"Jetzt im Moment? Da rast er wohl mit seinem Camir durch die Gegend..." gestand Meran.
"Macht dir das Sorgen?" erkundigte sich Isador.
"Er fährt... so... seit mehr als 150 Jahren" antwortete Meran, "da hört man auf sich Sorgen zu machen, sonst geht man daran kaputt..."
"Hmm ja..." meinte Isador bevor er fragte: "Was erhoffst du dir nun, dass ich tue?"
"Ich habe Angst, dass er eine Depression hat" erklärte Meran, "er braucht eine Cura¹."
"Du weichst meiner Frage aus" merkte Isador an.
"Ich... ich weiß nicht was ich tun soll... er wird einer Cura¹ niemals zustimmen... er fühlt sich einsam... ich..." stammelte Meran bis er ganz schwieg und Isador bittend anschaute.
"Falls du gehofft hast, ich würde ihn manipulieren damit er sich einweisen lässt" erwiderte ihm Isador nun, "dann muss ich dich enttäuschen, das werde ich nicht tun. Irgendwann würde er dahinter kommen und dann wäre das, was von unserer Freundschaft noch übrig ist unwiderruflich zerstört."
Man sah Meran an, dass er ein wenig auf diese für ihn einfachste Lösung gehofft hatte, aber er schwieg.
"Du bist zu mir gekommen, was hast du dir erhofft?" fragte ihn Isador noch einmal.
"Ich liebe, ich liebe ihn wirklich sehr!" brach es nun aus Meran heraus, "ich bin nicht einer dieser Divinoble vergangener Zeiten der einfach irgendein armes, wehrloses Geschöpf an sich gebunden hat und es dann mit Strafen und Schlägen so lange traktiert hat bis es gebrochen war und aus lauter Angst wie gewünscht funktionierte – oder einfach daran zerbrochen ist! Aber ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll. Ich liebe ihn sehr, aber meine Arbeit aufgeben, das kann ich nicht und das will ich auch nicht!"
Isador war aber schon vorher hängen geblieben. "Divinobles haben früher einfach irgendwen der ihnen gefiel an sich gebunden und dann mit Druck und Schlägen nach ihrem Willen geformt?" fragte er und es war ihm anzumerken, wie sehr ihn das entsetzte
"Du hast es doch bei Hernan und Marlur mitbekommen" erwiderte Meran, "es war selten, dass wirkliche Liebe zwischen einem Divinoble und seinem Uxvir bestand. Noch seltener, dass solche entstand.
Meine Beziehung zu Taetae und die von Ieran und An-Anadur, die aus gegenseitiger Liebe entstanden und nicht aus einseitigem Gefallen oder politischen Interessen, waren damals geradezu revolutionär, unerhört und für traditionelle Teile des Gesellschaft von Sore geradezu skandalös."
"Mir war klar, dass man uns Uxvires als schwach, als unterlegen, als unterworfen und nicht in der Lage eigenständig über ihr Leben zu entscheiden betrachtet hat" meinte Isador nun, "aber dass man uns gehalten hat wie Servions² oder Subs³, das erschüttert mich jetzt schon!"
"Viele sind daran zerbrochen. Was ja auch nicht verwunderlich ist, wenn man von einem Typen gewissermaßen körperlich abhängig ist, der einen nicht liebt und einem jeden eigenen Willen mit physischer und/oder psychischer Gewalt austreibt. Es gab Divinobles, die haben die unsinnigsten Regeln für ihre Uxvirs aufgestellt, einfach um sie zu demütigen oder damit diese dann gegen eine dieser Regeln verstoßen und man sie bestrafen konnte" berichtete Meran nun, "mein Pator hat das mit meinem Mator gemacht. Ich habe das als Kind mitbekommen und ich habe mir geschworen dass ich mich niemals so gegenüber einem Menschen verhalten werde, der von mir abhängig ist."
"Wie haben die das so lange überlebt?" wunderte sich Isador nun.
"Viele haben es nicht" erwiderte Meran, "manche haben sich nicht brechen lassen und sind kämpfend zugrunde gegangen. Andere sind innerlich zerbrochen und innerlich gestorben. Es gab ein eigenes Wort für solche: Vivensmortuun⁴. Und nicht wenige haben sich ihr Leben genommen..."
"Und ich dachte man hatte den Weg mit den Uxvirs beschritten wegen der Probleme mit den Divinobles die ihr Geschlecht änderten? Da hat es doch auch viele Suizide gegeben?" hakte Isador nach.
"Das ist richtig. Aber Uxvires die aus dem Leben schieden waren ja keine Divinobles, da war das etwas anderes" erklärte ihm Meran bitter.
"Das ist furchtbar" stellte Isador richtig fest, "warum habe ich davon noch nichts gehört?"
"Weil niemand über die dunkle Vergangenheit der Elite unserer Gesellschaft spricht" erwiderte ihm Meran, "wusstest du, dass noch vor 150 Jahren eine Gruppe von Divinobles – unter ihnen auch Terastan – einen verpflichtenden Wesenstest für alle sorenischen Jungen im Alter von sechzehn Jahren einführen wollte? Man wollte so herausfinden wer ein Domvir, wer ein Usivir und wer ein Subvir ist. Die Subvir hätten dann den Divinobles für 'ihre Bedürfnisse' 'zur Verfügung' stehen sollen..."
Jetzt war Isador ehrlich geschockt. "Ich vermute bei so einem Test wäre ich mit Sechzehn auch ein Subvir geworden" murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Meran.
Der fügte hinzu: "Ieran hat das verhindert. Er hat gesagt, das sei eine Wiedereinführung der Sklaverei durch die Hintertür..."
"Da hatte er ja kaum Unrecht" merkte Isador nun an.
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Das Land jenseits der Berge.
FantasyTrevor liebt wen er nicht lieben darf und als die Dinge eskalieren entschließt er sich seine große Liebe in Sicherheit zu bringen und in das Land des vermeintlich dekadenten und sittenlosen Erzfeindes seiner Heimat zu fliehen. Doch die Dinge sind n...