𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 43 ❥

153 20 7
                                    

Madeleine trank an ihrem Kaffee und hörte Vincent zu.

»... es liegt also an dir, ob du da mitmachen möchtest, oder nicht? Also es wird, denke ich, wenn du später mal einem Sänger unterstellt sein wirst, eher weniger solcher Aufträge geben.«

»Egal. Ich mache alles mit.« , sagte sie.

»Okay. Wie du möchtest.« Er sah auf die Uhr. »In ... 'ner halben Stunde circa müssten wir aber dann los.«

»Okay.« Sie nickte. »Ehm ... kommt Dag mit?«

Vincent schüttelte den Kopf. »Nein. Hat ja nichts mit ihm zu tun.«

»Ah. Okay.«

»Warum fragst du?«

»Nur so.« Sie lächelte.

Ein wenig hatte sie gestern Nacht das Verlangen gehabt sich bei ihm zu melden. Auch wenn sie Parkour nicht so interessierte, wollte sie sein Angebot für ein Training annehmen ... einzig und allein, um zu wissen, ob seine Aussage auf genau das bezogen war oder ... auf das, was da zwischen ihnen ablief.

Lief überhaupt etwas zwischen ihnen?

Konnte man das so sagen?

Als Vincent ihr von dem heutigen Auftrag erzählt hatte, war sie wahrlich erst am überlegen, ob sie mitsolle, oder nicht.

Sie hätte sich sonst tatsächlich mit Dag treffen können.

Doch was dann?

So etwas brachte sie nicht weiter.

Der Job war es, der ihr wichtig sein sollte. Nicht das, was er eventuell mit ihr vor hatte. Welches mit hoher Wahrscheinlichkeit mit S begann und mit X endete.

Wenn er darauf überhaupt noch Bock hatte, nach all ihren Abblockungen.

Er war definitiv anders drauf gewesen.

Aber vielleicht lag es auch daran, dass seine Parkour-Freunde in unmittelbarer Nähe gewesen waren.

»Ist es das erste Mal, das du so etwas machst?« , fragte sie Vincent. Erstens, weil es sie wahrlich interessierte und zweitens, um den Lockenkopf in eine Ecke ihres Gehirns zu verstecken.

»Nee nee. Ich hab zum Beispiel mit Konstantin auch zusammen bei Fack ju Göhte in dem Soundtrack mitgemischt.«

»Echt?« Vincent nickte. »Und er macht jetzt auch wieder mit?«

Er nickte erneut. »Ja. Wir treffen ihn da.« Er blickte auf sein Handy, als würde er eine Nachricht erwarten, die irgendwie nicht eintraf. »Ehm ... wo war ich?«

»Wir treffen ihn da.«

»Ja. Genau. Also das wird eine Serie. Richtung Komödie, Dramedy.«

»Und wen treffen wir jetzt genau?«

»Margo Andersen. Bülent Gül und Julian Bohl.«

»Sagt mir nichts.«

»Ist nicht schlimm. Die drei sind fürs Drehbuch verantwortlich. Aber die Idee stammt von Julian, der nicht nur Autor ist, sondern auch Regisseur.«

»Und was ist meine Aufgabe?«

»Schau' dir einfach alles an. Also ... viel machen kannst du da eh nicht. Aber es wird ... eine Erfahrung sein. Heute reden wir eh nur. Genieße es. Denn Julian macht sonst für alles eine dämliche Motto-Party. Der steht darauf.« , lachte er kurz auf. »Also genieß' die Ruhe. Wie ich ihn kenne, werden danach noch einige Einladungen eintreffen.«

»Apropos.« In dem Moment fiel ihr noch etwas ein. »Lotta hatte sich heut morgen bei mir gemeldet.«

»Hat sie?« , schoss es aus ihm heraus.

»Ja ... ehm ... sie ist krank. Also sie meinte, sie würde die nächste Zeit erstmal nicht kommen können. Sie würde sich melden, wenn es ihr besser gesagt.«

»Das hat sie gesagt?«

»Ja?!«

»Okay.« Natürlich war sie krank. Genauer formuliert: Fake-krank.

Vincent checkte erneut sein Handy.

Wie zu erwarten hatte sie nicht ihm geschrieben, sondern Madeleine dies mitgeteilt. Sie wollte ihm aus dem Weg gehen, nachdem sie nun wusste, was er für sie empfand. Anders gab es keine Erklärung.

In ihren Augen war er mit Sicherheit so ein Kerl, der nur fremdging. Der allen Anschein nach auf eine schnelle Nummer gehofft hatte, während zu Hause die schwangere Freundin saß.

Konnte es sein, dass sie jetzt echt so ein Bild von ihm hatte?

Nun bereute er es doch, was geschehen war.

Was wäre, wenn sie augenblicklich komplett den Kontakt abbrechen würde.

Er stand auf. »Komm, lass uns schon mal fahren. Sind wir halt etwas früher da.«

Madeleine folgte ihm aus dem Studio hinaus, hin zu seinem Auto.

Irgendwie blickte sie vorher doch noch suchend die Straße ab.

Auf der Suche nach ihm.

Sie musste dringend aufhören.

War sie so süchtig nach Dag und seiner Aufmerksamkeit geworden?

Sie hatte doch Jahre ohne seine Anwesenheit gelebt.

Madeleine hatte bereits gelitten und geheult wegen ihm und dennoch empfing sie ihn jedes Mal mit einem verborgenen Lächeln.

Egal, wie er sich bei seinem Training gegeben hatte. Es musste enden.

Sonst würde es kein gutes Ende finden ... mit ihr.

Sie würde in ihrem Dasein gar nicht weiter vorankommen, wenn sie einer Jugendschwärmerei mehr Beachtung schenkte, als sie es überhaupt wert war.

Madeleine hoffte, dass es vielleicht nie Liebe war, die sie da fühlte, aber doch irgendetwas, das schmerzte ... weil Dag es nicht erwiderte.

Egal, was sie manchmal wünschte ... es würde nie das werden, was sie gern hätte.

Vincent war die Fahrt über ruhig.

Dass dieser gedanklich mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hatte, wusste Madeleine nicht. Da sie vielmehr damit beschäftigt gewesen war zu überlegen, wie sie es doch endlich schaffen könnte, alles zu verdrängen, was sie für Dag fühlte. Denn vorgenommen hatte sie es sich ja nicht das erste Mal. Gescheitert jedoch mehrmals.

Das Treffen sollte im Restaurant im Café am Neuen See stattfinden.

Vincent, der nun auf dem Weg vom Parkplatz dahin letztlich wieder seine Sprache gefunden hatte, erzählte Madeleine das Julian Bohl den Treffpunkt ausgemacht hatte. Da dieser diesen Landhaus-Stil bevorzugte.

»Hey Margo. Auch schon da?« , rief er einer älteren kleinen Frau zu, die ihr Kippchen vor der Türe rauchte.

»Hey Vincent, kommt's mir nur so vor, oder wirst du von Jahr zu Jahr größer.« , lachte sie und umarmte ihn. Ihre Stimme ähnelte der von Katy Karrenbauer, obwohl sie äußerlich eher aussah wie Roseanne Barr.

Madeleine schätzte sie auf 1,55 m. Für sie waren offensichtlich einige Menschen baumlang. Obwohl sie selbst mit ihren 1,69 m nicht viel Unterschied hatte.

»Das ist meine Assistentin. Madeleine Maschkewitz.«

Freundlich reichte sie Margo die Hand, die feste zugriff.

»Das ich das noch erlebe.« , hörte man eine männliche Stimme lachend sagen. »Das du mal deine Arbeit an jemand anderen abgibst.«

Madeleine drehte sich um und sah in die blauen Augen eines Mannes, der auf sie zukam. Seine dunkelblonden lockigen Haare standen in alle Richtungen ab.

»Tja. Man entwickelt sich immer weiter.« , sagte Vincent.

Der Mann nickte ihm kurz zu und lächelte Madeleine an. Aufmerksam reichte er ihr die Hand, um sie dennoch zuerst zu begrüßen. »Freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Julian.«

Liebe ist ...Where stories live. Discover now