Drachenblut Kapitel 55

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Drachenblut


Kapitel 55



Merlin und Arthur standen vor Bartlets Schreibtisch, der sie beide abwartend ansah. Zorin stand neben ihm, auch er jetzt neugierig, was die zwei vorzuschlagen hatten. Merlin sprach

„Ich habe...Freunde, außergewöhnliche Freunde. Ich lernte sie kennen, als ich die Tochter der Königin rettete."

„Königin? Welche Königin?", fragte Bartlet verblüfft.

Der König war nicht verheiratet...noch nicht, aber er war jung und irgendwann würde eine Königin kommen...wenn sie dann noch ihr Reich hatten. Wenn Ragdolf nicht gewann und ihn töten würde.

„Die Königin der Seeschlangen."

„Was für Seeschlangen?", fragte Bartlet wieder. Da sie noch nie jemand gesehen hatte, wussten sie nichts von ihrer Existenz. Zorin legte eine Hand auf seine Schultern und er sah hoch zu ihm.

„Sie meinen bestimmt die Schlangen in dem großen See...weiter nördlich. Aber das ist ein Aberglauben...eine Legende, sie existieren nicht. Noch nie hatte einer sie gesehen, aber die Menschen denken sich gerne Geschichten aus."

„Sie existieren sehr wohl...und niemand hat sie gesehen, der noch lebt...ja", sagte nun Arthur „Sie sind auch meine Freunde...ihr König ist mein bester Freund...Ajan. Wir würden das nicht erzählen, wenn wir nicht zuvor mit ihnen gesprochen hätten. Sie wollen im Verborgenen leben, aber sie sind bereit mit uns zu kämpfen."

Wieder wechselten die beiden einen Blick und Bartlet fragte

„Wie...wie groß sind die denn, ich meine die Seeschlangen?"

Merlin kicherte und sagte zu Arthur

„Sie denken, sie sehen aus wie gewöhnliche Schlangen. Na...auf die Gesichter bin ich gespannt, wenn sie sie zum ersten Mal sehen."

„Etwa nicht?"

Arthur sah seinen Vater fast amüsiert an...sie konnten sich nicht vorstellen, was für Schlangen. Dachten wohl, es waren so kleine Schlangen, die im Wald und in den Wiesen lebten, sie waren harmlos.

„Nein. Aber ich denke...du solltest dich mal mit ihnen unterhalten. Und vielleicht einen Plan ausarbeiten...oder willst du Ragdolf das Feld überlassen?"

„So eine bescheuerte Frage, natürlich müssen wir gewinnen", antwortete Bartlet und sah wieder zu seinem Drachen, der jetzt sagte

„Ich denke, wir sollten uns das mal ansehen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir bekommen können, Bartlet und wir sollten nicht vorher urteilen. Wir können jetzt nicht mehr wählerisch sein...sieh doch, Bauern dienen in der Armee. Und wenn sie wirklich von Vorteil sind..."

Dieser nickte und schaute wieder zu den beiden

„Also gut...ich seh mir das mal an. Wir fliegen morgenfrüh...ihr voran, denn so wie das aussieht, kennt ihr den Weg."

Die beiden nickten und verließen das Zelt, Arthur schlang die Arme um sich und jammerte

„Schon wieder da oben in die eisige Kälte...mir war mein Gesicht eingefroren und andere Teile."

„Ich habe auch kalt...wenn ich fliege. Die Schuppen halten zwar etwas ab, aber nicht alles."

„Aber du bewegst dich wenigstens, schlägst mit den Flügeln...ich sitze still und friere."

Merlin grinste, Arthur war für den Winter nicht zu gebrauchen. Er hasste Schnee und Eis...Kälte. Er fühlte sich wunderbar im Sommer, aber der Winter mochte er gar nicht.

„Na gut...dann flieg du und schlag mit den Flügeln und ich sitze still auf dir", bot ihm Merlin amüsiert an.

„Haha...wirklich sehr lustig", sagte Arthur und zog ihn grob in seine Arme, meinte

„Aber du könntest anders auf mir sitzen und dich sogar bewegen."

Der Drache küsste ihn und schüttelte den Kopf

„Nein...nein, es ist viel zu kalt, um sich auszuziehen...es würde ja alles einfrieren...wir leben im Moment abstinent, das ist besser. Zumindest solange, wie diese eisigen Temperaturen herrschen und wir kein warmes Fleckchen haben."

Arthur verzog das Gesicht

„Oh man, Merlin...es ist schon über zwei Wochen her."

„Was habe ich gesagt? Wer jammert herum nach drei Tagen?"

„Es ist schon länger als drei Tage."

Merlin blieb stehen und schaute sich um, dann zu Arthur

„Was willst du denn? Dich in den kalten Schnee legen...nackt? Oder ins Zelt? Wir würden uns einen abfrieren...es ist saukalt, auch im Zelt. Gerade hast du dich beschwert, das es so kalt ist."

„Okay...ist ja gut. Aber bevor wir in die letzte Schlacht ziehen..."

„Ja, das habe ich versprochen", sagte der Drache mit einem Seitenblick zu ihm „Und ich werde das noch bereuen, wenn mir alles abgefroren ist."

Arthur zog ihn wieder an sich und küsste ihn, Merlins Lippen waren eiskalt und es fing wieder an zu schneien. Merlin sah hoch zum Himmel, dicke Schneeflocken fielen auf sein Gesicht und er schüttelte sich.

„Lass uns noch einen Tee ins Zelt trinken gehen...mir ist kalt. Am liebsten würde ich als Drache bleiben, die Schuppen halten schon etwas ab."

Sie gingen ins Zelt und setzten sich mit dem heißen Tee zu Mandolyn an den Tisch, der dort mit seinen Kommandanten saß. Auch die Saris waren frustriert, sollten sie verlieren...würde es kein schönes Land geben. Ragdolf würde sie ausmerzen, angefangen mit Mandolyn. Sie hatten keine Wahl...Sieg oder Untergang. Sie würden kämpfen und sie würden siegen. Der Wille war da, spornte sie an, wie bei allen anderen auch.

Niemand wollte unter der Herrschaft von dem Zauberer leben, denn dann wäre es vorbei. Mord...Tod, Folter wären dann an der Tagesordnung und wer sich beschweren würde, hängte am nächsten Galgen. Ragdolf war ein Tyrann, grausam und böse...ein Leben gab es dann nicht mehr. Nur die ständige Angst, dem Zauberer negativ aufzufallen oder ihm überhaupt aufzufallen, weil man schön war. Denn die würde er zu sich beordern und wer nicht kam...starb und oft grausam. Schönheit und Attraktivität wäre dann ein Fluch.


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Sie flogen nicht so hoch, denn je höher sie stiegen, umso kälter wurde es. Arthur saß vermummt auf Merlin und drehte sich um. Auch Bartlet war dick eingehüllt, sein Gesicht dreiviertel mit einem Schal zugedeckt und trotzdem froren beide Drachenreiter. Arthur war glücklich, als der See in Sicht kam und Merlin tiefer ging.

Sie landeten beide und die Drachenreiter sprangen von den Drachen, die noch in ihrer Gestalt blieben. Bartlet sah sich um, der See war riesig und nur am Rande hatte sich Eis gebildet. Umrahmt von Wald, der nun sein weißes Winterkleid trug und die schneebedeckten Berge im Hintergrund, gaben ihm einen schönen Anblick.

„Was nun?", fragte Bartlet.

Arthur antwortete nicht, sondern suchte nach etwas größeren Steinen und warf sie in den See. Es gab ein platschendes Geräusch, als er auf dem Wasser aufschlug und unterging...er tat es wieder. Bartlet sah ihn verwirrt an, wusste er ja nicht, das die Wachen nicht weit unter der Oberfläche waren. Sie hatten die Aufgabe, alles zu melden...auch Tiere...um zu jagen. Für sie waren die Wintermonate auch immer sehr hart...das Fleisch rar.

„Sind wir durch die Kälte geflogen, damit du Steine in einen See werfen kannst?", fragte sein Vater.

„Warte es doch mal ab...du wirst Augen machen."

Es dauerte nicht lange, als Bewegung in den See kam...Gischt spritzte auf, als das Königspaar durch die Oberfläche des Wassers stieß, begleitet von zwei Wachen, die hinter ihnen auftauchten. Arthur grinste, als er zu seinem Vater sah, der jetzt wirklich mit großen Augen zur Mitte des Sees starrte. Und je näher die Schlangen kamen, umso größer wurden sie.

„Bist du dir wirklich sicher, das sie deine Freunde sind?", fragte er zaghaft. Arthur lachte...es machte ihm Spaß zu sehen, das es seinem Vater nicht ganz geheuer war und er sehr angespannt war.

„Ja...ich bin sicher, das sie meine Freunde sind. Und du solltest keine Angst haben, Vater."

Unwillkürlich trat er zwei Schritte zurück...sein Verstand reagierte instinktiv auf Gefahr und wollte die Flucht anstreben. Sie sahen auch wirklich zum Fürchten aus...die Wachen rote Augen...die blaue Schlange sehr mächtig und groß. Am Ufer blieben sie im Wasser stehen und senkten die riesigen Köpfe...messerscharfe Zähne waren zu sehen, als sie leicht das Maul öffneten.

„Leichter gesagt als getan", sagte er leise. Arthur schaute amüsiert zu Merlin, in seinen Augen sah er, das der Drache auch seinen Spaß hatte.

Bartlet schaute währenddessen kurz zu Zorin, der leicht den Kopf schüttelte, es nicht glauben wollte, wenn er es nicht gerade sehen würde. Er stand etwas weiter vom Ufer weg. Doch er ließ die Schlangen nicht aus den Augen...schätzte ab, wie groß sie wohl noch unterhalb der Oberfläche waren. Arthur sprach und zeigte auf seinen Vater

„Das ist mein Vater und oberster Kommandant der Armee. Er möchte mit euch reden."

„Können die sprechen?", fragte Bartlet. Ashanta drehte etwas den Kopf

„Natürlich können wir reden und wir können uns verwandeln. Ich wäre beleidigt, wenn ich nicht wüsste...das wir eigentlich eine Legende sind."

„Ja...ist ja gut, Ashanta...er meinte das jetzt nicht so. Sie kennen uns ja nicht."

„Das sagte ich doch gerade", meckerte sie. Ajan schüttelte seinen großen Kopf und wandte sich an Bartlet

„Willkommen...wie du schon weißt, sind Merlin und Arthur unsere Freunde und wir sind gewillt, euch beizustehen. Ich denke...wir setzten uns zusammen, am besten an eurem alten Lagerplatz und machen ein Feuer."

Arthur nickte und Bartlet fragte Arthur

„Euer alter Lagerplatz? Ach...hier ward ihr, als man euch vermisste."

„Ja, denn hier sind wir sicher", antwortete Arthur.

„Hast du mitgebracht, was wir wollten?", fragte Ajan.

Arthur nickte und zeigte auf die Taschen. Die Schlangen hatten keine Kleider, zumindest keine trockene Kleider und nichts zum Anziehen. Arthur hatte dicke Mäntel und Decken mitgebracht. Merlin verwandelte sich und Arthur gab ihm eine Tasche, er zog sich schnell an, Zorin tat es ihm gleich, dann gingen sie um den See in den Wald.

Arthur sammelte Holz auf dem Weg dorthin, sowie Merlin und Zorin. Die Schlangen schwammen durch den See auf die andere Seite. Dort warteten sie auf die anderen. Als sie kamen, verwandelten sie sich und stiegen aus dem Wasser, die Wachen blieben Schlangen. Bartlet sah sie mit offenen Mund an, wie alle anderen zuvor auch.

Der oberste Kommandant hatte selten so schöne Wesen in menschlicher Gestalt gesehen und selten so faszinierend. Ajan...schön...groß...mit dunkelblauen Haaren, an seiner Seite eine sehr schöne, sinnliche Frau, ihr sehr langes Haar in Regenbogenfarben...er hatte so etwas noch nie gesehen. Das sie beide nackt waren, schien sie nicht zu stören, wenn es nicht so klirrend kalt wäre. Zorin schaute sie genauso sprachlos an, wie sein Drachenreiter.

Die beiden zogen die warmen Sachen an, die Arthur ihnen gab, während Merlin ein Feuer machte.

„Darf ich vorstellen?", sagte Arthur „Ashanta...Königin der Seeschlangen und Ajan...König der Seeschlangen."

Beide neigten leicht den Kopf und Ajan sagte

„Angenehm."

Sie setzten sich ums Feuer...Kriegsrat. Jetzt, da geklärt war, das die beiden keine normalen Schlangen waren, wurden sie sehr interessant für Bartlet. Am Feuer war es einigermaßen warm und sie wärmten sich daran. Ajan ergriff das Wort

„Nun, ich weiß ja nicht, was Arthur dir erzählt hatte, aber wir leben hier im See...tief unten. Normalerweise halten wir uns bedeckt, möchten nicht von den anderen in der Welt gesehen werden. Aber ich denke, wir haben nun keine Wahl mehr...auch wir wollen nicht unter des Zauberers Herrschaft leben. Merlin hatte einen Vorschlag und wir sind nicht abgeneigt."

Ashanta sprach weiter

„Wir sind ans Wasser gebunden...also können wir nicht eurer Armee beitreten. Wir können maximal zwölf Stunden aus dem Wasser, doch dann müssen wir zurück, sonst sterben wir."

Bartlet nickte, immer noch betört von diesen außergewöhnlichen Wesen. Er hatte keine Ahnung, das sie hier lebten oder überhaupt existierten.

„Und...was habt ihr euch vorgestellt?", fragte er.

Ajan antwortete

„Wir sind auch Kämpfer, können natürlich auch in unserer menschlichen Gestalt mit einem Schwert oder Bogen umgehen...in Schlangenform können wir auch kämpfen. Merlin hatte die Idee, die feindliche Staffel über den See zu locken. Wir haben ihm mal geholfen, als ein Norddrache hinter ihm her war. Merlin flog sehr tief über das Wasser, der Drache auch...wir haben ihn runtergeholt in den See und ihn getötet."

Zorin zog überrascht die Augenbrauen hoch und schaute zu Bartlet. Die Idee war nicht schlecht, selbst wenn sie nur ein Teil schnappen würden...es würde sie dezimieren.

„Wieviele seid ihr denn?", wollte Bartlet wissen.

„Dreihundert Kämpfer und die weiblichen Schlangen können auch angreifen. Das Problem ist allerdings, das die Schlacht hier stattfinden muss und vorzugsweise nachts oder am Abend. Das wäre unser Vorteil."

„Nun ja", sagte Bartlet und lächelte leicht „Da Ragdolf auf der Siegerstraße ist, hat er großzügigerweise uns die Entscheidung überlassen, wo wir unser aller Ende finden werden. Zumindest so hatte er sich ausgedrückt."

„Dann ist es ja nicht schwer, den Ort der Schlacht hier zu bestimmen...vielleicht gegen Abend, wenn es dunkel wird?", fragte Ashanta.

„Ich denke schon, das es möglich ist", antwortete Bartlet „Ragdolf ist ungeduldig und gierig, er will nicht lange warten, um in unser Reich einzumarschieren. Er wird zustimmen."

Ajan nickte nachdenklich und sagte dann

„Gut...eure Staffel muss sie über den See locken...sie müssen sehr tief fliegen. Ich denke, es ist auch besser, wenn ihr euch auflöst...Einzelkämpfe in der Luft, so könntet ihr sie einer nach dem anderen zum See locken."

„Ein Versuch ist es wert...wenn sie über dem See sind, haben sie verloren", sagte Merlin.

„Ja, die weiblichen Schlangen werden das übernehmen...wir kämpfen am Boden", sagte Ajan „Ashanta führt die Schlangen im Wasser und ich werde mit meinen Männern euch zur Seite stehen."

„Aber Ajan", wandte Merlin ein „Es ist kalt und ihr habt keine Kleider, abgesehen davon, das ihr sehr verwundbar seid."

„Wir kämpfen...wir werden nicht frieren und wenn...es werden genug Kleider auf dem Schlachtfeld liegen. Wir sollten uns nicht mit so etwas herumschlagen. Wir leben in dem kalten See, der im Moment Minusgrade hat...so schnell frieren wir nicht."

Bartlet schaute zu Zorin, der nickte und er sagte zu den beiden Schlangen

„Kann ich das mit meinen Leuten durchsprechen?"

„Sicher", sagte Ajan und stand mit seiner Königin auf „Wir gehen ans Seeufer, nimmt euch so viel Zeit, wie ihr braucht."

Dann gingen sie und Zorin sprach

„Die Idee ist gut...wenn wir die Flugstaffel ausschalten, haben wir eine reale Chance. Und wenn die Schlangenmänner so gut kämpfen, wie sie sagen...wir sollten es tun. Was haben wir für eine Alternative?"

„Aber wir müssen Ragdolf töten...sonst kommt er eines Tages wieder. Diesmal müssen wir ihn erwischen", meinte Bartlet. Er sah zu den beiden

„Ich denke...sollten wir jetzt gewinnen, seid ihr maßgebend daran beteiligt gewesen und das Volk schuldet euch Dank."

Beide schüttelten den Kopf, Merlin sagte

„Noch haben wir nicht gewonnen und nein...wir wollen nur in Frieden leben und meine Freunde auch. Für das kämpfen wir und sie auch. Und Helden sind diejenigen, die für unser Reich gefallen sind. Ihnen schulden wir Dank und Anerkennung."

Bartlet nickte und sah zu seinem Sohn...er war sehr stolz auf ihn. Er kämpfte gut und ließ sich nicht beirren. Aber was seine Wahl seines Gefährten anging, so hatte er sehr gut gewählt. Bartlet schätzte Merlin sehr, schätzte seine Ergebenheit und seine Liebe zu seinem Sohn und seine Bescheidenheit. Eigentlich konnte er gar nicht mehr nachvollziehen, warum er so geschockt war, als Arthur ihm von ihrer Liebe erzählte. Die beiden waren geboren worden, um zusammen zu sein.

Er rief die beiden Schlangen wieder zu sich und sagte zu Ajan

„Wir haben einen Pakt und werden es so tun, wie besprochen. Meine Flugstaffel löst sich auf und lockt die Feinde über den See. Den Rest erledigt dann ihr. Und ich danke euch im Namen meines Königs für eure Unterstützung. Ich werde einen Boten schicken, der euch den genauen Zeitpunkt der letzten Schlacht sagt."

Ajan nickte und reichte ihm die Hand

„Mögen die Götter mit uns sein."

„Ja", antwortete Bartlet. Die beiden zogen sich aus und gaben Arthur die Kleider, dann liefen sie in den See und sprangen hinein. Zwei große Schlangen tauchten auf, sahen sie noch einmal an und tauchten ab.

„Vielleicht sind diese außerordentliche Wesen unser aller Glück und Hoffnung", sagte Bartlet leise.

Merlin trat vor und fragte

„Können Arthur und ich in die weißen Berge fliegen? Ich möchte meinen Sohn sehen, bevor wir in die Schlacht ziehen."

Bartlet nickte

„Natürlich...es ist noch Zeit. Wie lange werdet ihr weg sein?"

„Vielleicht zwei Tage, nicht länger", antwortete Merlin und sah zu Arthur, der nickte.

„In Ordnung...achtet auf feindliche Späherdrachen und ich erwarte euch dann in zwei Tagen zurück. Seid vorsichtig."

Sie nickten und dann gingen sie . Merlin zog sich aus und verwandelte sich, Arthur stieg auf ihn, als er die Kleider verpackt hatte. Sie flogen los und Arthur fragte

„Wie lange fliegen wir?"

„Nicht lange, wir sind ja schon im Norden."

Merlin hatte diese drei Jahre Kael und Nani ein paar Mal besucht, aber der letzte Besuch lag fast ein Jahr zurück. Und Merlin wollte seinen Sohn sehen...vielleicht das letzte Mal.

Niemand wusste...was passieren konnte.


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Merlin landete auf dem Plateau vor der Höhle und Arthur sprang ab. Es war kein sehr langer Flug gewesen, aber hier oben in den Bergen war es kalt. Er nahm die warme Kleidung aus der Tasche und gab sie Merlin, der sie schnell anzog.

„Gott...langsam kann ich deine Abneigung gegen den Winter verstehen, Arthur. Es ist nur noch kalt. Wenn ich alleine wäre, würde ich nur in Drachengestalt bleiben."

„Tja, da ist der Sommer etwas ganz anderes", sagte Arthur.

Sie gingen in die Höhle und Merlin rief

„Hallo...Nani?"

„Ich bin hier...kommt rein."

Sie betraten den Höhleneingang vor der eine Decke hing, drinnen war es angenehm warm. In einer Ecke knisterte ein Feuer in einer aus Steinen gebauten Feuerstelle. Nani drehte sich um und sie strahlte, als sie die beiden sah. Sie lief auf Merlin zu und fiel ihm um den Hals, küsste ihn auf die Wange. Dann ließ sie ihn los und betrachtete ihn ausführlich

„Alles noch dran?"

Merlin lächelte

„Ja...alles noch dran, ein paar Verletzungen, aber nicht schlimm."

Sie wandte sich an Arthur, er war heute das erste Mal dabei, sonst kam Merlin allein. Auch ihn küsste sie auf die Wange

„Treibst du dich immer noch mit diesem Drachen herum?"

„Ja...ich kann nicht von ihm lassen", antwortete Arthur vorsichtig.

Er fühlte sich etwas unwohl, denn seinetwegen hatte Merlin Nani verlassen. Er lächelte schüchtern und Nani bemerkte, das er etwas befangen war. Sie lächelte und sagte

„Du musst kein schlechtes Gewissen haben, Arthur. Merlin und ich hatten zusammen gelebt, aber die große Liebe war es nie...die hattest du mit ihm. Es war eine Frage der Zeit, bis wir zu unserer Bestimmung zurückgehen. Ich bin auch sehr verliebt und glücklich mit meinem Partner...also...herzlich willkommen."

„Ich danke dir, Nani und ich verstehe jetzt, wieso er dich so toll findet."

„Ach wirklich?", lächelte sie und wuschelte Merlin durch die Haare.

„Wo ist Kael?"

„Er kommt gleich, er ist mit Byran unterwegs. Er wird sich so sehr freuen, denn er fragt andauernd nach seinem Vater. Ich hatte gehofft, das es euch gut geht. Was machen die anderen?"

Merlin wurde ernst, erzählte ihr, welche von denen auf der Schule gefallen waren. Nani wurde traurig und schüttelte den Kopf, Merlin nahm sie in seine Arme und drückte sie. Arthur hatte nichts dagegen, das sie so vertraut waren, sie hatten schließlich sechs Jahre zusammen gelebt und einen gemeinsamen Sohn.

Sie setzten sich auf das Sofa und Nani machte ihnen einen Tee, für den Merlin zuvor das Wasser heiß machte.

„Wir werden noch einmal kämpfen...in der finalen Schlacht, Nani. Deshalb bin ich gekommen, ich möchte Kael sehen, denn..."

„Sag das nicht, Merlin...bitte und sag es nicht Kael. Er ist so stolz auf dich", fiel ihm Nani ins Wort.

Er nickte und schaute sie an

„Es steht nicht gut, Nani...wir haben so viele verloren, unsere Streitmacht ist klein geworden. Ragdolf hat gute Chancen, endlich zu bekommen, was er will. Aber wir werden kämpfen...bis zum letzten Mann oder Drachen."

„Er darf nicht gewinnen...unser aller Leben wäre nichts mehr wert."

„Ich werde geben, was ich kann und Arthur auch...für Kael und für dich. Das ihr ein schönes Leben habt...ich werde alles geben", sagte Merlin ernst und entschlossen. Arthur nickte zustimmend.

„Auch für uns gäbe es kein Leben mehr...Ragdolf hat uns im Visier. Er will mich töten und Arthur...Arthur fällt in seine Vorlieben fürs Bett. Er wird ihn..."

Merlin schluckte bei dem Gedanken, den er nicht aussprechen wollte. Stattdessen sagte er

„Wir werden das nicht zulassen und haben vorgesorgt. Niemand weiß davon, außer du jetzt und ich möchte, das du es für dich behältst."

Sie nickte und sah sie sorgenvoll an. Nani war nicht dumm, sie konnte sich schon denken, was sie vorhatten.

„Wenn wir verlieren und wir nicht gefallen sind...werden wir uns töten. Es ist der einzige Weg, dem Zauberer zu entkommen. Sollte das der Fall sein, Nani...so sage Kael, das ich ihn liebe und gefallen bin. Wirst du es tun?"

Sie nickte und umarmte ihn

„Ich bete für euch...ich bete, das wir gewinnen", sagte sie mit Tränen in den Augen „Ich liebe dich, Merlin...nicht so wie du Arthur...wie einen sehr guten Freund."

„Das weiß ich", sagte er und küsste sie. Draußen hörten sie jemand kommen und Nani wischte sich die Tränen fort.

„Sie kommen."

Kael kam in die Höhle gelaufen und blieb überrascht stehen. Doch als er seinen Vater erkannte, rannte er auf ihn zu. Er war groß geworden, ging Merlin fast bis an die Schulter. Er war aufgestanden und fing seinen Sohn auf, der ihm in die Arme fiel.

„Vater...vater, ich freue mich so. Ich wusste, das du nicht gestorben bist...du bist zu gut."

Merlin lachte und drückte ihn, küsste ihn auf sein Haar.

„Du bist ja schon wieder gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe."

Er nickte eifrig, sein weißes Haar fiel ihm über die Schultern. Arthur stand auf, er bemerkte, das er Merlin immer ähnlicher wurde. Er sah aus wie Merlin mit weißem Haar und große blauen Augen...irgendwie seltsam. Er lächelte und umarmte Arthur mit der Frage

„Du bist der Gefährte meines Vaters? Mutter hatte es mir erzählt...ich find das klasse. Vater ist in allem was er tut etwas Besonderes...und das er einen Mann liebt...ist besonders."

Merlin sah zu Nani, die jetzt sagte

„Er ist alt genug zu wissen, wie es mit euch ist. Ich möchte ihn nicht anlügen."

Byran kam jetzt hinein, er lächelte. Inzwischen hatte er mit Merlin ein herzliches Verhältnis. Er klopfte ihm auf die Schulter.

„Na...schöner Besuch...ich freue mich."

„Alles klar...Byran?"

Der Eisdrache nickte

„Und noch besser, wenn ihr den verfluchten Zauberer alle macht."

„Werden wir, aber nun will ich etwas Zeit mit Kael verbringen", sagte Merlin und schaute zu ihm, der sich mit Arthur unterhielt. Er schien Arthur zu mögen, schließlich kannte er ihn ja schon. Sie unterhielten sich angeregt und Kael lachte über etwas, was er sagte, doch dann wurde er ernst und sagte zu Arthur

„Versprich mir...das du auf Vater achtest, Arthur. Du liebst ihn doch?"

„Ja, das tue ich und ich verspreche dir, das ich auf ihn aufpasse. Ich werde ihn beschützen."

Kael umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange

„Danke, Arthur...ich mag dich sehr gerne."

Arthur lächelte, es berührte ihn sehr, denn sie beide würden keine Kinder haben...nie. Aber Merlin hatte einen Sohn, auch wenn das damals alles nicht gewollt war und sie beide sehr gelitten hatten, war er doch sehr glücklich, das Kael ihn mochte. Vielleicht könnten sie...wenn das Glück ihnen hold war, etwas Zeit mit Kael verbringen und vielleicht könnte er ihn auch als eine Art Vater sehen. Er war der Sohn seines Gefährten, den er über alles liebte...und würde den Kleinen auch so lieben.

Sie blieben eine Nacht und machten sich fertig für zurückzufliegen. Sie hatten beide mit dem Kleinen viel Zeit verbracht und nun mussten sie zurück. Kael schaute sie stolz an.

„Fliegt ihr jetzt wieder in die Schlacht?"

Merlin nickte...es war ja klar, das es für Kael in diesem Alter noch aufregend war. Das war es für all die jungen Drachen und Krieger auch gewesen, die gefallen sind. Erst im Krieg wurde ihnen die Sinnlosigkeit eines Krieges erst voll bewusst. Und alle sind schneller erwachsen geworden, als sie es wollten ...und viele von ihnen hatte der Krieg das Leben gekostet. Keiner war mehr so unbekümmert wie in der Schule oder auf dem Stützpunkt, die Grausamkeit des Krieges hatte das verscheucht. Merlin wollte, das es vorbei war...so oder so. Alle wollten, das es endlich vorbei war.

Nachdem sie sich verabschiedet hatten, Byran hatte ihnen auf die Schulter geklopft und alles Gute gewünscht. Er war einer der wenigen Drachen, die nicht in die Armee wollten...er war Lehrer für die kleinen Drachen in den weißen Bergen. Kael winkte ihnen, als sie in der Luft waren, Merlin drehte den Kopf...er hatte ein seltsames Gefühl...als würde er ihn nicht mehr wiedersehen.

Er hatte sowieso kein gutes Gefühl...eine Vorahnung, er wusste es nicht. Er sagte das auch nicht Arthur, er wollte ihn nicht beunruhigen. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Diesmal flogen sie länger, es hatte wieder angefangen zu schneien und Arthur zog den Schal über sein Gesicht, legte sich flach auf Merlin, um dem Wind auszuweichen.

Die kleine Patrouille Flugstaffel bemerkten sie erst, als ein Pfeil über Arthur zischte. Er drehte sich um...oh Himmel...Ragdolf führte die kleine Staffel an.

„Merlin...Ragdolf ist hinter uns her", rief er.

„Ich muss höher gehen, Arthur."

„Ich glaube es nicht...es scheint, als würde er uns riechen", rief Arthur.

Merlin antwortete nicht und stieg in die Wolken und war verschwunden...der Himmel voll behangen von grauen Wolken, die prall voll Schnee waren. Hier oben war es wahnsinnig kalt und die Luft dünner. Sie flogen durch die Wolken, sahen überhaupt nichts. Nach einiger Zeit ging Merlin tiefer...sie waren weg...hatten sie in den Wolken verloren.

„Arthur?"

„Oh Gott...mir ist so kalt...lass uns nach Hause fliegen."

Währenddessen fluchte Ragdolf auf seinem Drachen, auch er dick eingekleidet. Schon wieder war ihm der schwarze Drache entkommen und die blonde Schönheit auf ihm. Aber bei der Schlacht würde er sich darum kümmern. Er war gerade von dem Treffen gekommen und grinste...bald...bald...würde Elarios ihm gehören.


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Als sie gelandet waren, schleppten sich beide in das einzige warme Zelt und tranken mit eiskalten Fingern einen heißen Tee. Arthur hatte so furchtbar kalt und Merlin auch, da oben in den Wolken war es nass kalt gewesen.

„Wieso trifft er immer auf uns, verdammt", sagte Arthur.

„Er hat uns ja nicht bekommen."

„Ja...aber dafür sind wir halb erfroren...scheiß verfluchter Zauberer."

Bartlet kam herein, Zorin im Schlepptau und kam zu den beiden. Er wirkte sehr ernst.

„Wir hatten einen Zusammenstoß mit dem Zauberer...schon wieder", sagte Arthur frustriert „Als ob er da oben auf uns warten würde."

„Er kam von dem Treffen...die Schlacht wird am See stattfinden zu den Abendstunden. Er hatte gegrinst und gemeint...Todgeweihten sollte man einen letzten Wunsch erfüllen...er ist einverstanden. Ich habe einen Boten zum See geschickt...die Schlacht beginnt in drei Tagen."

Alle nickten schweigend...das würde die Entscheidung sein.

Entweder waren sie siegreich oder sie starben alle in der Schlacht...Überlebende würden getötet werden oder fielen den Norddrachen zum Opfer.

Für besondere Gefangenen würde es eine Hinrichtung geben...andere würden nicht so viel Glück haben. Merlin schaute zu Arthur...sie sahen sich beide an und gaben sich stumm nochmal das Versprechen...zu flüchten, wenn sie überleben sollten...in den Tod. Er würde das nicht seinem Vater sagen, niemand wusste es, außer Nani und sie würde schweigen.

„Wir gehen schlafen...es war ein anstrengender Tag", sagte Merlin und ging mit Arthur hinaus.

Sie hatten noch drei Tage für sich...drei Tage. Das war nicht genug...für beide.

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