𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 87 ❥

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»Ich hätte nicht gehen sollen.« , sprach Dag mit dem Kopf an die Scheibe des Busses angelehnt, wo er mit Vincent gemeinsam saß.

»Vielleicht war es in dem Moment ... besser.« , gab dieser von sich. »Lotta wird schon mit ihr reden und alles klarstellen.«

»Denkst du, ich soll ihr jetzt schreiben?«

Vincent schüttelte den Kopf. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Warte erst mal ab. Lotta wird sich eh bei mir melden, wenn sie mit Madeleine gesprochen hat.«

Dag nickte. »Ich wollte nicht, das sie so denkt.«

»Weiß ich doch.«

Mittlerweile war er darüber im Bilde, das Lotta und Madeleine ihm gefolgt waren und sein Gespräch mit Mariella aus einem Versteck her, belauscht hatten.

Vincent musste deshalb einen kleinen Streit mit seiner Freundin ausbaden, die, als sie nach Hause kam, ihn anmeckerte, was in ihm gefahren wäre, so etwas zu decken. Auch wenn beide ihre Gefühle lange nicht mehr verbergen konnten, während Vincent noch in einer Beziehung mit Viktoria war, empfand sie sein Tun in diesem Moment als niederträchtig.

Nachdem diese ihm alles erzählt hatte, fiel ihm natürlich sofort der Groschen und er erklärte Lotta jedes einzelne Detail, wieso Dag bei Mariella gewesen war.

»Du hast nichts getan. Also wird sie dir auch verzeihen. Es war nur ... ein kleines Missverständnis. Das wird sich wieder einrenken.«

»Sicher?«

»Klar. Wird schon.«

»Oder auch nicht.«

»Was meinst du?« , wollte Vincent wissen.

»Meine Vergangenheit war ... ausschweifend und ... ging nicht gerade kurz.« , begann Dag. »Es wird eventuell immer mal wieder so ein Moment geben, wo das Gestern in die heutige Zeit rutscht.«

»Ja, kann sein.«

»Sie sah so ... Vincent, ich konnte sehen, wie sehr sie das getroffen hat. Ich konnte es spüren, wie verletzt sie war. Und ... es hat so scheiße wehgetan, zu wissen, dass es meinetwegen ist.« , sagte er. »Ich liebe sie. Von ganzem Herzen. Aber ich glaube ... ich glaube, ich hab sie nicht verdient.«

»Red' nich' so einen Unsinn.«

»Madeleine meinte, es wäre nur eine Illusion gewesen. Das mit uns. Vielleicht ... vielleicht hat sie ja Recht.«

»Du machst dich damit selbst nieder.«

»Aber wenn es so ist? Möglicherweise wurde mir damit gezeigt, was ich hätte haben können, wenn ich nicht so ...«

»Jetzt fang nicht wieder damit an Dag.« , unterbrach Vincent ihn. »Ja du hast locker rumgevögelt. Und? Geht davon jetzt die Welt unter? Hast du die Menschheit aufgrund dessen verdorben? Jeder ... absolut jeder Mensch hat ein Leben davor. Und wenn man einen Menschen liebt, akzeptiert man auch das, was mal war.«

»Aber für Madeleine ...«

Wieder fiel er ihm ins Wort. »Liebe tut weh. Also damit meine ich nicht die Liebe in diesem Sinne, sondern das, was damit verbunden ist, schmerzt. Wer liebt, ist auch verletzlich. So läuft das nun mal.«

»Wer hat sich so 'ne scheiße ausgedacht?« , fragte Dag. »Gerade die Person, die man liebt, will man doch nicht so sehen.«

»Ich weiß.«

»Aber weißt du, was auch in die Seele schneidet?«

Vincent konnte sich denken, was Dag sagen wollte, und dennoch schüttelte er den Kopf. »Nein, was denn?«

»Getrennt von ihr zu sein. Und dass es dieses Mal nicht die Distanz ist, die zwischen uns steht.«

»Sie wird sich wieder ... normalisieren.« Ihm fiel gerade auf die Schnelle kein anderes Wort ein.

»Wird Lotta ihr das auch mit dem Kind erzählen?«

Vincent schüttelte wie gehabt den Kopf. »Nein, ich hab sie drum gebeten, es für sich zu behalten. Aber preisgeben musste ich es ihr, damit sie den Sinn dahinter verstand, wieso du unbedingt das bei dieser einen Frau da abklären musstest.«

Dag nickte. »Ja, verstehe ich auch.«

»Sie liebt dich.«

»Ich weiß.«

»Wir sind nur ein paar Tage weg. Danach wird alles wieder ... gut.«

»Lotta wird sich also direkt bei dir melden?«

»Da gehe ich von aus.«

Dag sah auf die Uhr. »Warum ist sie nicht jetzt auf der Stelle ...?«

»Sie hat ihr geschrieben, das sie sich treffen müssen. Das sie dringend mit ihr reden muss, und das es um ich geht. Aber Madeleine hat bisher nicht auf ihr Handy geguckt. Angerufen hat sie auch mehrmals. Lotta will aber auch nicht einfach so auf der Matte stehen. Zudem hat sie die Kinder. Sie will ungern mit den beiden da vor der Türe stehen.«

»Aber sie redet mit ihr?«

»Sie wird mit ihr reden, keine Sorge.« , sprach Vincent. »Sie meinte, wenn sie sich bis morgen früh nicht gemeldet hat, wird sie halt unangemeldet vorbeischauen müssen. Weil sie auch nicht will, das Madeleine unnötig lange leidet.« , erklärte er weiter.

»Okay.«

»Spätestens morgen kann ich dir also mehr sagen.«

»Sie hätte ihr aber auch schonmal alles schreiben können, damit ...«

»Dag, es wird geklärt. Lotta wollte das ungern als Mail verfassen. Ich glaube auch nicht, das Madeleine derzeit eine ellenlange Nachricht lesen würde.«

»Ja, du hast ja Recht.«

»Ich weiß, das es jetzt momentan nicht leicht für dich ist, aber du hast nichts getan. Sie wird dir verzeihen.«

»Vielleicht sollte ich sie doch anrufen. Ich könnte es ihr auch am Telefon erklären und ...«

»Du kennst Madeleine. Sie wird nicht drangehen, wenn du sie telefonisch kontaktierst.« , sagte Vincent. »Lass Lotta es klären und danach wird sie sich bestimmt bei dir selbst melden. Sie wird sich entschuldigen. Du entschuldigst dich. Und Friede, Freude, Eierkuchen.«

»Und was mache ich, wenn sie ... wenn sie genug hat?«

»Dag du hast nichts getan.«

»Aber den Schmerz hat sie trotzdem verspürt.«

»Aber unbegründet.« , sprach er. »Sie hat falsche Schlüsse gezogen und ja, es lag an deinem Vorleben, aber daran kann man jetzt auch nichts mehr ändern.«

»Dennoch kann es doch sein, dass sie das ...«

»Schluss jetzt. Es wird alles gut. Mit Sicherheit. Ich wiederhole: Du hast nichts getan. Sie wird das verstehen.«

Dag nickte und versuchte, zuversichtlich zu sein.

Liebe ist ...Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang