𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 69 ❥

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»Warte Julian. Ich kann dir das erklären.« , sagte Madeleine, während sie ihm auf der vierten Etage folgte.

Was für ein Satz. Der idiotischste und nach Schema F Geformte, wenn man beim Fremdgehen erwischt wurde. Es hätte nur noch „Es ist nicht das, was du denkst" gefehlt.

Julian steuerte das Zimmer der beiden an und öffnete die Türe. Er hielt inne, sah zum Boden, dann erst zu Dag, der mit Manuel und Sandy noch vor dem Aufzug verweilte ... und anschließend in das Gesicht von Madeleine, die neben ihm stand. Mit einer Handbewegung zeigte er ihr, dass sie eintreten sollte.

Sie drehte sich nicht mal mehr um, sondern ging direkt hinein.

Sandy schubste Dag. »Was soll das? Findest du das gut?«

»Hey. Lass das.« Er erhob den Finger. »Du weißt doch gar nicht, was genau los ist.«

»Was los ist? Madeleines Freund hat euch gerade knutschend im Aufzug vorgefunden, während du nur in deiner ... Unterwäsche bekleidet bist. Nicht zu vergessen, dass er sie bereits überall gesucht hatte.«

»Ja dann sag ich dir jetzt eins Sunny. Sie war gerade auf dem Weg zu ihm, um es zu beenden. Also hör auf mich hier als den Buhmann abzustempeln.«

»Du bist der Buhmann.« , sagte sie und tippte bei jedem Wort den Nagel ihres Zeigefingers auf seine Brust. »Du hast dich in eine bestehende Beziehung eingemischt.«

»Ich habe mich in sie verliebt Sunny. Wann checkst du es?« Er wurde laut. »Sie ist die Erste, an die ich denke, wenn ich morgens aufwache. Die Letzte, an die ich denke, wenn ich einschlafe. Mein Höhepunkt des Tages ist die Zeit, die ich mit ihr verbringe. Du kannst mich nicht dafür verurteilen, sie zu lieben.«

»Aber dafür das du ihr Leben kaputt machst.«

Er schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung, wovon du redest.« , sagte er wieder in einem normalen Ton. »Sie ist kein Flirt für mich.«

»Schatz, du ...« , versuchte Manuel seine Frau ein wenig beiseitezuziehen. »... du weißt doch gar nicht, was war.«

»Das hier ist bei ihm doch nur eine Kurzschlussreaktion. Wir kennen ihn alle. Für eine Beziehung gehört viel mehr dazu, als eine Frau im Aufzug zu vernaschen.«

»Hörst du dir eigentlich selbst zu? Ich hatte gerade gar nicht vor sie zu ficken. Du hast eine Millisekunde hineingeschaut also hör auf zu urteilen.«

»Könnten wir das woanders regeln?« , sprach Manuel, nachdem auch die dritte Türe sich mittlerweile geöffnet hatte und verschlafene Gäste in den Flur sahen.

»Wir müssen nichts mehr regeln. Dag, du gehst jetzt besser.«

»Und wenn ich nicht gehe?«

»Willst du es für sie schlimmer machen? Denkst du echt, wenn sie gleich rauskommt, dann will sie dich sehen?«

Dag sah zu der Türe. Hatte sie vielleicht Recht?

Madeleine hatte eh ein wenig auf Ruhe bestanden. Er wusste doch mittlerweile, wo er bei ihr stand.

Die kurze Zeit würde er auch noch überstehen.

Das mit Julian war Geschichte.

Sie war frei für ihn.

Und Vincent wartete auf ihn. So oder so ... zurück musste er definitiv.

»Ich gehe. Aber nicht weil du das willst.« , gab er von sich. »Ich liebe sie und das, was du von mir denkst, ist falsch. Jeder Mensch kann sich aus Liebe ändern. Sie hat mich zu einer besseren Version meinerselbst gemacht. Ja, es ist scheiße für Julian, aber gegen Gefühle kann man nichts tun.« Er stieg in den Aufzug. »Bevor du urteilst, solltest du jedoch vielleicht noch wissen, dass ich sie vor Julian schon geliebt habe.«

Der Lift schloss sich und brachte ihn zu seiner Etage.

Erst jetzt bemerkte er, dass er die Karte nicht mitgenommen hatte.

Dag ging zurück in den Aufzug und fuhr nach unten zur Lobby.

Ihm war egal, dass er nur in seiner Boxershorts bekleidet durch das Hotel wanderte.

Julian war kein gewalttätiger Typ, der eine Frau wegen Betruges windelweich schlagen würde und dennoch überkam ihm kurz der Gedanke, ob er nicht bei dem Gespräch mit anwesend sein sollte.

»Ich ... ich hab mich ausgeschlossen. Zimmer 331.« , sagte er, als er von dem Mitarbeiter am Empfang auf der anderen Seite der Rezeption wegen der Aufmachung schräg angesehen wurde.

Nachdem er sich mit Namen, Geburtsdatum und allem Weiteren ausweisen musste, bekam er eine Ersatzkarte und schlenderte zurück zu den Aufzügen.

Auf seiner Etage stieg er abermals aus und ging in sein Zimmer.

Ihre Flügel lagen noch dort auf dem Boden, wo er sie hingelegt hatte, als er sie entkleidet hatte.

Hatte er wirklich das Erscheinungsbild der braven Madeleine geändert?

War es das, was Sandy meinte?

Sie war kein Engel.

Ihm überkam ein schlechtes Gewissen, als er Madeleines Worte nochmal reflektierte, mit was sie klar kommen musste.

Er wollte sie nicht in so eine Situation bringen, aber ... Liebe fragt nicht. Sie ruft nicht vorher an und macht einen Termin aus, ob es einem passte oder nicht.

Sie war einfach da.

Er war kein Buhmann, nur weil er Madeleine liebte.

Und sie war ebenfalls nicht bösartig, da sie ebenso nichts für ihre Gefühle konnte.

Dag musste keinerlei schlechtes Gewissen gegenüber Julian haben. Es gab keine Schuldfrage.

Er nahm sein Handy und sah drauf.

Vincent hatte ihm bereits geschrieben und ihn daran erinnert, auch zurückzukommen.

- ja, mache mich jetzt auf den Weg.

Schrieb er ihm zurück.

Für Madeleine verfasste er ebenso eine Nachricht.

- Ich muss zu Vincent. Das ist also keine Flucht, weil ich mir noch nie so sicher im Leben war, wie dich zu lieben. Unsere Liebe ist nicht falsch. Denk bitte daran.

Er schickte diese jedoch bisher nicht ab, denn das Gespräch mit Julian wollte er jetzt nicht mit einer Mail weiter aufs Äußerste treiben.

Für Julian hatte er ebenso noch Worte übrig, aber ihm genauso eine Nachricht zu hinterlassen fand er nicht richtig.

Vielleicht würde er es irgendwann persönlich machen.

Er zog sich an und nahm die Flügel sogar mit.

Diese beabsichtigte er zu sich nach Hause zu bringen, ehe er den Weg zurück zu Vincent auf sich nehmen wollte ... und anschließend darauf zu warten, dass er Madeleine wiedersehen konnte und sie wahrlich nicht mehr vor ihm floh.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now