𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 55 ❥

155 20 4
                                    

Wieso fühlte Madeleine sich schlecht und gleichzeitig wie auf Wolken?

Das passte einfach nicht zusammen.

Warum hatte sie Dag die Schuld dafür gegeben eine ... Fremdgeherin ... zu sein, obwohl es ja einzig und allein ihre Entscheidung gewesen war. Sie hätte jederzeit Nein sagen können. Sie hatte es doch sogar davor schon mehrmals geschafft.

Wieso war es jetzt ... so einfach für sie entsprungen, sprichwörtlich, die Hüllen fallen zu lassen?

Seine Worte? Der Umstand, das er ... Emotionen gezeigt hatte?

Madeleine wusste es nicht. Vielleicht lag es auch an ihrem Gefühl, das sie seit dem gestrigen Abend nicht mehr losgelassen hatte.

Worüber sie dennoch Einblick hatte, war, dass sie Julian fremdgegangen war.

Sie hatte ihn betrogen.

Dieses Gefühl ihn hintergangen zu haben führte dazu, das sie sich scheiße fühlte.

Die Wolkenlage beruhte jedoch auf ... Dag. Er wollte eins mit ihr sein und das war er auch gewesen. Er wollte kein unbedeutendes Rumgeficke und deswegen hatten sie sich ... geliebt.

Ja, das hatten sie.

Das, was sie da verspürt hatte, war ihr im bisherigen Leben fremd gewesen. Die Gefühle, die während der geschlechtlichen Vereinigung aufkeimten, waren überwältigend. Berauschend.

Es war das, was sie immer wollte.

Nur war es der falsche Zeitpunkt.

Als sie losgefahren war, hatte sie ihn im Rückspiegel in seiner Boxershorts hinausrennen sehen.

Hätte sie anhalten sollen?

Hätten sie gleichwohl miteinander reden sollen?

Oder schuldete sie Julian zuerst eine Erklärung?

Doch was gab es da zu erklären?

Sie hatte scheiße gebaut.

Sie konnte es ihm nicht sagen.

Aber was sollte sie generell tun?

Sie hatte so viele Fragen, jedoch keine Antworten.

Das Wichtigste in einer Beziehung war Ehrlichkeit, Loyalität und Zusammenhalt.

Madeleine hatte das Vertrauen, das Julian in sie hegte, missbraucht.

Er hatte morgens noch gefragt, ob alles in Ordnung wäre. Wenn sie da schon über ihre Gefühle gesprochen hätte, dann ...

Ja, was dann?

Hätte das etwas geändert?

Und sollte sie jetzt alles aufgeben wegen Dag? Der, der ihr schon mehrmals das Herz gebrochen hatte. Jener Typ, der sich damit brüstete, viele Frauen gehabt zu haben, und mit Sicherheit auch weiterhin so ein Leben führen würde?

Sie hatte etwas Echtes. Beständiges. Etwas mit Zukunft.

Dag hatte zwar Dinge gesagt, aber ... meinte er es auch genau so?

Sie musste an Daria denken, wie sie meinte, das wäre seine Masche.

War auch das seine Masche gewesen? Hatte er sie damit jetzt endlich herumbekommen? War sie auf ihn ... reingefallen?

Es hatte sich so unverstellt angefühlt. Sie hatte ihm jedes Wort und jede Berührung abgekauft.

Das konnte doch nicht gespielt sein.

Sie hielt vor dem Studio.

Madeleine musste mit Vincent reden. Wenigstens um ihm zu sagen, dass es anscheinend keine Cupcakes geben würde.

Die Sache mit Dag wollte sie besser für sich behalten.

Sie kramte ihren Schlüssel heraus und ließ diesen direkt fallen, nachdem sie die Eingangstüre aufgemacht hatte und diesen herausgezogen hatte. Was jedoch nicht an der Türe lag, sondern aufgrund dessen, was sie dort erblickte.

»Scheiße.« , kam aus Vincents Mund, der Lotta losließ, die er gegen die Wand gedrückt geküsst hatte, als Madeleine hereingekommen war.

»Was ist denn mit der beschissenen Menschheit los?« , startete sie lautstark und voller Schmerz. »Kennt keiner mehr das Wort Treue?«

»Ich kann das erklären.« , sagte Vincent und wunderte sich selbst über seinen Wortlaut. Schließlich war Madeleine nicht seine Freundin, die ihn gerade in flagranti erwischt hatte.

Lotta hingegen nahm ihre Tasche. »Ich ... ich bin jetzt mal besser weg.«

»Nein nein nein. Warte Lotta. Bitte.« , flehte er sie an, doch die gelockte junge Frau schlängelte sich bereits an Madeleine vorbei und lief hinaus.

»Es sind immer die, von denen man es am wenigsten erwartet.« , sprach der Rotschopf voller Abscheu, obwohl sie damit eher sich selbst meinte. Doch dessen war sich Vincent gar nicht bewusst.

»Du weißt doch gar nicht, was hier los ist Madeleine.« , konterte er daher. »Du weißt nichts über meine Beziehung.«

»Weißt du, wie schmerzhaft das ist?«

»Was?«

»Wenn dich jemand so hintergeht.« Die Tränen konnte sie kaum noch unterdrücken.

»Jeder ist für sich selbst verantwortlich.« , sprach er. Vincent konnte nicht verstehen, wieso sie jetzt kurz vorm Heulen war. »Man muss nur selbst für sein Tun die Verantwortung übernehmen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Fremdgehen ist keine One-Man-Show. Es gibt immer eine Person, die verletzt wird. Verstehst du das denn nicht?«

»Und nur weil es in deiner kleinen Welt nicht den Moralvorstellungen entspricht, sollte man deswegen auf sein eigenes Glück verzichten?«

Madeleine fand darauf keine Antwort. Sie schüttelte einfach nur den Kopf. »Du musst deine Cupcakes selbst holen.« , gab sie von sich und drehte sich um, wo sie prompt gegen Dag stieß, der völlig außer Atem ankam.

»Warte doch.« , sagte er, als sie sich an ihm vorbei drängte, um das Studio zu verlassen.

»Nein.«

»Bitte.« Sie schüttelte unentwegt den Kopf und ging schnellen Schrittes zu ihrem Auto. Nachdem sie eingestiegen war, sperrte sie direkt ihren Schlitten ab, als Dag Sekunden danach an der Beifahrertüre rappelte. »Mach auf.« Er klopfte gegen die Scheibe, durch die er sie bittend ansah.

Gott sah er süß aus.

Madeleine sah direkt geradeaus. Weg von ihm, und schüttelte abermals den Kopf. Dann drehte sie den Zündschlüssel und fuhr unverzüglich los.

Dag sah ihr nach. »Scheiße.«

Vincent erschien neben ihm. »Sie hat mich mit Lotta erwischt, wie ich sie geküsst habe und ist ausgetickt. Ich weiß nicht mal wieso.«

Sein bester Freund blickte weiterhin auf die Straße. »Ich hab' mit ihr geschlafen.«

»Was? Jetzt? Eben?«

Er nickte. »Ja.«

»Spinnst du? Sie ist mit Ju- ...« Vincent stoppte ab. Just in diesem Moment verstand er ihre Reaktion. »Das hättest du nicht Tun sollen.«

Dag sah ihn nun an. »Wenn das Herz sich nach etwas sehnt, kann der Kopf noch so laut nach Vernunft schreien, er wird das Herz nicht erreichen.«

»Ich weiß.« , sprach Vincent leise. Er wusste, was er damit meinte und dennoch verwunderte es ihn zeitgleich, solche Worte aus Dags Mund zu hören.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now