𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 57 ❥

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Vincent klingelte und klingelte und klingelte.

Endlich ging die Türe auf.

Madeleine sah ihn am frühen Morgen erschrocken an. »Was willst du?«

»Mit dir reden.« Ihr Blick fiel hinter ihn. »Ich bin alleine. Er weiß nicht, dass ich hier bin.«

»Er ... er hat's dir gesagt?«

»Ja aber ... weil es ihm scheiße geht.« , sagte er. »Können wir reden?«

Madeleine sah in die Wohnung. »Julian ist da.«

»Dann ... dann lass uns zwei irgendwohin.«

Sie überlegte, nickte daraufhin und ließ ihn kurz draußen warten, als sie ihrem Freund Bescheid sagte, dass sie gleich wiederkäme.

Vincent steuerte direkt seinen Wagen an.

»Wohin?« , fragte sie und stieg trotzdem ein.

»Wir fahren einfach ein Stück, reden, und dann setz' ich dich wieder ab.«

Die ersten Minuten verliefen still. Vincent wusste nämlich trotz seines Besuches nicht, wie er anfangen sollte. »Ich liebe sie nicht.« , startete er ohne Überleitung. »Also, ich meine Viktoria. Ich liebe sie nicht.«

»Willst du mir jetzt erklären, weshalb du fremdgehst? Ich ... es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so blöd ... ich hab nur meine ... Sache gesehen. Nicht deine. Es tut mir echt leid.«

»Ich weiß. Ist schon okay. Und . Ja. Nein. Ich mein' jein. Also ... Lotta und ich hatten bisher nichts ... so Intimes. Ja, wir haben uns geküsst, aber ... mehr auch nicht.«

»Freut mich für dich, das anscheinend nur ich direkt das komplette Programm durchgezogen habe.«

»Ich wollte dich damit jetzt nicht herunterschrauben Madeleine. Du ... ihr hattet mit Sicherheit eure Gründe.«

»Unsere Gründe.« Sie gab ein kleines gleichgültiges Lachen von sich. »Gibt es dafür jetzt ein Handbuch? Wann es erlaubt ist und wann nicht?«

»Warst du glücklich?«

»Was?« Verdutzt sah sie ihn an.

»Bei Dag. Warst du glücklich?«

Sie nickte. »Ja.«

»Dann solltest du dein schlechtes Gewissen ab- ...«

»Ich habe aber eins und es wird nicht verschwinden. Ich führe keine scheiß Beziehung Vincent.« Madeleine wurde laut. »Ich hab' kein Abenteuer gesucht, weil meine Beziehung langweilig ist, und ich habe auch nicht Bestätigung benötigt, denn Julian schenkt mir mehr als genüge.«

»Ich weiß. Habe ich auch nicht behauptet. Und dennoch ... Madeleine, ich wollt dir nur sagen, das du für dich alleine ausgemacht hast es zu tun. Und das macht dich nicht zu einen schlechten Menschen.«

»Redest du dir das selber ein?«

Vincent atmete tief ein. »Ich empfinde viel für Lotta. Das ist auch keine Langeweile oder Bestätigung.«

»Und jetzt willst du von mir hören, was ich für Dag fühle?«

Er schüttelte den Kopf. »Das musst du mir nicht sagen.« Vincent steuerte eine Parklücke in der Nähe seines Hauses an und wendete sich dann gänzlich in Madeleines Richtung, nachdem er den Wagen geparkt hatte. »Ich ... ich bin eigentlich hier, um ... die Wogen zu glätten, also ... ich weiß auch nich'. Ich wollt' dir erst einmal erklären, das ... die Sache mit Viktoria ...«

»Wenn du sie nicht liebst, warum bist du noch bei ihr?«

»Wir bekommen ein Kind.«

»Nein Vincent. Weißt du, wie lächerlich du dich gerade anhörst? Du liebst sie nicht. Ein Kind wird die Beziehung nicht ändern.«

»Aber eine Beziehung ändert meine Verbindung zu dem Kind.«

Madeleine schüttelte den Kopf. »Nein. Du flüchtest doch jetzt schon nur.«

So hatte Vincent es bisher nicht gesehen. »Vielleicht hast du ja Recht und ich versuche, einfach nur einen Weg zu finden, der für mich der Leichteste zu sein scheint. Es gibt kein Handbuch fürs Leben, genauso wenig für Untreue. Wir begehen Fehler. Wir fühlen. Wir lieben. Wir hassen. Wir fügen manchmal unbewusst Schmerz zu ... manchmal auch gewollt, aber ... es macht uns zu Menschen. Wir lernen und wir wachsen selbst in unserem Alter noch. Glaub mir ... ich hätte nie gedacht, dass Dag noch so eine Veränderung haben wird und eine Frau gefühlsmäßig je so nah an sich heranlassen würde. Als er damals um Erlaubnis bat, sich an dich ranzumachen, dachte ich, es läuft auf ein Nümmerchen aus und ...«

»Um Erlaubnis bat?« , unterbrach Madeleine seinen Vortrag.

»Ehm ich mein'...« Eigentlich hatte er nicht vorgehabt das zu sagen. Ursprünglich wollte er ihr nur erklären, dass es für Dag ebenso keine Langeweile gewesen war.

»Wer bist du? Mein Vater? Nein warte Stopp. Nicht mal mein Vater hat eine Erlaubnis auszusprechen mit wem ich in die Kiste steige und mit wem nicht.«

»So war das auch gar nicht gemeint. Ich wollte nicht, dass er dich angräbt. Wir arbeiten zusammen und ... ich ...«

»Was genau willst du hier? Warum wolltest du ein Gespräch?« , fiel sie ihm erneut ins Wort.

»Du wirst kündigen, oder?«

Sie nickte. »Ich ... ich kann meine Beziehung nicht aufs Spiel setzen. Julian ist ein ...« Madeleine atmete tief ein. »... das ist meine erste Beziehung, wo ich sagen kann, ich habe einen tollen Mann an meiner Seite. Ich habe die ganze Nacht nachgedacht und ... egal, was ich für Dag empfinde ... dieser Mann liebt mich und ... habe ich es nicht auch endlich mal verdient geliebt zu werden? Etwas mit Zukunft zu haben?«

Vincent überlegte, ob er ihr sagen sollte, dass sein bester Freund unumstößlich viel für sie empfand. Schließlich hatte dieser ihn die komplette Nacht in den Ohren gelegen, dass er an Madeleine sein Herz verloren hatte. Doch er kam sich ein wenig blöd vor, der Übermittler einer solch persönlichen Nachricht zu sein.

»Du kannst doch trotzdem weiterhin ...«

»Nein kann ich nicht. Wenn ich ihn ... ich darf ihn nicht mehr sehen. Ich empfinde zu viel für ihn. Ich weiß genau, das ich dann ... Vincent, lass uns bitte aufhören. Bring' mich nach Haus'.«

Er startete den Wagen, fuhr jedoch noch nicht aus der Parklücke heraus, sondern blickte an Madeleine vorbei.

Diese wartete im Gegensatz dazu darauf, dass er losfuhr, und folgte seinem Blick nicht. »Vincent?« , sagte sie.

Er blinzelte. »Ehm ja ... sofort.« Nochmal sah er an ihr vorbei und checkte dann die Straße, um wenden zu können.

»Sag ihm bitte nichts von ... meiner Kündigung.« , sprach Madeleine, nachdem er vor ihrem Wohnhaus anhielt. »Also noch nicht. Ich will nicht ... ich wünsche euch viel Spaß in Südafrika.« , beendete sie den Satz einfach.

Vincent nickte. »Ich ... versuch's.«

Sie stieg aus und beugte sich in diesem Moment nochmal hinunter. »Wenn Lotta dich glücklich macht, dann ... wähle sie. Bevor es der falsche Augenblick wird ... so wie bei mir.«

Er nickte abermals und blickte ihr nach, wie sie die Türe aufschloss.

Sie hatte Recht. Er wusste, dass er Lotta wollte und nachdem was er eben gesehen hatte, war er ein wenig zuversichtlicher.

Dag keine guten Nachrichten hinsichtlich Madeleine mitzuteilen würde hingegen fürchterlicher ausfallen.

Doch das musste er jetzt erst einmal hinten dranhängen. Seine eigene Sache hatte Vorrang.

Er holte sein Handy raus und schrieb Viktoria.

- Ich bin in paar Minuten zu Hause. Warte auf mich.

Vincent wusste, dass sie momentan eh nichts vorhatte, da später die Gender-Party stattfinden sollte. Die er eh gleich womöglich absagen würde. Denn was es genau werden würde, war aktuell nur noch eine Sache zwischen ihm und Viktoria.

War es sein Kind oder von dem Mann, den er soeben sehr vertraut mit ihr hinter Madeleine erspäht hatte?

Liebe ist ...Onde histórias criam vida. Descubra agora