𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 85 ❥

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»Wie kann er mir das antun?« , heulte Madeleine, als sie die Türe zu Dags Wohnung regelrecht aufriss und ins Schlafzimmer rannte.

»Ich ... ich weiß es nicht.« , sprach Lotta zum hundertsten Male.

Sie hatte schon die Autofahrt zurück nichts anderes sagen können, als diese paar Wörter.

Nachdem Dag gegangen war, waren auch die zwei kurz danach aus ihrem Versteck gekommen. Schon da hatte Madeleine enorm geweint und Lotta hatte eher damit gerechnet, das diese wie eine Furie aus ihrem Unterschlupf kommen würde, um ihn noch an Ort und Stelle zu verprügeln. Doch stattdessen war diese zu nichts in der Lage gewesen, außer in Tränen zu vergießen.

Madeleine schnappte eine Tasche und füllte in Windeseile ihre Kleidung, die sie bei Dag hatte, damit.

»Willst du nicht erst mal mit ihm ...«

»Was? Reden?« , fauchte Madeleine dazwischen. »Da gibt es nichts zu reden. Du hast es doch gehört. Er fickt sie. Er fickt eine andere.«

»Ich hab's gehört und ich bin genauso schockiert wie du. Aber ich glaube immer noch, das er dich liebt und deswegen ...«

»Was?« , begann sie erneut. »Was soll ich tun? Ihm diesen Seitensprung verzeihen?«

»Du bist gerade sehr ... aufgewühlt. Du solltest erst einmal einen klaren Gedanken fassen. Ist es das, was du willst.« Sie zeigte auf die Tasche.

»Ich kann ihm das nicht verzeihen. Dieses Gefühl ... ich spüre regelrecht, wie es mich zerfrisst.«

Lotta setzte sich aufs Bett. »Du liebst ihn. Deswegen schmerzt es. Und vielleicht solltest du deshalb auch mit ihm reden.«

»Kein Wort wird das rückgängig machen.« Sie musste in dem Moment an Julian denken. Er hatte sie schließlich in flagranti erwischt. Ob ihn dieses Bild verfolgt hatte?

Als die Haustüre aufging, war es, als hätte ihr einer in den Magen geboxt. Madeleine blieb wie versteinert stehen.

»Babe? Du hast nicht geantwortet, ich hab jetzt einfach ma' was vom Chinesen mitgebracht. Hoffe, das ist okay ... oh hallo Lotta.« , sagte Dag, zu dem Zeitpunkt, als er ins Schlafzimmer sah und beide Frauen dort vorfand. Seine Stirn runzelte sich, als er Madeleines nasse Augen und die Röte an ihren sichtbaren Körperstellen vernahm. Schließlich blieb sein Blick auf die Tasche haften. »Was ist hier los?«

»Ich ... ich ... ich sollte jetzt besser ...« , startete Lotta.

»Packst du deine Sachen?« , fragte Dag. Der Umstand hätte natürlich ebenso heißen können, dass sie wieder mit auf Tour ginge, doch ihr Blick, ihre verheulten Augen ... alles sendete ihm andere Signale.

Madeleine sah ihn weiterhin starr an. Ihre Brust hob und sank sich, als sie tief ein- und ausatmete. »Du Lügner.« , kam mit schwacher Stimme sowie zittriger Unterlippe aus ihr heraus.

»Was?«

Sie begann richtig zu heulen und hielt sich den Mund zu.

Dag kam sofort näher und wollte sie umarmen, doch sie schubste ihn von sich weg. »Du hast alles kaputt gemacht.«

Er sah verwirrt zu Lotta. »Was ist hier los? Was ist passiert?«

»Das ist eine Sache zwischen euch ... ich ... ich gehe jetzt besser ... ich ... ihr müsst das klären. Hast du gehört Madeleine? Klärt das. Redet miteinander.«

Diese schüttelte den Kopf und zog die Nase hoch, als sie entschlossen ihre Tasche um die Schulter warf.

Dag hielt sie fest. »Wohin willst du? Was verfickt nochmal läuft hier ab?« Ungewollt wurde er lauter, aber er kam sich gerade vor wie in einem falschen Film. Was war los mit ihr?

Madeleine riss sich los und stampfte zur Türe.

Sie musste weg von ihm.

Ihn allein nur in der Nähe zu haben mit dem Wissen, wo er gerade eben noch war, brachte ein elendiges Gefühl in ihr hervor.

Dag sah zu Lotta, der man anmerken konnte, dass sie momentan lieber an einem anderen Ort wäre.

»Warte.« , rief er schließlich und wetzte seiner Freundin hinterher. »Was tust du Madeleine.«

Sie sagte nichts. Drehte sich nicht einmal um, sondern steuerte ohne Umwege ihr eigenes Auto an.

Lotta kam derweil ebenso nach draußen und sah zu den beiden rüber.

Madeleine schmiss die Tasche auf den Beifahrersitz und umrundete den Wagen. Dag blieb ihr auf den Fersen. »Red' mit mir.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich will nichts hören. Ich habe genug gehört ... und gesehen ... und gespürt. Ich kann es nicht mehr.«

»Madeleine, ich verstehe nicht, wovon du redest. Warum haust du ab? Was habe ich denn getan?«

»Ich dachte, du liebst mich. Aber es war nur eine Illusion.« , sagte sie unter Tränen und stieg ein. Sie verriegelte den Wagen und fuhr augenblicklich los.

Dag kam sich vor, als würde er ein Déjà-vu durchleben. Er blickte ihrem Auto nach. Völlig fassungslos. Hatte sie jetzt gerade mit ihm Schluss gemacht? Und wenn ja, wieso? Was hatte er denn Falsches getan?

Seine Augen gingen nach rechts ... zu Lotta. »Was war das?« , fragte er sie. »Was ist in sie gefahren?« Mit schnellem Schritt näherte er sich ihr.

»Dag, es steht mir nicht zu ...«

»Es steht dir nicht zu? Du warst doch gerade dabei, also weißt du genau, was mit ihr los ist.«

»Ja ich wurde involviert, aber es steht mir nicht zu, mit dir darüber zu reden. Das sollte sie schon selbst tun.«

»Selbst?« Er zeigte auf die Fahrbahn. »Sie ist abgehauen, ohne eine Erklärung abzuliefern.«

»Dann warte, bis sie sich ein wenig ... beruhigt hat. Und dann ...«

»Und dann? Lotta, wir fahren in ein paar Stunden los.« Wieder wurde er ungewollt lauter. »Ich will verfickt nochmal wissen, was mit meiner Freundin los ist. Warum ... warum sie mich verlassen hat.« Der Schmerz der Erkenntnis, das sie wirklich gegangen war, traf ihn. »Hat sie mich verlassen?« , fragte er Lotta mit leidvoller Stimme.

»Ich ... denke.« Rückwärts näherte sie sich Schritt für Schritt ihrem eigenen Wagen. »Dag, ihr müsst dringend reden. Das versuche ich ihr schon die ganze Zeit klarzumachen. Mehr ... kann ich ehrlich gesagt nicht tun.«

»Was habe ich denn getan?« , fragte er und lehnte sich nach unten, als sie in ihr Auto stieg.

»Ihr wehgetan.« , antwortete sie und erfasste den Haltegriff ihrer Türe, um diese zu schließen.

Weiterhin wie vor den Kopf geschlagen sah er Lotta kurz hinterher, als auch diese sich mit ihrem Wagen mehr und mehr von ihm entfernte.

~ Ihr wehgetan ...? ~

In was für einer falschen Realität war er hier gelandet?

Liebe ist ...Where stories live. Discover now