Drachenblut Kapitel 67

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Drachenblut


Kapitel 67



Vier Wochen waren vergangen, seit Arthur spurlos verschwunden war. Vier lange furchtbare Wochen für Merlin; er hatte sich verändert, war still und ernst geworden. Sie hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt und die Stadt und das Land abgesucht...doch Arthur blieb verschwunden.

Merlin stand am Fenster, schaute apathisch heraus, er war ernst und interessierte sich für gar nichts mehr. Bartlet hatte erreicht, das er von der Armee freigestellt wurde und das war auch gut so. Kristan hatte die Befürchtung, das er sich etwas antun würde. Er aß kaum etwas und schreckte nachts hoch, schrie nach Arthur...Kristan ließ ihn keine Minute mehr allein. Nanita war wieder von zu Hause gekommen, nachdem Kristan ihr eine Nachricht geschickt hatte und kümmerte sich aufopfernd um Merlin.

Doch der Drache schien von Tag zu Tag mehr zu verfallen, verbrachte die Tage apathisch liegend im Bett oder saß auf dem Sofa und starrte vor sich hin. Die Nächte schlief er nicht durch, schrie nach Arthur mehrere Male und warf sich unruhig hin und her. Alle machten sich die schlimmsten Sorgen, denn...Merlin war der festen Überzeugung, das Arthur tot war.

Er sagte immer, das Arthur ihn nie freiwillig verlassen würde und nur der Tod in der Lage war, Merlin Arthur wegzunehmen. Kristan verließ gerade sein Zimmer, er weigerte sich, nach Hause zu gehen oder die Stadt zu verlassen. Noch immer wohnten sie im Schloss...auf freundliche Einladung des Königs, der natürlich wusste, was vorgefallen war.

Bartlet kam ihm entgegen, an seiner Seite Mandolyn. Der Anführer der Saris hatte alle Hände voll zu tun, um sein Volk umzusiedeln. Aber als er von Aris hörte, was passiert war, reiste er sofort zurück zur Stadt. Merlin war sein Freund und Arthur auch...er würde sie nie im Stich lassen, Arbeit hin oder her.

„Wie geht es ihm?", fragte der Saris. Kristan seufzte und schüttelte den Kopf

„Nicht gut...ich kann ihn nicht ohne Aufsicht lassen, weil ich Angst habe, das er sich etwas antut. Doch ich befürchte...wir werden ihn so oder so verlieren...er wird an Kummer sterben, wenn das überhaupt möglich ist."

Mandolyn nickte andächtig und sah zu der Zimmertür

„Ja, bei den zwei glaube ich das sogar und halte das für möglich. Ich bin auch in der Liebe mit jemanden, aber diese beiden...ich habe so etwas noch nie gesehen. Sie sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht...doch ihre Liebe zueinander ist...", er überlegte einen Moment „so außergewöhnlich, eigentlich fällt mir nur ein Wort ein...abartig. Aber im positiven Sinne...sie sind besessen voneinander...als könnte einer ohne den anderen nicht existieren."

Bartlet nickte

„Das hast du verflucht gut erkannt, Mandolyn...sie sind wirklich so. Und jetzt, da Merlin denkt, das Arthur tot ist...wird es jeden Tag schlimmer."

„Glaubt ihr das auch?"

„Es sind jetzt vier Wochen...und kein Hinweis auf ihn", doch Bartlet schüttelte den Kopf „Nein, ich glaube es nicht, vielleicht mache ich mir was vor, aber...die Hoffnung stirbt zuletzt."

„Was ist denn eigentlich passiert?"

„Arthur war in der Stadt, wollte wohl etwas für Merlin kaufen, sie hatten Jahrestag. Doch er verschwand spurlos."

„Und ihr habt..."

„Mandolyn glaube uns...wir haben die Stadt auseinander genommen und die Umgebung...er bleibt spurlos verschwunden."

Mandolyn schüttelte den Kopf

„Niemand löst sich in Luft auf. Selbst wenn er tot wäre...irgendwann würde man seine Leiche finden. Aber ich denke auch nicht, das er tot ist", er überlegte einen Moment und fragte „Haben sie Feinde hier in der Stadt?"

„Feinde...nicht das ich wüsste. Eigentlich sind sie sehr beliebt, nachdem was sie geleistet hatten. Warum fragst du das?"

„Nun", sagte der Saris „Ich habe schon so einiges erlebt. Vielleicht will sich jemand rächen...für irgendetwas, woran sich niemand erinnert. Vielleicht an Merlin?"

„An Merlin?", fragte Kristan erstaunt.

„Ja...Rache kann sehr erfinderisch sein, je nachdem, wie sehr man hasst...vielleicht will jemand, das er leidet und wie würde Merlin wohl am meisten leiden?"

„Wenn man ihm seine Liebe und seinen Gefährten nimmt."

Mandolyn nickte

„Entweder das oder jemand hatte es speziell auf den Drachenreiter abgesehen. Sollte Arthur einen Unfall gehabt haben, wäre das auf jeden Fall aufgefallen, aber so verschwand er still und heimlich. Ich denke, jemand hatte ihm aufgelauert und ihn überwältigt, denn freiwillig wäre er nie mitgegangen."

Bartlet bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick

„Glaubst du nicht auch, das wir soweit auch schon waren? Wir sind ja nicht ganz verblödet. Die Frage ist nur...wer und vor allem...warum."

„Entschuldige...ich bin mir bewusst, das ihr keine Vollidioten seid", grinste Mandolyn „Doch wir sollten das Leben der beiden umkrempeln, ich bin mir eigentlich sicher...das etwas aus ihrer Vergangenheit damit zu tun hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, was es sonst sein könnte...wir waren lange im Krieg."

Kristan nickte nachdenklich

„Er hat recht, Bartlet, es kann eigentlich nichts in dieser Zeit sein. Wir waren im Krieg und da hatten beide keine Zeit, sich mit jemanden anzulegen...außer mit Ragdolf und er ist tot."

Bartlet nickte

„Ja...klingt logisch. Also werden wir ihr Leben auf den Kopf stellen und mit Leuten reden, die sie schon früher kannten. Wir werden nicht aufgeben, ich sowieso nicht...Arthur ist mein einziges Kind und ich werde nicht eher ruhen, bis ich weiß, was ihm geschehen ist. Wir müssen auch mit Merlin reden, aber erst am Schluss...wir sollten ihn nicht aufregen."

„Ich bin dabei, meine Leute kümmern sich um die Umsiedlung...ich werde hierbleiben, bis wir ihn finden...tot oder lebendig", sagte Mandolyn „Beide sind meine besten Freunde und sie sind mir sehr wichtig."

Beide schauten den Saris respektvoll an, Bartlet nickte

„Also gut...machen wir eine Reise in die Vergangenheit von den beiden."

Sie nickten zustimmend und gingen den Gang entlang. Nanita blieb bei Merlin und achtete auf ihn.

Sie würden nicht aufgeben.


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So wie Merlin die Hoffnung aufgegeben hatte, so fühlte auch Arthur. Er hatte vier Wochen Hölle hinter sich und hatte das Gefühl, als wäre er wieder in seiner Kindheit. Nur war es hier schlimmer. Die furchtbare Frau, bei der er aufgewachsen war, hatte ihn auch geschlagen...aber sie war ein Sonnenschein gegenüber diesen drei...die ihre schlechte Laune und ihren Frust an ihm ausließen.

Connor war der Schlimmste...er schlug Arthur regelmäßig, auch ohne Grund, selten hatte der Drachenreiter ein so bösartiges Wesen getroffen, der Spaß daran hatte, andere zu quälen. Sein Körper war von den Schlägen und Tritte mit blauen Flecken übersät, wenn sie abheilten, kamen gleich neue dazu. Doch er achtete sehr darauf, ihn nicht so schlimm zu verletzen, damit er arbeiten konnte.

Arthur musste sie bedienen...ihr Essen kochen und wenn es nicht nach ihrem Geschmack war...schlugen und traten sie ihn. Er musste ihre Kleider waschen und den Stall sauber machen, die gestohlenen Pferde striegeln und Wasser holen. Wenn sie draußen saßen und er mit den schweren Wassereimern kam, trat Connor darunter und er musste wieder Neues holen, während sie lachten. Sie hatten ihm verboten, sich zu waschen, meinten...er wäre Dreck und Dreck gehörte zu Dreck.

Arthur wehrte sich nicht und sagte auch nichts, denn Connor hatte ihm oft genug gedroht, das sie ihn alle drei nehmen würden, wenn er sich nicht fügte. Und obwohl sie nicht in diese Richtung orientiert waren, traute er Connor und den zwei durchaus zu, das sie es wirklich tun würden. Sie waren so verdorben und schlecht, das es ihnen egal wäre. Doch Kyle schien auch sein Geschlecht zu mögen, denn er betatschte ihn oft unsittlich...doch er sagte nichts. Connor war der Chef und gab kein grünes Licht für ihn, solange war er sicher vor Übergriffe.

Inzwischen hatten sie irgendwo verdorbene Mädchen aufgetrieben, die für ein paar Versprechungen alles taten. In den Nächten tranken sie mit den Frauen den billigen Fusel und hatten in der Nacht abartige Sexspiele zu sechst. Arthur hörte sie dann keuchen, schreien und stöhnen, wenn sie sich mit den Frauen abwechselten. Trotzdem belästigte ihn Kyle immer noch sexuell, betatschte ihn...vielleicht auch nur, um ihn zu demütigen.

„Hey...du Arsch, wasch meine Füsse", rief Connor zu ihm, um ihn wieder zu demütigen.

Arthur kam langsam mit einem Eimer Wasser zu ihm geschlurft, seine Fußfesseln ließen ihn nur kleine Schritte machen. Die Haut an den Stellen war aufgeschürt und schmerzte, weil das Eisen so hart und scharfkantig war. Zumindest brauchte er nicht mehr Durst zu erleiden, denn das war schlimm gewesen. Doch essen durfte er nur die Abfälle von den drei, die sie übrig ließen. Sie warfen ihm die Knochen zu wie einem Hund und grinsten dabei.

Arthur kniete sich vor ihn und wusch seine Füsse, während Connor dreckig grinsend auf ihn hinab sah. Arthur war schmutzig, sein Haar glänzte nicht mehr, war stumpf und filzig. Er roch nicht gut und seine Kleider waren sehr verdreckt, teilweise kaputt, doch er fiel nicht auf unter den drei, die ebenso stanken und ewig nach dem billigen Fusel rochen. Sie wuschen sich nicht oft...waren wohl den Dreck aus dem Kerker gewöhnt...doch sie verboten ihm, sich zu waschen. Wenn er es tun würde, dann würden sie ihn schlagen oder ihm Schlimmeres antun.

„Na, wie fühlst du dich so dreckig und stinkend...Sklave?", fragte Connor „Ist nicht mehr viel übrig von dem tapferen, mutigen Ritter in seiner glänzenden Rüstung."

Arthur sagte nichts und wusch ihm seine Füsse, doch Connor beugte sich vor und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Er schlug nach hinten auf den Boden auf, der Schmerz explodierte in seinem Gesicht und er schmeckte Blut.

„Ich habe dich etwas gefragt...gib gefälligst Antwort", schrie er, während Arthur sich aufrappelte und das Blut mit dem Handrücken abwischte.

„Gut", sagte er.

„Gut...was? Was hab ich dir gesagt? Wenn du dich nicht daran hältst...kannst du was erleben."

„Entschuldigung...gut...Meister."

Connor wollte ihn demütigen und tat das bei jeder Gelegenheit, er ergötzte sich daran und bestand darauf, das Arthur ihn mit Meister anredete.

Die anderen beiden lachten und Kyle sagte

„Hey Connor...lass mich ihn doch ficken...es wäre mal etwas anderes."

Doch dieser schüttelte angewidert den Kopf

„Nein, ich finde das abartig, einen Mann so zu ficken. Du hast deine Weiber...wenn du das willst, dann tue es mit ihnen. Er ist fürs Arbeiten da und um uns abzureagieren. Du kannst ihn treten und schlagen, aber nicht mehr. Und achte dabei, das du ihm nichts brichst, sonst schleppst du die Eimer und arbeitest."

„Aber ich fahre immer auf zwei Schienen...ich mag beide Geschlechter."

Connor grinste zu Arthur

„Willst du von Kyle gefickt werden?"

Arthur schüttelte den Kopf und Connor lachte, schaute zu Kyle

„Siehst du, Kyle...du bist nicht sein Typ...er steht auf Tiere, besonders auf Drachen. Also lass ihn in Ruhe...er hat andere Aufgaben."

„Ich danke dir, Meister", sagte Arthur und Connor schlug ihn wieder.

„Hat irgendjemand gesagt, das du Stück Scheiße etwas sagen sollst? Du redest, wenn ich dich auffordere und verdammt, schreib dir das hinter deine dreckigen Ohren, sonst könnte ich Kyles Bitte nachkommen. Und nicht nur das...ich würde mich auch überwinden", er grinste „Wer weiß, vielleicht würde mir das ja gefallen. Also...denk darüber nach, bevor du dein dreckiges Maul aufmachst."

Arthur nickte und stand auf, trug das schmutzige Wasser weg, doch Connor trat ihm an der kleinen Treppe der Veranda in den Rücken, so das er die drei Stufen herunterfiel und der Eimer Wasser sich über ihm entleerte. Sie lachten, während Arthur mühevoll aufstand...er wollte sterben.

„Mach den Dreck weg und bring uns Branntwein...und das sofort", rief Slim, der dritte unter ihnen.

Arthur nickte und ging in die Scheune, denn dort war der Vorrat an Schnaps. Er konnte nichts tun, wenn er sich wehrte...würde Connor Kyle auf ihn loslassen oder alle drei. Er erpresste ihn damit und Arthur wollte das auf keinen Fall, denn zwischen ihm und Kyle stand nur Connor, den er so abgrundtief hasste und doch in diesem Fall sein Retter war, sonst hätte Kyle, was er wollte schon wahr gemacht. Doch er wusste, das Connor ihn eiskalt töten würde, wenn er den Anweisungen seines Anführers nicht nachkam. Nichts hasste Connor mehr, als nicht anerkannt zu werden, außer vielleicht ihn und Merlin.

Arthur fragte sich jede Nacht, wenn er angekettet in der Scheune lag, wie es ihm wohl gehen würde. Es war die einzige Zeit, in der er etwas Ruhe hatte, wenn die drei ihren Rausch ausschliefen oder sich mit den Weibern amüsierten. Und er wusste nicht, wie lange er das noch aushielt...diese Schmerzen und Misshandlungen, aber vor allem diese Demütigungen. Connor wollte ihn brechen und Arthur wusste nicht, wie lange er ihm entgegen halten konnte. Langsam fühlte er sich schon als Dreck, so wie sie ihn immer bezeichneten. Er vermisste seinen Drachen so sehr, sein Herz so schwer und er flüsterte oft nachts

„Merlin...bitte finde mich, ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten werde. Mein Geliebter...bitte...finde mich."

Doch er war hoffnungslos, das er Merlin je wiedersah. Er würde hier elendig zugrunde gehen...sie würden ihn so lange schlagen und quälen, bis sein Körper versagte.


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Merlin schreckte mitten in der Nacht hoch und schrie. Nanita, die auf dem Sofa lag, sprang auf und eilte zu seinem Bett, zündete die Kerze an. Der Drache saß bleich in seinem Bett...er war noch bleicher, wie er normalerweise schon war, Schweißperlen auf seiner Stirn und starrte geschockt Nanita an, die sich jetzt neben ihn auf das Bett setzte.

„Merlin...was ist denn?", fragte sie sanft „Hattest du wieder einen Alptraum?"

Er sah sie wortlos an, immer noch geschockt, mit großen erschreckten Augen und antwortete

„Ich...ich habe von Arthur geträumt und...und er hatte gelitten...so sehr gelitten. Jemand tut ihm etwas an...Mutter."

Sie streichelte ihm zärtlich über sein Haar, wie sie es immer tat, als er noch ein kleiner Junge war und sich fürchtete...vor Gewitter, den Blitzen oder dem Donner.

„Das war nur ein Alptraum, mein Schatz...du vermisst ihn so sehr."

Doch Merlin schüttelte den Kopf

„Nein, Mutter...es war so real und er hatte mich gerufen", Tränen traten in seine Augen, als er seine Mutter ansah „Er hatte mich so sehr gerufen und ich konnte ihm nicht helfen. Ich konnte ihm nicht helfen."

Jetzt weinte er und Nanita nahm ihn in den Arm

„Oh, Merlin...ich würde dir so gerne helfen."

„Ich weiß...weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte, Mutter...nichts hat mehr einen Sinn und...so schwer es auch ist", schluchzte er an Nanitas Schulter „Mir wäre lieber...er ist tot, als das ihn jemand quält."

„Das weißt du nicht, mein Liebling...das ist nur der Kummer, der sich in deinen Träumen manifestiert."

„Aber...aber", schluchzte er „Er leidet immer, wenn ich von ihm träume...Arthur, wie kann ich weiterleben ohne ihn?"

Nanita sagte nichts, strich ihm beruhigend über seinen Kopf und Rücken. Was sollte sie auch sagen? Sie hatte mit Kristan gesprochen, der ihr sagte, das sie auf ihn aufpassen sollte. Auch sie wusste, das Merlin gefährdet war, sich selbst etwas anzutun. Sie wachte mit Argusaugen über ihn, ließ ihn nie allein und wenn, war jemand anderes da, wie Zara oder Will, der auf ihn aufpasste. Merlin war ein seelisches Wrack...am Ende seiner geistigen Kräfte. Am Anfang war er voller Tatendrang, Arthur zu finden, aber je länger er vermisst wurde, umso mutloser wurde der Drache und nun war er im Begriff, sich aufzugeben...alles aufzugeben.

„Leg dich hin und versuche etwas zu schlafen", sagte sie nun und Merlin legte sich zurück, schniefte.

Obwohl er eigentlich viel schlief, war er nicht ausgeruht. In seinem Schlaf war er unruhig, wälzte sich hin und her und schreckte mehrmals auf und schrie nach seinem Gefährten. Nanita wusste, das er die letzte Zeit schon mehrmals behauptet hatte, das Arthur Qualen litt und es verwunderte sie. Denn Merlin war sich immer sicher, das Arthur tot war, doch die letzte Zeit nicht mehr. Die letzte Zeit war er der festen Überzeugung, das jemand ihm Schlimmes antat...war das überhaupt möglich? Konnte jemand fühlen, wenn auch unbewusst, wenn es seinem Gefährten nicht gut ging?

Nanita wusste es nicht, als sie auf ihren Sohn schaute, der jetzt wieder schlief...er war so erschöpft. Doch diese Liebe der beiden war von Anfang an ungewöhnlich und so verdammt stark. Konnte es da nicht möglich sein, das sie fühlten, wenn es einem nicht gut ging?

Sie seufzte und stand leise auf; sie würde mit Kristan und den anderen darüber reden. Noch hatte sie nichts gesagt, dachte, das diese Alpträume von Arthur, dem es nicht gut ging...ein Resultat von seinem Kummer war, aber die Eisdrachin war sich nicht mehr so sicher. Denn Merlin träumte immer dasselbe und behauptete gegen alles, was sie sagte...das es Arthur sehr schlecht ginge.

Das alles war sehr seltsam...erst das mysteriöse Verschwinden von Arthur und nun Merlins immer wiederkehrende, gleichen Alpträumen.


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Kristan und Bartlet, wie auch Mandolyn hatten mit mehreren Leuten geredet, die alle eine Zeit lang mit den beiden zusammen waren. Doch sie kamen nie zu einem befriedigten Ergebnis. Sie saßen etwas geknickt in der Taverne und tranken einen Wein.

„Es scheint nichts zu sein, was während des Krieges war", sagte Mandolyn „Alle sprachen mit Bewunderung von den beiden und sagten, das sie sehr gut mit ihnen auskamen."

„Ich habe mit Keno geredet", sagte jetzt Bartlet „Sie hatten einen Zusammenstoß mit drei Drachenreiter im Stützpunkt. Sie hatten in Merlins Abwesenheit Arthur sexuell belästigt und Merlin hat ihnen den Marsch geblasen, als er zurück kam."

„Ach ja?", fragte Mandolyn „Was hat er getan?"

Kristan grinste, als er an die Sache dachte, die ihm Nanita erzählt hatte und antwortete

„Er hatte ihnen aufgelauert und Feuer unter den Arsch gemacht...im wahrsten Sinne des Wortes. Und dann mussten sie vor Arthur im Dreck liegen und sich entschuldigen...und das vor versammelter Mannschaft im Stützpunkt."

„Autsch", grinste Mandolyn, der wusste, wie es bei der Armee zuging. Diese drei waren dann gebrandmarkt auf so einem Stützpunkt. Dies war für die drei eine Demütigung gewesen, die so schnell niemand vergaß.

„Doch sie hatten nichts damit zu tun", sagte jetzt Bartlet „Ich habe das überprüft...einer der drei starb im Kampf, die anderen zwei liegen noch im Lazarett. Sie wurden schwer verletzt und es ist unmöglich, das sie Arthur überwältigten. Außerdem sagte mir die Schwester, das sie im Bett lagen, als Arthur verschwunden ist. Zu dieser Zeit machte sie ihren Rundgang."

Kristan seufzte

„Okay, dann müssen wir noch weiter zurück. Merlin war sechs Jahre mit Nani in den weißen Bergen. Ich habe einen Boten zu ihr geschickt und bekam gestern eine Nachricht. Sie schrieb mir, das Merlin sich mit jedem in den weißen Bergen bestens verstand und mit niemanden Feindseligkeiten hatte. Arthur war zu dieser Zeit mit Aris zusammen und hatte auch keine Vorfälle im Stützpunkt zu dieser Zeit. Er gab Aris den Laufpass, als Merlin wiederkam... und..."

„Aris hat nichts damit zu tun. Ja, er war angepisst, das Arthur ihn für Merlin im Regen stehen ließ, doch er hat sich mit ihnen versöhnt und außerdem...Aris und ich sind ein Paar", sagte Mandolyn „Die Sache mit Arthur gehört der Vergangenheit an."

„Ja...das wissen wir ja, ich wollte das ja auch sagen, doch ihr Saris lässt ja niemanden ausreden."

„Entschuldigung, Kristan", grinste der Saris „Ich bin wohl zu leidenschaftlich, wenn es um Aris geht."

„Hebe dir sowas fürs Bett auf", sagte Kristan.

„Wenn ihr fertig seid, hätte ich noch was zu sagen", meinte Bartlet.

Beide sahen ihn erwartungsvoll an

„Okay...wir müssen dann noch weiter zurück. Die Zeit in der Schule, deshalb schlage ich vor...wir fliegen dorthin", er wandte sich an Mandolyn „Du wirst auf einem Drachen fliegen müssen, denn diese Schule liegt hoch in den Bergen."

„Aber nicht allein...oder?"

Bartlet grinste

„Nein, du kannst mit mir fliegen und...", er schaute zu Kristan „Einen Drachen haben wir ja auch schon."

„Na klasse...jetzt muss ich euch die Berge hochschleppen", war der bissige Kommentar von dem schwarzen Drachen. Die beiden grinsten, doch wurden ernst.

„Okay...heute ist es zu spät, doch morgen früh brechen wir zu den Bergen auf und besuchen die Schule."

Sie nickten und standen auf.

„Gut, ich denke...wir gehen schlafen, doch ich schau nochmal nach Merlin", sagte Kristan, doch die anderen beiden meinten

„Wir kommen mit."


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Nanita machte eine Geste, das sie leise sein sollen, als Kristan die Tür öffnete. Sie winkte sie nach draußen und schloss leise die Tür.

„Habt ihr etwas erreicht?"

„Nein", antwortete Kristan kopfschüttelnd „Aber wir werden morgen früh zur Schule aufbrechen."

Er schaute die Tür an

„Wie geht es ihm?"

„Darüber muss ich mit euch reden. Jetzt schläft er, doch er hatte wieder diese Alpträume von Arthur. Es war so schlimm, das ich den Heiler rufen ließ, der ihm ein Beruhigungsmittel gab. Er schläft jetzt."

„Was für Alpträume?", fragte der Saris.

Nanita seufzte

„Es ist schlimm und wird immer schlimmer. Vorhin hatte er getobt und geschrien...ich hatte wirklich Angst um ihn. Er träumt von Arthur und schreit nach ihm, aber das Seltsame daran ist, das er mir immer wieder sagt, das Arthur leiden würde. Und er hat immer die selben Träume...Arthur, der leidet und nach Merlin ruft und er kann ihm nicht helfen. Das macht ihn verrückt und heute Abend ist es kollabiert...er hatte einen Tobsuchtsanfall...ein Glück, das er nichts in Brand gesteckt hatte...aber es hat nicht viel gefehlt."

„Was willst du denn damit sagen, Nanita?", fragte Kristan.

„Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich denke...das er irgendwie weiß, das Arthur leidet. Ich sagte ja schon...es gibt Seltsames in dieser Welt, was wir nicht erklären können."

„Das ist doch Unsinn. Vor nicht so langer Zeit war er der Überzeugung, das Arthur tot ist. Und nun das hier? Ich glaube eher, das es sein Kummer ist, der ihn nicht schlafen lässt", sagte Kristan und schaute die anderen an. Doch Mandolyn sagte

„Ich bin nicht überzeugt, Kristan", sagte er nachdenklich „Ich habe schon solche Phänomen bei Zwillingen gesehen, die spürten, wenn es einem nicht gut ging."

„Aber sie sind keine Zwillinge, Mandolyn", wandte der Drache ein „Sie sind so unterschiedlich wie Feuer und Wasser."

„Ja...schon, Kristan", sagte nun Nanita „Doch bedenke, wie die beiden sich lieben und wie stark diese Liebe ist. Du weißt genau, was diese Liebe der beiden ausgehalten und an Stärke nie verloren hatte. Was ist...wenn sie so stark ist, das Merlin unbewusst fühlt, das sein Gefährte in Gefahr ist oder leidet?"

Doch Kristan schien nicht überzeugt. Er war Soldat und Pragmatiker...mit spirituellen Dingen konnte er gar nichts anfangen. Er war es gewöhnt mit Tatsachen und Fakten umzugehen und danach zu handeln. Von überirdischer Liebe und solchen Sachen wie gefühlsmäßig sich zu spüren, hielt er nicht viel.

„Ich weiß...du musst das schwarz auf weiß sehen, um an so etwas zu glauben", sagte Nanita „Aber uns Frauen gefällt die Vorstellung, das eine Liebe so tief sein kann, das sie auch über Entfernungen Emotionen auslöst und das die Liebenden sich manchmal fühlen können."

„Ja...klingt romantisch, wenn die Sache nicht so ernst wäre", brummte er.

Nanita sagte nichts dazu, sie wusste, das Kristan das eher nüchtern sah, obwohl er die Eisdrachin liebte. So war er eben, hielt an Prinzipien fest. Das er die Liebe der beiden akzeptierte, war schon ein kleines Wunder. Sie schaute zur Tür und sagte

„Ich gehe lieber wieder rein, bevor er noch aufwacht. Sagt mir Bescheid, wenn ihr etwas heraus findet."

Die drei nickten, dann ging sie wieder hinein und die Soldaten gingen den Gang hinunter.

„Glaubt ihr das Zeug von starker Liebe und die Fähigkeit, es zu fühlen, wenn einer leidet?", fragte er die beiden.

Mandolyn antwortete

„Ich bin mir nicht sicher, doch wenn du diese beiden zusammen siehst...ich meine, eine Zeit lang zusammen siehst...ich möchte es nicht ganz von der Hand weisen. Als ich an dem See mit Arthur und Merlin war...es ist etwas zwischen ihnen, was man nicht fassen kann und auch nicht erklären. Doch du fühlst es, wenn sie zusammen sind und du sie siehst...ich kann es nicht anders erklären."

„Es gibt Magie in unserem Reich...gute und auch böse im Norden und so viele unterschiedliche Wesen...und alle haben ihre eigene Magie. Ist Liebe nicht auch Magie...nur auf einer anderen Ebene?", fragte Bartlet und sprach etwas an, was keiner beantworten konnte. Er sprach weiter

„Ich habe so eine Art von Magie erlebt...mit Arthurs Mutter. Ich habe sie so geliebt und sie ist für ihren Sohn in den Tod gegangen...ist das nicht auch Magie? Die Magie zwischen einer Mutter und ihrem neugeborenem Kind, einer so kompromisslosen Liebe...für die man jedes Opfer bringt. Ich denke...jeder ist auf der Suche nach Liebe, nach dieser Magie...die dich durchflutet, wenn du sie gefunden hast und die dich zerstören kann, wenn du sie verlierst. Ich fühlte diese Magie, die sich hinter dem Wort Liebe versteckt, als ich sie das erste Mal sah und ich habe mich nicht getäuscht. Sinja war meine große Liebe und es war wie...Magie."

Die beiden sagten nichts, jeder hing seinen Gedanken nach, trennten sich und gingen zu ihren Zimmern. Bartlet hatte etwas angesprochen, mit dem sie sich noch nie auseinander gesetzt hatten. Sie waren Soldaten und der romantische Teil überließen sie ihren Frauen. Doch auch sie wussten alle, das Bartlet nicht unrecht hatte. Kristan liebte Nanita und würde für sie sterben und Mandolyn war gerade im Begriff, herauszufinden, ob Aris seine große Liebe war und seine Magie. Bartlet hingegen hatte sie gefunden und wieder verloren, vielleicht wusste er deshalb, das seine Liebe zu Sinja wie Magie war.

Morgen würden sie zur Schule aufbrechen, um die seltsamen Umstände von Arthurs Verschwinden auf die Spur zu kommen.

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