Drachenblut Kapitel 9

52 3 0
                                    

Drachenblut


Kapitel 9



Für Arthur hatte sich einiges verändert, seit er Merlins Geburtstag und einen Tag im Garten mit allen verbracht hatten. Scheinbar schienen alle zu akzeptieren, das Merlin sich Arthur zugewandt hatte. Wenn er in der Schule unterwegs war, grüßten ihn alle mit Hey Arthur. Da wo sie zuvor alle an ihm vorbei gegangen waren, als wäre er nicht vorhanden oder unsichtbar...war nun das komplette Gegenteil eingetroffen...und Arthur gefiel es. Er lächelte, wenn sie ihn begrüssten und fühlte sich wirklich wohl dabei.

Auch was Merlin und ihn anging, schien es aufwärts zu gehen und auch Merlin freute sich jetzt, wenn sie Unterricht hatten. Denn sie sprachen miteinander, auch über das was sie lernen mussten.
Arthur wurde immer lockerer, der Anfang war gemacht und langsam löste sich auch seine Anspannung und Nervosität.

Merlin kam in den Klassensaal und ging auf den Tisch zu, Arthur war schon da. Er schaute Merlin an und sagte

„Hast du gelernt?"

„Wie...was gelernt?", fragte Merlin verwirrt.

„Statistik beim Fliegen...wir schreiben heute einen Test."

Merlin fuhr sich durch die Haare und sah ihn entsetzt an

„Scheiße...verflucht...das habe ich ganz vergessen."

Arthur lächelte leicht

„Nun...als ein Drache ist das ja schon wichtig, ich meine...du fliegst doch andauernd."

Merlin setzte sich und nahm sein Buch heraus

„Schon, aber ich rechne mir bestimmt nicht die Fallgeschwindigkeit bei einem Sturzflug aus oder wie lange ich brauche, um auf dem Boden aufzuschlagen...ich tue es einfach, nach Gefühl."

„Auf den Boden aufschlagen?"

„Nein, das nicht. Aber ich finde es idiotisch darüber Berechnungen zu machen. Wenn ich von einem Norddrachen angegriffen werde...dann bin ich tot, bis ich meine Geschwindigkeit und Taktik ausgerechnet habe...abgesehen davon, das ich keinen Block oder Schreiber in meinen Krallen halten kann."

Arthur kicherte und Merlin sah ihn amüsiert an

„Was?"

„Ich stelle mir gerade vor, wie du verzweifelt einen Block und Schreiber in den Krallen hältst."

„Ha ha...sehr lustig. Ich werde wohl heute durchfallen...so ein Mist."

Dael kam herein und sagte

„Okay...Bücher weg und Blöcke raus. Heute steht ein Test an und ich schreibe euch die Aufgaben an die Tafel...ihr habt zwei Stunden."

Er kritzelte die Aufgaben an die Tafel und Merlin stöhnte. Das durfte doch nicht wahr sein. Dael setzte sich auf den Stuhl vor dem Tisch und sagte

„Los...fangt an und wer schummelt, fliegt raus und ist durchgefallen."

„Na prima", sagte Merlin leise und widmete sich den Aufgaben.

Es war schon eine Zeit vergangen, als Arthur ihn unter dem Tisch mit dem Bein anstubste. Merlin sah ihn an und er schüttelte leicht den Kopf, als er auf Merlins Blatt schielte. Scheiße...das war wohl alles falsch. Merlin wurde langsam nervös...die Zeit lief ab und er hatte erst zwei Aufgaben von vier und die waren sehr wahrscheinlich falsch...nach Arthur...echt klasse.

Er sah sich um nach Will, der aufsah und die Schultern zuckte. So wie es aussah, hatte er auch keinen Plan. Doch Dael wachte mit Argusaugen über die Klasse...schummeln war nicht drin. Also rechnete Merlin so vor sich hin, ohne wirklich zu wissen, was er rechnete. Arthur stand auf und gab seine Arbeit ab, er war fertig.

„Du kannst rausgehen", sagte Dael und Arthur sah zu Merlin, der die Augen verdrehte. Das hier war ein glatter Reinfall...hatte er doch glatt vergessen, etwas zu lernen.

Schließlich gab er als einer der letzten seine Arbeit ab und ging nach draußen. Arthur stand mit Zara und Aris zusammen und Merlin ging mit Will zu ihnen.

„Hast du alles gewusst, Merlin?", fragte seine Schwester.

„Nein...ich glaube, ich habe alles falsch."

Arthur erklärte, was bei den einzelnen Aufgaben herauskam und er seufzte.

„Wenn das alles richtig ist...dann habe ich alles falsch...prima."

„Ich nicht...ich habe bis auf die letzte alles richtig", sagte Zara „Aris und ich haben gelernt."

Merlin winkte ab und Arthur sagte

„Nun...eigentlich bist du der Drache und fliegst...nicht ich. Da sollte man ja davon ausgehen, das du den Plan hast."

„Habe ich ja...nur rechne ich nicht stundenlang vorher aus, wie ich was mache...so ein Schwachsinn."

Sie verabschiedeten sich, denn am Nachmittag hatten sie noch Flugstunden. Wenigstens das klappte hervorragend. Jetzt, da sie im zweiten Jahr waren, kam der Anfängerbügel weg und Merlin flog vorsichtig einen leichten Sturzflug, Arthur neigte sich nach vorne, bis er flach auf Merlin lag, auch als der schwarze Drache wieder stieg und rief

„Alles klar, Arthur?"

„Ja."

Bei der Landung half ihm Arthur, was er geschehen ließ, denn heute war es fast windstill. Sie landeten und Kane nickte

„Sehr gut...ich habe nichts zum Korrigieren. Beide flogen hervorragend."


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX



Drei Tage später bekamen sie den Test zurück und Dael teilte ihn wortlos aus. Merlin sah auf die Arbeit und stöhnte...durchgefallen, während Arthur eine Bestnote hatte und lächelte. Er lächelte die letzte Zeit oft, so oft wie er nie gelächelt hatte, so oft lächelte er jetzt und Merlin freute das sehr. Mittlerweile kamen sie gut miteinander aus, auch in der Luft und Merlin hatte das Gefühl, das Arthur aufblühte. Doch noch immer wollte er wissen, was er erlebt hatte, aber traute sich nicht zu fragen. Ihre anfängliche Freundschaft war doch noch sehr zerbrechlich...noch zart, in den Anfangsschuhen.

„Fuck...so ein Mist", sagte Merlin leise und Arthur spähte auf seine Arbeit, schüttelte den Kopf.

„Du bist ein furchtbarer Drache. Fliegen mit dir ist eigentlich lebensgefährlich...bei deinen Berechnungen."

„Ha ha."

„So", sagte Dael und lehnte sich mit dem Rücken an den Tisch „Der Test war gut ausgefallen, doch meinen einige Drachen, wie manche Braun und Feuerdrachen...sie bräuchten nicht zu lernen. Nun...hier eine kleine Aufmunterung. Wir machen nächste Woche noch einen Test, ihr könnt euch bei den genannten Drachen beschweren. Und wer da durchrasselt...der darf am Wochenende nicht nach Hause...verstanden?"

„Wir dürfen unsere Eltern besuchen?", fragte Zara erfreut.

„Ja, aber dieser Test wird anders. Flinn kommt gleich und erklärt es euch."

Und schon ging die Tür auf und Flinn kam herein, er stellte sich neben Dael und sagte

„Gut...der Test nächste Woche betrifft mehr die Drachenreiter. Ihr werdet drei Tage in der Wildnis sein, an einem Ort, den wir vorgeben...jedes Paar getrennt. Der Test besteht daraus, das die Drachenreiter beweisen müssen, das sie sich um ihren Drachen kümmern können, sollte er mal verletzt sein und landen müsste. Ihr sorgt für Essen und einen sicheren Unterschlupf, kümmert euch um euren Partner...im Notfall Wunden versorgen. Ihr legt einen Verband an und macht ein Feuer. Kane, Dael, Jed, Lon und meine Wenigkeit werden Patrouille fliegen und uns alles ansehen und benoten...verstanden? Und wenn ihr das gut macht, dürft ihr am Wochenende zu euren Eltern."

Alle grinsten...drei Tage im Freien...das würde lustig werden. Es war für alle ein besserer Test, als in der Schule und Merlin grinste

„Ich werde ja so schwer verletzt sein und mich drei Tage von dir verwöhnen lassen."

„Wir werden sehen...aber wenn ich merke, das du das genießt...dann....", sagte Arthur amüsiert.

„Dann bekommst du eine schlechte Note und darfst nicht zu deinem Vater."

Er nickte

„Auch richtig...Gott, ich weiß nicht, wie lange ich schon nicht mehr mit meinem Vater zusammen war? Ich freue mich darauf", sagte Arthur.

„Zuerst musst du deinen armen Drachen versorgen", grinste Merlin.

„Fragst sich nur...wer der Arme ist."

Merlin kicherte und Flinn sah ihn an

„Freu dich nicht so früh...nachher ist es umgekehrt, Merlin."

Merlin wurde ernst und jetzt grinste Arthur

„Ich werde ja sowas von nicht bewegen in drei Tagen sein."

„Ich hasse dich."

Arthur grinste

„Das...das ist doch nichts Neues."

Merlin lächelte...es machte Spaß mit Arthur solchen Blödsinn zu machen. Jetzt, da er nicht mehr so verspannt war und wieder stellte Merlin fest, wie sehr er sich getäuscht hatte. Trotz seiner angeblichen schlimmen Kindheit, war er doch bereit...es besser machen zu wollen.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX



Sie wurden beide an einem sehr verlassenen Ort abgesetzt, irgendwo im Nirgendwo...mitten in der Wildnis oder mitten im Wald. Kane nickte ihnen zu, der auf Tarim saß und sagte

„Okay...ich werde ein paar Mal am Tag vorbeischauen und feststellen, was Arthur gemacht hatte. Du, Merlin tust nichts...es ist Arthurs Test, verstanden? Du spielst den verletzten Drachen und Arthur kümmert sich um dich."

Er nickte und Kane hob mit Tarim ab, er hatte noch drei weitere Paare zu betreuen. Merlin setzte sich auf den Waldboden und grinste

„Ist wie Ferien."

Arthur warf ihm einen nicht sehr freundlichen Blick zu und meinte

„Nun gut...wir sind abgestürzt und du verletzt. Was tue ich als Erstes?"

„Keine Ahnung...ich bin besinnungslos", grinste Merlin und legte sich zurück.

„Ich denke...ich werde meinen Drachen töten...das wird das Erste sein", sagte Arthur sarkastisch.

„Hey...dann bist du durchgefallen."

„Dein Glück, denn das will ich nicht", sagte der Drachenreiter und sah sich um

„Komm...wir müssen eine Höhle suchen."

„Du musst mich tragen...ich bin verletzt."

Arthur blieb ruckhaft stehen und drehte sich langsam um

„Ich denke gerade wieder über den Gnadenstoß nach...beweg dich. Ich will am Wochenende zu meinem Vater."

„Dann stütze mich wenigstens, wir müssen realitätsnah bleiben."

Arthur seufzte und riss ihn vom Waldboden hoch, stützte ihn beim Gehen, Merlin grinste, doch der blonde Mann sagte

„Ich werde mich ja so furchtbar rächen."

Sie fanden bald eine Höhle in einer kleinen Hügelkette. Beide mussten aufsteigen und Arthur ließ ihn stöhnend los, als sie vor dem Höhleneingang waren. Er setzte sich neben ihn und beide sahen über den riesigen Wald, sonst war da nichts. Merlin fragte sich, wie es Zara und Aris wohl gehen würde oder Will und Nel.

Der blonde Mann stand auf und ging in die Höhle, kam wieder heraus und sagte

„Ich gehe Holz für ein Feuer suchen."

„Das wird ja nicht schwer zu finden sein...in einem Wald voller Bäume."

„Sehr lustig."

Merlin ging in die Höhle, sie war nicht groß, aber sie würde ihnen Schutz geben. Bald darauf kam Arthur wieder und stapelte Holz in der Mitte. Sie hatten nichts dabei außer ein Messer und Feuerstein. Zehn Minuten später brannte immer noch kein Feuer...Arthur rieb und rieb und nichts geschah.

„Okay...ich gebe zu, ich habe das noch nie gemacht", sagte er jetzt, nachdem er spürte, wie Merlins Blick auf ihm ruhte „Scheiß Feuer...geh doch an."

Merlin kicherte, doch dann stand er auf und zog Arthur weg, beugte sich vor und eine Flamme kam aus seinem Mund...entzündete den Stapel, der jetzt knisternd brannte. Er drehte sich grinsend zu Arthur um.

„Das war auch so ein Kunststück...für einen Feuerdrachen", sagte Arthur anklagend.

„Nein, war es nicht...aber bevor ich noch erfriere...die menschliche Form ist empfindlich."

„Was du nicht sagst. Ich gehe auf die Jagd, ich muss dich ja versorgen", sagte Arthur und war wieder verschwunden.

Merlin saß am Feuer, als er wiederkam...mit einem Kaninchen, das sehr mager war.

„Was soll das denn?"

„Was meinst du?", fragte Arthur.

„Arthur...ich bin ein Drache und wenn ich verletzt bin, kann ich mich vielleicht nicht verwandeln. Wie soll denn ein Drache mit diesem Hungerkaninchen satt werden? Das ist doch ein Witz."

„Sonst gab es nichts und das war schon nicht leicht", antwortete er.

Merlin seufzte und stand auf. Er zog seine Kutte aus und ging zum Ausgang, kurz darauf hörte Arthur Flügelschlag. Aber er brauchte nicht lange zu warten, er kam bald wieder und schleppte nun in menschlicher Gestalt ein Reh hinein. Arthur half ihm und als sie das Reh liegen ließen, stand Merlin nackt in der Höhle und schnaufte ein paar Mal.

„Es war wesentlich leichter als ich in Drachengestalt war", grinste er und sah Arthur an, der versuchte, ihn nicht anzusehen.

„Wieso hast du das getan, Merlin?"

Merlin grinste

„Weil ich denke, das ich in diesem Fall wohl nicht meinen Verletzungen erliegen werde, sondern entweder erfrieren oder verhungern werde."

Arthur winkte ab und setzte sich frustriert

„Ich habe das alles nie getan...Feuer anmachen...jagen. Woher soll ich das wissen?"

Sie hörten draußen einen Drachen landen und Merlin zog seine Kutte über und legte sich schnell hin, Kane kam herein und sah sich um. Er nickte

„Okay...einen Unterschlupf gefunden, Drache in Sicherheit gebracht. Feuer angezündet...wer von euch?"

Bevor Arthur den Mund aufmachte, sagte Merlin

„Arthur...mit dem Feuerstein und er hat auch das Reh erlegt."

Kane sah sich es an, Merlin war nicht dumm und hatte es nachträglich erstochen. Er nickte

„Guter Stich...direkt ins Herz...gut gemacht, Arthur. Nun musst du es fertig machen zum essen. Wenn ich wiederkomme, dann möchte ich einen Verband sehen...egal wo. Es gibt dafür alles im Wald, schließlich fliegt ihr nicht mit einer medizinischen Ausrüstung, aber die Natur hat alles, was du brauchst. Bis dann...bis jetzt alles gut, Arthur."

Dann ging er und Arthur sah fassungslos zu Merlin.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX


„Du hast das tote Reh erstochen?"

„Natürlich...Kane ist doch nicht blöd, du hast gesehen, das er das nachgeprüft hat. Ich hatte es ja schon sanft getötet...ohne Drachenspuren."

Arthur schüttelte den Kopf

„Ich bin ein Versager...ich kann dich nicht versorgen. Bleibt nur die Hoffnung, das du nie verletzt wirst."

„Das ist Unsinn, Arthur. Ich musste das auch lernen. Ich konnte bei meinen anfänglichen Jagdausflügen noch nicht mal einen Vogel in der Luft erlegen...Übungssache."

„Wirklich?"

„Natürlich...komm, wir machen das Reh fertig und dann übers Feuer damit."

Während das Reh auf einem Holzspieß über dem Feuer war, sagte Arthur

„Was soll ich denn zum verbinden nehmen...ich habe keine Ahnung."

„Blätter, die ganz großen, die in der Nähe der Höhle wachsen, ich zeig es dir."

Bald kamen sie zurück mit Blätter, Schlamm und kleinen biegsamen Ästen. Merlin setzte sich hin und Arthur versuchte ihm den Oberarm zu verbinden...der Schlamm war inzwischen in Merlins Gesicht.

„Wolltest du meinen Arm oder mein Gesicht verbinden?"

„Warum?"

„Och...ich meinte nur, weil der Großteil des heilenden Schlammes in meinem Gesicht ist."

Arthur sah ihn an und dann lachten sie beide, Merlin sagte lachend

„Vielleicht ist das mit dem Gnadenstoß keine so schlechte Idee...vieles bliebe mir erspart bei deiner Pflege."

Sie lachten, aber Arthur wurde ernst und sagte

„Kane kommt bald wieder...was soll ich denn tun?"

Nach Anweisung von Merlin hatte er dann bald einen Verband um den Arm, es sah nicht toll aus...aber es war ein Verband. Merlins Gesicht war sehr braun gesprenkelt von getrocknetem Schlamm.

Nun...sein Gesicht würde dann auch heilen.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX


Währendessen trafen sich die Ausbilder auf einer Lichtung, nachdem jeder seine Paare kontrolliert hatte. Flinn fragte alle und bis jetzt schien alles gut zu sein. Kane landete und stieg ab, kam auf seine Kollegen zu

„Und...wie ist es bei dir, Kane?"

Er grinste

„Soweit gut...bis auf Arthur und Merlin", er grinste noch mehr „Die denken wirklich, ich wäre blöd."

„Was war denn?"

„Ich bin mir ziemlich sicher, das Merlin das Feuer angezündet hatte. Und dann lag in der Höhle ein frisch erlegtes Reh, das angeblich Arthur gejagt und erstochen hatte. Aber die Wunde blutete nicht mehr stark...das heißt...das dieses Reh schon tot war, als es erstochen wurde."

Flinn grinste

„Merlin?"

Kane nickte

„Ich denke, ja...das alles war Merlins Werk, doch er sagte, das es Arthur war."

Flinn nickte

„Gut...ich sehe da mal drüber weg, denn mir ist etwas wichtiger. Denn Merlin zeigt ihm gerade, das er zu ihm steht und wird auf Himmel und Hölle schwören, das dies alles Arthur getan hatte. Und ich denke, das dieses soziale Verhalten für ihn jetzt wichtiger ist, als alles andere. Merlin lehrt ihn einiges, was wirklich wichtig im Leben ist und Arthur nicht kennt...Freundschaft und Zusammenhalt."

Kane nickte

„Ich wusste, das du das sagen würdest. Deshalb sagte ich nichts und lobte ihn."

„Okay...fliegen wir zurück, morgen in aller Frühe müssen wir wieder nach ihnen sehen."

Alle nickten und stiegen auf ihre Drachen, flogen Richtung Schule.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX


Nachdem sie gegessen hatten, saßen sie wieder am Feuer, inzwischen wurde es dunkel.

„Wieso hast du das gemacht, Merlin?"

„Weil wir Freunde sind und zueinander stehen...und Partner."

Arthur sah ihn an

„Du willst mein Freund sein?"

„Ja, aber wenn du das nicht willst, dann..."

„Nein...es ist nur so...ich hatte noch nie einen Freund."

Merlin sah ihn an...sollte er ihn fragen, was er erlebt hatte? Doch bevor er zu Ende dachte, sagte Arthur

„Mein Vater sagt, wir sollten reden und uns kennenlernen. Ich sollte dir von mir erzählen."

„Arthur..."

Er schüttelte den Kopf

„Nein, er hat recht und du hast ein Recht darauf zu wissen...was ich erlebt hatte."

Merlin wollte etwas sagen, doch Arthur hob die Hand und sagte

„Weißt du...diese Frau bei der ich lebte...sie war die Schwester meines Vaters. Aber...wenn ich bedenke, was meine Mutter für mich getan hatte...kann ich es immer noch nicht glauben, das sie mit mir verwandt ist."

Er schwieg einen Moment, doch dann

„Sie war grausam und bösartig und sie wollte mich nicht. Und das hatte sie mich all die Jahre spüren lassen. Sie war meine Tante...aber für mich war sie...mein persöhnlicher Alptraum."

Er schwieg einen Moment und Merlin sagte

„Arthur...nicht."

Er sah ihn an

„Doch...ich möchte, das du mich verstehst...das du weißt, wer ich bin und wer nicht. Was ich getan habe und warum."

Er nahm Luft und sprach weiter

„Sie zeigte mir tagtäglich, was ich für sie war...nichts, eine billige Hilfe. Ich ging zur Schule, aber sie verbot mir Freundschaften. Sie sagte, das ich geboren wäre, um zu dienen, ihr zu dienen und mein Essen verdienen musste. Nach einer Zeit, indem ich nichts tun durfte, was meine Schulkameraden taten, wie schwimmen im See oder einfach nur herumtollen...wandten sich alle von mir ab. Ich war der Junge, der nichts mit ihnen zu tun haben wollte."

Er sah Merlin flehend an

„Aber ich wollte doch mit ihnen zusammen sein."

Merlin tat sein Herz weh, als er in seine Augen sah...es war schlimmer, als sein Vater ihn glauben machen wollte.

„Nach einiger Zeit", sprach er weiter „Und mit fortschreitetem Alter lernte ich allein zu leben, nur mit mir allein. Ich machte die Schule fertig und arbeitete in ihrem Haus...ohne Ausgang...ohne Hoffnung. Wenn Vater kam und er kam nicht oft, dann spielte ich ihm etwas vor, denn ich wusste, das sie mich strafen würde, wenn er ging. Und ich wusste, das er mich nicht mitnehmen konnte. Sie beschimpfte mich...schlug mich und gab mir nichts zu essen, wenn sie schlecht gelaunt war, was sehr oft vorkam."

„Warum bist du nicht einfach gegangen?", fragte Merlin.

„Wohin...ich war zu jung, hatte keine Mittel. Doch als Vater kam und mir sagte, das ich auf die Schule gehen konnnte...sah ich eine kleine Hoffnung. Doch ich kam von einer Hölle in die andere."

Er sah Merlin jetzt an, nachdem er ins Feuer gestarrt hatte.

„Aber...ich hatte nie gelernt oder verlernt...mit Wesen umzugehen. Als ich hierher kam und alle mich ansprachen...bekam ich solche Panik. Ich hatte das Gefühl, das jeder sah, wo ich herkomme...was ich erlebt und wie ich gelebt habe...wie armselig. Also hatte ich keine andere Möglichkeit als ihnen allen vorzuspielen, das ich der Typ war, der einen berühmten Vater hatte und gute Erbanlagen. Es machte mich auf irgendeine Weise sicherer.

„Aber du...als du andauernd mich beobachtet hast...ich weiß es nicht, wie ich es sagen soll...ich wollte dich als meinen Drachen wie ich nichts auf dieser Welt wollte, noch bevor ich wusste, was für ein Drache du warst. Aber ich wusste nicht...warum das so war. Also versuchte ich dich später anzureden...wollte einfach reden. Aber als du so abweisend warst und so desinteressiert, wurde ich so zornig...du hast mich an diese Frau erinnert...die ich so hasse. Und ich wollte dir auch weh tun, deshalb sagte ich das mit den Tieren und ich hatte Erfolg. Aber ich wusste damals nicht, was es für Folgen haben würde,"

Jetzt verstand Merlin endlich vollkommen, er hatte es schon geahnt...aber Arthur bestätigte ihm gerade, was er selbst schon gedacht hatte.

„Und dann wurdest du mir zugeteilt...ich war so glücklich, aber du warst gemein und abweisend, also versuchte ich es auch zu sein. Und langsam wurde es mir zu Gewohnheit, so aufzutreten, es gab mir den Halt, den ich brauchte, um den Tag hinter mich zu bringen. Aber meine kleine Hölle wurde schlimmer, da wo ich die Hoffnung auf Freunde hatte...Anschluss an das Leben...kam wieder mein vertrauter Freund...die Einsamkeit, die ich zu Genüge kannte."

„Arthur...es tut mir so leid, ich hatte das alles nicht gewusst."

„Ich weiß, aber trotz all dem Mist...hast du nicht aufgegeben und mich angesprochen...mich und die Einsamkeit. Und nun...nun ist sie fort und an ihre Stelle trittst du...mein Drache und mein Freund. Und bringst auch andere mit. Du...bist etwas Besonderes und deshalb wollte ich dich mit all meiner Macht."

Merlin stand auf und ging ein Stück, blieb stehen und sagte

„Ich will dir etwas sagen, was du nicht weißt. Als wir von dem Flug zurückkamen, bat mich dein Vater, dir zu helfen. Er machte sich Sorgen um dich. Ich lud dich ein, in der Hoffnung, das dies der richtige Weg war und du kamst letztendlich und ich bin sehr glücklich darüber. Aber was ich dir eigentlich sagen wollte...dein Vater wollte, das ich dir helfe, aber in Wirklichkeit brauchte ich diese Hilfe und er hatte sie mir gegeben, als er mich drum bat...dir zu helfen. Ich war ein Idiot...dumm und verblendet und ich bin an allem schuld, Arthur...nicht du. Ich habe aus der Ferne ein Urteil über dich gebildet ohne mir die Mühe zu machen, zu sehen ob meine Einschätzung richtig war...ich war der Idiot, nicht du. Kannst du mir verzeihen, Arthur?"

Er lächelte

„Das Leben geht oft sonderbare Wege...ich habe oft darüber nachgedacht, meinem ein Ende zu setzen. Aber...es hätte das Andenken der Frau, die mich geboren hatte und für mich ihr Leben gab...entehrt und sie wäre für nichts gestorben. Ich habe meine Mutter nie gekannt...aber sie war mir immer nah."

Merlin traten die Tränen in die Augen, er war tief berührt und sah weg. Arthur sprach weiter

„Niemand ist perfekt, auch du nicht und ich auch nicht. Wir haben beide Fehler gemacht und daraus gelernt. Ich suchte eine Chance zum leben und du...du hast sie mir letztendlich gegeben...es gibt nichts zu verzeihen, mein Freund. Und ich bin glücklich und stolz...diese Worte aussprechen zu können...mein Freund."

„Ich...ich...weiß nicht, was ich sagen soll, Arthur."

„Nichts...du hast gesagt, wir sollten unsere Situation überdenken. Nun...das habe ich und ich möchte einen Neuanfang...die Vergangenheit hinter mir lassen. Was sagst du? Willst du das auch?"

Merlin nickte und Arthur lächelte

„Freunde...für immer und ewig?"

„Ja."

„Und Merlin. Ich mag Drachen sehr gerne...sie sind wundervolle...Wesen. Als ich klein war, ist Vater und Zorin immer mit mir geflogen, wenn er mich besuchte."

Merlin lachte und wischte über seine Augen

„Du kannst jemanden wirklich zum Weinen bringen."

„Mein bisheriges Leben war zum Weinen, aber ich habe trotz all dem Zorn mein Innerstes gehütet wie einen Schatz...mein Wesen...von dem ich all den Zorn fernhielt. Ich bin nicht böse...nur vom Leben enttäuscht."

„Glaub mir, das weiß ich nur zu gut und auch ich habe meine Lektion gelernt."

„Und die wäre?"

Merlin lächelte und setzte sich wieder

„Nie vorschnell urteilen ohne die wahren Hintergründe zu kennen. Ich bin ein Drache der Gattung Idiot."

„Du bist verrückt...jetzt ist alles geklärt und ich fühle mich...befreit. Jetzt, da du alles von mir weißt. Lass uns schlafen gehen, denn ich muss dich morgen wieder bemuttern", sagte Arthur und Merlin lachte

„Oder ich dich."

