𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 48 ❥

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Glücklich betrat Madeleine ihr Zimmer.

Das Date mit Julian war das Schönste, welches sie bisher hatte.

Sie waren bei einer Vernissage einer Kunst-Galerie gewesen.

Es war trotzdem eine lockere Atmosphäre und hatte so gar sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn sie sich bisher mit Kunst nicht so intensiv befasst hatte, war es mehr als interessant.

Sie hatten nicht mal Gesprächspausen. Irgendwie lagen sie auf einer Wellenlänge.

Danach waren sie noch spontan in eine Comedy-Show gegangen, nachdem sie sich über eine Warteschlange gewundert hatten und sich einfach aus Spaß mit angestellt hatten.

So etwas hätte Chris nie getan.

Das Vertrauen zu ihm war sogar direkt so weit, das sie Julian von der Untreue erzählte und weshalb sie überhaupt wieder zu ihren Eltern gezogen war.

Irgendwie wollte sie sich damit aber auch rechtfertigen, wieso sie in ihrem Alter dort hauste.

Er war andauernd höflich und zuvorkommend ... und kein bisschen aufdringlich. Was ihr gefiel und dennoch ... musste sie bei einem Moment an Dag denken, als sie spazieren gingen und sie über eine Mauer gelehnt eine Aussicht genossen.

In dem Augenblick sehnte sie sich, dass genau so etwas geschah.

Doch nicht mit dem Mann, der da bei ihr war.

Was war nur los mit ihr?

Julian war ein superlieber netter Kerl und sie musste daran denken, wie ein von sich selbst überzeugter Typ ihren Hals liebkoste und ihr, schmutzige Dinge ins Ohr flüsterte.

Daria hatte ihr doch klipp und klar erzählt, dass sie im Grunde nur der nächste Stein war, den er sich ausgesucht hatte, weil er ihn über die Spree hüpfen lassen wollte, um ihm danach beim Ertrinken zuzuschauen.

Julian war anders.

Das Date war sogar so gut gelaufen, das sie vorhin, als er sie abgesetzt hatte, bereits fürs nächste Treffen zugesagt hatte.

Warum auch nicht?!

Endlich gab es einen netten gutaussehenden Mann, der sich für sie interessierte. Und ihm ging es nicht darum, wie er sie am besten in die Kiste bekam.

Ja, er war zehn Jahre jünger, aber ... was soll's?!

Alter war nur eine Zahl und um bei der Wahrheit zu bleiben benahm Julian sich weitaus erwachsener als ein bestimmter Kerl, der an die vierzig nagte.

Dag blieb das Post-it Zettelchen ... und ... sie hatte die Prüfung doch in gewisser Hinsicht bestanden. Oder nicht?!

Ja, er hatte sie angefasst ... berührt ... geküsst ... zum Stöhnen gebracht ... aber, sie hatte nicht mit ihm geschlafen, wenn man all das andere mal wegließ.

Und sie hatte ihn nicht in ihr Herz gelassen.

Oder?

Aber wieso dachte sie jetzt an ihn?

Und wie lieb er sich beim Parkour und bei dem kleinen Spaziergang benommen hatte.

Trotz der frustrierenden Erfahrungen, die Madeleine mit ihm gemacht hatte, blieb da diese eine besondere Anziehungskraft verankert. Sie bekam sie einfach nicht ab.

Aber ... das lag auch mit Sicherheit nur daran, weil es ... so frisch war.

Wenn etwas Gras drüber gewachsen war, würde es bestimmt anders aussehen.

Sie musste sich schlichtweg immer vor Augen halten, dass sie für ihn nichts Besonderes war.

Nur eine Jagdtrophäe.

Ein Objekt, aber nie die Frau fürs Leben.

Nicht für ihn.

Julian hingegen hatte sein Vorhaben direkt geäußert. Er sagte ihr, dass er nicht auf irgendwas Lockeres aus wäre.

Er brachte alles so anständig und charmant rüber, das einem anscheinend nichts anderes übrigblieb, als seine Gesellschaft zu genießen. 

Sie legte sich auf ihr Bett. Wer hätte gedacht, dass sie wahrlich einem netten Kerl begegnen würde.

Nach der Sache mit Chris und erst Recht das, was zwischen ihr und Dag ablief, seit sie zurückgekehrt war, hatte sie ein wenig den Glauben daran verloren.

Aber vielleicht musste wirklich alles so ablaufen.

Sie musste sich von Chris trennen, um zurückzukehren. Und sie musste Dag wiedersehen, damit sie sich von ihm ... befreien konnte.

Ohne den Job bei Vincent wäre sie wahrscheinlich auch nie Julian begegnet.

Irgendwie machte in ihrem Kopf jetzt doch das volle Programm einen Sinn.

Gab es das Schicksal tatsächlich und alles war auf die eine oder andere Weise miteinander verflochten?

Wenn sie es so auslegte, dann schon.

Das mit dem Befreien hatte sie noch nicht geschafft, aber sie sah es nun von einer anderen Seite.

Es würde klappen. Wie war sonst Julians Erscheinen in ihr Leben zu erklären?

Ihr Handy vibrierte.

- Was hältst du vom gemeinsamen Kochen bei mir als zweites Date?

Sie lächelte und schrieb ihm zurück.

- Wenn du vergiftet werden möchtest. Ich bin eine schlechte Köchin.

Madeleine setzte sich auf und wartete auf Julians nächste Nachricht.

- Dann hilfst du mir nur. Aber fürs würzen und anheizen werde ich allein verantwortlich sein. Okay?

War das eine zweideutige Mail?

Nein. Es war ja schließlich nicht Dag, der sich da äußerte.

- Okay. 

- Dann schlaf später gut. Wir hören uns morgen.

Sie lächelte wie gehabt.

Kein wir sehen uns irgendwann. Julian wusste wirklich, was er wollte und spielte nicht mit ihr.

Er hatte auch mit Sicherheit nicht zig Weiber, die er alle unter einem Hut bringen musste.

Da war er wieder.

Dag krallte sich fest wie eine Zecke.

Bei ihrem Glück würde noch der Kopf in ihr zappeln, weil sie ihn mit Gewalt loswerden wollte.

Er war doch im Grunde ehrlich gewesen. Das konnte sie ihm also nicht vorhalten. Er hatte immer nur über Sex gesprochen.

Sex und sonst nichts.

Keine Liebe, keine Bindung. Keine Gefühle, die in seinem Herz vorhanden waren.

Und das hatte er auch genau so gemeint, deshalb war es für ihn gemeinhin genannt in Ordnung, mit anderen Frauen zu flirten. Oder aber eine Beziehung mit Daria dazwischen geführt zu haben. In seiner Auffassung hatte er ja die Fronten geklärt.

Madeleine war die Dumme. Weil sie trotzdem irgendwie nie komplett die Hoffnung aufgeben wollte, dass er doch mehr in ihr sehen würde.

Sich nach Sex mit ihm oder generell nach ihm zu sehnen, blieb also nicht aus, wenn er ihr nur so etwas sendete.

Das war wie die Klingel vom Eismann. Jedes Mal, beim Klang seiner Glocke, bekam man Hunger auf ein Eis.

In ihrem Fall ... Dag sagte irgendwas, ihr Kätzchen schnurrte.

Es war Zeit für etwas mehr Realität in ihr Leben. 

Liebe ist ...Where stories live. Discover now