𝓟𝓻𝓸𝓵𝓸𝓰 ❥

505 23 8
                                    

2000

Ihr Herz pochte vor lauter Aufregung. Nur noch eine Person, dann würde er an der Reihe sein.

Vorhin musste sie, als der Flaschenhals auf sie zeigte, mit Sani vor die Türe gehen. Sie befanden sich in einem umgebauten Kellerabteil, der Alexanders Großeltern gehörte. Statt dort Sachen zu lagern, hatten sie daraus eine kleine Wohlfühl-Oase für ihren ältesten Enkel hergerichtet. Mit alter Couch. Einem Tisch und einem Sessel.

Sani hatte sie nicht geküsst. Worüber Madeleine auch heilfroh war.

Sie mochte ihn. Als Freund. Mehr nicht. Sie hatten sich draußen im Dunkeln über idiotische Sachen unterhalten, bis die Zeit verstrichen war und sie wieder hineinkonnten.

Alexander drehte die Flasche und ebendiese hielt bei ... Cihan.

Madeleine atmete erleichtert aus.

Natürlich mussten die zwei nicht vor die Türe, sondern machten dieses dämliche Schnick-Schnack-Schnuck-Spiel und der Verlierer bekam eine Backpfeife. So lauteten die Regeln.

Mit dem anderen Geschlecht wurde rausgegangen, während bei gleichgeschlechtlichen das vollzogen wurde.

Rückblickend, später als erwachsene Frau, würde sie es als lächerlich empfinden, wenn man bedenkt, dass ausgerechnet Alexander, der sich zukünftig outen würde, die Regeln ins Spiel gebracht hatte.

Doch so weit waren sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Madeleine war sechzehn ... und ungeküsst.

Was in den 90ern als richtige Blamage galt.

Oh. Ganz vergessen. Mittlerweile war ja schon das Millennium geschehen.

Genau zur Jahrtausendwende hätte es passieren sollen. So hatte sie sich das zumindest erträumt gehabt. Schließlich sollte Schlag Mitternacht die Welt untergehen. Romantischer ging es nicht, oder?

Sie. Er.

Er. Sie.

Das Feuerwerk.

Ein Kuss.

Und sie hätte glücklich sterben können.

Gedankenverloren seufzte sie auf.

»Feivel? Hey?« Jemand schnippte mit dem Fingern vor ihrem Gesicht herum.

»Was?« , fragte sie und sah in seine blauen Augen. Seine wunderschönen hellen ...

»Du bist dran.« , sagte er mit seiner tiefen Stimme.

»Oh.«

Hatte sie vor lauter Tagträumerei, wo er sie endlich küssen würde, gar nicht seinen Dreh mitbekommen?

Aber zum Glück war es nicht Sandy mit ihrem wallenden blonden Haar, die mit ihm nach draußen musste. Denn diese verweilte immer noch gelangweilt auf der Couch und zog an ihrer Zigarette.

Auch wenn Madeleine sie Freundin nannte, waren beide im Grunde keine. Aber selbst das würde sie erst im Erwachsenenalter nachträglich registrieren.

Sandy, von allen nur Sunny genannt, war der Schwarm der Clique. Jeder Junge wollte sie. Manche hatten sie sogar schon.

Sie war sehr schmal, was in der Zeit von Kate Moss natürlich der Trend schlecht hin war. Zudem hatte sie eine Stupsnase, dünne zarte Lippen ... im Grunde das Gegenteil von Madeleine. Die mit naturrotem Haar, blasser Haut, voluminösen Lippen, kurviger Figur, dem Ideal nicht mal ansatzweise nahekam.

Sunny war heute das einzige weibliche Wesen mit ihr. Was Madeleines Chance eigentlich erhöhen sollte, endlich mit Dag nach draußen zu können.

Sie atmete tief ein und nahm die Flasche.

Liebe ist ...Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