Drachenblut Kapitel 7

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Drachenblut


Kapitel 7



Die Prüfungen kamen immer näher und es machte sich allgemein eine Nervosität unter den Schülern breit. Aris war sehr bemüht und auch gescheit genug, um aufzuholen. Er lernte viel, meistens mit Zara zusammen, die ihm half. Der schlimme Zwischenfall mit Connor geriet immer mehr in Vergessenheit und auch bei Zara und das war wohl am Wichtigsten.

Sie war wieder fröhlich und gutgelaunt, saß mit Aris am Tisch von Merlin, die ihn alle freundlich aufgenommen hatten. Nun gut...die Feuerdrachenbrüder hatten ihm gedroht, seine schönen blonden Haare, die er bis zu den Schultern trug anzuzünden, sollte er so gemein wie Connor sein. Er hatte sie verschreckt angesehen und dann hatten alle über sein Gesicht gelacht, auch Zara...und dann lachte er selbst.

Die Ausbilder sahen ihnen zufrieden zu, so hatte sich die schreckliche Geschichte doch noch zum Guten gewendet.

Auch was das Fliegen mit Aris betraf, auch hier klappte das einwandfrei. Zara flog befreiter und lockerer als bei Connor, da sie wusste, er würde sie nicht strafen, wenn sie es nicht gut machte. Und Aris half ihr in der Luft, nahm Rücksicht und fragte sie oft, ob es in Ordnung sei, wie er saß und sich bewegte. Zara war glücklich, sie strahlte und machte alles gut, abgesehen davon, das ihr neuer Partner sehr anziehend und gut aussah.

Merlin lächelte, wenn sie mit Präzision landete und ihn stolz ansah und er nickte ihr dann zu. Mit Aris hatte seine Schwester einen Hauptgewinn...gutausehend, freundlich, lustig und immer darauf bedacht, es ihr angenehm zu machen. Sie hingen auch oft zusammen, lernten oder unterhielten sich...fragten und erzählten über sich...so wie es sein sollte und Bartlet Merlin geraten hatte.

Leider war es bei Merlin nicht so...eisiges Schweigen umhüllten Arthur und ihn, wenn sie zusammen flogen oder zusammen in der Stunde saßen. Arthur hatte auch die Kommentare eingestellt, er saß nur da und verfolgte die Stunde, machte sich Notizen. Merlin war das nicht recht...da war ihm die Anschreierei doch bald noch lieber, als dieses nervige Schweigen.

Wie immer flogen sie am Nachmittag und es war ein sehr windiger Tag. In den Bergen ging immer ein Wind, aber heute war es wieder mal extrem. Will stand bei Merlin an der Landebahn und der Feuerdrache sagte

„Ich glaube, die Elemente sind auch gegen mich, denn jedesmal wenn ich fliege, ist so ein heftiger Wind."

„Flinn wollte es erst verschieben, aber Kane meinte, das nicht immer das Wetter beim Fliegen optimal sein kann und wir das auch lernen müssen", sagte Will.

„Ja...ist ja auch nicht so tragisch, ich flog schon bei Sturm. Aber Arthur sitzt nie still und bringt mich aus dem Konzept mit seiner blöden Landehilfe. Mag ja sein, das er das üben muss, aber nicht bei Windstärke acht."

„Merlin...mach dich fertig, bevor der Wind schlimmer wird", rief Kane und Merlin ging in die Mitte und verwandelte sich, Kane zog ihm seinen Sattel an, als Arthur um die Ecke kam. Er sagte nichts, ging auf Merlin zu und Kane half ihm hoch.

„Eine Runde und danach noch eine...dann landest du wieder", rief Kane, denn der Wind heulte.

Er selbst stand mit Tarim hier und würde nicht mitfliegen...Prüfungsvorbereitungen. Merlin nickte und erhob sich in die Luft, versuchte mit dem Wind zu fliegen...er schwankte leicht, was er auszugleichen versuchte. Arthur saß auf ihm und sagte kein Wort, sah sich in den Bergen um...es war herrlich hier in der Luft, trotz Wind.

Nach der zweiten Runde flog er die Landebahn an, wappnete sich, das Arthur gleich unruhig wurde und ihn störte...aber...nichts geschah. Er saß still und schweigend auf Merlin, der jetzt trotz Wind eine perfekte Landung hinbekam und Kane anerkennend nickte.

Arthur sprang ab und Kane sagte

„Gut gemacht, Arthur...ich sehe keine Schwierigkeiten nächste Woche."

Arthur nickte ihm zu und ging ohne weiteres Wort und...ohne sich einmal nach Merlin umzudrehen, der sich nun verwandelt hatte und ihm nachdenklich nachsah. Arthur hatte ihm die Führung überlassen und er war mehr als überrascht. Doch wie immer ist er gegangen, ohne ein Wort.

Wo zuvor Feindschaft und Angriff war...herrschte jetzt eisiges Schweigen und Ignoranz.


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Die Prüfungen waren vorbei und alle hatten bestanden. Es waren im Grunde genommen kleine Zwischenprüfungen...die Wichtigste war die letzte und die Schwierigste. Auch hier beim Fliegen hatte Arthur still gesessen...sie mussten einen ganz leichten Sturzflug mit wenig Winkel und ein paar Runden fliegen. Arthur hatte sich nicht festgehalten, als Merlin sich leicht nach unten neigte und war still geblieben, auch bei der Landung und sie bekamen Bestnoten. Danach war er abgestiegen und gegangen, während die anderen Merlin abklatschten und ihm gratulierten.

Zara war wohl am glücklichsten, denn Aris und sie hatten eine sehr gute Note bekommen, obwohl sie erst seit kurzem miteinander flogen. Sie umarmte ihn fröhlich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange

„Du bist das Beste seit langer Zeit", sagte sie und er lächelte, spielte mit einer weißen Strähne ihres Haares und lächelte fast schüchtern.

„Du für mich auch", antwortete er und sie lachte, sah glücklich zu Merlin und Will, die lächelten.

„Himmel, ich bin so froh, das sie wieder lacht", meinte Will, der Feuerdrache nickte

„Aris war ein Geschenk des Himmels...ich bin mehr als froh."

Am Abend gab es einen kleinen Umtrunk und alle freuten sich riesig, denn morgen hatten sie einen freien Tag und hatten beschlossen, an den See im Tal zu gehen. Sie hatten Flinn gefragt, ob sie durften und erlaubte es ihnen, nachdem sie ihm hoch und heilig versprochen hatten, keinen Blödsinn zu machen. Sie flogen jetzt alle gut genug und natürlich noch mit Anfängerbügel, um in kleinen flachen Runden zum Tal zu schweben und wieder nach oben.

„Und keine Experimente mit Fliegen, langsam nach unten und wieder hoch, sonst war das der letzte Ausflug für sehr lange Zeit", hatte er ihnen angedroht und alle waren einverstanden. So standen nun alle Drachen auf der Landebahn, inzwischen konnten sie ihren Drachen selbst satteln, es war das erste, was sie für die Prüfung lernen mussten, nur die Ausbilder halfen ihnen noch dabei. Alle waren fertig und die Stimmung allgemein sehr gut, Aris kam zu Merlin, der seinen großen Kopf beugte

„Wer sattelt dich?"

„Niemand...ich fliege ohne einen Drachenreiter."

Merlin sagte nicht...ich fliege ohne... meinen... Drachenreiter, denn er sah Arthur nicht als seinen Drachenreiter. Ihr Verhältnis war unpersöhnlicher, als wenn er einen Fremden in der Stadt ansprechen würde.

Aris nickte, inzwischen hatte er auch schon mitbekommen, wie es zwischen Merlin und Arthur stand und Arthur war nicht gekommen, denn niemand hatte ihn gefragt, ob er mitgehen will. Alle ließen ihn außen vor. Aris ging wieder zu dem weißen Drachen und streichelte ihm über die Schnauze, sagte etwas und der Drache sah ihn amüsiert an. Flinn kam und rief

„Also gut...denkt daran, was ich sagte. Es wird nur geflogen für runter und wieder rauf und langsam und gerade. Um sechs Uhr heute Abend seid ihr wieder da und keine Minute später."

Alle nickten und die Drachenreiter stiegen auf ihre Drachen, Merlin hatte das Gepäck um...Decken, Speisen und Getränke...was man so brauchte am See. Er sah sich um und dann sah er Arthur...er stand etwas abseits an einem Fenster und sah zu, wie sie sich fertig machten, er würde als Einziger zurückbleiben. Zara kam etwas neben ihn und folgte seinem Blick

„Er tut mir leid...niemand hatte ihn gefragt, ob er mit will."

„Das ist seine Schuld...warum ist er auch so ein Idiot", sagte Will „Niemand will etwas mit ihm zu tun haben...nach all dem Fiasko."

„Trotzdem", meinte sie „Tut er mir leid. Er ist eigentlich sehr nett, zumindest zu mir war er es."

Merlin sagte nichts und dann hoben die ersten Drachen ab und flogen langsam in einer flachen Schleife nach unten. Merlin startete als Letzter, zog eine Schleife und Arthur sah ihm nach, als er in die Tiefe stürzte...er hatte keinen Drachenreiter, nur Gepäck und konnte fliegen wie er wollte. Er war als erster am See, der still und blau in der Wiese lag...das Wetter im Tal warm und sonnig. Er verwandelte sich und zog eine Hose an, bevor er die Decken und den Proviant auspackte.

Er sah zum Himmel...die ersten landeten und die Drachenreiter sprangen ab, lachten und freuten sich auf einen schönen Tag am See. Nachdem alle Drachen etwas angezogen hatten, breiteten sie die Decken aus, sahen hoch oben die Schule im Gestein des Berges.

„Wer kommt mit schwimmen", rief einer und alle rannten zum See und ließen sich hineinfallen.

Danach saßen sie in der Runde auf ihren Decken und unterhielten sich, tranken Saft und hatten Spaß. Merlin saß allein auf seiner Decke, Will bei Nel und Zara bei Aris, aber unmittelbar neben ihm.

„Merlin...du hat genug Platz auf deiner Decke, da dein hochwohlgeborener Arthur nicht mitgekommen ist", sagte Zimo, der Luftdrache.

„Zum Glück", sagte einer der anderen Luftdrachen „So jemand brauchen wir hier nicht...so ein Miesepeter, der nur vor sich hinschweigt. Ich wusste nicht, das er so ein Arsch ist, als wir hier alle ankamen."

„Wir auch nicht. Uns gegenüber gab er sich zwar arrogant und hochnässig, erzählte jedem, wer sein Vater ist...aber keiner der anderen Drachenreiter sah den Idiot in ihm...das kam erst später", sagte Nel.

„Hört doch auf...niemand weiß, warum er so ist. Vielleicht hatte er nichts Schönes erlebt", sagte Zara „Zu mir war er nett und hat sich entschuldigt."

„Das tat er nur, weil er die Hosen voll hatte...von Merlins Stuntflug", meinte Wayne. Alle lachten.

„Also tat er es gezwungenermaßen, vielleicht weil sein Vater ihn auch dazu drängte. Das heißt...er meinte es nicht ernst, Zara...er sagte es, weil er es sagen musste."

„Ja...das warf ich ihm ja auch vor und er hatte gesagt, er meint es so", verteidigte Zara ihn.

„Zara...sei doch nicht so leichtgläubig, du bist zu gut für diese Welt.", meinte Nel „Er ist ein Idiot und denkt immer noch so über Drachen. Sein ganzes Gehabe ist so kalt und abweisend...zu jedem. Also...können wir jetzt von etwas anderem reden, sonst werde ich depressiv, wenn ich an den Kerl denke."

Alle lachten wieder und einer sagte

„Wie wäre es mit Essen?"

Sie waren begeistert und packten das Fleisch und Obst, auch Brot aus. Die Feuerdrachen grillten das Fleisch und alle saßen nun zusammen, eine große Decke in der Mitte mit frischem Obst und Fleisch, weichem Brot und Getränken. Es war so schön, alle zusammen und alle verstanden sich, machten Scherze und lachten...später wieder schwimmen und faul in der Sonne liegen...es war herrlich.

„Das könnten wir öfter machen", meinte Will „Nicht nur ackern und lernen." Alle waren der gleichen Meinung und Aris sagte

„Ich denke, wenn wir heute keinen Scheiß machen, lässt uns Flinn das wieder tun."

Der Meinung waren sie auch und sie hatten kein Interesse daran, etwas zu tun und müssten dann nur in der Schule sein. Flinn war sehr nett und lustig, drückte auch mal ein Auge zu, aber wenn sie über die Stränge schlugen, bei denen jemand in Gefahr käme...zum Beispiel fliegen ohne Erlaubnis, darin verstand er keinen Spaß. Er hatte ihnen erlaubt, zum See zu fliegen und wieder zurück und alle hielten sich daran.

Merlin lag auf der Decke und sah gedankenverloren zum Berg und der Schule. Arthur war da oben ganz allein, nun ja...die Ausbilder waren da, aber auch sie hatten heute frei und würden ihre eigene Freizeit gestalten. Die fortgeschrittenen Klassen waren auch alle mit ihren Drachen unterwegs, denn da sie schon wesentlich besser fliegen konnten, besuchten sie ihre Eltern oder taten sonst etwas. Niemand der Schüler oder Drachen, die hier in Ausbildung waren...war in der Schule...außer Arthur...ganz allein.

Merlin stellte sich vor, wie es sein würde...so ganz allein zu sein, ohne Freunde. Wie es sein würde, in einer leeren Schule herumzulaufen, indem keiner war. Für ihn war das eine grausame Vorstellung, er hatte immer Freunde gehabt...seine Familie und er wusste nicht, was Einsamkeit war.

Aber Arthur wusste es...jetzt vielleicht noch mehr wie jemals zuvor.


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Arthur ging durch die leeren Gänge der Schule, seine Schritte hallten auf dem Steinboden. Es war still, kein munteres Geschwätz von Schülern auf den Gängen...keiner kam ihm entgegen. Er hatte alle beobachtet, als sie sich fertig machten, um zum See zu fliegen. Niemand hatte ihn gefragt, ob er mitkommen möchte. Arthur hatte zwar die Gespräche gehört, als sie drei Tage zuvor schon planten, aber niemand hatte ihn beachtet.

Er war das ja so gewöhnt, das niemand Notiz von ihm nahm und trotzdem war tief in ihm dieser Schmerz und die Sehnsucht, das irgendjemand bemerken sollte, das er auch lebte. Die letzte Zeit sahen alle durch ihn hindurch, als wäre er nicht vorhanden.

Seine ganze Kindheit war so abgelaufen, seine Tante hatte sich nicht um ihn gekümmert. Im Gegenteil...sie schlug und strafte ihn, wenn sie das Gefühl hatte, das er etwas nicht richtig machte. Er ging alleine zur Schule, die einzige Zeit, die er am Tag genoss...wenn er ein paar Stunden von dieser Frau wegkam.

Freunde durfte er nicht mit in ihr Haus bringen, sie sagte immer...du bist hier nur Gast und benimm dich danach. Und er durfte auch am Nachmittag nie mit anderen Kinder spielen, denn sie gab ihm Arbeit im Haus. Wenn sein Vater sich ankündigte, drohte sie ihm. Dann musste er das glückliche Kind spielen und zeigen, das er zufrieden war.

Es hätte auch nichts genützt, denn sein Vater hatte keine Zeit für ihn. Er war immer fort, nur ab und zu besuchte er ihn und dann musste er wieder weg. Also spielte er das glückliche Kind, damit jeder zufrieden war...obwohl...das war sie nie.

In dieser Zeit, wenn sein Vater da war, bemühte sie sich um ihn, auch wenn Bartlet immer mit ihr stritt. Danach...wenn er weg war, musste er ihre schlechte Laune erdulden. Seine Kindheit war die Hölle gewesen und noch immer lebte er darin. Sie hatte Spuren hinterlassen...Kälte...Ignoranz. Enttäuschung und Einsamkeit...etwas, womit er gelernt hatte zu leben.

Er steuerte den kleinen Garten an und setzte sich in die Sonne, nahm sein Buch und begann zu lesen. Doch immer wieder schweiften seine Gedanken zu Merlin ab. Er hatte ihn am Fenster gesehen und nichts getan...nun ja...verständlich, er wollte nichts mit ihm zu tun haben, nach all dem, was er zu ihm gesagt hatte.

