Drachenblut Kapitel 26

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Drachenblut


Kapitel 26



Während Merlin auf dem Weg nach dem Norden war, ging ihm Arthur nicht aus dem Kopf. Er hatte das Gefühl, das er am Ende seines Weges angekommen war und keinen Ausweg mehr hatte. Dieser Gedanke beunruhigte ihn so sehr...in einem Satz gesagt, er wusste nicht mehr weiter.

Er hatte recht gehabt, als er in dem Raum ihm gegenüber gestanden hatte. Er hatte Arthur einfach stehen gelassen, ohne ein Wort und ja, er war schuld an allem. Hätte er damals sich nicht mit Nani eingelassen, dann wären sie heute ein glückliches Paar. Merlin war sich sicher, das er ihm alles verziehen hätte, denn dafür liebte er ihn viel zu sehr.

Er seufzte...denn er dachte nun daran, das er Kael nicht hätte, wenn er Nani damals nicht beachtet hätte. Und das war das einzige Gute, was bei diesem ganzen Durcheinander herausgekommen war.
Merlin wusste damals nicht, was für ein Glück es ist, ein Kind zu haben, erst recht, da er mit so etwas nie gerechnet hatte. Und er liebte seinen Sohn über alles, er war ein Teil von ihm.

Er wollte Arthur und ein Kind für sie beide war nie eine Option, weil es nicht möglich war. Es lag zwar daran, das sie beide männlich waren, aber auch wenn Arthur ein Mädchen gewesen wäre, hätten sie nie ein Kind gehabt. Genetisch war das zwischen Drachen und anderen Lebewesen nicht möglich. Drachen wurden in Eier geboren und mussten ausgebrütet werden, ein menschliches weibliches Wesen könnte ein Drachenei nie austragen...sie würde sterben.

Er hatte jetzt einen Sohn, aber nicht Arthur. Dazu kam, das er mit Nani zusammenlebte und Arthur mit Aris eine Beziehung hatte. Was immer geschehen würde, das sie beide zusammenkamen...zwei würden verletzt auf der Strecke bleiben. Merlin wollte Nani nicht verletzen...sie einfach sitzen lassen und mit Arthur leben...sie hatte das nicht verdient. Und Aris...obwohl Merlin ihn nicht mochte, weil er etwas in Besitz hatte, wofür er töten würde, hatte er es trotz allem auch nicht verdient, einfach stehen gelassen zu werden.

Er stöhnte auf...alles war so schwierig und...er konnte nicht so weiterleben. Das wurde ihm plötzlich mit aller Macht bewusst. Er konnte nicht Arthur sehen, der so weit weg von ihm ist, obwohl er in seiner Nähe war...er konnte nicht mehr mit ansehen, wenn er mit Aris zum See ging...er konnte das alles nicht mehr. Er war am Ende...sechs Jahre Schmerz und Sehnsucht...Merlin war am Ende seiner Kräfte angekommen.

Er musste die Armee verlassen und zu seinem Sohn zurückkehren und...Arthur vergessen. Er musste versuchen, Nani zu lieben...ein ganz neues Leben aufzubauen. Wieder stöhnte er gequält auf...der Gedanke, Arthur nie mehr zu sehen...das er für immer aus seinem Leben war...brachte ihm unsagbare Schmerzen...in seinem Herz und seiner Seele. Aber so konnte es nicht weitergehen, er würde daran zugrunde gehen und er hatte einen Sohn, der auf ihn zählte und um den er sich kümmern wollte.

Merlin war so in seinen Gedanken versunken, das er nicht die Gegend im Auge hatte, denn er war jetzt sehr weit nördlich, fast an der Grenze. Er sah den großen Drachen erst, als sein Schatten über ihn fiel. Er kam aus großer Höhe und war ein männlicher Norddrache, hatte sich von oben im Gleitflug und von hinten angeschlichen und Merlin war zu abgelenkt, um ihn zu bemerken.

Bevor der schwarze Drache reagieren konnte, hatte sich der Norddrache in seinen Hals verbissen. Merlin brüllte auf, der Schmerz, als seine langen messerscharfen Zähne seine Schuppen durch schlugen und in sein Fleisch drangen, war mörderisch. Blut floss aus der Wunde, als der Norddrache sich festbiss und ihn auf den Boden ziehen wollte.

Würde er erstmal am Boden sein...war es vorbei. Merlin schlug mit seinen Flügeln, kämpfte um in der Luft zu bleiben, doch auf Dauer würde er es nicht schaffen, der große Drache war zu stark und eindeutig im Vorteil. Wieder brüllte Merlin, versuchte sich zu befreien, aber der Drache ließ nicht los...der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und er fühlte, wie er durch den Blutverlust schwächer wurde, denn es blutete sehr. Sie wirbelten zusammen in der Luft, kämpften um Beute und Leben.
Das war es also. All sein Leid, seine Sehnsucht und seine Liebe würden bald aufhören. Er würde nie wieder nach Hause kommen und Kael würde stundenlang vor der Höhle auf ihn warten, bis irgendwann jemand käme und ihnen die traurige Nachricht überbrachte. Und Arthur...er würde den Himmel absuchen, auf seine Rückkehr warten, was nie wieder geschah. Und nichts als Knochen würden von ihm übrig bleiben, die in der Sonne ausblichen...wenn der Drache und seine Artgenossen mit ihm fertig waren. Der Drache biss fester zu und vor Merlin tanzten schwarze Punkte...der Schmerz unsagbar schlimm.

Noch immer hielt er sich in der Luft, kämpfte einen Kampf, den er nicht gewinnen konnte. Bald würde er das Bewusstsein verlieren und dann war es vorbei. Wenn er Glück hatte, fraß ihn der Drache nicht bei lebendigen Leibe, sondern tötete ihn zuvor. Wieder brüllte er...ein letzter Gruß an die Welt...an Arthur und Kael.

Kael...den er nie aufwachsen sah und Nani, die um ihn weinen würde. Sie mochten sich nicht lieben, aber hatten immer gegenseitigen Respekt voreinander und eine Freundschaft.
Und lebe wohl, Arthur...seine große Liebe seines Lebens. Sie durften nicht lange glücklich sein, aber für Merlin war jeder Tag ein Geschenk gewesen.

Merlins Bewegungen wurden kraftloser...bald...doch er würde nicht kampflos untergehen. Er würde kämpfen, bis sein Körper erschlaffte. Vor seinen geistigen Augen sah er Arthur, das letzte, an was er dachte. Er sah ihn mit diesen unglaublichen blauen Augen an und lächelte leicht

Arthur...Arthur...leb wohl, mein Herz, schrie Merlin in seinen Gedanken und fühlte seinen nahenden Tod.

Doch als er die Augen schließen und sich seinem Schicksal ergeben wollte, sah er den See unter ihnen und dieser See kam ihm sehr bekannt vor. Als sie über der Mitte des dunklen Sees waren...ließ Merlin sich fallen. Der Norddrache war zwar größer und hatte mehr Kraft, aber als Merlin seinen Körper von einem zum anderen Moment erschlaffen ließ und nicht mehr flog...überraschte er seinen Feind.

Denn er konnte so schnell das Gewicht nicht kompensieren und stürzte mit Merlin nach unten, denn er würde seine Beute nicht loslassen und schließlich wollte er ihn am Boden.

Beide klatschten auf das Wasser, durch die Höhe und ihre Masse gingen sie sofort unter. Selbst unter Wasser wollte der Norddrache Merlin nicht loslassen...kämpfte sich mit seiner Beute nach oben, immer noch seine Zähne in Merlins Hals. Das Ruckeln nach oben, riss die Wunde weiter auf, die immer noch blutete. Merlin sah Bewegungen unter sich, die aus der Tiefe kamen und er schloss die Augen und dann...war da nichts mehr. Der Tod hatte ein Einsehen und hüllte ihn in eine alles verschleiernde Dunkelheit.


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Arthur schreckte aus dem Schlaf und setzte sich aufrecht, sein Herz klopfte wie verrückt in seiner Brust. Er rieb sich gedankenverloren darüber...über die Enge, die er fühlte und diese Unruhe. Er stand auf und zog sich eine Hose an, ging auf die Veranda und sah in den nachtschwarzen Himmel.
Er nahm tief Luft und er könnte schwören, das er Merlin hatte rufen hören. Er hatte ihn in seinem Traum gerufen.

Arthur war unruhig, er hatte ein Gefühl, was er nicht beschreiben konnte...eine Vorahnung vielleicht. Er stöhnte auf, als er daran dachte, das er sich vor ein paar Tagen gefragt hatte, ob er fühlen würde, wenn Merlin starb. Wieder sah er zum Himmel, als wünschte er sich, das ein schwarzer Drache dort auftauchte. Etwas war nicht in Ordnung...Arthur fühlte es fast körperlich.
Es war etwas mit Merlin...er wusste es einfach.

„Kannst du nicht schlafen?", fragte Aris hinter ihm.

Arthur umfasste das Geländer so fest, das seine weißen Knöcheln hervortraten, er keuchte...etwas war passiert. Aris kam besorgt näher und sah ihn an

„Was ist mit dir, Arthur?"

„Etwas...etwas ist mit Merlin", sagte er leise.

„Wie...was, ich verstehe nicht. Merlin ist auf Mission."

„Ja...aber etwas ist geschehen...ich...", er sah Aris an „Ich kann es nicht erklären...etwas ist passiert."

„Arthur...du hattest einen Alptraum und das sind die Nachwirkungen. Was soll denn geschehen sein? Du bist die letzte Zeit gesundheitlich nicht auf dem Damm und du wirst sehen...in zwei Tagen wird der Drache hier landen", er legte eine Hand auf seine Schulter „Versuche noch zu schlafen...es ist noch lange bis zum Morgen...komm. Merlin kann auf sich aufpassen."

Aris führte Arthur in sein Bett und deckte ihn zu, küsste ihn und legte sich in sein Bett. Aber Arthur konnte nicht mehr schlafen, der Mond schien auf sein Gesicht und wollte ihm den Weg zeigen.

Aber wohin? Seine Vorahnungen wurden stärker und Tränen rannen aus seinen Augen...er hatte das Gefühl, als würde er Merlin nie wiedersehen.


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Die beiden Drachen waren immer noch unter Wasser, doch der große Drache zog den bewegungslosen kleineren Drachen langsam an die Oberfläche...er hatte seine Beute sicher. Zu spät und es hätte ihm auch nichts genützt, wenn er sie früher gesehen hätte, sah er die großen Seeschlangen, die ihn sofort angriffen. Sie verbissen sich in dem Norddrachen...es waren mindestens zehn der übergroßen Schlangen.

Der Norddrache ließ Merlin los, um sein eigenes Leben zu verteidigen, aber er hatte keine Chance, denn das war nicht sein Element. Sein Element war die Luft und nicht das Wasser...aber es war das Element der Seeschlangen, die ihn unerbittlich weiter attackierten. Während die Seeschlangen dem Norddrachen den Garaus machten...schwammen andere zu dem sinkenden schwarzen Drachen und...hoben ihn sanft an...beförderten ihn zur Oberfläche.

Eine bunt schillernde Seeschlange, groß und elegant, wie sie sich durch das Wasser bewegte, schwamm hinter den Seeschlangen, die den schwarzen Drachen an die Oberfläche transportierten. Während der Norddrache den Tod fand und selbst zum Futter wurde, brachten die riesigen Schlangen den bewusstlosen Drachen an Land und somit an Sauerstoff.

Ein gleißendes Licht entstand, als die bunte Schlange sich verwandelte und sich neben den großen Kopf von Merlin hinkniete, als er am Ufer lag. Männer, die sich auch verwandelten, knieten sich neben sie...sie hatten teilweise rotes, schwarzes und blaues Haar.

„Lebt er noch", fragte Ashanta besorgt. Einer der Männer nickte

„Ja, meine Königin, aber er ist schwer verletzt. Der Drache hatte sich in seinem Hals verbissen. Wir müssen die Blutung stoppen...sonst stirbt er."

Sie stand auf

„Dann tut es! Ihr seid mir für das Leben des Drachens verantwortlich!"

„Ja, meine Königin", sagte der Mann mit dem dunkelblauen Haar. Er war sehr schön, in seiner menschlichen Form mit nachtblauen Augen und sehr muskulös. Nackt und wunderschön stand er vor seiner Königin, die aber nicht darauf achtete...Nacktheit war für Gestaltwandler etwas Normales. Er brüllte ein paar Befehle in einer fremden Sprache und die anderen gingen in den Wald, kamen bald zurück und verbanden die Wunde mit großen Blättern.

Ashanta sah zum dunklen Himmel und sie wusste, das die Drachen von der Jagd zurückkamen.

„Wenn andere kommen, werden sie ihn entdecken...wir müssen ihn in den Wald schaffen, dort ist er vor ihren Blicken durch das dichte Blätterwerk geschützt."

„Es wäre besser, wenn er sich verwandeln könnte, er ist nicht gerade klein", sagte der Mann und musterte den bewusstlosen Drachen.

„Ja, das weiß ich auch, Ajan...aber im Moment kann er das nicht. Und die letzte Zeit sind viele dieser Monster hier in der Nähe, denn sie brüten in den Bergen an der Grenze und sind hochaggressiv. Und sie überfliegen den See auf dem Weg zurück."

Ajan nickte und neigte leicht den Kopf...es sah sehr sexy an ihm aus.

„Wie du wünscht", sagte er und verwandelte sich zurück, zischte und knurrte ein paar Befehle und sie transportierten den Drachen unter die Bäume...vorsichtig, damit seine Wunde nicht wieder zu bluten anfing. Ashanta folgte ihnen und sah immer wieder zum Himmel. Sie waren hier an Land ungeschützt, sollte einer der Drachen angreifen. Ihre Macht lag im Wasser, nicht an Land, sowie die Macht eines Drachens in der Luft war. Andere Schlangen tauchten auf, sie hatten den toten Norddrachen in die Tiefe gebracht...seine letzte Tat war, das er als Futter für diese Rasse diente.

Ajan verwandelte sich zurück und nickte, als er prüfend nach oben sah...Merlin lag unter dem schützenden Dach von großen Bäumen. Er drehte sich um und Ashanta sah einen Moment auf seinen perfekt geformten Hintern, bevor sie sich wieder dem Drachen widmete. Nach einer Stunde wurde die Atmung des Drachens stärker und er schlug leicht die Augen auf.

„Merlin...kannst du mich hören...ich bin es, Ashanta."

„Ja", hauchte er leise „Der Drache..."

„Tot...wir haben dich hier in den Wald gebracht, nicht weit vom See weg. Dein Glück war, das du als Drache im Wasser warst...dann kannst du es länger ohne Luft aushalten. Als Mensch wärst du ertrunken. Kannst du dich verwandeln?"

„Schmerzen", hauchte er.

„Ich weiß, der Norddrache hat dir sehr zugesetzt."

„Danke." Ein Hauch von einem Wort, aber Ashanta wusste, was er sagen wollte.

„Gerne...ich bin dir alles schuldig und ich halte, was ich verspreche. Du bist bei uns in Sicherheit, aber ich kann dich nicht mit in mein Reich nehmen...dann stirbst du. Aber versuche dich zu verwandeln."

„Schwierig...ich versuche...es.", sagte er leise und schloss die Augen.

Ein Lichtschein hellte auf, der aber wieder verblasste...Merlin war schwach. Er versuchte es wieder, die Männer standen um ihn herum und beobachteten ihn. Beim dritten Versuch gelang es ihm, aber er fiel wieder in die Bewusstlosigkeit. Ashanta sah sich seine Wunde am Hals an, die hinunter bis zu seinen Schultern ging und sie war sehr sehr tief, sein halber Hals war in Mitleidenschaft gezogen und sie schüttelte leicht den Kopf...verdammte Norddrachen. Wie konnten sie so einem schönen Geschöpf so etwas antun? Ajan nickte

„Ein außergewöhnlicher mutiger Drache...das ist mir schon damals aufgefallen, als er Nediva mit seinem Leben beschützte"", sagte er respektvoll.

„Ja...zumindest besser als ihr Vater, der verfluchte Mistkerl. Er soll in der Hölle schmoren", zischte Ashanta. Sie sah wieder zu Merlin und sagte nun, als sie aufstand

„Stell zwei Wachen ab, die ihn beschützen. Du bist mit deinem Leben für ihn verantwortlich. Sie werden alle acht Stunden abgelöst, um ins Wasser zurückzukehren."

„Ja, Ashanta."

Nediva kam auf sie zugelaufen, einen jungen Mann an ihrer Seite mit dunkelgrünem Haar. Als sie Merlin erreichten, sagte Ashanta

„Du solltest doch unten bleiben. Hier wimmelt es von Norddrachen...es ist gefährlich."

„Das sagte ich ihr auch, aber sie hört nicht auf mich", sagte der junge Mann neben ihr.

„Als ob ich auf dich höre...Ekyl", sagte sie trotzig zu ihm und sag zu ihrer Mutter „Wie geht es ihm?"

„Ich weiß es noch nicht. Er ist ein Drache und so ganz anders als wir, aber er lebt."

„Gut", sagte das junge Mädchen erleichtert, das die Anzeichen einer jungen Frau zeigte. Sie schaute zu dem Mann mit dem blauen Haar und musterte Ajan ungeniert, der in all seiner nackten Pracht da stand, Schlangenkrieger durch und durch. Ekyl stieß sie an und zischte leise

„Hör auf, Ajan anzugaffen. Das ist ja schon peinlich, Nediva."

Sie seufzte

„Oh...ich sehe ihn nie so oft in menschlicher Gestalt und er ist...oh Himmel, zum dahinschmelzen. Was für eine Schlange."

Ekyl machte ein schnaufendes Geräusch

„Ich weiß, das du eine Schwäche für ihn hast...musst du mir nicht immer sagen. Und was ist denn so besonders an ihm?"

Sie kicherte, ohne den Blick von dem schönen Mann zu nehmen, der sie allerdings nicht beachtete, aber sich sehr bewusst war, das das Mädchen ihn musterte.

„Du bist eifersüchtig...wie süß", sagte sie leise zu dem jungen Mann.

„Bin ich nicht und ich bin nicht süß...ich bin eine Schlange...genau wie Ajan...und werde auch ein Krieger", verteidigte er sich erbost.

„Ajan auch, aber er ist kein Junge, sondern ein Mann und... ich wusste nicht, das er so einen großen Penis hat", meinte sie und seufzte wieder „Er ist so schön und groß, ich möchte nicht wissen, wie er ist, wenn er..." Ekyl zog sie fort

„Jetzt reicht es...wir gehen zurück. Du bist hier, um nach deinem Retter zu sehen und nicht Ajans Penis zu betrachten", zischte er frustriert „Weiber, sind doch alle gleich, ob an Land, in der Luft oder im Wasser."

Sie kicherte, aber ließ sich anstandslos mitziehen. Natürlich wollte sie nach dem Drachen sehen, der sie gerettet hatte, aber sie wusste auch, das der Kommandant ihrer Mutter oben war und wahrscheinlich in menschlicher Gestalt. Sie fand ihn so schön und männlich und...er beachtete sie nicht. So ein Mist. Aber einen Blick wollte sie erhaschen, trotz ihres ständigen Begleiters. Ekyl war achtzehn, zwei Jahre älter als sie und angeblich in sie verliebt. Aber sie schmachtete für Ajan.

Ashanta blieb bei Merlin...Norddrachen flogen über sie hinweg, sie waren auf Jagd und kehrten zu den Bergen zurück. Sie sahen nach oben, als sie die riesigen Schwingen hörten, die die Luft durchschnitten, aber unter dem dichten Wald sahen die Drachen sie nicht und flogen weiter.

Ajan sah zu seiner Königin, die in ihrer Schönheit mit keiner anderen Frau einer Spezies zu vergleichen war. Sie strahlte eine Sinnlichkeit aus, die jeden Mann erzittern ließ, er mit eingeschlossen. Und sie war sehr klug, denn sie wusste, das die Drachen auf Jagd waren und den See auf dem Rückflug überflogen. Sie hätten den verletzten Drachen sehr schnell gefunden und ihn getötet.

„Du hast weise entschieden", sagte er jetzt. Sie sah ihn unter den langen bunten Wimpern an, das es ihm heiß und kalt wurde. Er war verrückt nach ihr, aber sie war seine Königin und unantastbar.

Am Morgen, bei Wachablösung, musste sie ins Wasser...doch Merlin war noch bewusstlos.

Ajan und sie verwandelten sich, sowie die beiden Wachen und tauchten ab, während die anderen Wachen den bewusstlosen Mann schützten. Sie würden ihr Leben geben, denn der Befehl von ihrer Königin war klar und deutlich gewesen.


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Drei Tage waren vergangen und kein Merlin kam zurück, er war überfällig. Arthur war an der Grenze von wahnsinnig. Wahnsinnig vor Sorgen, denn dieses beklemmende Gefühl war nicht verschwunden, im Gegenteil...es war stärker geworden. Er stand am Sattelplatz und suchte den Himmel ab, als Ian zu ihm kam.

„Ich mache mir auch Sorgen, er müsste längst hier sein. Er sollte nur einen Blick riskieren und zurückkommen. Wahrscheinlich ist ihm etwas zugestoßen, denn anders kann ich mir das nicht erklären."

Arthur fuhr sich durch die Haare...das war Salz auf seine Wunden. Er war wahnsinnig vor Sorgen, konnte nicht essen, nicht schlafen...und sah wieder zum Himmel. Er sehnte sich danach, die Silouette des Drachens dort zu sehen. Der Gedanke, das Norddrachen ihn erwischt hatten, löste ein unbeschreibliches Gefühl in ihm aus. Wieder sah er die schrecklichsten Szenarios vor sich...Drachen, die Merlin töteten und sein Fleisch aßen. Er würde jeden einzelnen Norddrachen töten und nicht eher ruhen, sollten sie Merlin getötet haben. Er würde der Schrecken der Drachen werden...ein unerbittlicher Drachenjäger. Und wenn er alle erwischt hatte, würde er sich töten. Aber noch wusste er nicht, was mit seinem Drachen geschehen war.

Denn ein Leben ohne Merlin war kein Leben. Das wurde er sich mit aller Deutlichkeit bewusst, als er ihn nach so langer Zeit wiedersah.

„Ich denke...diesmal hat er sich überschätzt...eigentlich schade, er war ein toller Kerl."

Arthur fuhr herum, Zorn in seinen Augen...er hörte wohl nicht richtig.

„Ihr gebt eure Leute sehr schnell auf... muss ich feststellen. Warum geht ihr ihn nicht suchen...warum?", herrschte er Ian an.

„Weil von ihm...falls ein Norddrache oder mehrere ihn erwischt haben... nichts mehr übrig ist. Und für Knochen begeben wir uns nicht in so tödliche Gefahr. Er wusste, das so etwas passieren konnte. Wenn er tot ist, dann können wir auch nichts mehr tun."

Arthur holte aus und schlug Ian mit der Faust ins Gesicht, der nach hinten kippte und auf dem Boden aufschlug und Arthur über ihm stand und zischte

„Sag so etwas nie wieder oder ich schlage dich tot, verfluchter Drache."

Ian hielt sich seine blutende Nase und schrie

„Was hast du für ein Problem, Drachenreiter...du hast mir die Nase gebrochen...verdammt. Er ist ein verfluchter Drache und keiner von deiner Rasse."

Doch Arthur beachtete ihn nicht weiter, sah noch, wie alle anderen ihn fassungslos anstarrten. Er hatte einen Drachen niedergeschlagen...eigentlich wollte sich niemand mit Drachen anlegen. Er stapfte zu Kenos Büro und stürmte hinein. Außer sich vor wahnsinnigen Sorgen um Merlin und Zorn war er jenseits von allen Grenzen. Ian hatte ihm mit seinen Annahmen und Knochen den Rest gegeben. Keno sah auf

„Ich brauche Urlaub...ich muss etwas erledigen", sagte er harsch zu seinem Vorgesetzten.

„Wie lange?"

„Drei Wochen...ich hatte noch keinen Urlaub in all den Jahren."

Keno nickte

„Das weiß ich und deshalb...genehmigt. Gute Erholung!"

Arthur nickte und rannte zu seiner Unterkunft, begann seinen Rucksack zu packen. Aris kam herein und sah verwundert ihm beim Packen zu, fragte

„Was tust du?"

„Ich habe Urlaub und ich werde Merlin suchen. Es ist etwas passiert, denn er müsste schon seit fast zwei Tagen hier sein. Bestimmt ist er verletzt." Er wollte nicht daran denken, das Ian vielleicht recht hatte und er tot war.

Aris trat näher an ihn heran

„Bist du verrückt? Dort wimmelt es nur so vor Norddrachen, Salin kam gestern zurück und sagte, das er dreimal angegriffen wurde. Du kannst nicht so weit in den Norden. Und du kannst nicht fliegen. Wie willst du denn dort hinkommen? Das ist sehr weit weg. Die Drachen in der Luft haben schon Probleme, diese Viecher abzuwimmeln. Du bist am Boden und ein leichtes Ziel...du könntest dich nicht verteidigen. Sie werden dich töten und auffressen."

Arthur fuhr herum

„Das ist mir sowas von scheißegal, Aris und sag mir nicht, was ich kann oder nicht kann. Und ich werde gehen. Du hältst mich nicht auf...niemand hält mich auf."

„Was ist denn so besonders an Merlin, das du dein Leben riskierst, Arthur...ich verstehe dich nicht. Bedeute ich dir nichts...denkst du nicht auch mal an mich, wenn du dich in solche Gefahr begibst?"

Nein...Arthurs Handeln wurde nur an den Gedanken von Merlin gesteuert...er würde ihn suchen, da konnte passieren, was wollte. Aris nahm ihm die Tasche aus der Hand

„Du bleibst hier...das ist zu gefährlich. Ich werde nicht zusehen, wie du in den Tod rennst."

Arthur griff nach der Tasche und zischte zornig

„Gib mir die verfluchte Tasche, bevor ich etwas tue, was ich nicht tun will. Wenn du mich aufhalten willst...musst du mich töten."

Aris sah ihn verständnislos an und er griff die Tasche, die ihm der blonde Drachenreiter frustriert überließ und stürmte zum Ausgang und Aris schrie

„Wenn du jetzt gehst, brauchst du nie wieder zu mir zurückzukommen."

Arthur drehte sich um

„Da ich sterben werde...wird dein Wunsch wahrscheinlich in Erfüllung gehen. Leb wohl."

Dann war er fort und Aris starrte die Tür an. Was war das zwischen Arthur und Merlin, das er ohne zu zögern in den Tod rannte, um ihn zu suchen. Er war ein leichtes Ziel für die Norddrachen, die sich nicht anzustrengen brauchen, um ihn zu töten. Er rannte bewusst in die Gefahr und in seinen Tod, nur weil Merlin über vierundzwanzig Stunden überfällig war. Er konnte das nicht verstehen...sie flogen nur dreieinhalb Jahre auf der Schule zusammen. Woher also diese uneingeschränkte Loyalität zu dem Drachen?

Er setzte sich auf sein Bett und starrte verwirrt vor sich hin...er brauchte Antworten.

Währenddessen machte sich Arthur auf zur Stadt, denn dort fand er Söldnerdrachen, die für Gold alles taten und das hatte er zu Genüge, denn Bartlet war nicht arm. Er stammte aus einer einflussreichen Familie und sein Großvater war sehr geschäftstüchtig gewesen. Leider hatte er über seine Geschäfte seine Kinder vernachlässigt und Bartlets Schwester wurde bösartig und verbittert, was Arthur am eigenen Leib erfahren hatte.

Er brauchte einen Transport zum Norden und möglichst schnell.

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Zara sah Arthur mit einem Rucksack wegstürmen und sie wischte sich über ihre Wangen, denn sie hatte geweint. Ihr Bruder kam nicht zurück und sie befürchtete das Schlimmste. Sie sank wieder auf dem Stuhl zusammen, als Will kam und sie wortlos in den Arm nahm.

„Er ist nicht da, nicht wahr?"

Will schüttelte den Kopf, er machte sich Sorgen, aber sie hatten strengstes Startverbot. Denn Keno dachte sich schon, das einige Drachen ihn vielleicht suchen wollten. Es war nur den Späher erlaubt, so tief in den Norden zu fliegen, denn sie kannten sich mit der Gefahr aus.

„Er kommt wieder."

Sie schniefte

„Und...und wir können ihn nicht suchen gehen. Das ist nicht fair."

Will war einerseits froh, das sie nicht fliegen durften, denn Zara in so tödlicher Gefahr zu wissen, würde ihm nicht gefallen und sie würde ohne zu zögern fliegen, das wusste er. Das Flugfeld war gesperrt, Wachen standen dort, eigentlich überall. Wer sich dem Verbot widersetzte, brauchte nicht wiederzukommen, das hatte ihr Chef eindeutig gesagt.

Es herrschte Kameradschaft unter den Drachen, Zimo, Wayne, Floyd und die anderen aus ihrem Jahrgang, hatten sich schon bereit gemacht, doch Keno pfiff sie zurück, drohte jedem das Schlimmste an, wenn sie ohne Erlaubnis flogen. Denn er wusste, wie auch die Späherdrachen, das sie nicht zurückkämen, denn sie hatten keinerlei Erfahrungen mit Norddrachen. Manche flogen nicht ausreichend gut genug, um sie abzuschütteln...sie wären leichte Beute. Die meisten kannten Norddrachen nur aus Erzählungen.

Die Späherdrachen blieben auch am Boden, denn so hart es sich anhörte, hatte Ian recht. Sie konnten nicht ihr Leben für einen Drachen auf das Spiel setzen, erfahrene Späher wussten das. Dieser Job war gefährlich und man musste sich von Anfang an klar werden, das man auf sich allein gestellt war. Merlin hatte das gewusst.

„Ich sah Arthur eben in einem Mordstempo den Stützpunkt verlassen...mit einem Pferd. Er hatte mich nicht gegrüsst und war sehr in Eile", sagte Will.

„Wo will er hin?"

„Keine Ahnung, aber mit Sicherheit nicht in den Norden. Vielleicht zu seinem Vater in die Stadt, denn diese Richtung schlug er ein."

Zara schnaubte verächtlich

„Tja...Vergnügen geht vor...was interessiert ihn noch Merlin...Arschloch."

„Es wird schon nichts passiert sein. Vielleicht hat er etwas länger Pause gemacht."

Zara nickte und kuschelte sich an Will. Sie wollte alles glauben, nur nicht...das er nie wiederkam.

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