𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 84 ❥

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Dag saß im Wohnzimmer von Mariellas Wohnung. Louisa war nicht da.

Unten hatte er noch eine Weile innegehalten, weil er totale Panik hatte. Wie sollte er Madeleine die Sache erklären, falls dem doch so wäre?

Ihr so etwas anzutun, nachdem sie eh anfänglich sagte, wie sehr sie es ängstigte, er würde sich nicht ändern können, verursachte ihm schlimme Magenschmerzen.

Er hatte sich geändert.

Selbst wenn er tatsächlich zu diesem Kind beigetragen haben sollte, war er nicht mehr der Mann, der er einmal war.

»Also ... was verschafft mir die Ehre deines Besuches? Wieso wolltest du so dringend her?« , fragte sie. »Hast du es dir nochmal durch den Kopf gehen lassen?«

»Nee nee, also ... ich bleib bei meinem Standpunkt. Ich bin richtig glücklich mit meiner Freundin ... aber genau deswegen bin ich auch hier.«

»Hmm. Ich versteh' nicht.«

»Ich will nicht das irgendwas ... dazwischenkommt, verstehst du?«

»Du meinst weil ich meinte, du könntest gerne nochmal .... dazustoßen?« Sie lachte auf. »Dag, klar war es geil, aber wenn du nicht willst, willst du nicht. Ich werde dich doch nicht dazu zwingen.«

»Nein, so meinte ich das nicht.«

»Was ist dann los?«

»Louisa ... ehm ... sie ist schwanger, oder?«

Mariella nickte. »Ja das ist sie.«

»Von?«

Sie blickte ihn mit einer Stirn an, die sich mehr und mehr in Falten legte. »Du willst gerade wissen, ob du damit etwas ... zutun gehabt hast?«

Er nickte. »Sorry, aber ... ja.«

»Es ist nicht dein Sperma gewesen.« , sprach sie. »Wir waren in einer Klinik. Es wurde professionell gemacht.«

»Oh.« Dag merkte richtig, wie ihm die Last von den Schultern fiel. »Okay. Das ist ... sorry, das ich ... ich musste es halt wissen.«

»Hey, schon okay.«

Er lehnte sich zurück. »Du weißt nicht, wie sehr mich das die letzten Stunden belastet hat.«

»Du hast dir echt Gedanken darüber gemacht?«

»Ja natürlich. Ich will ... mit meiner Freundin ein Kind und ... der Gedanke, das unsere Kinder irgendwann unverhofft zusammen im Sandkasten sitzen und aussehen wie ... Zwillinge ... das ihr dann zu erklären ...« Er blies Luft heraus. »... Gott, ich dachte ... ich dachte echt, ich ... ich bin gefickt.«

Mariella lachte. »Keine Sorge.«

»Ja die Sorge ist zum Glück weg.«

»Du willst also ... eine Familie gründen. Das ich das mal von dir höre.«

»Glaub mir Mariella, sie ist das Beste, was mir je hätte passieren können.«

»Und ihr führt ... keine offene Beziehung?«

Dag schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Schade.« Sie lächelte.

Er lachte. »Hey.«

»Was denn? Ich darf doch sagen, dass mir deine Besuche immer gefallen haben.«

»Klar. Aber ... das gehört alles der Vergangenheit an.« , sagte er. »Ihr ... habt euch aber auch für mehr entschieden. Also Kind und so weiter.«

»Ja. Aber ... wir bleiben offen. Keine geschlossene Beziehung. Wir lieben uns, und dennoch ... benötigen wir auch die Liebe anderer.«

Dag bezweifelte, dass sie gerade von derselben Liebe sprachen. Aber jedem das seine. Solange sie ... glücklich damit waren.

Ihn würde es eigenhändig verrückt machen, wenn jemand anderes Madeleine berühren würde. Oder eine andere Person sie nur küssen würde.

Als Single war er ständig auf der Suche nach sogenannten Abenteuern gewesen. Er genoss die sexuelle Freiheit und die Abwechslung.

Doch diese ... Schmetterlinge im Bauch. Den Körper von ihr immer wieder neu zu erkunden, zu wissen, was dem anderen gefällt ... war etwas geworden, was er niemals im Leben gegen seine Vergangenheit eintauschen würde.

Diese Intimität wollte er mit keiner anderen mehr teilen. Zudem kam bisher nichts an die Vertraulichkeit und Nähe mit ihr nur ansatzweise heran.

»Nicht jeder Mensch hat den Wunsch, monogam zu leben, sondern entscheidet sich dafür, mit mehr, als einer Person eine Beziehung einzugehen. Bis vor Kurzem waren wir sogar noch zu dritt.« , erzählte Mariella.

»Oh. Okay.«

»Hätte dir vielleicht auch gefallen.« Sie ließ die Augenbrauen aufhüpfen.

Dag schnaufte ein kleines Lachen und stand schließlich auf. »Gut, ich ... ich wollt auch nur die Sache klären und dich nicht weiter aufhalten.«

Mariella stellte sich ebenfalls hin. »Wie gesagt, schon okay. Aber das du überhaupt gedacht hast, wir wären so niederträchtig schmerzt ein wenig.«

»Ja es tut mir auch leid. Aber ... man weiß ja nie.«

»Obwohl so ein kleiner Lockenkopf wäre bestimmt auch süß gewesen.«

»Ja aber den produziere ich einzig und allein mit meiner Freundin.« , sagte er lachend und hoffte es. Denn das Gespräch mit Madeleine wollte er gern noch führen, ehe er wieder heut Abend auf Tour musste.

Marielle ging an ihm vorbei und öffnete ihre Haustüre. »Bin gespannt, wann wir uns ... wiedersehen. War ja schon ein kurzer Besuch.«

»Sollte ja auch nur etwas Kurzes sein.« , sprach er und trat in den Flur.

»Ja ich weiß. War mal ein Treffen anderer Art als sonst.«

»Aber für mich war es echt wichtig.«

»Das weiß ich doch. Kann dich in der Tat verstehen. Aber jetzt kannst du ja deine Sache da in Angriff nehmen, ohne dir darüber Gedanken zu machen.«

»Oh ja. Das werde ich.«

Sie streckte die Arme aus. »Dann lass dich nochmal drücken.« Ein wenig unsicher ging er einen Schritt auf sie zu und akzeptierte eine Umarmung. »Wäre ein Küsschen zu viel?« , fragte sie und ließ ihn los.

»Ja das wäre es.« , lachte er.

»Jaja das sind mir die Richtigen. Nur immer mal für Sex vorbeischauen, aber kein Abschiedsküsschen.« , sprach sie mit kindlich verstellter Stimme.

Dag lachte. »Man kann nicht alles haben.«

»Also ... ich sag mal bis irgendwann. Wenn was ist, meine Nummer hast du ja.«

»Ja. Bis ...« Weiter sprach er nicht. Es wurde schließlich alles gesagt. Und er konnte momentan nur noch daran denken, wie positiv das volle Programm verlaufen war.

Vincent hatte Recht behalten.

Zum Glück.

Er wollte sich nicht ausmalen, wie es sich wohl begeben hätte, wenn dem nicht so wäre.

Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt konnte er fröhlich nach Hause gehen.

Zu seiner Lebenspartnerin. Seiner Zukunft. Seiner eventuell Bald-in-anderen-Umständen-Freundin.

- Hast du Hunger? Dann hole ich uns jetzt noch etwas.

Schickte er an Madeleine ab, als er das Gebäude freudestrahlend verließ.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now