Sie legten sich ans Feuer...es war nicht kalt. Merlin lächelte...Arthur hatte Schlimmes erlebt, Dinge, die jemanden zerstören konnte oder kalt und gemein werden ließ. Aber er hatte sich sein Ich erhalten...die Bereitschaft, gut zu sein und Gutes zu tun, trotz allem. Und nicht nur Arthur war glücklich, sondern Merlin auch.

Denn er hatte jetzt...einen Drachenreiter...seinen Drachenreiter...endlich.


XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX



Am nächsten Morgen stand Merlin auf, streifte seine Kutte ab und ging an den kleinen Bach. Er sprang hinein...Arthur kam und sagte

„Springst du immer so hinein, das ist doch kalt."

„Nein...Will und ich fliegen immer in niedriger Höhe über den See und lassen uns dann hineinfallen...das ist cool."

Merlin kam heraus und ging zur Höhle, streifte seine Kutte über und sah zum Himmel.

„Was ist?"

„Kane kommt...ich gehe lieber hinein."

Arthur sah zum Himmel, es war niemand zu sehen.

„Aber ich sehe niemanden."

„Er kommt gleich über den Wald", rief Merlin und tatsächlich tauchte ein Drachen über dem Wald auf.

„Woher hast du das gewusst?"

„Drachen hören besser", rief Merlin von drinnen. Arthur winkte Kane, der sich etwas später den Verband ansah

„Nun ja...ist zwar noch nicht ganz perfekt, aber der Ansatz ist gut. In der Erde sind viele Nährstoffe und Vitamine...eine gute Idee das mit dem Schlamm."

Natürlich wusste er nicht, da Merlin gebadet hatte, das sein Gesicht auch gut mit Schlamm versorgt war und nachdem er wieder gegangen war, setzte sich Arthur zu Merlin. So wie das aussah, hatte Arthur bestanden, nachdem sich Merlin selbst gepflegt hatte. Trotz allem hatte dieser kleine Ausflug ihnen wohl das Wertvollste gebracht...Freundschaft und Partnerschaft.

Die drei Tage gingen vorbei und Arthur hatte bestanden, was ihn sehr freute, denn es hieß, das er das Wochenende zu seinem Vater durfte. Auch wenn Merlin sich um das Feuer und das Essen gekümmert hatte, denn er wollte so gerne, das Arthur zu seinem Vater konnte, denn die beiden hatten auch einiges aufzuarbeiten.

Doch Flinn wie auch Kane und die anderen wussten nur zu gut, was in den drei Tagen abgelaufen war. Doch was im Moment noch wichtiger für sie war...ein glücklicher Arthur kam zurück, der sich mit anderen unterhielt und Merlin an seiner Seite hatte. Das war in Flinns Augen mehr wert, als zu jagen und Feuer zu machen und...er hatte mit diesen zwei nicht daneben gelegen...sie hatten nur Anfangsschwierigkeiten. Denn dieses Paaring war perfekt in seinen Augen.

Zara kam angelaufen und umarmte Merlin, danach Arthur, der verblüfft war...sie war immer so herzlich.

„Aris hat bestanden...er hatte mich gut versorgt."

„Und die anderen?"

„Nel wollte mich sogar waschen, aber das ging ja gar nicht", sagte Will und alle lachten.

„Dann fliegen wir alle zusammen, nicht wahr, Will? Unsere Eltern werden sich freuen."

„Okay...wie immer", sagte Will und wandte sich an Nel

„Wie kommt ihr eigentlich nach Hause?"

„Wir werden abgeholt...wir gehen ein Tag früher. Da wir alle in unmittelbarer Nähe wohnen, manchmal nur ein paar Dörfer entfernt...gehen alle Drachenreiter, die nicht fliegen zusammen."

„Ich nicht...Vater wohnt in der Stadt", sagte Arthur.

Alle freuten sich, ihre Familie wiederzusehen...zwei Tage zu Hause, nach so langer Zeit.

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt