𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 51 ❥

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2022

Madeleine wurde wach.

Sie war alleine, aber die Geräusche im Badezimmer sagten ihr, das Julian noch da war.

Fünf Monate waren beide nun miteinander liiert. Und sie konnte nichts Nachteiliges über die Beziehung sagen.

Er war ein toller Mann. Sie war ... zufrieden.

Gestern Abend jedoch, war der Live-Stream der Jungs gewesen, wo sie ihren neuen Song mit Montez vorgestellt hatten. Wie viele Lieder muss ich noch schreiben.

Und irgendwie hatte sie das zurückgeworfen.

Dag war schon seit Monaten distanziert, was sie betraf. Im Studio hatte er sich seitdem kaum mehr blicken lassen und wenn er da war ... war er anders.

Das eine oder andere Mal erwischte sie ihn trotzdem dabei, wie er sie aus dem Augenwinkel heraus beobachtete.

Und auf irgendeine Weise war ihr das noch immer wichtig. Auch wenn sie in einer Beziehung war.

Als er seine Strophe sang, setzte ihr Herz kurz aus. Wieso fühlte sie sich angesprochen?

Sie beide hatten nichts gehabt, aber doch war es für Madeleine, als würde er diese Zeilen geradewegs nur für ihre Ohren singen.

Du bist alles, was ich brauch',

und jetzt gibst du mich auf.

Du hast mein Herz geraubt.

Ohne dich geh' ich drauf.

Und ich weiß, es gibt keine zweite Chance,

doch wer weiß, kann doch sein, vielleicht hörst du diesen Song, ja.

Ich hab schon tausend Frau'n gedatet, nein, ich will das nicht mehr.

Ich stell' mir immer vor, dass du das wärst.

Sie bekam diese Zeilen nicht entfernt. Sie hatten sich sofort hineingebrannt. Seine Stimme. Dieses Gefühl ... und erst Recht, diese Aussage.

Vor Kurzem hatte sie auch eine ähnliche Seelenregung verspürt, als der Song Liebe ist ... mit Finch herauskam.

Dags dortige Zeilen waren wie an sie gerichtet.

Liebe ist erstens nur ein Wort.

Und zweitens nicht viel mehr.

Die erste große Liebe,

bedeutet erstes Mal gebrochenes Herz.

Ich sag dir, wie′s läuft: Liebe ist, wie Zwiebeln schneiden.

Am Ende sitzt du in der Küche und heulst.

Wie oft wird mir das noch passier'n?

Ich lasse, es mir tätowier'n.

Liebe ist ein Hurensohn.

Es war, als würde er sie daran erinnern wollen, dass er die erste Liebe gewesen war und das ebendieses bisher die stärkste Emotion in ihrem Leben war.

Sie ... hatte Gefühle für Julian. Gefühlsregungen waren vorhanden. Und genauso wusste sie des Weiteren, dass er sie liebte. Weshalb sie sich auch schuldig fühlte.

Nur diese Zeilen in dem neuen SDP-Song hatten ihr Herz umso höher schlagen lassen, als es bei Julian je zustande gekommen war.

Das war einfach nicht fair.

Aber vielleicht würde ja bald eine Änderung eintreffen. Die Jungs flogen die Tage nach Südafrika für Sing meinen Song.

Die Tour kratzte ebenso an der Tür.

Alles Dinge, die ohne sie stattfanden.

Es war eventuell an der Zeit, dass auch sie eigene Wege ging. Madeleine hatte mittlerweile einiges gelernt und wenn sie Vincent darum bitten würde, wäre er möglicherweise ja bereit ihr jetzt schon ein nettes Briefchen für Sony Music Entertainment zu überreichen.

Viktorias Bauch war inzwischen kaum zu übersehen. Doch ihre Anwesenheit hatte abgenommen.

Das Klammern und ständige Anrufen bei Vincent hatte sich gemindert.

Eventuell hatte sie sich ja damit arrangiert, dass sie ihren lieben Freund nicht ändern konnte, was die Arbeit betraf.

»Deine Mutter hatte mich eben angerufen.« , sprach Julian, der sein Antlitz im Türrahmen kurz zeigte.

»Was wollte sie?«

»Sie hat uns für heute Abend zum Essen eingeladen. Ich hab proforma schonmal angenommen. Weiß ja nicht, wie lange du heut arbeitest.«

»Das weiß ich auch nicht.«

Ihre Eltern liebten Julian. Was anderes hatte Madeleine auch nicht erwartet. Er war halt ein Kerl, den man lieb haben musste.

Erst vor zwei Wochen war sie von zu Hause aus- und bei ihm eingezogen.

Es war noch ein seltsames Gefühl. Aber im Grunde richtig. Sie war eh die größte Zeit bei ihm gewesen.

Julian kam zu ihr und legte sich neben sie. »Ist alles okay?« , fragte er.

Er war immer aufmerksam und bemerkte, wenn etwas mit ihr war. Das hatte er schon am Abend registriert und sie hatte es auf eine ankommende Migräne geschoben.

Was hätte sie ihm sonst für eine Erklärung abliefern können?

~ Ich glaube, mein Herz wird immer nur dem einen gehören. Egal, wie nett und lieb du zu mir bist. ~

Wieder überkamen sie diese Schuldgefühle.

Sie lächelte ihn an und strich mit ihrer Hand über seine Wange. »Du bist immer so lieb zu mir.«

Er lächelte zurück und rutschte näher zu ihr hin. »Warum sollte ich es nicht sein?«

~ Weil ich es nicht verdient habe. ~

»Ich weiß es nicht.«

Er küsste sie ganz sanft. »Und?«

»Und, was?«

»Ist alles okay?«

Ihr Lächeln blieb und sie nickte. »Natürlich.«

Es gab darauf keine andere Antwort.

Weil sie keine Erklärung abliefern wollte ... und erst Recht, hatte sie nicht vor ihm wehzutun.

Madeleine war gerne bei ihm. Er tat ihr gut. Sie fühlte sich geliebt. Geborgen.

Im Grunde wäre es für jeden anderen perfekt gewesen.

Doch ihr fehlte etwas.

Und das tat weh.

Sie schmiegte sich an Julian. Schloss die Augen und versuchte sich, einzig und allein nur auf ihn zu konzentrieren.

~ Du hast mein Herz geraubt. Ohne dich geh' ich drauf. ~

Erklang Dags Stimme in ihrem Kopf.

Aber sie hatte es doch geschafft. Trotz des Raubes. Oder?

Es ging weiter.

Ihr Leben verlief, ohne das er ein Teil davon war. Er war zwar ... anwesend und dennoch kein Bestandteil.

War es das, was fehlte?

Madeleine hoffte, das dem nicht so war.

Aber jetzt, wo sie es gedacht hatte, brannte es sich mehr und mehr in ihr Inneres. Wie seine Zeilen des Liedes.

~ Ich stell' mir immer vor, dass du das wärst. ~

Liebe ist ...Donde viven las historias. Descúbrelo ahora