𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 47 ❥

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Vincent klingelte bei Lotta.

Er hatte mit Absicht gewartet, bis ihm unten jemand aufmachte, damit sie nicht vorher wusste, dass er ihr einen Besuch abstattete.

Die Schritte kamen näher und er ging extra, ein Stückchen beiseite, sodass sie ihn nicht sehen konnte, falls sie meinte erst durch ihren Tür-Spion zu linsen.

Was sie nicht tat.

Sie öffnete die Türe und sah ihn ein wenig aus der Fassung gebracht an. »Vincent?« Sie hustete gekünstelt.

Er schüttelte den Kopf. »Nichts da. Lass uns reden. Bitte.«

Sie sah erst ein wenig unentschlossen aus, ehe sie ihn dann doch ins Innere ließ.

Lotta zeigte nach links und führte ihn somit in ein Wohnzimmer. »Möchtest du etwas trinken, oder so?« , fragte sie ihn, als sie ihm freundlich anwies, dass er sich setzen dürfte, nachdem er verloren herumstand.

Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich will mit dir reden.«

Beide setzten sich je auf die gegenüberliegenden Ottomanen der Polstergarnitur.

»Wir sollten ... uns besser nicht mehr sehen.« , sprach sie leise.

»Nein.« , schoss es aus ihm heraus. »Das will ich nicht. Das wollte ich nicht. Ich ... können wir so tun, als hätte ich dir nicht gesagt, was ich für dich empfinde?«

»Das ändert doch nichts daran, was ich für dich fühle. Ich ... es tut mir weh' in deiner Nähe zu sein, weil ...«

»Weil ich in einer Beziehung bin?!« , vollendete er ihren Satz. Lotta nickte. »Und wenn ich dir sage, dass ich sie nicht liebe? Denkst du dann, das ist diese typische Vorgehensweise, die Männer erzählen um andere Frauen rumzubekommen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das glaube ich nicht. Für so jemanden halte ich dich nicht Vincent.«

»Ich liebe sie wirklich nicht.«

»Aber es wird nichts an deinem ... Status ändern.«

»Sie ist schwanger.« , gab er leise von sich.

»Ich weiß. Und du bist nicht der Typ, der abhaut.«

Er nickte, stand auf und setzte sich genau neben sie. »Wenn ich eine Lösung finden könnte, alles unter einem Hut zu bekommen. Ich würde es sofort in die Tat umsetzen.«

»Dein Kind ist wichtiger.« , sagte Lotta. »Ich seh' es an Juna. Ich finde es schlimm, dass sie ohne Vater aufwachsen muss. Daher verstehe ich, wenn du das deinem Kind nicht antun willst. Du bist ein guter Mann.«

Er nahm ihre Hand. »Ich will dich aber auch in meinem Leben haben.«

»Du weißt, dass das nicht möglich ist.«

»Lotta, wenn ich eine Lösung ...«

»Die einzige Lösung wäre, wenn du dich trennst. Und das weißt du auch. Doch dazu will ich dich nicht drängen.«

»Ich liebe sie nicht.« , wiederholte er. »Als sie den Test gemacht hat ... da waren wir nicht zusammen. Ich sagte ihr, dass ich für sie da sein werde. Mich ums Kind kümmern und ... Viktoria hat gesagt, dass sie keine Lust hätte nur hin und herzutingeln. Entweder ... ich bin da, komplett oder ... gar nicht.«

»Das darf sie nicht. Du hast auch Rechte.«

»Und wenn ich nicht gegen sie ankomme? Seien wir doch mal ehrlich. Wie hoch stehen meine Chancen? Ich müsste gerichtlich dagegen angehen, wenn sie mir das Kind verweigert. Da hast du Recht. Aber so etwas kann sich ewig in die Länge ziehen. Bis dahin bin ich ein Fremder. Ich will nicht fremd für mein Kind sein.«

»Das weiß ich doch. Ich habe auch nicht gesagt, dass du es tun sollst. Es war einfach ... es gibt nur diese Lösung.«

»Ich weiß. Du bist nicht sie. Du würdest mir keine Pistole auf die Brust setzen.«

Sie lächelte ihn an. »Es tut mir leid. Ich hätte dich gerne ... früher kennengelernt.«

»Ja. Ich dich auch.«

Lotta schloss die Augen, als er seine Hand auf ihre Wange legte. »Die Liebe ist ... scheiße.« , sprach sie leise.

»Ich weiß.«

»Ich will nicht mit dir den Kontakt brechen.« Sie sah ihn nun an, nachdem er seine Hand zurückgenommen hatte.

»Wir sind keine kleinen Jugendlichen. Wir sind erwachsene Menschen. In unserem Alter kracht man, wenn man sich verliebt, automatisch in ein bereits bestehendes laufendes Leben eines anderen. Wir beide haben uns das nicht ausgesucht Lotta.«

»Es ist und bleibt trotzdem eine schwierige Situation.«

»Sollten wir deswegen auf unser Glück, welches definitiv größer ist, verzichten?«

»Vincent es gibt sonst keine Lösung. Willst du ... willst du zweigleisig fahren?« Sie schüttelte, während sie sprach, den Kopf. »Da werde ich nicht mitmachen.«

»Nein.« Er stand auf und ging hin und her. »Das war falsch formuliert von mir. Tut mir leid. Ich meine ... ach Fuck Lotta. Ich weiß doch auch nicht. Ich will dich nicht aufgeben. Ich ... du bist das Einzige, was mich momentan so richtig ... glücklich macht.«

»Deswegen wollte ich auch das wir uns eine Zeitlang nicht sehen.«

»Das nützt nichts. Ich denke auch an dich, wenn du nicht bei mir bist.«

Sie lächelte ein wenig. »Das war süß gesagt.«

Er schmunzelte zurück. »Ich meine es auch so.«

Lotta stand auf und ging zu ihm. »Was sollen wir tun?«

»Ich hab kein'n Plan.«

Wie von selbst umarmte sie ihn und legte ihren Kopf an seine Brust. Vincent drückte sie an sich, als es an der Haustüre klopfte.

»Das ist bestimmt meine Mutter. Sie bringt mir Juna.« Sie löste sich langsam aus der Umarmung und sah ihn an. Lotta konnte nicht anders und küsste ihn.

Vincent hätte gern gehabt, dass dieser sich in die Länge gezogen hätte, doch beim nächsten Klopfen entfernte sie sich gänzlich und ging an die Türe.

Langsam trottete er ihr hinterher, als sie mit einem Strahlen im Gesicht ihre kleine Tochter in Empfang nahm.

Ihre Mutter blickte kurz zu ihm und begrüßte ihn mit einem Nicken, als sie Lotta zeitgleich eine volle Einkaufstasche hinstellte.

Juna umarmte unerwartet Vincents Beine. Sie waren sich schließlich nicht fremd und er hatte die Kleine schon öfters gesehen.

»Ich bin dann mal wieder weg Lotta.« , sagte er und wusste nicht, wie er sich von ihr in Gegenwart ihres Kindes sowie ihrer Mutter verabschieden sollte. Nicht zu vergessen der Kuss, der vor Sekunden stattgefunden hatte und das beide planlos darüber waren, wie es nun weitergehen sollte.

»Mutti, stell' doch schon mal alles in die Küche. Ich bringe Vincent nur noch zum Aufzug.« , sprach sie und lehnte die Türe an, als sie mit ihm nach draußen in den Hausflur trat.

»Sehen wir uns wieder?« , fragte er sie, als er den Aufzugsknopf betätigte.

Sie nickte. »Aber ich weiß nicht, wie es weitergehen soll mit uns.«

»Das du mich weiterhin sehen willst, reicht mit fürs Erste.«

Die Aufzugstüre öffnete sich und auch wenn sie es war, die ihm klarmachte, dass sie nicht auf diese zweigleisige Bahn springen würde, küsste sie ihn abermals kurz, lächelte und lief zurück zu ihrer Türe.

Mit einem teilweise guten Gefühl stieg Vincent ein.

Sie sperrte ihn nicht aus. Und dennoch war er nicht frei für sie. Und dieser andere Druck im Magen war keine tolle Gefühlsbewegung, weil er ihr nicht die Sicherheit geben konnte, die er ihr gerne hätte geben wollen.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now