𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 71 ❥

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Mit gepackten Koffern stand Madeleine vor dem Haus ihrer Eltern.

Dieses Déjà-vu packte sie.

Sie war wieder am Anfang angelangt.

Julian hatte ihr vorhin nur kurz geschrieben, dass er ihren Eltern lediglich Bescheid gegeben hatte, dass der Brunch ausfallen würde.

Mehr nicht.

Und nun stand sie hier und überlegte, was sie sagen sollte.

Gerade als sie klingeln wollte, öffnete sich die Türe und ihre Mutter sah sie erst erschrocken, dann mit einem Lächeln an, anschließender Blick auf die Koffer gerichtet und abermals hin zu einem entsetzten Gesichtsausdruck. »Nein. Gänseblümchen. Sag, dass das nicht wahr ist.« , jammerte diese.

Madeleine nickte dezent. »Doch Mama. Wir ... wir haben uns getrennt.«

»Nein. Aber wieso denn?«

»Weil ... kann ich erst rein?«

Widerwillig machte ihre Mutter platz. »Dieter.« , rief sie. »Madeleine hat sich von Julian getrennt.«

»Was? Wieso das denn?« , hörte sie ihren Vater aus dem Wohnzimmer fragen.

»Keine Ahnung. Das sagt sie nicht.« , wehklagte diese immer noch.

Madeleine kam sich wahrlich in dem Moment vor, wie in die Vergangenheit zurückversetzt. Dasselbe Szenario wie mit Chris. Nur das sie dieses Mal diejenige war, die ... betrogen hatte.

»Zieht sie wieder ein?« , rief ihr Vater.

»Ziehst du wieder ein, Gänseblümchen?« , fragte ihre Mutter.

»Na ja ich hatte nicht vor unter 'ner Brücke in 'nem Pappkarton zu leben.«

»Ja Dieter. Sie ist wieder da.« , rief sie nun als Antwort zurück.

Sie ist wieder da ...

Ja, da war sie, wie gehabt ... zurückgekehrt in ihr Elternhaus.

»Habt ihr Krach?« , hakte Elfi nach, als Madeleine ihre Koffer bis zur Treppe transportierte.

»Nein Mama. Kein'n Krach.«

»Also ... wird's wieder?«

»Nein, das wird es nicht.«

»Aber wieso denn nicht?« , jammerte sie auf Neue.

»Mama bitte, ich ... ich hab genug ... ich will jetzt nicht ... darf ich irgendwie für mich selbst entscheiden?«

Elfi sah sie erschrocken an. »Nein.« , gab sie fassungslos von sich. »Du hast dich getrennt?«

»Es war ... einvernehmlich.«

»Das glaube ich nicht. Julian hat mir nicht den Eindruck gemacht, dass er sich von dir trennen möchte.«

»Manchmal hat man anscheinend ein falsches Bild von einem Menschen.« , gab sie von sich und meinte damit eher sich selbst.

»Nein.« , beharrte ihre Mutter und stapfte ihr hinterher, als Madeleine nach oben schritt.

»Doch Mama. Man sieht nur das, was man sehen will, aber wie es innerlich in einem aussieht, das weiß man nie.«

»Er liebt dich.«

»Ich weiß.« Madeleine stellte beide Koffer vor dem Schrank ab.

»Ja, wo ist dann dein Problem?«

»Ich liebe einen anderen.«

Elfi spitzte den Mund und ihre Augen wurden riesengroß. »W-w-w-w-was?« , stammelte sie kurz danach und schloss die Türe. »Einen anderen? Madeleine, wieso?«

»Gefühle kann man nicht steuern. Es ist halt so.«

»Aber ... liebt er dich denn auch?«

Madeleine nickte. »Er hat es zumindest gesagt.«

»Oder versuchst du dieses ... Polly Popp... , da wo man mit mehreren Menschen liiert ist und ...«

»Dein Ernst Mama? Polly Popp?«

»Warte mal. Hießen so nicht auch die kleinen Spielfiguren, die du mal als Kind hattest?« Elfi setzte sich aufs Bett und dachte angestrengt nach. »Warum nennt man so etwas wie ein ... Spielzeug? Ich versteh' den Sinn dahinter nicht. Spielt man mit Gefühlen, oder ...?«

»Könnte daran liegen, das Polly Popp gar nicht existiert. Zumindest nicht, dass ich wüsste.«

»Ach Kind, das ist wenn man mit ...«

»Stopp. Bitte keine explizite Erklärung deiner ausgedachten Wörter. Du meinst Polyamorie. Aber ... ich liebe nicht mehrere. Nur den Einen.«

Ihre Mutter zählte an den Fingern ab. »Aber Julian liebt dich auch. Dann ist das ...«

»Oh Bitte. Hör auf.«

»Ach Gänseblümchen, ich will doch nur verstehen, was du da ... wieso du dich getrennt hast.«

»Ich liebe einen anderen.« , wiederholte sie.

»Und du ... bist jetzt mit dem anderen ... verpartnert?«

»Ja. Nein. Also nicht richtig. Wir ... wir müssen ... noch schauen, wie ...«

»Ich verstehe dein ganzes Kuddelmuddel Ding da eh nicht. Und jetzt ist noch ein weiterer Mann eingeklinkt. Wie viel sollen denn noch hier antanzen?«

»Antanzen?«

»Ja, dieser Tätowierte mit dem prächtigen Hintern. Der war so oft hier, obwohl du mit Julian zusammen bist ... warst. Ich meine, wenn jetzt da noch einer andauernd vor der Türe hockt, was soll dein Vater denn da denken? Das du dich hier bordellierst?«

»Bordellierst?«

»Du weißt doch, wenn man den Körper anbietet für ...«

»Mama, du solltest unbedingt ein Wörterbuch herausbringen.«

»Findest du?« Sie stupste sie mit stolzgeschwellter Brust an.

Madeleine verdrehte leicht die Augen. »Ich biete keinem etwas an, okay?! Und der tätowierte Prachthintern ist der Typ. Es wird also keinen anderen geben, der hier klingeln kommt.«

»Also dem hast du aber einiges angeboten, wenn ich mal so zurückdenke. Umsonst hat er seinen Astralkörper mit Sicherheit nicht immer hierherbewegt.«

~ Tätowierter Prachthintern mit Astralkörper. Dag würde ganz gewiss lachen über diese Bezeichnung. ~

»Mama, ich ... wir müssen jetzt erstmal langsam ... uns da ... hineinfinden. In das, was wir da ...«

»Also bei uns gab es früher nicht so einen Heckmeck. Entweder war man zusammen oder nicht. Aber ihr probiert und ...«

Ein Bing erklang und Madeleine hörte nicht mehr weiter zu, als sie Dags Nachricht las.

- Ich muss zu Vincent. Das ist also keine Flucht, weil ich mir noch nie so sicher im Leben war, wie dich zu lieben. Unsere Liebe ist nicht falsch. Denk bitte daran.

Sie lächelte, stand auf und entleerte ihre Reisetasche, die sie direkt danach mit frischer Kleidung befüllte.

»Was machst du?« , fragte Elfi.

»Unsere Liebe ist nicht falsch.« , sprach sie Dags Worte nach. »Ich fahre zu ihm.«

Liebe ist ...Where stories live. Discover now