𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 62 ❥

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»Sie ist so hübsch.« , schwärmte Lotta Stunden später, als sie die Kleine in ihren Armen wiegte.

Vincent saß ihr gegenüber und betrachtete seine Tochter mit dem dunklen Flaum an Haaren. »Ja das ist sie.«

Irgendwie hatte er noch immer Panik, dass Viktoria ihre Meinung ändern könnte. Auch wenn diese die Kleine nicht einmal ansehen wollte, sondern direkt meckerte, wie dick ihr Bauch weiterhin wäre, blieb ein bisschen Angst in ihm.

»Willst du sie nicht halten?« , fragte Lotta mit einem Lächeln.

Er schüttelte den Kopf. »Nein, was ist, wenn ich ihr wehtue. Sie ist so klein. Sie ...«

»Du bist süß.« , lachte sie und stellte sich auf.

»Was machst du?«

»Setz' dich zurück. Heb' die Arme an.« , sagte sie und beugte sich ein wenig tiefer, um ihm seine Tochter zu überreichen.

Sehr unbeholfen und total ängstlich betrachtete er sein Fleisch und Blut, das nun in seinen Armen lag. »Sie hat mich Papa genannt.«

»Also das wäre sehr sehr früh.« , lachte Lotta weiter und streichelte über seinen Kopf.

»Nein. Ich meine Juna. Im Aufzug. Sie hat Papa gesagt und mich umarmt.«

»Das hat sie nur so ...«

»Ja ich weiß, aber ... es hat sich echt gut angefühlt.« Er sah nun Lotta an. »Ich hab in ihrem Zimmer auch direkt alles für Juna bereitgestellt. Ein Bett. Spielzeug. Ich dachte ... die zwei könnten sich ein Kinderzimmer teilen und ... würdest du bei mir einziehen?«

»Wir drei werden da auf dich warten bis du zurückkommst, oder uns gelegentlich besuchst, während der ... Pausen ... aber ...« Sie küsste seine Stirn. »Lass mich erst noch ein wenig meine Wohnung behalten. Ich will nicht, dass du denkst, ich setz' mich ins gemachte Nest oder so. Ich will dich. Und ich will die Kleine. Ich will ein Leben mit dir. Ich kann nicht sagen, dass wir langsam machen sollen, weil ... wir stecken schon mitten ... im Familienleben. Aber ... wie heißt sie jetzt eigentlich?«

»Ich hab kein'n Plan.« , lachte er ein wenig.

»Ich mag kurze knappe Namen. Vielleicht weil ich mit einem langen bestraft wurde. Keine Ahnung. Zweisilbig halt. Ju-na.«

Vincent nickte und betrachtete einige Zeit seine Tochter. »Was hältst du von Lilly?«

»Lilly? Finde ich schön.«

»Juna und Lilly.« Er schmunzelte. »Sie sieht aus wie eine Lilly, oder nicht?«

»Ja. Eine waschechte Lilly.« , sprach Lotta mit verstellter Stimme und lachte wiederholt.

»Herr Stein.« Eine Krankenschwester betrat den Raum, in dem er nach der Geburt, mit Lilly und Lotta gebracht wurde. Selbstverständlich nachdem Viktoria direkt mitgeteilt hatte, dass sie keinen Kontakt zu dem Nachwuchs haben wollte.

Um dies zu respektieren, wie als wenn man ein Kind zur Adoption freigab, wurde dem frischgebackenen Vater Zeit separat gewährt, wo er erstmal, wie es normal war nach einer Geburt, seine Tochter kennenlernen konnte.

»Ja bitte?«

»Wenn Sie wollen, können Sie drei jetzt nach Hause.«

»Was? Schon? Ich meine, ich weiß nicht ... wenn sie ...«

»Herr Stein, keine Sorge. Alle Eltern machen es irgendwann zum ersten Mal.«

Lotta nahm ihm die Kleine ab und zog sie an der dortigen Wickelkommode an.

»Sehen Sie, Ihre Frau scheint ja Erfahrung zu haben, so flink wie sie es macht. Also machen Sie sich keinen Kopf. Ihre Tochter ist kerngesund ... ah ... haben Sie sich mittlerweile für einen Namen entschieden?«

»Lilly.« , antwortete er, während sie alles Weitere ausfüllte.

»Das mit dem Sorgerecht muss die Mu- ... müssen Frau Selke und Sie dann noch gemeinsam beim Familiengericht beantragen. Also Sie stellen den Antrag Herr Stein und Frau Selke muss diesem dann nur zustimmen.« , erklärte diese. »Im Grunde geht das ratzfatz und ohne irgendwelche Probleme.«

»Okay. Danke. Vielen Dank.« Er sah zu, wie Lotta die kleine Lilly in den Maxi-Cosi anschnallte.

Wäre sie nicht dabei gewesen, wäre er ohne Kleidung und ohne dieses Teil hergekommen.

Sie hatte alles ruhig und mit Sorgfalt zusammengepackt. Auch falls die Kleine noch etwas länger hätte in der Klinik bleiben müssen.

Schon vor ein paar Tagen hatte sie des Weiteren darauf geachtet, das Windeln und Nahrung im Vorrat bei ihm zu Hause im Schrank auf ihren Einsatz warteten.

Was würde er nur ohne sie in dieser Situation tun?

Er hätte definitiv seine Eltern noch mit ins Boot ziehen müssen.

Dass sie wahrlich bereit war, direkt die Ersatzmama für Lilly zu spielen, rechnete er ihr hoch an.

Sie waren gerade erst ein Paar, hatten führend einmal bisherig miteinander geschlafen und spielten nun ... Familie. So als wäre es nie anders gewesen.

Es war irgendwie ... normal.

»Lilly muss erst noch einen Rhythmus finden.« , sagte Lotta, als sie, nachdem sie Juna abgeholt hatten, nun bei ihm zu Hause ankamen. »Es wäre am besten, wenn wir sie mit dem Stubenwagen mit im Schlafzimmer schlafen lassen.«

»Einen Rhythmus?«

»Es kann sein, das sie nachts mehrmals wach wird Vincent.« Seine Augen wurden groß und er nickte. »Keine Sorge, du musst fit sein für die Tour. Ich ... ich mach' das schon.«

»Nein. Nein. Du musst auch fit sein. Fit für Juna. Und ich muss es ja auch irgendwie ... lernen.«

»Ich war von Geburt an alleinerziehend. Ich hatte keine Unterstützung. Außer meine Mutter, die mal vorbeikam. Ich bin gut darin.« Sie sah seinen Blick und wollte ihn dennoch nicht den Eindruck übermitteln, er wäre zu nichts fähig. »Wir wechseln uns ab okay?«

Vincent nickte. »Ich ... ich muss Dag noch Bescheid geben.« Vor lauter Aufregung hatte er komplett vergessen, ihm überhaupt die News mal mitzuteilen.

»Tu das.«

Vorher nahm er jedoch Juna auf den Arm und betrat mit ihr das Kinderzimmer. »Gefällt dir das?«

Die Blondgelockte formte mit ihren Lippen ein Oh. Das war neuerdings eine Neigung von ihr, dass sie jedes Mal machte, wann immer sie etwas toll fand.

Sie war ein stilles Kind. Stets total konzentriert beschäftigt, wenn sie spielte oder sonst irgendwas tat.

Vincent ging in die Hocke und sah ihr nach, wie sie alles genauestens inspizierte und ihn dann mit demselben Lächeln ansah, welches Lotta besaß.

Für den Moment war er richtig glücklich.

Von einer Sekunde auf die Nächste war er wahrlich in ein Familienleben gerutscht. Etwas, was er lange weggeschoben hatte.

Juna kam zu ihm und umarmte ihn. »Danke.« , sagte sie.

»Gerne doch.« Er stellte sich wieder auf die Beine und ging zurück, nachdem die Kleine direkt einen Puppenwagen entdeckt hatte, in der eine Puppe saß und mit der sie sofort begann zu spielen.

Er ging zurück, wo Lotta mit Lilly saß.

Dieses wohligwarme Gefühl in ihm breitete sich aus ... sowie das schlechte Gewissen, seine kleine Familie schon bald verlassen zu müssen, weil die Tour begann.

»Juna ist ... in ihrem Zimmer. Sie spielt.« , teilte er ihr mit. »Ich rufe kurz Dag an.«

»Ja mach das.« , sprach sie, aber achtete nur auf die kleine Maus in ihren Armen.

Vincent lächelte und ging nach draußen, um seinen besten Freund endlich mitzuteilen, dass dieser nun Onkel war.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now