𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 60 ❥

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Madeleine stand auf dem Balkon des Hotels.

Nach dem Telefonat mit Dag hatte sie direkt Julian gefragt, ob sie nicht spontan verreisen sollten.

Sie musste weg.

Sie durfte ihn nicht sehen.

Doch selbst hier auf den Malediven konnte sie an nichts anderes denken als an seine Worte.

Man sagt, Liebe kennt keine Grenzen. Und wenn das der Wahrheit entsprach, konnte Liebe doch nichts ... Falsches sein.

War sie bösartig, gemein und hatte kein Gewissen, weil sie einen anderen mehr liebte?

Liebe passiert. Gefühle passieren.

Dag hatte Recht. Man konnte nichts planen. Man konnte sie weder steuern, noch stoppen! Und es war ja nicht so, als wäre es fremd für sie.

Es war immer Dag gewesen.

Damals ... und heute noch verstärkter.

Und darunter litt sie momentan. Eigentlich müsste man es buchstäblich genießen, wenn die erwünschte Liebe des Lebens endlich dasselbe fühlte ... doch Madeleine hatte Angst.

Bangnis um ihr Herz.

Sie war geflohen, um nicht mit ihren Gefühlen konfrontiert zu sein, und dennoch blieben diese ihre ständigen Begleiter.

Ihr Herz war bereits kaputt. Weil es nicht das fühlen durfte, was es wollte. Da sie zwanghaft versuchte, es zu unterdrücken.

Die Vergangenheit hatte sie dabei nicht das geringste bisschen gelehrt ... sie war nicht in der Lage es zu schaffen.

Es war keine Jugendschwärmerei ... oder vielleicht doch?! Möglicherweise hatte es so begonnen.

Die perfekte Beziehung gab es nicht. Auch wenn sie ihre Zweierkiste mit Julian im Grunde als vollkommen bezeichnen würde, fehlte ... das gewisse Etwas.

Die Leidenschaft und das Feuer, das sie mit Dag hatte, war zum Beispiel eines der Dinge.

»Ich bin fertig.« , sagte Julian hinter ihr und umarmte sie. »Frühstück gibt es nur noch eine Stunde. Wir sollten langsam mal runter.«

»Das hier ist kein Märchen.« , gab sie gedankenverloren von sich.

»Was?«

»Du bist ... perfekt.«

»Danke?!« Er legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. »Was ist nur los mit dir?«

»Wir haben nie Krach. Du bist fürsorglich.« , führte sie ihre Aufzählung fort, als würde sie eine Pro und Kontra Liste erstellen.

»Warum sollten wir Krach haben?«

Madeleine drehte sich um. »Ich bin nicht perfekt.«

»In meinen Augen bist du perfekt.«

Sie schüttelte den Kopf. »Bin ich nicht.« , sagte sie. »Idealisiere mich nicht, wenn ich alles andere als ideal bin.«

»Du sagst doch selbst, ich bin perfekt. Demzufolge idealisierst du mich doch auch.«

»Das ist etwas anderes. Du ... du bist ja auch so, wie ... als wärst du aus einer Backanleitung für den perfekten Mann entsprungen.«

»Ich bin mir gerade unsicher, ob du mir ein Kompliment machen oder mich beleidigen willst.«

Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging ins Zimmer hinein. »Du liebst mich mehr.« , sprach sie es aus.

»Einer liebt immer mehr.« Sie sah ihn mit einem vielsagenden Blick an, doch Julian lachte kurz. »Schatz, das ist überhaupt nichts Schlimmes. Bist du deswegen so seltsam? Denkst du ... ich würde dich deswegen verlassen?« Sie schüttelte den Kopf und er hielt diesen mit beiden Händen sanft fest, ehe er sie kaum merklich küsste. »Hör auf, über so etwas nachzudenken.«

Madeleine hatte ein schlechtes Gewissen, das er den Fehler bei sich suchte.

Julian küsste sie erneut. Dieses Mal mit gesteigertem Bedürfnis. Sie ließ es zu. Seit der körperlichen Liebe mit Dag, war sie nicht mehr intim mit ihrem Freund gewesen.

Wenn sie jedoch das hier mit ihm weiter durchziehen wollte, musste auch das irgendwann wieder geschehen.

Madeleine ließ sich intensiv küssen. So wie man es von einer glücklichen Beziehung erwarten würde.

Langsam zog er ihr das Kleidchen über den Kopf und begann damit ihren Körper zu streicheln.

Seine Hand wanderte in ihren Slip und auch dort war er zärtlich, als seine Finger immer wieder über ihre Scham glitten.

Ihr Körper reagierte normal darauf und dennoch ... fand sie das Gefühl nicht toll.

Gleichgültig wie, wollte sie es nur noch hinter sich bringen und zog Julian somit zum Bett.

Als er sie küsste und plötzlich nach unten wanderte, zog sie ihn wieder hoch und machte sich an seiner Hose zu schaffen.

Madeleine wollte kein großes Vorspiel.

Julian lachte. »Du gehst aber heut ran.«

»Halt den Mund.« , sagte sie nur und küsste ihn.

Ihn jetzt Reden hören, war auch nicht das, worauf sie aus war. Sex musste helfen. Intimität. Wenn er sie berührte, würde sie vielleicht vergessen können, was Dag in ihr ausgelöst hatte.

Von allein schob sie ihren Slip beiseite und gewährte Julian damit Einlass. Schnell bemerkte sie jedoch, dass sie keinen Augenkontakt wollte, als er sie immer wieder dabei küsste.

Sie spürte, wie sehr sie sich nach der Dunkelheit sehnte, statt der Morgensonne, die das Zimmer hell erleuchtete.

Das Gefühl, das der Falsche hier bei ihr war, blinkte auf.

Rhythmisch bewegte sich sein Becken, während sie die Decke anstarrte.

Nein, das war kein bisschen gut. Sie fühlte sich schlecht. Wie ein Häufchen Elend.

Das musste enden.

Sie spannte ihre Muskeln in ihrem Inneren an und ließ locker in mehreren Abständen und täuschte somit einen Orgasmus vor mit der Hoffnung, er würde dadurch auch schneller seinen Höhepunkt finden.

Madeleine drückte ihn näher an sich und krallte ihre Nägeln in seinen Rücken.

Gleichzeitig hielt sie ebenso die Luft an, um sie dann ruckartig herauszulassen, damit ein Stöhnen außer Atem zustande kam.

Kurz danach war es unter der Voraussetzung bei Julian so weit und er entlud sich in ihr.

Mit einem leichten Auflachen rollte er von ihr runter. »Ein Quickie zum Frühstück. Du überraschst mich.«

Sie täuschte ein Lachen vor. »Ja. Ich mich auch.« Ohne ihn anzusehen, stand sie auf, als sie sich fix etwas zwischen die Beine hielt und das Bad ansteuerte.

Der Sex mit Julian war niemals schlecht gewesen. Aber das Gefühl was sie dieses Mal dabei verspürt hatte, machte es so schlimm.

War es ihr schlechtes Gewissen, weil sie ihn betrogen hatte?

Oder war es das Gefühl, als hätte sie gerade Dag betrogen?

Die Antwort fiel ihr leicht.

Doch einen Weg ... für ein Happy End ... sah sie nicht.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now