#129 Resultate von Macht

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Noch ein wenig von ihrem vorangegangenen intensiven Liebesspiel erschöpft lag Isador mit einem Stapel Notenblätter auf der Terasse und seufzte plötzlich laut auf.
Sofort eilte Trevastan herbei und gab sich besorgt: "Tut dir etwas weh, kann ich was tun, brauchst du Hilfe?"
"Nein, alles gut" erwiderte Isador, "ich frage mich nur gerade ob die Rolle eines Bösewichtes wirklich etwas für mich ist..."
"Was macht dir denn Sorgen?" erkundigte sich sein Virion sofort.
"Na, schau..." sprach Isador und reichte ihm mehrere Blätter.

Trevastan blickte darauf, zog eine Augenbraue hoch und meinte: "Oha!"
"Verstehst du was ich meine?" wollte sein Uxvir nun wissen.
"Ich verstehe vor allem gerade warum die Strepponi die Werke An-Taetsin für später Zeiten überlassen hat..." erwiderte Trevastan ihm.
"Wie meinst du das?" kam es nun von Isador.
"Na ja..." meinte der Divinoble, "schau mal hier, da singt der Chor: 'In tio culo uno minchio
E uno in tio osio'!'¹,
so was hätte doch im 26. Jahrhundert einen Skandal ausgelöst. Heute ist das hingegen bestenfalls leicht provokant..."
"Wenn du die Stelle schon so siehst, dann guck mal was ich als Fedeiur vorher bringen muss..." stöhnte Isador nur.
"Ach ja? Wenn du das so direkt rüber bringst wie du mit Hilfe deiner Pheromone mit mir gespielt hast, dann sehe ich da kein Problem!" frotzelte Trevastan.
"Nur weil du meinem Locken völlig verfallen bist" spöttelte Isador, "wie machen das andere Divinoble wenn ihre Uxvirs das machen? Regiert womöglich doch An-Anadurs innerer Uxvir das Imperion?"

Schlagartig wurde der Gesichtsausdruck von Trevastan ernst und mit ebensolcher Stimme erwiderte er: "Kein lebender Uxvir von dem ich weiß, beherrscht das so wie du! Und auch aus der Geschichte kenne ich nur wenige Uxvire, die den Velamen violacam² zeigten bevor sie ihre Pheromone in den Umlauf brachten..."
"Den Velamen vio... was?" verstand Isador nicht wovon er sprach.
"Ein violetter Schimmer der sich auf deiner Haut im Bereich von Hals und Nacken zeigt" erklärte ihm Trevastan.
"Das hab ich? Ist das schlimm? Das schadet dir doch nicht?" sprudelten die Fragen nun nur so aus Isador heraus.
"Das hast du" erwiderte Trevastan, "und das ist nicht schlimm, sondern nur besonders. Im übrigen glaube ich, dass du mit deinem Lockdüften und Botenstoffen sogar andere Divinoble außer mir, deinen Virion, beeinflussen kannst."
"Das wäre ja erst Recht ein Grund nicht vor anderen... oder?" kommentierte Isador das.
"Allerdings, absolut" gab Trevastan daraufhin sofort klein bei.

*****

Da am Morgen danach Godansday³ war, musste Lison nicht zur Universität und so konnten er und Simur erst ausschlafen und dann gemütlich zum Brunch im Hotel gehen.

"Sehen wir uns wieder?" war dennoch Lisons erste Frage, kaum, dass er Dank seines ersten Qoffee⁴ richtig wach war.
"Das hoffe ich doch" erwiderte Simur, "also ich beabsichtige die nächsten zwei Wochen hier in New Kingstown zu bleiben!"
"Und dein Studium?" erkundigte sich Lison besorgt.
"Das kann warten" erklärte Simur ihm.
"Und was willst du dann hier machen in der Zeit?" wollte Lison nun wissen.
Simurs Antwort überraschte ihn dann doch: "Sicherstellen, dass wir uns in zwei Wochen immernoch daten!"
Die beiden Saphire musterten ihn aufmerksam, dann meinte Lison: "Du scheinst dir aber sehr sicher zu sein?"
Worauf ihm Simur bestätigte: "Ja, bin ich! Noch nie war ich mir bei jemandem so sicher wie bei dir!"
Rot wurden die Wangen von Lison und Simur fand es niedlich und konnte sich kaum von diesem Anblick losreissen.

"Ich kann das aber nicht" merkte der Blauäugige nun verlegen an, "ich muss in die Uni gehen, ich kann nicht schwänzen...."
"Das möchte ich auch nicht" erwiderte Simur, "also, dass du wegen mir deine Vorlesungen und Seminare verabsäumst...."
"Verabsäumst...?" Lison kicherte und meinte dann ein wenig scheinheilig: "Kann es sein, dass das Angevinische nicht deine Muttersprache ist?"
Simur grinste nur und wich der Frage geschickt aus: "Ich bezweifle, dass das was meine Mutter sprach überhaupt als Sprache zu werten ist..."
"Wie das?" verstand Lison seinen Versuch witzig zu sein nicht.
"Nun" erklärte ihm Simur, "wenn du das Muhen von Kühen oder das Miauen von Katzen als Sprache wertest, dann war auch das was aus der Kehle meiner Mutter kam eine Sprache..."
Jetzt verstand Lison und meinte: "Oh je, so schlimm?"
"Die Gosse fühlt sich diskriminiert wenn du es Gossensprache nennst" erläuterte Simur voller Zynismus.
"Du hattest es auch nicht einfach in deinem Leben" sprach Lison nun und seine Stimme und der Blick in seinen Augen zeugten von großer Empathie.

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now