#4 Verrat

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Während die Heimtücke und der Verrat ihr Netz um die Beiden woben waren Trevor und Isador ahnungslos.
Beide gingen in ihren Unterricht, Trevor absolvierte seine Flugstunden und zwei, manchmal auch drei Mal die Woche trafen sie sich nachmittags.
Meist waren sie bei Trevor, aber nicht immer, wenn sie heimlich ihre Küsse austauschten und sich voller Verlangen gegenseitig anhimmelten.
Im vollen Bewusstsein etwas Verbotenes zu tun und doch zugleich sich der Gefahr in die sie sich längst gebracht hatten völlig unbewusst.
Längst hatten die Wände, zumindestens im Hause von Isador, Augen und Ohren bekommen und sammelten Informationen, die mitnichten den ordentlichen Weg zu den Behörden gingen, sondern sich in den Händen eines ehrgeizigen Mannes wiederfanden, dessen Ehrgeiz mit nicht weniger als dem Amt des Storledar zufrieden zu stellen gewesen wäre.
Ambitionen, von denen man im fernen Sore durchaus mitbekam, die man dort aber keinesfalls begrüßen wollte.

Und so traf es Trevor mehr als unvorbereitet, als er, nach einer weiteren Flugstunde, voller Vorfreude vor dem Hause von Isador ankommend, nicht diesen sondern nur seine bitterlich weinende Mutter antraf.

"Trevor!" schrie sie bei seinem Anblick gequält auf, "sie.... sie haben ihn mitgenommen... ...er hat doch nichts gemacht..."
Während ihn ein äußerst ungutes Gefühl beschlich, fragte er sie: "Wer hat Isador mitgenommen?"
Schluchzend und mit Angst gefärbter Stimme erwiderte sie: "Die Heripol, sie haben ihn verhaftet...."
Die Heripol, das war nicht gut, durchfuhr es Trevor und die kalte Hand der Angst griff nach seinem Herzen, wenn die Geheime Reichspolizei kommt, dann ist das meistens nicht gut für denjenigen den sie holt..
Während er die aufkommende Panik in seinem Inneren herunterkämpft, erkundigt er sich: "Haben die einen Grund genannt?"
"Er soll wider das Reichssitten- und kulturgesetz gehandelt haben" wimmert die verzweifelte Frau, "wie soll das gehen, mein Isador ist doch immer so ein anständiger Junge gewesen..."
Trevor allerdings wusste nur zu gut, dass das nicht der Fall war und auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wer hier wie und wovon genau Wind bekommen hatte, war ihm nur zu klar, dass die Stoßrichtung der ganzen Sache er und über ihn sein Vater war.
"Ich kümmere mich darum" versprach er der verzweifelten Mutter und eilte zurück zu seinem Wagen.
Diese Schweine, wer immer dahinter steckte, spekulierten darauf, dass entweder Isador bei der Befragung durch durch die Heripol singen würde oder ihm, Trevor, der Gedanke an das was man Isador zufügen würde, derart unerträglich sein würde, dass er intervenieren würde.
Trevor war nur zu bewusst, dass, wenn er Isador aus den Fängen der Heripol befreit, das Fragen aufwirft, die er nur schwerlich beantworten kann. Und das sein Tun als Beweis der Vorwürfe welche dann unweigerlich im Raum stehen würden, gelten würde.

Aber er konnte nicht nichts tun.
Niemals hätte er sich verzeihen können, wenn er zugesehen hätte, zugelassen hätte, wie und dass man Isador in einem dunklen Keller der Heripol qualvoll zu Tode foltert nur weil er mehr für ihn empfunden hat, als in seinem Vaterland schicklich und erlaubt war.
Selbst wenn er die Aussagen von Isador hätte entkräften können - und dass Isador bei einer peinlichen Befragung durch die Heripol irgendwann alles bestätigt hätte, wusste er nur zu gut - was wäre er für ein Mensch gewesen, wenn er damit leben gekonnt hätte.

Von daher kehrte er schnurstracks und so schnell der Verkehr es zuließ in sein Zuhause zurück.
Dort angekommen hatte er einen Plan gefasst, einen Plan der Isadors Leben retten würde.

Diesen Plan begann er nun umzusetzen, ruhig, gefasst und emotionslos.
Zunächst ging er zielstrebig in seine Räumlichkeiten in der Residenz des Storeledar.
Als Sohn des Großen Anführers hatte er zumindest formal den Rang eines Generalplatsvanger¹ in den Streitkräften von Nordens Reike inne.
Die entsprechende Uniform holte er nun aus dem Schrank und legte sie an. Ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigte ihm, dass er in dem hellem Blau von Nordens Luchtvapen eine ebenso gute wie eindrucksvolle Figur machte.
Hoffentlich wirkt die Uniform lange genug bevor irgendwer realisiert wer drinnen steckt dachte er bevor er sich umdrehte und an den Waffenschrank ging.
Neben seiner Pistole nahm er sich auch noch eine Maschinenpistole.
Nur für den Fall, dass die Uniform nicht reicht, dachte er dabei.
Dann ging er hinüber in die Kanzlei des Storeledar.

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now