?"

„Ziemlich gut...die Schmerzen an den Beinen sind nicht mehr so schlimm."

„Okay...können wir dir einige Fragen stellen?"

Arthur schaute sie einen Moment an

„Über was?"

„Die Zeit bei...Connor", sagte Merlin. Arthur schaute weg und die beiden sahen sich an...ein sicheres Zeichen für sie, das er etwas zurück hielt. Merlin setzte sich zu ihm auf das Bett

„Arthur...sieh mich an!"

Arthur schaute ihn nun an und der Drache fragte

„Ich habe dich das schon mal gefragt...erinnerst du dich...und Bartlet auch. Hat...dir irgendeiner der Dreckskerle etwas angetan?"

„Ja...geschlagen und mich getreten."

„Das meine ich nicht. Haben sie dir sexuell etwas angetan", fragte Merlin direkt und wappnete sich für die Antwort. Doch Arthur antwortete nicht sofort...für sie beide kein gutes Zeichen. Merlin wurde zornig

„Hat dich einer der Bastarde angefasst?"

„Wo sind sie?", stellte er eine Gegenfrage.

„Tot...antworte uns jetzt...haben sie dir etwas getan und Arthur...lüg mich nicht an. Ich liebe dich und habe das nicht verdient."

„Nicht...direkt", sagte er zögerlich.

„Was dann...los...spuck es aus."

„Merlin", sagte Bartlet tadelnd, weil er so zornig sprach. Der Gedanke allein, das sie an so etwas gedacht hatten...machte ihn wütend.

„Kyle...er wollte mich, aber Connor hatte es verboten. Er...er fand das widerlich...doch..."

„Was?"

„Er kam in den Stall, als Connor nicht da war und fasste mich an...du weißt schon. Dann schlug er mich und öffnete seine Hose."

Merlins Augen wurden grün und der Drachenreiter sagte

„Merlin...deine Augen. Ich sage nichts mehr, denn du wirst dann böse."

Was für eine ungewöhnliche Wortwahl...böse. Als wäre Merlin sein Vater oder...sein Meister. Beiden fiel das sofort auf.

„Gut...ich werde nicht...zornig, sprich weiter."

„Er wollte...das ich ihn in den Mund nehme, doch ich wehrte mich. Er roch so widerlich dort und ich wollte das nicht. Dann kam Connor und schlug ihn nieder, verbot ihm...mich anzurühren. Gott...ich war so froh. Doch er drohte mir immer damit...wenn ich mich nicht fügte, würde er Kyle das gestatten und noch mehr."

„Sie haben es dann nie getan?"

„Nein, aber an dem Morgen als ihr gekommen seid...hatte sich Connor das überlegt und sie...sie...sie wollten dabei zusehen, wie Kyle...mich..."

Er sprach nicht weiter, Merlin gab ihm Zeit...versuchte seinen Zorn zu beherrschen. Arthur sprach weiter

„Erst Kyle und dann die anderen...deshalb war ich in der Hütte. Sie wollten etwas essen und sich dann...mich dann..."

Er schaute wieder weg, der Gedanke daran regte ihn auf und irgendwie schämte er sich, obwohl es keinen Grund gab.

„Es ist nicht dazu gekommen, denn ihr seid in die Hütte gestürmt. Nein...das wurde mir bei allen Göttern erspart und ich danke ihnen dafür."

Beide atmeten auf, doch Merlin fragte nach

„Ist das auch die verdammte Wahrheit, Arthur? Ich wäre wirklich sauer, wenn du mich diesbezüglich anlügen würdest."

„Ich schwöre es...es ist die Wahrheit und genauso hatte es sich abgespielt. Wenn ihr nicht gekommen wärd...hätten sie es getan."

Bartlet nickte und fragte nun

„Du hattest eine schlimme Infektion und als wir dich fanden...hast du sehr schlimm gerochen...warum?"

Arthur schaute wieder weg, das war das Ekligste, was er je ertragen hatte und auch so beschämend.

„Arthur...du kannst mir alles sagen...ich liebe dich...egal, was du sagst", machte ihm Merlin Mut.

„Es ist...nun...es war so schlimm. Ich musste ihre Tonne leeren...in die sie sich erleichterten. Connor stellte mir auf der Veranda ein Bein und ich fiel. Der Inhalt schwappte über mich...all ihre...", er schluckte bei der Erinnerung „Ich war voll damit, doch Connor und die anderen lachten...danach musste ich alles aufsammeln und wegwischen...es war widerlich. Er verbot mir von Anfang an, mich zu waschen und nach dieser Sache...erst recht. Er sagte...das er es mochte, wenn ich so stank und Kyle...er sagte...es macht ihn an, wenn er einen so stinkenden Kerl...fickt."

Beide sahen sich wieder an...Wunden an der Seele? Brian könnte recht damit haben. Sie hatten ihn aufs Äußerste gedemütigt...mit den widerlichsten Sachen und auch mit dem Verbot, sich zu waschen. Bartlet wusste nun, was die Infektion ausgelöst hatte...all der Schmutz und auch die Sache mit der Tonne.

Und wieder wünschten sie sich, das Connor noch leben würde. Bartlet ging hinaus und murmelte im Vorbeigehen zu Mandolyn

„Er hatte einen noch schlimmeren Tod verdient gehabt."

„Hättest du sagen sollen...ich kenn noch andere Methoden", sagte der Saris „Und...haben sie...?

„Nein...aber das andere war auch schlimm genug", knirschte Bartlet, der in Gedanken Connor quälte.

Er hoffte, das er in der Hölle tausend Qualen erleiden musste.


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Arthur machte gute Fortschritte. Er durfte jetzt aufstehen und Merlin achtete darauf, das er es langsam angehen ließ. Nach einer Woche gingen sie draußen etwas spazieren, frische Luft atmen und sich das bunte Treiben in den Straßen ansehen. Samuel war noch ein Mal da gewesen und hatte die Verbände abgenommen...das sah alles sehr gut aus. Doch nun gingen sie langsam zurück zum Haus. Merlin fiel auf, das Arthur ungemein schweigsam war...er sprach nur, wenn Merlin ihn aufforderte.

„Kann ich wieder baden?", fragte er zögerlich, als sie ins Haus kamen. Die anderen waren auch mit Brian in der Stadt unterwegs, sie mussten alle mal etwas anderes sehen.

„Du hast doch heute Morgen gebadet...es ist mal gerade Nachmittag."

„Aber...ich fühle mich schmutzig."

Merlin war mit zwei Schritten bei ihm und wollte die Hand heben, um ihm über die Wange zu streicheln...doch Arthur zuckte zurück. Merlin schaute ihn verwirrt an.

„Was ist denn?"

„Nichts...Mei...Merlin. Es ist alles gut...wirklich."

Merlin schaute ihn immer noch an, doch Arthur wich seinem Blick aus. Etwas stimmte so ganz und gar nicht, doch er wollte ihn jetzt nicht aufregen.

„Okay...ich muss etwas trinken und..."

Arthur drehte sich um und griff nach dem Kelch, schüttete Wasser hinein und reichte es Merlin.

„Bitte sehr...Wasser."

„Arthur...was soll das? Ich kann mir selbst Wasser holen."

„Entschu...Entschuldigung...ich wollte das nicht...es tut mir leid...Mei..Merlin."

Der Drache schaute ihn total perplex an. Was war jetzt schon wieder los? Arthur verhielt sich merkwürdig...äußerst merkwürdig.

„Du musst dich doch dafür nicht entschuldigen, Arthur. Was ist denn los mit dir?"

„Nichts...alles gut. Kann...kann ich mich etwas hinlegen?"

„Natürlich kannst du das...du brauchst doch nicht zu fragen...verdammt, Arthur."

„Bist du böse?"

Merlin drehte sich um, schaute aus dem Fenster...er wusste sich nicht zu helfen, doch er hatte einen Verdacht und sagte nun

„Ja."

Er wollte nur etwas testen...sich bestätigen.

„Bitte...es tut mir leid, ich werde es nicht wieder tun und ich werde es wieder gut machen. Kann ich..."

Merlin drehte sich um

„Es reicht, Arthur...ich bin nicht böse...hör auf. Du machst mich wahnsinnig."

„Ich..."

„Leg dich hin und schlaf etwas...bitte, du bist erschöpft."

„Sofort."

Er drehte sich um und ging in die Kammer. Merlin sah ihm nach...in seinem Gesicht Bestürzung. Arthur war nicht Arthur...nicht sein Arthur.

Arthur war ein Diener...ein Sklave.

Die Verzweiflung stürzte über ihn wie ein Tornado und er legte die Hand an seinen Mund...schluchzte auf. Hatte er Arthur verloren? Hatte er seinen starken, schönen, mutigen Arthur verloren? Hatte Connor letztendlich doch gewonnen und ihm Arthur weggenommen?

Er stellte mit Schrecken und Bestürzung fest...

Ihr Leiden hatte noch kein Ende gefunden...es ging weiter.

In einer anderen Form.

DrachenblutWhere stories live. Discover now