𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 46 ❥

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Madeleine wurde von Vincent beauftragt, einige Postsendungen bei der Post abzuholen, die an sein dortiges Postfach gesendet wurden.

Hätte er ja auch mal früher sagen können, dass es drei schwere Kartons waren.

Aber das wusste der werte Herr mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmt nicht.

Nachdem sie diese mit Müh'und Not in ihr Auto bekommen hatte, stand sie nun wiederholt an ihrem Pkw und überlegte, ob sie jetzt wahrlich für jede Kiste einzeln ins Studio und zurückrennen sollte.

Natürlich hätte sie ihn auch anrufen können, damit er ihr beim tragen helfen könne, aber er war gar nicht da.

Er musste irgendwas Wichtiges erledigen, wie er ihr mitgeteilt hatte.

Sie starrte wie gehabt in ihren Kofferraum.

Jetzt nochmal alle aufeinanderzustapeln, wäre schon zu anstrengend.

Vorhin bei der Post hatte sie Hilfe, von dem dort vorzufindenden Angestellten bekommen, aber er hatte ihr die auch nur aufeinandergestellt und sie dann sprichwörtlich ihrem Schicksal überlassen.

»Hey, brauchst du Hilfe.«

Sie drehte ihren Kopf und lächelte Julian an, der gerade sein Auto abschloss und zu ihr kam.

»Na ja ich will mich nicht aufdrängen, aber eine helfende Hand würde mir wirklich gute Dienste leisten.«

Julian nahm zwei der Kartons, während Madeleine die Letzte in die Hand packte. Diese drückte sie gegen die Wand, um sie halten zu können, als sie die Türe des Studios aufschloss.

»Stell' ruhig alles hier direkt nebenan auf den Boden. Die kann Vincent später selber transportieren.« , sagte sie.

»Er ist nicht hier?«

Madeleine schüttelte den Kopf. »Nein. Kann ich dir denn vielleicht helfen.«

»Ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, das es einen anderen Ansprechpartner als Vincent gibt.« , lachte er. »Wie kam es eigentlich dazu?«

»Das ich hier arbeite?«

Er nickte. »Seien wir doch mal ehrlich. Der ist mit seinem Job verheiratet.«

Madeleine schmunzelte. »Ja. Irgendwie schon. Da hast du Recht.«

»Also?« Er setzte sich auf die Couch.

Automatisch platzierte sie sich ebenfalls darauf. »Ich kenn Vincent schon aus der Schulzeit.«

»Ach echt? Du bist sein Jahrgang?«

»Ein Jahr jünger.«

»Ich hätte dich jünger eingeschätzt.«

Madeleine lachte. »Klar doch.«

»Nein ehrlich. Ich dachte, wir zwei würden uns da eher nähern.« Er zeigte abwechselnd auf sich und sie.

»Und ... du bist?«

»94er Jahrgang.«

»Zehn Jahre jünger.« , merkte sie an.

»Ja ich hoffe, es macht dir nichts aus.«

»Mir aus?« Fragend sah sie ihn an. »Wieso sollte es mir etwas ausmachen?«

»Na ja ich wollte zu Vincent, um mit ihm einige Termine abzuändern. Aaaaber das hätte ich auch telefonisch machen können.«

Worauf wollte er hinaus? »O-kay.«

»Ich hatte mich gestern noch bei ihm erkundigt, ob du ... vergeben bist. Er sagte, nein.«

»Oh.« Jetzt klingelte es bei ihr.

»Ja.« Er lachte. Julian hatte ein süßes Lachen und Grübchen wurden rechts und links dabei sichtbar. »Plump, wenn ich nach einem einzigen Treffen auf ein Date hoffe?«

Sie musste selbst lachen. »Nein, aber ... ein Date?«

Er nickte. »Ja. Es muss ein Date sein.«

»Weil?«

»Du mir gefällst. Die Art, wie du gesprochen hast. Dein Äußeres. Und dass du dich auf Vincent als Chef eingelassen hast, zeigt, wie tough du bist.«

Sie lachte zum wiederholten Mal und strich sich verlegen einige Haare hinter ihr Ohr. »Ehm ... tough also?!«

»Oh ja.«  Er nickte abermals. »Also? Wann darf ich dich abholen?«

Jetzt schaute sie doch erschrocken. »Das ist ernst gemeint?«

»Seh' ich aus wie ein Comedian?«

»Du könntest als einer durchgehen.«

Er legte den Kopf ein wenig seitlich. »Komm. Gib dir'n Ruck. Was hast du zu verlieren?«

»Na ja einiges.«

Jetzt sah er verwirrt aus. »Inwiefern?«

»Weil wir zusammen arbeiten. In gewissem Sinne.«

»Ah und du denkst, wenn das Date nichts wird, das ein mehrmaliges Aufeinandertreffen dann seltsam kommen würde?!«

»Genau.«

»Wird's nicht.« Er stand auf.

»Was?« Verwirrt sah sie ihm nach, wie er zur Türe ging.

»Ich hole dich um acht Uhr ab okay?«

»Du weißt gar nicht, wo ich wohne.«

»Dann klär' mich auf.«

»Gute Taktik.« Sie lachte und stand nun ebenfalls auf, um zu ihm zu gehen. »Julian. Ich fühle mich echt geschmeichelt, aber ... ich kenn' den Trend ältere Frauen und so weiter, aber ...«

»Ich hab' dein Alter doch eben erst erfahren. Ein Date wollte ich schon vorher.«

»Ich ... ich weiß nicht.«

»Mach' dir kein'n Kopf. Das Date wird super. Und falls es, was es nicht wird, anders läuft und wir gehen danach getrennte Wege und sehen uns nur geschäftlich, sind wir erwachsen genug, darüber zu lachen.«

Warum sollte sie ihm keine Chance geben?

Madeleine musste weitermachen.

Das mit Dag war ein Reinfall gewesen.

Eine Traumillusion, die Daria in die Wirklichkeit gezerrt hatte, um sie ihr zu präsentieren.

Zeitgleich kam gestern auch noch die Einladung von Chris und Lena an. Was Madeleine weiterhin nicht immenser traf, als die Erkenntnis das Dag nur mit ihr gespielt hatte.

Diese Tatsache schlug sie härter zu Boden als alles andere.

Umso mehr sollte sie nun sämtliche Dinge mit offenen Armen empfangen.

Alles, was nicht mit Dag zu tun hatte.

»Okay.« Sie nickte.

Julian lächelte. »Bleibt es bei acht?«

Madeleine nickte abermals. »Ja. Ich schicke dir gleich meine Adresse.«

»Hoffentlich. Sonst muss ich wiederkommen.« Er zwinkerte ihr zu.

»War das eine Drohung?«

»Ein Versprechen.« Er öffnete die Türe. »Dann sehen wir uns heute Abend.«

Wieder ein Nicken. »Tschau Julian.«

»Tschau.«

Sie schloss die Türe.

~ Es ist die richtige Entscheidung. Einfach weitermachen. So, als wäre nichts geschehen. So ist das Leben nun mal. Man macht weiter. Tag für Tag. Egal, wie sehr man innerlich zerbricht, weil man sich all das von einem anderen gewünscht hatte. ~

Liebe ist ...Where stories live. Discover now