Seine Arroganz und sein großes Mundwerk hatte ihn alles gekostet und doch konnte er nichts dafür. Denn als alle Drachenreiter damals mit ihm redeten, als sie ankamen, fühlte er sich überrannt und vollkommen unsicher. Er erzählte jedem, wer sein Vater war und tat, als wäre er ihnen so überlegen...so kam er durch den Tag...durch alle Tage.

Er wollte eigentlich an diesem Tag nur mit Merlin reden, aber als dieser so abweisend war, wurde er unsicher und spielte sein Spiel, das dann gehörig in die Hose ging. Er wollte das eigentlich nicht sagen...das mit Tiere ficken, aber er war so enttäuscht, als Merlin ihn so herablassend behandelt hatte und auch zornig, weil es ihn an diese Frau erinnerte. Er hasste sie, denn sie hatte ihn auch immer so behandelt...herablassend und desinteressiert. Hatte das denn gar kein Ende?

Er las weiter und versuchte sich auf die Geschichte zu konzentrieren, doch er sah wieder auf. Er wäre gerne mit zum See gekommen, denn so etwas hatte er noch nie getan. Seine Tante hatte ihm nie erlaubt, mit den anderen Kindern zum kleinen See in der Nähe ihres Dorfes zu gehen. Er musste im Haus arbeiten und sich um die Tiere kümmern, seinen Lebensunterhalt verdienen, wie sie sich immer ausgedrückt hatte.

Er sah wieder auf das Buch, las den Satz zum vierten Mal.


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Kane und Flinn kamen den Gang entlang und Kane blieb stehen, als er durch das Fenster Arthur im Garten sah.

„Er ist ganz allein hier...sie wollten ihn nicht mitnehmen."

Flinn nickte

„Verständlich...nachdem er diese Show abgezogen hat. Alle hatten das ja aus erster Reihe miterlebt und nun haben sie sich von ihm abgewandt. Der Sinn dieser Schule ist nicht nur lernen und fliegen, sondern auch zu lernen, das man hier Kameradschaft und Freunde findet. Vielleicht auch noch die große Liebe. Bartlet hatte hier Sinja gefunden, seine Mutter. Die beiden haben sich wirklich sehr geliebt...du warst noch nicht da, Kane."

„Und weiter?"

„Als sie von der Schule abgegangen waren, gingen beide zur Armee und heirateten. Doch Sinja wurde bald schwanger, aber sie verlor das Kind und Bartlet schickte sie in ihr Dorf, damit sie sich erholte. Sie hatte noch zwei Fehlgeburten, aber sie wollte den Wunsch nach einem Kind nicht aufgeben, obwohl die Ärzte ihr abgeraten hatten. Sie war sehr mutig."

„Woher weißt du das denn alles?"

Flinn seufzte

„Sie war aus meinem Dorf und meine Mutter erzählte mir das alles, wenn ich sie besuchte."

Er sah zu Arthur, als er sich daran erinnerte

„Und dann war sie wieder schwanger...Bartlet kam zu ihr, so oft er konnte, doch dann musste er weg. Meine Mutter erzählte mir, das die Geburt sehr schlimm war und der Arzt nur einen retten konnte. Er sprach mit Sinja und sie wählte das Kind, das sie sich so sehr wünschte. Zwei Stunden, nachdem sie entbunden hatte und das Baby kurz sehen konnte...starb sie."

Kane schüttelte den Kopf...das alles war sehr traurig.

„Ob er sich jemals hier eingliedern kann?"

Flinn schüttelte den Kopf

„Ich...weiß es nicht. Im Moment sieht es nicht danach aus...er ist einsamer als jemals zuvor."

Flinn sah einen Moment zu Arthur, der nicht wusste, das sie dort standen und in seinem Buch las.

„Er lernt eine Lektion für sein Leben und härter kann sie nicht sein."

Kane nickte...er hatte sich unmöglich benommen und die anderen wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ob das seine Schuld war oder die Umstände, die ihn dazu getrieben hatten...waren in diesem Moment nicht relevant. Arthur musste lernen, das nicht alle Wesen schlecht waren und er musste lernen, andere zu akzeptieren, wie sie waren. Er musste lernen, sich anzupassen und er musste lernen...sich zu öffnen, Freundschaften zuzulassen und was am wichtigsten war...zu vertrauen.

Das war seine Aufgabe hier, deshalb hatte Bartlet ihn auf diese Schule gelassen. Aber er musste es allein schaffen, niemand konnte ihm dabei helfen.


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Drei Wochen waren vergangen, seit sie am See waren. Merlin ging mit Will und Zara durch die Gänge, sie hatten jetzt braune Kutten an...zweites Jahr. Siebzehn neue Drachen und Schüler waren angekommen und die Ausbilder, deren Klasse abgegangen waren, bekamen nun wieder eine Anfangsklasse. Diese behielten sie, bis sie abgingen und dann wieder von vorne. Zara seufzte und sah an sich hinab, so das Will sie ansah

„Was ist denn?"

„Sieh dir diese hässlichen Kutten an. Die blauen waren ja schon schlimm, aber diese hier...sie sehen aus, als hätten wir uns im Schlamm gewälzt. Ein ekliges dreckiges Braun."

Will sah zu Merlin, der grinste. Den Jungs war es reichlich egal, was sie trugen, aber die Mädchen, vor allem Zara waren alles andere als begeistert.

„Manchmal wünschte ich mir wirklich, ich wäre ein Drachenreiter. Ihre Flugkombinationen sind so schick...Aris sieht toll darin aus."

„Sag mir jetzt nicht, das du dich in deinen Drachenreiter verliebt hast", sagte Will.

„Was wäre denn daran so schlimm?"

Jetzt sprach Merlin

„Erstens...du darfst hier keinen küssen oder sonst etwas. Zweitens...ich denke...Aris mag keine Mädchen...nicht so, wie du denkst und drittens...du bist ein Drache. Du könntest nie Kinder mit ihm haben, das geht nicht...ihr seid zu verschieden."

„Was meinst du damit...er mag keine Mädchen?"

Merlin sah zu Will und dann machte Zara ein erstauntes Gesicht.

„Du...du denkst...er mag...Jungs?"

„Ich weiß, das in seinem Volk das etwas Normales ist", antwortete der Feuerdrache.

Sie machte ein grimmiges Gesicht und meinte

„War ja klar, das die hübschen Jungs wieder einmal unerreichbar sind...das ist nicht fair."

Die beiden grinsten und sie sah sie ernst an

„Da gibt es nichts zu grinsen, ihr Blödmänner."

Jetzt lachten sie und sie lächelte auch, denn ihr hübscher blonder Drachenreiter kam ihnen entgegen.

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Zara ging mit Aris in den Garten, nachdem sie den beiden noch einen grimmigen Blick zugeworfen hatte, die immer noch grinsten und Aris zugewunken hatten. Sie dachte nochmal darüber nach, was Merlin gesagt hatte. Natürlich war sie nicht in ihn verliebt, aber sie könnte sich verlieben...das spürte sie. Doch bevor sie enttäuscht wurde...wollte sie die Wahrheit wissen. Sie sah ihn an, als sie sich auf die Bank setzten.

„Was ist los? Du bist so nachdenklich", sagte er.

Sie sah auf den Boden und suchte nach den richtigen Worten. Wie fragte man einen Jungen, ob er andere Jungen mochte? Eigentlich waren sie ja keine Jungs mehr, sondern junge Männer...überaus ansehnliche junge Männer.

„Aris...nun...hast du eine Freundin?"

Er zog die Stirn in Falten

„Warum?"

„Nur so...ich wollte es eigentlich nur wissen."

„Nein...ich habe keine."

Sie nickte und lächelte leicht, wollte wieder etwas sagen, doch er kam ihr zuvor.

„Zara...wenn du andeuten willst, das du dir vielleicht Hoffnungen machst, dann...lass es bitte."

„Warum? Weil ich ein Drache bin?"

Er schüttelte den Kopf

„Nein, natürlich nicht. Du bist zwar ein Drache, aber auch ein hübsches Mädchen...wenn du kein Drache bist", er schüttelte den Kopf „Was rede ich nur für einen Schwachsinn?"

„Und warum dann?"

Er nahm tief Luft

„Nun...ich wollte es dir noch sagen, aber fand nicht den richtigen Zeitpunkt dazu. Ich...nun, ich mag keine Mädchen."

Zara sah ihn geschockt an und er sagte schnell

„Nicht so...ich meine nicht auf sexuelle Art."

„Du...magst Männer?"

Er nickte

„Ich weiß, das so etwas bei Drachen nicht üblich ist, aber in meinem Volk schon. Ich möchte, das du alles von mir weißt...aber ich wusste nicht, wie du darauf reagieren würdest. Dehalb hatte ich es nie angesprochen. Sag mir...ist das ein Problem für dich, Zara?"

Sie schüttelte den Kopf

„Nein, kein Problem...jeder wie er es gerne möchte. Und du brauchst auch keine Angst zu haben...natürlich hast du mir gefallen, aber ich denke...das hat sich gerade erledigt. Und ich bin eben nicht wie du...ich bin ein Drache."

„Das hätte mich nicht gestört, wäre es anders. Bist du sicher...das es dir nichts ausmacht?"

Sie lächelte

„Ja, vollkommen sicher. Ich mag dich sehr gerne und bin überglücklich, das du mein Drachenreiter bist. Wir werden Freunde sein und Partner."

„Das sind wir schon, Zara."

Er küsste sie auf die Wange und stand auf

„Ich muss noch etwas erledigen, wir sehen uns später."

Sie nickte und er ging. Zara sah zu Boden und war nachdenklich.

Woher in aller Welt hatte Merlin gewusst, das er keine Mädchen mochte?


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Merlin und Will saßen in der Bibliothek und machten Hausaufgaben, als Aris hineinkam und nach Büchern suchte. Will sah zu ihm und fragte

„Woher weißt du, das er keine Mädchen mag?"

Merlin sah von seinem Buch auf und folgte seinem Blick, er grinste

„Weil er uns Jungs auf den Hintern starrt und nie zu den Mädchen. Eigentlich schaut er sie nie so an. Ich kann gut beobachten, denn ich tue es ja selbst."

„Aber ich hoffe, du starrst nicht auf meinen Hintern", sagte Will und Merlin lachte.

„Wenn du nackt im Zimmer stehst und gerade duschen willst?"

„Ja."

„Nein...du bist mein Freund und ich sehe dich nicht so an. Vor allen Dingen, weil du dich davon gelöst hast."

„Aber du nicht, Merlin."

„Nein...ich möchte das und ehrlich gesagt...Mädchen machen mich eben nicht so an."

Will schwieg einen Moment, dann fragte er leise

„Denkst du manchmal noch daran, als wir...als wir..."

„Nein...wir waren jünger und testeten unsere sexuellen Neigungen aus. Und du stelltest fest, das der Gedanke, es mit Männer zu treiben dir Angst machte und wohl doch nicht das ist, was du möchtest."

Will nickte.

„Aber du willst es, nicht wahr?"

„Ja."

„Hast du es dann schon getan...ich meine...mit jemanden richtig geschlafen", fragte Will.

Merlin schüttelte den Kopf und sah zu Aris

„Nein...bei uns gibt es das nicht, zumindest nicht oft und ich hatte noch keine Gelegenheit dazu. Aber...wenn ich mir Aris so ansehe...."

Will beugte sich vor und sagte leise

„Du darfst hier nichts tun...wenn sie dich erwischen, dann..."

„Fliege ich von der Schule, abgesehen davon, das mein Vater mich töten wird, wenn sie ihm sagen, das sie mich mit einem Jungen erwischt hatten."

„Genau...deshalb lass es. Das sind die Regeln."

Merlin grinste

„Sind Regeln nicht da, um sie zu brechen?"

Will verdrehte die Augen und sagte genervt

„Das wird nur Ärger geben...lass das sein."

„Nicht, wenn wir schlauer sind", antwortete der Feuerdrache und beobachtete Aris, der nach Büchern suchte.

Der junge Drachenreiter sah sehr gut aus und war eine Sünde wert. Merlin sah zu Will, der ihn beobachtete und grinste...dann widmete er sich wieder seinem Buch.

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