𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 68 ❥

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Madeleine sah auf die Uhr, als sie aus dem Badezimmer kam.

Sie war die komplette Nacht bei Dag geblieben und hatte nicht nur das eine Mal mit ihm geschlafen.

Selbst vor einigen Minuten war es noch zu einem morgendlichen Schäferstündchen gekommen, als sie kuschelnd wach geworden waren.

Dag lag im Bett und lächelte sie müde und kaputt an.

Wie süß er doch mit zerzausten Haaren aussah.

Sie lächelte zurück, mit der Decke um ihren Körper und setzte sich aufs Bett.

Das erste Mal, seit sie hier waren, nahm sie ihr Handy in die Hand.

Julian hatte sie mehrmals angerufen und ihr Nachrichten hinterlassen.

Der Druck im Magen und das schlechte Gewissen war wiederkehrend da.

Hatte sie es die komplette Nacht über verdrängt, ermahnte es sie nun wieder, zu was für einer Person sie geworden war.

Erschrocken darüber blickte sie ins Leere.

Sie war wie ihr Ex Chris.

Vielleicht eine andere Situation, aber sie war nicht besser.

Während sie ihr Glück mit Dag und diese Zweisamkeit genoss, war ihr Freund ... auf der Suche nach ihr gewesen.

Er hatte sich Sorgen gemacht, als sie einen Lustschrei nach dem anderen und Liebkosungen für den Mann neben sich hatte, der mit seiner Hand noch immer ihre Nähe suchte und ihren Rücken streichelte.

Sie blickte auf die letzte Nachricht.

- Ich verstehe, das du Zeit für dich benötigst, und die möchte ich dir auch geben. Schlaf gut und lass uns morgen über alles reden. Ich wollte dich damit nicht erschrecken. Ich liebe dich.

Sie schloss die Augen und platzierte blind ihr Handy zurück. Anschließend legte sie sich hin und schmiegte sich an Dag, der sie direkt ganz nahe an sich zog und umarmte. »Julian hat mir gestern einen Antrag gemacht.« , sprach sie leise und bemerkte, wie sein Körper sich anspannte.

»Was ... was hast du geantwortet?« , fragte er.

»Ich bin abgehauen.«

Er küsste ihr Haupt. »Okay.«

»Nein. Das war nicht okay.« Sie wusste zwar, wie sein okay gemeint war und dennoch musste sie es sagen. »Das hat er nicht verdient.«

»So meinte ich das nicht, aber ...«

»Ich weiß.« , unterbrach sie ihn und blickte Dag nun an. »Was tun wir hier?«

»Nichts Unmenschliches.« , antwortete er, denn er bemerkte, dass bei ihr wieder die Schuld anklopfte.

»Ich hab Angst.« , gab sie zu.

»Wovor? Vor ihm?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das ich mich ... irre. Ich weiß, dass ich bei dir sein will, aber ...«

»Kein aber.« , sprach er, als sie sich wieder hinsetzte und ihm den Rücken zukehrte. Sofort nahm er hinter ihr Platz und umarmte sie. »Hör auf, dir so viele Gedanken zu machen. Es zählt nur, was du willst. Egal, was er will oder was ich will. Deine Entscheidung ist wichtig und du hast dich entschieden.« Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter. »Oder?«

»Ich liebe dich, aber du hast mir bisher nur wehgetan.«

»Was?«

»Du weißt nicht, wie weh es tut, dich zu lieben.«

»Was meinst du?«

Madeleine löste sich aus seiner Umarmung und stand auf. Während sie weitersprach, zog sie sich ihre Kleidung an. »Wenn ich dich mit einer anderen sehen musste, wenn du mir von einer anderen erzählt hast. Wenn ...«

»Stopp. Stopp. Stopp. Stopp. Was erzählst du da?«

»Ich hab Angst.« , wiederholte sie und blickte ihn an, als sie versuchte, ihr Kleid hinterrücks selber zu schließen, was sie nicht schaffte. »Angst, diesen Schmerz nochmal zu spüren.«

»Ich ... ich werd' dir nicht wehtun. Ich will dir nicht wehtun.«

»Und wenn doch?«

»Madeleine, ich liebe dich. Ich ... ich hab' noch nie so für eine Frau empfunden, wie für dich. Ich bin nicht Julian, ja das stimmt. Ich weiß nicht, wie das genau mit uns ablaufen wird, weil ich das hier noch nie hatte, aber ich werde mein Bestes geben, dich ...« Er stoppte ab und sprang dann auf die Beine. »... willst du zu ihm?« Er suchte auf die Schnelle seine Boxershorts und schlüpfte hinein.

»Ich muss mit ihm reden. Ich kann das hier nicht so ... weiterlaufen lassen.«

»Du verlässt ihn?«

»Ja, aber ... Dag, das mit uns ... ich muss mir erst ...«

»Nein. Hör auf, immer nur zu planen. Du willst mich und ich will dich. Hör auf, es in deinen Kopf zu verkomplizieren.«

»Du verstehst das nicht. Du hast nicht schon etliche Tränen geheult und diesen Schmerz im Magen verspürt. Ich ... ich schaffe das nicht ein weiteres Mal.«

»Nein. Du haust jetzt nicht schon wieder vor mir ab.« Er nahm ihre beiden Hände, als er vor ihr stand. »Bitte.«

»Dag ich muss ... ich muss das doch erst mir mit selbst klären.«

»Was musst du da klären?«

»Was verlangst du von mir? Dass ich Schluss mache, während du vor der Türe auf mich wartest und wir danach gemeinsam abhauen?!« Er zuckte mit den Schultern. Irgendwie hatte er sich das so in der Art gedacht. »So einfach ist das nicht.«

»Es ist nur so schwer, wie du es dir selber machst.« Madeleine nahm ihre Hände zurück und steuerte die Tür an. Dicht gefolgt von Dag. Weiterhin nur in Boxershorts bekleidet folgte er ihr zum Aufzug. »Du flüchtest nicht vor mir. Du flüchtest vor deinen Gefühlen, das ist dir schon klar, oder?«

»Dag zieh' dir wenigstens etwas an.« , sprach sie.

»Wozu? Es ist sehr früh. Kein Mensch ist hier.«

Sie stieg in den Aufzug und er folgte ihr auch dort hinein. »Ich flüchte nicht vor meinen Gefühlen. Ich weiß, was ich für dich empfinde.«

Dag trat näher an sie heran und legte seine Hand auf ihre Wange. »Dann hör auf damit. Du läufst jetzt nicht mehr vor mir weg.«

Ganz sanft küsste er ihre Lippen.

Und ein weiteres Mal ... und noch einmal.

Sie sah ihn an. Dann küsste sie ihn. Intensiver, als er es davor getan hatte.

Der Aufzug, der kein Ziel hatte, da sie keinerlei Etage gewählt hatte, stoppte ab und öffnete sich.

»Madeleine?«

Erschrocken über die Stimme von Julian, drehte sie sich in seine Richtung und sah ihn die Gesichter von ihrem Freund, Sushi und Sandy.

Liebe ist ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt