𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 40 ❥

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Vincent hockte im Studio.

Madeleine hatte er nichts davon gesagt, doch Dag hatte sich bereits gemeldet, das er vorbeikommen würde.

Nachdem er gestern Dag nach seiner Assistentin hatte absetzen lassen, hatte er Lotta überreden können, den restlichen Weg mit ihr zu Fuß zu gehen.

Er hatte einfach noch nicht vorgehabt, dass der Abend endete.

Lotta genauso wenig.

Das hatte er bemerkt.

Den kompletten Abend über hatte er auf jede kleine Sache geachtet. Abhängig von ihrer Persönlichkeit zeigte sie sehr oft Anzeichen von Nervosität oder war extrem hektisch, wenn sie etwas tat.

Sie war aufgeregt. Das war auch schon bei der Gala so gewesen. Nur hatte er es da nicht richtig wahrgenommen, weil er selbst nervös wie ein Hemd war.

Beim Spaziergang hatte sie ihm viel Privates erzählt. Unter anderem, dass ihr Ex sich kein bisschen für Juna interessierte. Was er null nachvollziehen konnte.

Was ihm momentan jedoch im Kopf herumschwirrte, war noch immer das, was währenddessen vorgefallen war.

Sie wusste nun, was er für sie empfand. Zumindest hatte er bei ihrer nächtlichen Wanderung gesagt, dass er sie wirklich sehr mochte. Woraufhin sie es erwidert hatte.

In dem Moment fühlte er sich so richtig glücklich, als über ihre Lippen „Mir geht's genauso, Vincent" gekommen war.

Dann war er jedoch übermütig geworden und hatte sie geküsst. Nicht stürmisch oder mal eben kurz. Es war ein Mittelding und ... Lotta hatte sehr wohl mitgemacht. Danach hatte sie jedenfalls verlegen die Lippen eingezogen und gesagt, dass sie das nicht dürften. Er hätte schließlich Viktoria und würde Vater werden.

Natürlich hatte sie Recht.

Man ging nicht fremd.

Er hatte ihr erwartungskonform gesagt, wieso er mit der Schwangeren zusammen war und genauso hatte er ihr auch mitgeteilt, dass sich im Gegensatz dazu nur bei Lotta alles richtig anfühlte.

Sie hatte gelächelt, aber blieb bei ihrer Meinung.

Jetzt wo er wusste, dass es ihr in gleicher Weise erging wie ihm, fühlte er sich noch mehr wie in einer Gefangenschaft mit Viktoria.

Wenn er Dag davon erzählen würde, käme von ihm mit Sicherheit nur „Dann trenn' dich". Er sah leider nicht das, was alles damit zusammenhing.

Für ihn war immer das volle Programm leicht.

Möglicherweise lag es ja daran, da er sich nie so richtig auf eine Frau eingelassen hatte.

Sein bester Freund hatte seinen Spaß, aber Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen lag ihm fremd.

Was dagegen auch irgendwie ein Vorteil war. Wenn es keine gab, die Bedeutsames in einem auslösen konnte, steckte man einfach ausgedrückt nie zu tief in etwas drin.

Wozu sollte Vincent ihn also mit seinen Problemen nerven, wenn Dag nie in derselben Lage war, um zu verstehen, wie man sich in so einer Scheißsituation fühlte?

Allerdings ...

Irgendwas musste gestern vorgefallen sein. Zwischen ihm und Madeleine.

Die zwei hatten getanzt. Doch als Vincent aufs Neue hingeschaut hatte, waren beide verschwunden. Kurz danach kam Madeleine jedoch wieder an den Tisch ... gefolgt von Dag, der im weiteren Fortgang irgendwie ... anders war. Gedankenversunken.

Auf jeden Fall war er nicht bei der Sache.

Möglicherweise beschäftigte den Lockenkopf ja doch etwas?

Als hätte dieser es in seinen Ohren klingeln hören, betrat er unerwartet den Raum. »Na. Keine Hobbys, oder wat hängste hier rum?«

»Und du?« , stellte er als Gegenfrage, während Dag mit seinem Stuhl neben ihn gerollt kam.

»Muss gleich zum Training.« Er sah sich um. »Bist du ... allein?«

»Ja. Sie hat frei.«

»Ah.« War das Einzige, was er dazu sagte.

Vincent blickte vom Bildschirm weg. »Was läuft da ... genau?«

»Wo?«

»Du. Madeleine.«

»Nichts.«

»Hast du sie ... läuft da was?«

»Ich hab sie nicht.«

»Du wolltest doch die Erlaubnis.«

»Und?« , brummte er mit einem Achselzucken.

»Hmm. Also ist ... alles in Ordnung.«

»Klar.« , brummte er ein weiteres Mal und lehnte sich mehr zurück. Er verschränkte die Arme hinter seinen Kopf. »Was bedeutet in deinen Augen, mehr anstrengen?«

»Mehr anstrengen?«

»Ja.«

»Na ja kommt immer drauf an.«

»Auf?«

»Ja auf welchen Bezug natürlich.« Zerstreut betrachtete er Dag. »Meinst du das auf etwas Spezielles?«

»Ehm ... stell dir vor, es gibt ein Ziel, was du erreichen möchtest, aber jemand sagt dir, das du dich dafür viel mehr ins Zeug legen solltest.«

»Okay?!« Vincent behielt seinen desorientierten Blick bei. »Jetzt willst du von mir wissen, wie man ein Ziel erreicht?«

»Nein. Was bedeutet die Aussage?«

»Na ... das man sich mehr anstrengen soll?! Oder nicht. Also wie sollte man es sonst bewerten?«

»Es könnte aber auch heißen, das man es erst gar nicht versuchen sollte, oder?!«

Vincent runzelte die Stirn und dachte nach. »Keine Ahnung. Eigentlich sagt man es ja ... warte, du sprachst von einem Ziel ... wenn also, ich zu meinem Kind sage, streng' dich an, dann wirst du die Ziellinie früher oder später auch erreichen. Dann meine ich damit ja ...«

»Nein warte.« , fiel Dag ihm ins Wort. »Das war zu viel. Niemand hat gesagt, streng' dich an, damit du es erreichst, sondern ...« Nun dachte er nach, als er abrupt aufhörte.

~ Wenn du mich willst, dann streng' dich mehr an. ~

Das war eine Aufforderung. Es war kein, schau' mal wie weit du kommst, doch die Linie wird nicht überschritten. Es war definitiv ein Appell.

Dag sollte sich wahrlich anstrengen. Nicht nur doof daherreden.

Er stand auf und klopfte Vincent auf die Schulter. »Danke.«

»Für?« Neben sich stehend blickte er weiterhin drein.

»Deine Hilfe.«

»Ehm ... bitte.« Er sah ihm nach. »Du haust jetzt ab?«

»Ja. Wie gesagt ... muss gleich zum Training.«

»Und ... du willst dein Ziel erreichen ... oder aufgeben?« Auch wenn er nicht wusste, wovon Dag genau sprach, war er neugierig. Insbesondere weil er in seinem Fall die Ziellinie mit Lotta verglich.

»Erreichen.« , grinste Dag und verschwand.

Vincent blickte wieder auf den Bildschirm.

Viele Wege führen nach Rom. Er kannte sein Ziel. Jetzt musste er nur den richtigen Weg für sich finden.

Liebe ist ...Where stories live. Discover now