𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 59 ❥

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»Dag. Was machst du?« Vincent steuerte das Außengelände an, wo sein bester Freund auf einer Liege lag und mit seinem Handy beschäftigt war.

Mittlerweile waren sie in Südafrika angekommen.

Madeleine hatte sich bei beiden nicht mehr gemeldet und Dags Anrufe und Mails bisher auch nicht beantwortet oder entgegengenommen.

Bevor sie geflogen waren, hatte er bei ihren Eltern vorbeigeschaut, denn bei Julian wollte er nicht auftreten. Er hatte einfach nicht vor, sie noch mehr in ihr Bedrängnis zu führen und dennoch ... wollte er mit ihr reden.

Er musste mit ihr reden.

»Sie geht einfach nicht dran.«

Vincent setzte sich auf den danebenliegenden Liegestuhl. »Richtige Person, falsche Zeit.« , gab er von sich. Schließlich war er selber mal an diesem Punkt angelangt gewesen.

»Die Zeit geht aber weiter. Sie bleibt nicht stehen.« , äußerte sich Dag dazu. »Irgendwann wird der richtige Zeitpunkt sein. Den werde ich nicht nochmal verpassen.«

Ein wenig hatte er Recht. Vincent hatte, bevor sie hergeflogen waren, die Zeit genutzt und war zu Lotta gefahren, um sie ebenso auf den neuestens Stand seines Lebens zu bringen.

Er war frei für sie ... und er würde Vater sein.

Lotta erteilte ihm keine Abfuhr. Obwohl er ein wenig Bammel hatte. Schließlich würde er ein alleinerziehender Papa sein.

Viktoria hatte ihm nochmal genauestens erklärt, dass sie kein Kind wollte und nur auf ein Leben im Luxus aus gewesen war.

Somit einigte er sich mit ihr, dass er das alleinige Sorgerecht bekommen würde, sobald die Kleine da wäre.

Zusätzlich hatte er sich mit ihr noch Konsens geschafft, monatliches Taschengeld, wenn man es so nennen konnte, zu übergeben. Damit sie dies auch wahrlich durchzog. Denn das seine Tochter bei ihr und einen Typen aufwuchs, die sie nicht haben wollten, stand nicht auf seiner Wunschliste. Dafür hätte er alles getan.

Vertraglich hatte er es bisher auch festgesetzt, obwohl er sich da gar nicht im Klaren war, ob das gesetzlich überhaupt zugänglich war.

Denn im Grunde kaufte er damit sein eigenes Kind, was im Normalfall mit Sicherheit nicht erlaubt war.

Aber das Viktoria es ihm abnahm und unterschrieben hatte, war für ihn am wichtigsten. Denn das diese einen Rückzieher machen könnte, war bislang seine einzige Sorge, nachdem er nun endlich aus dieser beschissenen Beziehung in eine glückliche mit Lotta geschliddert war.

»Ich hoffe es für dich Dag, aber ... versteif' dich auch nicht zu sehr darauf.« Dass Madeleine kündigen wollte, hatte er ihm bisher nicht gesagt. Es war ein wenig egoistisch, doch der Dreh sollte ohne Probleme ablaufen.

Er stand auf und klopfte ihm nochmal auf die Schulter, ehe er ins Innere zu den anderen verschwand.

Dag fackelte nicht lang und wählte erneut Madeleines Nummer an.

Er erwartete nicht, dass sie dranging, trotz seines Wunsches, und war deshalb umso überraschter als nach dem dritten Klingeln, ihre Stimme erklang. »Bitte hör auf mich anzurufen.« , sagte sie mit geringer Geschwindigkeit und leise.

»Bitte leg' nicht auf.« , schoss es direkt aus ihm heraus. »Bitte.«

Es war still. Dann sprach sie. »Dag, du tust mir weh damit.«

»Ich will dir nicht wehtun. Wirklich nicht.«

»Bitte.« , sagte sie nur.

»Ich ... ich liebe dich. Du musst versuchen, ...«

»Nein.« , feuerte sie nun los. »Mach das nicht. Sag' jetzt nicht Dinge, die ich schon immer von dir hören wollte.«

»Aber es ist die Wahrheit. Du weißt nicht, was ...«

»Nein, du hast keine Ahnung.« , unterbrach sie ihn abermals. »Du hast keine Ahnung, was ich alles versucht habe in all den Jahren. Wie oft ich wegen dir geheult habe. Wie oft ich dich verdrängen wollte. Nichts hat funktioniert oder geändert. Ich kann nicht weiterhin etwas herbeisehnen, was nicht eintreffen wird. Also wage es nicht, mir vorzuwerfen, ich hätte nichts versucht. Denn das habe ich. Du warst nur zu dumm, um es viel früher zu merken.«

»Ja, ich war dumm. Den Schuh' zieh ich an. Aber du bist genauso dumm.«

»Wie bitte?«

»Du hast selber nichts bemerkt. Du hast nicht gesehen, wie ich mich Tag für Tag mehr in dich verliebt habe.« , sagte er. »Und jetzt bist du dumm, weil du mich verdrängen willst. Weil du uns verdrängen willst. Aber das wird nicht klappen.«

»Dag, du ... das ist nicht real.«

»Was ist nicht real?«

»Was du ... Dag, du bist nicht ...«

»Ist das so aus der Luft gegriffen für dich, dass ich Gefühle für dich entwickelt habe?«

»Du weißt doch gar nicht, was ...«

»Ich weiß, was ich fühle und ich weiß, was ich will.« Er setzte sich mehr auf, als er weitersprach. »Ich bin nicht perfekt. Kein Prinz in goldener Rüstung, der dich aus deinem Turm befreit, aber ich liebe dich.«

»Ich ... ich bin kein Teenie mehr. Ich will ... ich brauche eine Zukunft. Verstehst du?«

»Es tut mir leid, wenn ich deinen Traum von bis ans Lebensende platzen lassen muss, aber ... die Realität ist, dass man nicht weiß, was morgen passieren wird. Du kannst dein Leben noch so gut planen, aber ... manchmal entwickelt sich alles anders. Anders, als man beabsichtigt hat.« Er machte eine kurze Pause. »Ich hab auch nicht geplant, das du plötzlich wieder in mein Leben trittst. Ich hatte auch nicht geplant, mich je mehr auf eine Frau einzulassen. Aber du ... du hast alles verändert. Du hast mich verändert.«

»Was machst du denn hier auf dem Boden?« , hörte er überraschend Julian im Hintergrund sprechen.

»Ehm ... ich ... ich ... telefoniere.« , stammelte Madeleine.

»Ist alles okay? Weinst du?«

»Nein. Ich ... ich ... ich freu' mich. Das ... das sind die Jungs.« , sprach sie in einer extrem hohen Stimmlage. »Ich freu' mich für die Jungs.«

»Ja der erste große Fernsehauftritt ist schon ein Sprungbrett ... das wird die Zwei pushen.« Dag hörte einen Kuss, den er Madeleine wohl gab. Und es schmerzte. Es schmerzte extrem. »Dann bestell' viele Grüße.«

Einige Sekunden war es still, bis er ein Rascheln vernahm und danach ihre Stimme. »Dag, ich muss jetzt auflegen.«

»Nein. Bitte noch nicht.«

»Doch.«

»Lass uns treffen, wenn ich wieder da bin. Lass uns ...«

»Dag.«

»Ein Treffen. Nur ein Treffen. Bitte. Ich will in dein Gesicht sehen. Ich will dich sehen. Ich ...«

»Ich kann dich nicht sehen.«

»Warum nich'?«

»Weil ... weil ... ich dich liebe.« Mit diesen Worten legte sie auf.

Dag blickte auf sein Handy und unterdrückte den Drang, sein Mobiltelefon in diesem Moment in den Pool zu werfen.

Ja, sie hatte einfach aufgelegt, was ihn abfuckte, aber ... sie liebte ihn. Sie wollte ihn. Aufgeben war also keine Option.

Liebe ist ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt