Drachenblut Kapitel 54

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Drachenblut


Kapitel 54



Sie trafen auf die Feinde nicht weit nördlich, natürlich auch auf die Drachen...doch diese hatten alle Reiter und wurden angeführt von Ragdolf selbst. Anscheinend blieb er lieber weiter nördlich, um sich schnell zurückziehen zu können. Die Truppen, die teilweise beritten waren und auch nicht, waren schon zahlreich. Arthur griff nach der Armbrust.

„Es geht los, Merlin...und Ragdolf ist bei den Drachen. Anscheinend haben wir immer das Glück auf ihn zu treffen."

„Bartlet hat uns verboten, sich ihm zu nähern."

„Bartlet wird keine Zeit haben, darauf zu achten...wenn Ragdolf fällt...wird sich seine Armee zurückziehen."

„Arthur..."

„Nein...Merlin, wir sind hier für zu kämpfen und nicht für den Schwanz einzuziehen."

Merlin seufzte, er hatte keine Angst, in die Schlacht zu ziehen. Auch keine Angst um sich, sondern um Arthur. Merlin war in Ragdolfs Burg gewesen, er hatte miterlebt und die Menschen gesehen, die er missbraucht hatte. Er war brutal und pervers und er wollte auf keinen...auf gar keinen Fall, das er Arthur in die Finger bekommen würde. Noch wusste der Zauberer nicht, wer Merlin war, denn er sah ihn immer nur in Drachenform.

Die Luftschlacht war mörderisch, Arthur schoss mit seiner Armbrust auf die Reiter, denn die Drachen konnte man schlecht damit töten.

Ragdolf hielt sich in einiger Entfernung zurück, er saß auf einem Drachen und beobachtete das Geschehen und...er suchte. Nach Mandolyn am Boden, doch ein anderer kommandierte die Saris, er fluchte leise. Mandolyn war anscheinend irgendwo anders. Sein Blick richtete sich zum Himmel, er grinste...als er Bartlet erkannte.

„Na...sieh mal an, der oberste Kommandant...schön dich zu sehen", murmelte er vor sich hin. Und dann blieb sein Blick an dem schwarzen Drachen hängen und seinem blonden Reiter. Er hatte schon in dem anderen Kampf vermutet, das dieser Drache und dieser Reiter, den er damals mit Magie töten wollte...irgendwie zusammen waren und auch Mandolyn mit ihnen auf irgendeine Weise verbunden war. Er gab seinem Drachen einen Befehl und er setzte sich in Bewegung.

Die beiden hielten sich gut, dank Merlins Flugkünsten, doch der Drache zuckte zusammen und Arthur drehte sich um, weil er das verräterische Zischen hörte, ein Pfeil steckte in seinem Schwanz.

„Merlin!", schrie Arthur angstvoll.

„Nicht so schlimm...bin nur etwas eingeschränkt", antwortete er. Arthur drehte sich wieder um, er hatte ein seltsames Gefühl, das sich gleich bestätigte...der Zauberer war hinter ihnen her. Er hielt Feuer in seinen Händen, wollte sie wohl vom Himmel holen.

„Ragdolf ist hinter uns."

„Ich versuche ihn abzuschütteln."

Feuerbälle flogen auf sie zu und Merlin tauchte ab, das alles in einer verdammten Geschwindigkeit, doch Merlin war durch seine Verletzung eingeschränkt. Abgesehen davon, das es sehr schmerzte, war sein Schwanz auch wichtig beim Steuern. Arthur duckte sich, als ein Feuerball über ihn hinwegflog, legte sich flach auf Merlin.

Mit Zickzack Kurs manöverierten sie sich durch das Chaos, doch Merlin konnte ihn nicht abschütteln. Unerbittlich hing der Zauberer hinter ihnen, grinste böse und wollte sie am Boden haben.

„Merlin...wenden", schrie jemand und Arthur drehte sich um, sah Zorin hinter dem Zauberer. Merlin wusste, was der Drache wollte, sie waren beide Feuerdrachen. Merlin wendete und flog auf den Zauberer zu, Zorin von hinten.

Ragdolf stoppte mit den magischen Angriffen, verwirrt darüber, wieso der schwarze Drache frontal angriff. Doch er war nicht dumm und zuckte herum...dieser verfluchte silberne Drache war hinter ihm. Er gab seinem Drachen ein Befehl...er tauchte ab, als beide Feuerdrachen ihr Feuer ausspien, die Flammen gingen ins Leere.

Ragdolf floh...mal wieder, der elende Feigling. Deshalb war es so schwer, ihn zu fassen. Wenn es schwierig wurde...verschwand er. Bartlet gab das Zeichen zum Rückzug, sie hatten Verluste und der Feind war im Vorteil. Mandolyn hatte recht, als er sagte...man muss nicht unbedingt noch Männer opfern, wenn die Schlacht schon verloren war.

Aber das hatte nichts zu sagen...eine Schlacht zu gewinnen oder zu verlieren, war nicht ausschlaggebend...sie mussten den Krieg gewinnen.

Ragdolf grinste und sah über das Schlachtfeld...sie hatten den Schwanz eingezogen und ein triumphierendes Gefühl überschwemmte ihn. Ja...er würde Elarios besitzen, es war nur eine Frage der Zeit. Viele seiner Krieger und auch einige Drachen waren gefallen, aber das interessierte ihn nicht, auch nicht die Verletzten. Drachen würden später über das Feld fliegen und sie alle töten und...sich satt fressen.

Grinsend wendete er und flog Richtung Norden, zu seiner Burg. Er brauchte jetzt Entspannung. Leider hatte er seinen Favorit nicht bekommen...machte nichts, seine Soldaten brachten ihm gestern drei blonde Mädchen. Seine Bodentruppen folgten ihm, sie würden später ankommen.

Und noch etwas...der silberne Drache hatte den schwarzen Drachen beim Namen gerufen...Merlin. War das der Merlin, den der Saris in seinem Bett hatte? Er nickte grimmig, also hatte er recht gehabt...dieser Bettgefährte war der Verräter und Mandolyn hatte das gewusst, als er ihn schützte und...er war damals schon bereit für Friedensverhandlungen mit dem König gewesen.

Ragdolf lachte auf seinem Drachen laut...der verfluchte Saris hatte mit einem Tier geschlafen...welche Schande und welche Belustigung für den Zauberer. Drachen waren Tiere für ihn und Mittel zum Zweck und eine unterzuordende Rasse und nichts wert. Auch wenn sich die Drachen von Elarios in Menschen verwandeln konnten...waren sie keine. Sie blieben Tiere und der Saris hatte mit ihm geschlafen. Ragdolf amüsierte sich köstlich darüber...für ihn war das eindeutig ein Abstieg.


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„Was habe ich euch gesagt? Ihr solltet von dem verfluchten Zauberer wegbleiben", schrie Bartlet im Krankenzelt. Merlin hatte eine Fleischwunde am unteren Rücken, eigentlich schon an seinem Hintern.

„Ja, Sir...wir haben das ja auch getan...er fand uns. Merlin wollte ihn abschütteln, aber...", er sah auf die Wunde...sie war nicht schlimm, die Schuppen hatten viel abgehalten.

„Also gut...anscheinend hatte Mandolyn recht, er hat es auf euch abgesehen, weil ihr ihn beleidigt habt", sagte Bartlet ruhiger „Ich frage mich, ob ich euch nicht aus den Staffeln nehmen soll."

Arthur stand auf, er hatte neben Merlin gesessen.

„Bei allem Respekt...Sir. Nur weil ich dein Sohn bin, willst du mich von allem fernhalten? Das finde ich verdammt...mit Respekt...scheiße. Andere Väter haben auch Söhne. Und ich werde auf keinem Fall hier herumsitzen, während alle anderen unser Reich verteidigen."

„Aber die will Ragdolf nicht lebend und..wenn er dich in die Finger bekommt, dann..."

„Das wird er nicht, Sir...mein Wort darauf. Wenn es gefährlich wird, ziehen wir uns zurück."

Bartlet nickte. Arthur hatte ja recht, er konnte seinen Sohn nicht schützen, das wäre ungerecht gegenüber den anderen. Und Arthur würde das nicht dulden. Auch wenn er eine hohe Position hatte, durfte er Arthur nicht bevorzugen. In diesem Fall war er ein Drachenreiter wie alle anderen auch.

„Also dann...gut gekämpft. Aber er war zahlenmäßig überlegen...wir hatten keine Chance."

Dann ging er und Arthur setzte sich wieder neben Merlin, der versorgt wurde. Er grinste, froh darüber, das Merlins Wunde nicht schlimm war. Er hatte schon einen Schreck bekommen, als er den Pfeil in Merlins Schwanz sah. Es erinnerte ihn an Kalis, der so verletzt doch noch versucht hatte, ihn zu retten. Er würde das nie vergessen und auch nie seinen Anblick, als er so da lag. Er schloss kurz die Augen, um diese Bilder zu verscheuchen und grinste zu Merlin

„Tja...ein Glück, das es...der...Schwanz war, der getroffen wurde."

Merlin kicherte und sah zu dem Heiler, der den Kopf schüttelte und meinte

„Der andere wäre auch zu schwierig zu treffen...ist das eure einzige Angst...ihr seid verrückt", aber er schmunzelte.

Die beiden grinsten nur und verließen bald das Zelt. Die anderen Drachenstaffeln kamen zurück, beide glücklich...Will und Zara zu sehen. Aris war leicht verletzt, er ging wortlos an den beiden vorbei ins Krankenzelt. Arthur sah ihm nach

„Er wird mir nie verzeihen."

„Ich glaube auch", seufzte Merlin „Eigentlich schade, ich mag ihn...trotz das er mit dir geschlafen hatte. Er ist ein anständiger Kerl. Du hast ihn wirklich sehr verletzt und...ich bin mir sicher, er empfindet noch etwas für dich, das macht das Ganze umso schlimmer."

Mandolyn kam ihnen entgegen, eine Wunde am Arm und blieb stehen

„Seid ihr in Ordnung?"

„Merlins Schwanz wurde verletzt", sagte Arthur belustigt. Der Gedanke, der immer noch in seinem Kopf schwirrte, fand er lustig.

Mandolyn sah auf seinen Schritt und Merlin verdrehte die Augen

„Nicht der Schwanz, Mandolyn...du bist so verrückt wie Arthur. Drachen haben einen Schwanz, falls du es noch nicht bemerkt hast. Warum denkt ihr alle dasselbe...so ein Schwachsinn."

„Zwei", musste Arthur sagen „Du hast zwei Schwänze...also, sag nicht...das Drachen nur einen haben."

„Ich habe nur einen...du Idiot", sagte Zara hinter Arthur „Also...noch Fragen?"

Merlin winkte ab und sagte zu Mandolyn

„Ihr seid ja alle bescheuert...lass deine Wunde versorgen. Das sieht nicht gut aus."

„Habt ihr den Zauberer gesehen, denn bei mir war er nicht?", fragte der Saris.

Sie nickten

„Er war hinter uns her, aber das klappte nicht so, wie er wollte."

Mandolyn nickte und ging weiter, er hatte seine Schlacht gewonnen, sowie alle anderen. Außer Bartlet nicht...aber er traf auf die stärkste Angriffswelle. Gewinnen und Verlieren...alles war bei einer Schlacht möglich. Und diesmal mussten sie sich zurückziehen. Aber wenn sie nur gewinnen würden, wäre der Krieg bald beendet, aber so einfach war das nicht.


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Drei Jahre später......

Der Winter in diesem Jahr war sehr streng. Sie hatten ihr Hauptlager verlegt...es lag auch in einem Wald versteckt, doch ganz woanders. Ragdolf hatte vor einem Jahr das Lager angegriffen und sie verlegten es. Bartlet kam gerade von einer Unterredung mit dem König, nach seinem Gesicht zu urteilen, war das Gespräch nicht sehr toll gewesen. Es stand nicht gut für sie...viele waren gefallen, ihre Flugstaffel dezimiert, sowie die Bodentruppen. Die Stimmung auf dem Tiefpunkt, saßen die Soldaten um die Feuer und hingen ihren Gedanken nach. Fast jeder hatte Wesen verloren, die er liebte...Familie, Freunde...Kameraden. Der Krieg hatte sie alle mit Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit gezeichnet.

Er zeigte sein grausames Gesicht und war erbarmungslos...Krieg, einer der Plagen, die das Land heimsuchten und diesmal hatte es sie erwischt. Der dunkle Zauberer erhob Anspruch auf ihre Heimat, die sie all die vielen Jahre tapfer verteidigt hatten. Doch nun zogen dunkle Wolken auf, noch dunkler wie alle Zeit zuvor. Es wurde über Kapitulation gemunkelt...das sie am Ende waren und nicht mehr fähig, sich dem Zauberer erneut zu stellen. Dementsprechend war die Stimmung im Lager.

Der eiskalte Winter tat sein Übriges dazu...es war schwer, in dieser eiskalten Luft zu fliegen, mehr für die Drachenreiter als für die Drachen. Manche hatten Erfrierungen und die Waffenstillstand Verhandlungen über Winter waren gescheitert...Ragdolf hatte abgelehnt, obwohl er auch Soldaten durch die Kälte verlor. Aber ihm waren die Männer egal. Also blieben sie im Feld und konnten nicht nach Hause.

Nach Hause war inzwischen ein fremder Begriff, viele waren schon lange nicht mehr zu Hause gewesen. Und bald würden sie auch keines mehr haben...wenn der Tyrann hier einzog. Er würde erst mal unter der Bevölkerung aufräumen und der Rest müsste alles aufgeben, an was sie glaubten.

Er war im Vorteil...auf dem Weg zu gewinnen. Dementsprechung war die Stimmung unter den Kriegern...ihr Land teilweise sehr zerstört, Felder verbrannt. Es herrschte eine Hungersnot, da die meisten Ernten verloren gingen. Auch viele Opfer unter der Zivilbevölkerung und den Bauern in den Dörfern. Sie hatten alle viel verloren...ihr Leben, ihr Heim und ihre Felder, die Einnahmequelle der Familien.

Viele hatten sich zu den Truppen gemeldet, aber sie waren keine Kämpfer, sondern Bauern. Doch Bartlet nahm, was er bekommen konnte...er brauchte jeden einzelnen Mann oder Frau. Auch Frauen waren der Armee beigetreten. Alles im allem waren sie so ziemlich besiegt, aber sie würden nicht aufgeben...kämpften bis zum letzten Mann.

Merlin und seine Leute hatten oft getrauert. Viele ihrer Staffelkollegen waren gefallen, vor Kurzem erst Zimo, der Luftdrache...der lustige Zimo, der so gerne Witze machte. Und Wills Drachenreiterin war abgeschossen worden, er hatte jetzt einen Drachenreiter, der seinen Drachen verloren hatte. Sie waren alle sehr ernst und erwachsen geworden...der Krieg ließ ihnen keine Wahl. Keiner machte mehr Späße oder erzählte von den Schlachten, meistens saßen sie zusammen, gedachten ihren toten Kameraden und sprachen nicht.

Zu sehen, wie ihre Kameraden fielen oder nicht mehr nach Hause kamen, setzten ihnen zu. Zara hatte oft geweint, einige hatten an ihrem Tisch in der Runde gesessen, die doch schon sehr klein geworden war. Was am Anfang für viele als Abenteuer begonnen hatte, entpuppte sich nun der Krieg als ein grausiges Schauspiel und jeder war sich bewusst, das man auf solch ein Abenteuer gut verzichten konnte. Krieg war ein völlig sinnloses Unterfangen, das hatte alle gelernt.

Und der Gedanke zu unterliegen und zu kapitulieren schien alles noch sinnloser zu machen. Denn mit Ragdolfs Herrschaft würde das Leben eine andere Bedeutung haben. Viele wussten das und würden kämpfen bis zum Schluss...lieber in der Schlacht fallen, als ein Leben unter der Herrschaft dieses grausamen Tyrannen.

Ragdolf hatte eine finale Schlacht gefordert...die Letzte, er wollte ein Ende und wusste, das er nah dran war, das schöne Reich endlich zu bekommen. Deshalb war Bartlet bei dem König gewesen und sie hatten darüber gesprochen, ob sie kapitulierten oder noch einmal kämpften. Der König war für den Kampf gewesen, aufgeben war keine Alternative und die Soldaten hätten das nicht akzeptiert. Sie hatten sich in den vereinzelten Kämpfen verzettelt, darin hatte Ragdolf eine gute Strategie. Sie aufzusplitten bei mehreren Angriffen gleichzeitig schien Früchte zu tragen.

Sie saßen um ein Feuer, eingehüllt in dicke Mäntel und wärmten sich. Es hatte wieder angefangen zu schneien, das ganze Land lag unter einem dicken weißen Mantel aus Schnee und es war klirrend kalt. Arthur zog fröstelnd den Mantel enger um sich und sagte zu den anderen....es saßen Zara, Will, Mandolyn und sie beide dort. Sein Atem weiß, als er sprach

„Sie haben eingewilligt zu der finalen Schlacht. Wenn wir die verlieren...ist es aus. Dann hat Ragdolf gewonnen und wir wissen alle, was das heißt. Wir sind danach nicht mehr in der Lage, uns noch einmal gegen ihn zu erheben."

Ragdolf hatte die beiden bis jetzt nicht erwischt, obwohl er sehr bestrebt war. Sie hatten immer verdammtes Glück, obwohl beide oft verletzt wurden, aber nie so schlimm. Auch Zara und Will trugen Kriegsverletzungen...auch nicht lebensgefährlich. Eigentlich hatte jeder Verletzungen, der noch lebte...ein Andenken an die wohl grausamsten Jahre, die sie erlebt hatten. Die damals jungen Soldaten hatten inzwischen Erfahrung und die noch lebten...waren die Elite.

„Du solltest nicht so negativ denken", meinte Mandolyn „Noch sind wir nicht geschlagen."

„Aber viel fehlt nicht mehr", antwortete Will „Wir haben nicht mehr genug Männer."

„Tja...noch ein Verbündeter wäre jetzt nicht schlecht", meinte Zara.

Merlin hatte still zugehört und er dachte nach. Er wollte nicht unter Ragdolfs Herrschaft leben, zumal er nicht lange leben würde, aber Arthur...er würde ihn nicht gleich töten. Der Gedanke erschreckte ihn und ließ ihn verzweifeln, doch er drängte das zurück. Er würde Arthur nie bekommen...die beiden hatten schon lange beschlossen...wenn sie verlieren würden, dann gingen beide gemeinsam in den Tod. Sie würden sich ein letztes Mal lieben und sich dann töten. Sie könnten sich nicht verstecken...er würde sie finden und was dann mit Arthur geschah...wussten beide. Merlin würde hingerichtet werden und Arthur würde er in sein Bett schleifen und quälen. Aber beide hatten einen Ausweg...der Tod.

Merlin sah auf und schaute Arthur an, der fragend die Augenbrauen hochzog. Er winkte unmerklich mit dem Kopf und Arthur sagte

„Wir gehen ins Zelt...haben genug gefroren und ich bin müde. Diese scheiß Kälte setzt einem wirklich zu."

Sie standen auf und gingen Richtung Zelt. Da drin war es nicht viel wärmer, aber besser wie draußen. Zumindest der eiskalte Wind war hier drin nicht zu merken und sie wurden nicht nass, denn es schneite jetzt sehr. Dicke weiße Flocken fielen vom Himmel, vernebelten die Sicht.

„Was ist?", fragte Arthur.

„Bei dem Wort Verbündete hatte ich eine Idee. Was wäre, wenn wir die Schlangen fragen?"

Arthur seufzte

„Daran dachte ich auch schon, aber Merlin...sie sind gehandicapt...sie sind an Wasser gebunden. Wie soll das denn funktionieren? Mag sein, das sie alle Kämpfer sind...in ihrer menschlichen Gestalt, aber auch so verwundbar. Und sie werden schwächer, je länger sie aus dem Wasser sind. Wir sollten sie rauslassen, denn wenn Ragdolf gewinnt...wird ihr Leben auch nichts mehr wert sein, sollte er sie kennen."

„Ja...alles richtig, was du sagst. Ich dachte auch nicht daran, sie aus dem Wasser zu holen. Erinnerst du dich, wie sie den Drachen aus der Luft holten, der hinter uns her war? Was wäre, wenn..."

Arthur konnte Merlins Gedanken nachvollziehen und sagte überrascht

„Ja, sie können sehr hoch aus dem Wasser rausspringen...und wenn wir sie über den See lockten...Ragdolf hat auch nur noch diese eine Staffel. Und sie wissen nichts von den Schlangen...das könnte funktionieren. Selbst wenn sie nicht alle bekämen, würde das uns einen Vorteil schaffen. Aber trotz allem wäre es sehr gewagt."

Merlin breitete die Arme aus

„Arthur...was haben wir sonst für Alternative? Sieh uns doch an...Bauern sind bei den Truppen, sie können mit einer Mistgabel umgehen, aber nicht mit einem Schwert, sie sind keine Kämpfer. Sie werden als Erste fallen, leichte Beute für die geübten Krieger des Zauberers. Und wir? Wir stehen einer Flugstaffel gegenüber, die zweimal so stark ist wie unsere. Wir müssen es riskieren...sonst gehen wir unter und du weißt, was das für uns beide heißt."

Arthur sah ihn an, sein Blick traurig

„Ich würde lieber mit dir leben...als mit dir zu sterben. Ich liebe dich und wir hatten so wenig Zeit, um glücklich zu sein. Aber wenn wir keine Wahl mehr haben...werden wir im Tod vereint sein. Das letzte Schnippchen, das wir dem Zauberer schlagen, er wird uns nicht bekommen."

Merlin nickte

„Vielleicht haben wir doch eine Wahl...eine List. Wenn wir seine Flugstaffel ausschalten könnten, dann hätten die Bodentruppen eine Chance, zumal auch unsere Flugstaffel sich nur auf sie konzentrieren könnten, nachdem seine Staffel die Schlangen geschnappt hatten."

Arthur setzte sich nachdenklich hin.

„Es wäre eine Chance...für uns und auch für alle anderen", er sah auf „Aber wir müssen mit Bartlet reden, doch zuvor mit Ashanta und Ajan. Wir brauchen ihre Zustimmung."

Merlin nickte

„Ja, wir brechen morgenfrüh zu ihnen auf. Ich werde uns in die Späherliste eintragen. Bei diesem Wetter sind sie froh, wenn überhaupt einer freiwillig in die Luft will."

Arthur nickte und dachte an die Kälte, er konnte nicht annähernd sagen, wie kalt es da oben war, obwohl Merlin nicht sehr hoch flog. Und hier weiter nördlich war es noch schlimmer. Allein das Schwert in der eiskalten Hand zu halten, geschweige die starren Körperteile zu bewegen, um zu kämpfen, forderte allen Willen jedes Einzelnen.

„Begeistert bin ich nicht, aber wir haben keine andere Wahl...scheiß Kälte", fluchte er und kuschelte sich unter die dicken Decken.

Merlin kam und legte sich zu ihm, beide eng zusammen und wärmten sich. Arthur küsste ihn still auf die Stirn. Er dachte an ihr Abkommen...zu sterben, wenn sie verloren. Er betete, das sie es nicht in die Tat umsetzen mussten, denn er wollte mit Merlin leben und lieben.


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Sie flogen früh am Morgen, es war neblig und verflucht kalt. Arthur stieg auf Merlin eingehüllt in einen dicken Mantel, einen Schal vor seinem Gesicht und Handschuhe. Merlins Schutz gegen die Kälte waren seine Schuppen, doch kalt hatte er auch. Sie sprachen nicht, ihr Ziel war klar. Merlin hob ab und Arthur verengte seine Augen, denn die Luft war eisig, die ihm ins Gesicht schlug.

Trotz allem musste er auf die Späherdrachen von Ragdolf achten. Arthur fröstelte, er hatte das Gefühl, das der eisige Wind ihm durch und durch ging. Nach einer unendlichen Zeit, zumindest kam es Arthur so vor, ging Merlin tiefer. Der See kam in Sicht, er war zu groß, um zuzufrieren, doch am Rande hatte sich Eis gebildet.

Arthur erschauerte, als er daran dachte, das die Schlangen in dem eiskalten Wasser lebten. Es war im Sommer schon kalt, er wollte gar nicht daran denken, was er jetzt für Temperaturen hatte. Merlin landete am Ufer und Arthur sprang in den tiefen Schnee, drehte sich um zu Merlin, der in Drachenform blieb...wegen der Kälte. Arthurs Augenbrauen waren voll Eis, als er sagte

„Und nun?"

„Wirf ein paar Steine ins Wasser, sie werden es bemerken."

Arthur suchte unter dem Schnee ein paar große Steine und warf sie in den See. Kurz darauf tauchten zwei Schlangen auf...Wachen, die sie sahen, eine tauchte wieder ab. Und dann kamen Ajan und Ashanta, sie schwammen auf das Ufer zu und verharrten dort, verwandelten sich nicht. Beide wussten, das es viel zu kalt war, um in ihrer menschlichen Gestalt hier zu verweilen.

„Arthur...Merlin, lange nicht gesehen. Wir dachten schon...ihr wärd tot", sagte Ashanta.

„Nein, aber wir konnten nicht weg. Wir sind hier, weil wir euch um etwas bitten wollen?"

Ashanta kam noch näher

„Ich höre."

„Wir werden verlieren und Ragdolf wird dieses Land nehmen und er wird herrschen. Wir wissen alle, was das heißt. Er hat um eine finale Schlacht gebeten...will uns ein Ende machen. Und wir können nicht gewinnen...nicht ohne eure Hilfe."

„Und was schwebt dir da so vor", fragte nun Ajan.

Merlin erklärte ihnen seine List und sie hörten zu. Als er geendet hatte, sagte Ajan

„Das könnte funktionieren und würde uns auch helfen...Fleisch ist knapp und es kommt niemand zum See, selbst Tiere nicht. Es würde uns beiden helfen, abgesehen davon, das er nicht gewinnen darf", er sah zu seiner Königin, die leicht mit dem großen Kopf nickte.

„Er hat recht...wir müssen auch überleben und wir wollen nicht unter Ragdolfs Herrschaft leben...niemand will das. Ich bin einverstanden. Es ist auch unsere Welt und wir leben in ihr und so können wir einen Beitrag leisten. Der böse Zauberer darf nicht gewinnen."

„Aber es heißt auch, das ihr nicht mehr im Verborgenen leben könnt", wandte Merlin ein.

„Ich sagte doch schon beim letzten Besuch, das es Zeit ist...an der Welt teilzunehmen. Viele von uns, die junge Generation sind neugierig auf die Welt außerhalb. Vielleicht kann euer König uns dabei helfen, das wir nicht mehr auf den See beschränkt sind. Du hast unsere volle Unterstützung."

„Okay", sagte jetzt Arthur „Dann werden wir mit meinem Vater kommen und einen Plan ausarbeiten...wenn es euch recht ist."

Sie nickten alle beide

„Natürlich...ein paar Steine genügen, dann werden uns die Wachen rufen. Ich werde eure Ankunft erwarten."

Merlin nickte

„Ich danke euch...ihr wisst nicht, was das bedeutet."

„Na, hoffentlich den Tod dieses Zauberers...es langt jetzt", sagte Ashanta „So viele sind gestorben, das muss nun ein Ende haben...wir sind dabei."

Kurze Zeit später waren die beiden auf dem Rückflug, es schneite wie verrückt. Arthur schob zitternd den Kragen seines Mantels hoch, als er den Schatten durch das Schneegestöber sah.

„Merlin...Drache, gehe höher."

Da es so kalt war, flogen auch diese Drachen nicht in großer Höhe. Merlin stieg nach oben...es wurde eisiger und Arthur stöhnte leise. Längst war ihm seine Stirn eingefroren und er zog den dicken Schal über sein Gesicht, legte sich flach auf Merlin, um nicht so viel Wind abzubekommen.

Hoffentlich waren sie bald da...das hier war mörderisch.

Als sie landeten verwandelte sich Merlin und lief in sein Zelt. Er zog sich schnell an, dann gingen sie ins Essenszelt und tranken einen heißen Tee.

„Auf Späherflug gewesen?", fragte derjenige, der ihnen den Tee gab. Sie nickten zitternd und er schüttelte den Kopf

„Niemand will in dieser Zeit da hoch...es wird Zeit, das alles ein Ende hat...so oder so."

Danach steuerten sie das Zelt von Bartlet an, auch er dick angezogen, als er von seinem Schreibtisch hochsah. Zorin saß in Decken eingehüllt in der Ecke, ein kleines Feuer brannte dort. Merlin war sich sicher, das Zorin es angezündet hatte, zumindest war hier die Temperatur über null Grad.

„Was gibt es?"

„Wir...waren auf Späherflug und...wir haben eine Alternative zu der finalen Schlacht. Und...wir haben Verbündete, mächtige Verbündete und eine List, wie wir Ragdolf schlagen", sagte Arthur.

Bartlet schaute zu Zorin, der jetzt aufstand und zum Tisch kam. Was hatten die beiden jetzt schon wieder ausgeheckt?

DrachenblutWhere stories live. Discover now