𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 49 ❥

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Dag war ein wenig aufgeregt.

Die Tage über hatte er sich wahrlich Gedanken gemacht, wie er Madeleine seine andere Seite und erst Recht seine Gefühle am besten präsentieren könnte.

Alles war neu.

Er wusste, wie er eine Frau ins Bett bekam. Aber alles andere war ihm fremd.

»Kommt Feivel nicht?«

Vincent, der an seinem Handy hing, schaute hoch. »Nenn' sie doch endlich mal Madeleine. Wir sind nicht sechzehn.«

»Sorry. Is' in mir drin.«

»Sie müsste gleich kommen. Aber nur kurz.«

»Lässt sie sich jetzt doch auf kürzere Arbeitszeiten ein?«

Vincent schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist unterwegs. Paar Dinge für mich erledigen. Das hat sie auch gestern schon gemacht. Ich kann sie schließlich nicht nur hier rumsitzen haben. Sie will ja was lernen.«

Dag hatte den Umstand irgendwie vergessen. »Sie will echt woanders anfangen.«

»Gehe ich von aus. Wieso sollte sich ihre Meinung dazu geändert haben?«

»Keine Ahnung.« Dag überlegte, ob er mit Vincent darüber reden sollte. Vielleicht könnte er ihm wertvolle Tipps geben. »Ich müsste mal mit dir ...«

Die Türe wurde geöffnet und Madeleine betrat mit einigen Zetteln in der Hand das Studio. Ihr Blick haftete kurz auf Dag, ehe sie sich Vincent zu widmete. »Hier sind die Unterlagen.«

»Danke.« Er nahm sie an sich. »Bleibst du noch etwas?«

Wieder fiel ihr Blick auf Dag. »Nein, ehm ... ich hab nachher noch ein Treffen.«

»Ah hab's gehört. Erste Date lief ja prima. Freut mich für dich.«

Wie gehabt der Blick zu dem Lockenkopf, dessen Stirn nun gerunzelt war.

»Ehm ... ja. Danke.« Wieso war ihr das jetzt so unangenehm? Sie wusste von ihrem Date-Partner, dass er Vincent darüber informiert hatte. Aus dem einzigen Grund damit er im Bilde war, das beide sich nicht nur geschäftlich trafen.

Julian empfand es für richtig, da er ja schließlich um seine Assistentin warb. Zwar nicht beruflich, und dennoch ... war so etwas ja nicht üblich.

»Morgen brauchst du nicht kommen, aber übermorgen müsstest du die normale Zeit, wie sonst auch, plus ... du müsstest anwesend sein, wenn Viktoria mich für eine Hausbesichtigung abholen will. Mir ist das echt wichtig. Sie muss sehen, wie sehr beschäftigt wir doch sind.«

Madeleine nickte. »Klar. Mach' ich.«

Vincent verschwieg den Aspekt, dass nicht nur die Unlust ihn dazu trieb, kein Haus zu besichtigen. Denn er war mit Lotta verabredet.

Nur ein abendlicher Spaziergang. Aber alles mit ihr war ihm lieber als Zeit mit Viktoria zu verbringen.

Dag blieb stumm und seine Mimik veränderte sich auch nicht. Selbst, als Madeleine mit einem kurzen Tschüss ging, behielt seine Stirn das Faltige bei. »Was für ein Date?« , brummte er.

Vincent sah zu ihm, nachdem er jetzt begonnen hatte, sich ein Teil der Unterlagen durchzulesen. »Madeleine hatte eins.«

»Ja, das habe ich mitbekommen. Mit wem?«

»Julian.«

»Julian?«

Vincent nickte. »Ja. Julian.«

»Bohl?«

Wiederholtes Nicken. »Ja. Er hatte mich gefragt, ob sie Single wäre.«

Dag grunzte auf. »Hat er? Und du hast ja gesagt?«

Verwirrt blickte Vincent ihn an. »Was hätte ich sonst sagen sollen?«

»Ist das dein Ernst? Du verkuppelst sie mit Julian?«

»Verkuppeln? Wo verkuppel' ich beide?«

»Du weißt genau, das ich ...«

»Was weiß ich?« , unterbrach Vincent ihn.

»Ach scheiß drauf.«

»Dag du hast gesagt, du willst sie mal knallen. Ja, du bist mein Freund. Mein bester Freund. Aber ... da ist ein Typ, der Interesse an ihr hat. Meinst du nicht, sie hätte es verdient?«

»Sie hat nur das Beste verdient.« , sprach er leise.

»Ja, siehste. Wo ist jetzt also dein Problem?«

»Nix. Ich hab keins.« Er sah in eine andere Richtung und atmete tief ein. Wie sollte er Vincent verklickern, dass er ihm damit in den Rücken gefallen war?

Er hatte ja Recht.

Madeleine gehörte nicht zu der Sorte, die man mal flachlegte, und Ende. Das hatte er ja selbst mittlerweile geschnallt.

Aber Julian?

Er hatte nie ein Problem mit ihm gehabt. Doch jetzt ...

Was wollte er mit Madeleine?

Es fuckte ihn so ab, dass er nicht der Einzige war, der mehr in ihr sah. Aber auch das hätte ihm klar sein müssen.

Sie hatte eventuell geantwortet, als er sie auf einen weiteren Spaziergang angesprochen hatte. Und mit diesem Regisseur traf sie sich jetzt offiziell für ein zweites Date?

Wieso?

Weshalb bekam Julian diese Chance und nicht er?

Aber ein zweites Date bedeutete doch noch nichts ... oder?!

Vielleicht genoss sie einfach die ... Aufmerksamkeit. Julian war ein guter Gesprächspartner und erst Recht ein geeigneter Zuhörer.

Genau. Mehr war es nicht.

Man konnte es also nicht Date nennen. Sie traf jemanden, mit dem sie sich ... anfreundete.

Dag stand auf.

»Wohin?«

»Die Beine vertreten. Keine Ahnung. Irgendwas machen.« , antwortete er und verschwand auch direkt.

Genau. Er musste etwas machen.

Dag konnte nicht stillsitzen bleiben und zuschauen, wie eventuell doch mehr zwischen den beiden geschah.

Wenn man eine Person gern hat, wünscht man sich immer das Beste für einen.

Bullshit.

Sie sich mit einen anderen vorzustellen, schmerzte.

Und zwar kolossal.

So eine Verlustangst hatte er noch nie verspürt.

Madeleine traf keinen aus Langeweile heraus. So war sie nicht. Egal, was er sich da einredete.

Was war, wenn er es versemmelt hatte? Dag wusste, dass seine Art nicht frei von Fehlern gewesen war. Er hatte ihr zu viele falsche Signale gesendet. Und Julian hatte mit Sicherheit die Richtigen abgeschickt.

Natürlich.

Es war also kein bisschen verwerflich, dass sie seine Anzeichen mit offenen Armen entgegennahm.

Fuck.

Das war nicht nur eine Freundschaft und gute Gespräche.

Da begann vielleicht etwas.

Dag hatte all seine Chancen, angefangen in der Jugend, bis zur derzeitigen Gegebenheit vermasselt.

Er hatte sie verloren.

Es hatte nicht mal begonnen und ... es war vorüber.

Kurz dachte er an Daria und ihre Worte.

Das Karma hatte ihn gefickt. Sprichwörtlich.

Liebe ist ...Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz