𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 83 ❥

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Madeleine saß im Sitz hinuntergerutscht in Lottas Auto.

Dag war tatsächlich erst zum Parkour gefahren, so wie er es ihr weisgemacht hatte.

Von da aus hatte Martin ihn hier an dieser Stelle abgesetzt.

Nun beobachtete sie ihn, wie er an der Haustür stand.

Worauf wartete er?

»Bist du sicher, das du gerade das Richtige machst?« , fragte Lotta, die in derselben Position wie Madeleine auf dem Fahrersitz hockte.

Sie schüttelte den Kopf. Mit Absicht hatte sie Vincents Freundin miteinbezogen und diese auch darum gebeten den Wagen zu fahren, weil sie nicht ihren eigenen benutzen wollte. Einfach aus Angst das Dag diesen mehr aus der Menge herauserkennen würde.

»Ich weiß nicht, was ich hier tue ... aber ... ich kann es doch auch nicht ignorieren.«

»Du hättest ihn vielleicht besser direkt zur Rede ...«

»Konnte ich nicht. Ich war so ... kaputt, als ich das gehört habe.« , unterbrach Madeleine sie. »Dieses Gefühl, ich ...«

Lotta griff nach ihrer zitternden Hand. »Mach dich nicht selbst verrückt. Ich glaube dir ja, das du etwas gehört hast, aber ... ich kann mir das echt nicht vorstellen. Er liebt dich.«

»Das hält manche Menschen anscheinend nicht davon ab ihre Passion weiter fortzuführen, als wären sie es nicht.«

»Du meinst, es war Vincent, mit dem er gesprochen hatte?« Madeleine nickte. »Ich glaube nicht, das er ihn darin bestärken würde, sich mit einer anderen zu treffen. Er hat letztens noch zu mir gesagt, wie happy er ist, dass du Dag so glücklich machst.«

»Und dennoch bleiben sie beste Freunde. Ich will nicht wissen, welche Geheimnisse beide teilen.« Madeleine runzelte die Stirn. Dag verharrte weiter vor der Türe. »Was macht er?«

»Vielleicht wartet er auf jemanden.«

Sie sah, wie er sein Handy herausholte, und kurz danach gab ihr eigenes iPhone einen Ton von sich. Erschrocken, weil sie sich im ersten Augenblick ertappt fühlte, rutschte sie zuckend noch tiefer, doch Lotta stupste sie an und schüttelte den Kopf.

Madeleine sah auf ihr Display. Die Nachricht, die er ihr geschickt hatte.

- Soll ich uns nachher etwas vom Imbiss mitbringen? Dann machen wir es uns zu Hause noch gemütlich, bevor ich los muss.

»Was wollte er?« , fragte Lotta. Stumm zeigte sie ihr die Message. »Das ist doch süß von ihm.«

Jetzt nickte sie und sah zu ihm. Anscheinend hatte er die blauen Haken bemerkt und wartete auf ihre Antwort, denn er sah weiterhin auf sein Handy.

- Mal schauen.

Tippte sie zurück.

Das berühmte ...schreibt, wurde direkt im Chat sichtbar.

- Okay meld' dich einfach und ruh' dich noch etwas aus. Ich liebe dich.

Sie zögerte. Aber warum sollte sie lügen? Egal, was gerade war, sie liebte ihn.

- Ich dich auch.

Sie stellte ihr Handy stumm. Mehr Gefühlswallung konnte sie momentan nicht gebrauchen.

»Du kannst immer noch ...«

»Da. Er hat oben rechts geklingelt.« , fiel sie Lotta ins Wort. Und kurz danach wurde ihm anscheinend aufgedrückt und er tapste ins Innere.

Madeleine öffnete die Türe und stieg aus.

»Was hast du vor?« , fragte Lotta und sprang ebenfalls aus dem Auto, als sie ihr hinterher hechtete.

»M. Lüdtke und L. Fellner.« , las Madeleine das Klingelschild. »Die Erste muss sie sein. Ich hab den Namen Mariella gehört.«

»Und was hast du jetzt vor?« , wiederholte Lotta.

»Ich ... ich weiß es nicht.«

»Madeleine, es wird nicht das sein, was du denkst. Mit Sicherheit nicht. Aber ... falls doch, willst du da jetzt hineinstürmen und etwas sehen, was du anscheinend nie wieder gelöscht bekommst?«

»Nein. Aber ... ich muss es doch wissen. Ich kann doch nicht so tun, als ob nichts wäre.«

»Wissen, ja. Aber mehr auch nicht. Lass uns fahren, Madeleine. Und wenn Dag nach Hause kommt, redest du mit ihm.«

»Was soll ich sagen? Hey, wie war es bei Mariella?«

»Wäre ein Ansatz. Ich ... ich weiß es doch auch nicht.«

Der Eingang ging auf und eine junge Frau mit einem klobigen Kinderwagen trat hinaus. Madeleine hielt die Türe offen, selbst als diese sich bereits entfernt hatte. »Ich kann nicht weg.« , sagte sie und betrat den Hausflur.

»Scheiße.« Lotta folgte ihr dennoch.

Die Rothaarige sah sich in Windeseile jeden Namen auf jeder Türe an und rannte dann auf die nächste Etage.

Auch dort suchte sie alle ab und blieb schließlich vor einer stehen. »Hier wohnt sie.« , flüsterte sie.

»Willst du jetzt klingeln, oder was?«

Madeleine stand ratlos vor der Türe. Sie wollte wissen, was dahinter steckte. Was diese Frau für Dag war. Und was sie selbst für ihn war. Aber sie hatte Angst. Angst vor Antworten, die ihr nicht gefallen würden. Die sie innerlich nach für nach töten könnten.

War sein, ich liebe dich und all die Zärtlichkeiten gelogen?

Sie konnte und wollte es nicht glauben ... und dennoch ... stand sie hier ... und er war da drinnen, bei einer anderen Frau.

»Schreib ihm. Jetzt. Schreib ihm, er soll nach Hause kommen.« , flüsterte Lotta. »Es ist noch ein bisschen Zeit, bevor die Jungs heut Abend wieder losfahren müssen. Ihr habt also genügend Zeit dann über alles zu reden.«

Madeleine schüttelte den Kopf. »Denkst du echt, er würde jetzt da raus spazieren und zu mir kommen? Er ist doch schon hier. Also wollte er auch hier sein.«

»Er hat dir geschrieben. Er denkt doch an dich.«

»Während er jetzt eventuell gerade eine andere vögelt.« Nun brachen die Tränen aus ihr raus, als sie es ausgesprochen hatte.

Madeleine hatte das Gefühl, ihr Herz wäre aus Glas und ein riesiger Riss wäre durch einen Sturz nun spürbar sichtbar geworden.

Lotta zog sie zartfühlend von der Türe weg. »Ich verstehe dich. Ich weiß nicht, was ich in deiner Situation jetzt machen würde, aber du machst dich gerade selbst kaputt.«

»Soll ich es ignorieren und ... und so tun als wüsste ich von nichts?«

»Das habe ich nicht gesagt.«

»Gut, weil das kann ich nicht.«

»Das weiß ich doch. Ihr müsst darüber reden. Das ist Fakt. Aber willst du das hier machen? Das ist eine Sache zwischen euch beiden und das solltet ihr in Ruhe klären. Unter euch. Nicht mit ihr.«

Madeleine sah zur Türe und blickte sich um. »Wenn du willst, kannst du ruhig fahren. Ich ... ich will wissen, wie lange er hier ist.« Sie ging um eine Ecke, die sich neben den Aufzügen befand und setzte sich da auf den Boden.

Lotta schlurfte zu ihr und hockte sich daneben. »Ich bleibe bei dir.«

Liebe ist ...Où les histoires vivent. Découvrez maintenant