#42 Simurs Aufstieg

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Der Rat für kulturellen Austausch folgte wenig überraschend dem Vorschlag seines Vorsitzenden und so war die Ernennung von Simur zum Kulturattaché des Imperion Sorenam an dessen Botschaft in Kingstown-of-the-North denn auch mehr eine Formalität.
Zu Simurs Verwunderung hatte der Rat ihn sogar zum Legator¹ erhoben, was seine Stellung an der Botschaft gegenüber dem Rang eines Addettion noch mal deutlich stärkte.

"Messere Legator" wandte sich Trevastan kaum, dass die Ratssitzung vorüber war, an Simur der noch immer damit beschäftigt war seine Blitzkarriere im diplomatische Dienst des Imperions zu verarbeiten. "Messere Legator, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Beförderung!" Dabei war das amüsierter Blitzen in seinen Augen aber unübersehbar.
"Aus der Quinta² direkt zum Diplomaten" witzelte Simur nun, "so schnell kann es gehen."
"Selbst für einen Jungen aus Chibera" merkte er an, aber Simur konterte sarkastisch: "Man muss nur den späteren König einer ausländischen Macht entjungfern..."
Jetzt musste auch Trevastan schmunzelnd und witzelte: "Wenn es weiter nichts ist..."
"Tja, das mit dem Hochschlafen hat dann doch noch geklappt" kicherte Simur.
Trevastan lachte und meinte: "Darf ich den Legator zur Feier des Erfolges zum Abendessen einladen?"
"Ich bin zu allen Schandtaten bereit" erklärte der aufgekratzt.
"Na dann..." grinste Trevastan, "auf zum Essen." Dann beugte er sich vor und nannte seinem Fahrer eine Adresse.

***

Mit einem Glas Spumante³ in der Hand stand Isador an der Brüstung der divinimperialen Loge des Inperialen Opernhauses von Sore und schaute hinab in den Saal.
Unten im Orchestergraben fanden sich bereits die ersten Musiker wieder ein, was ein untrügliches Zeichen dafür war, dass die Pause sich dem Ende neigte.
An-Anadur war es der plötzlich neben ihm stand und ebenfalls hinab auf Bühne und Orchester schaute.
"Wie ist es" fragte Isador ihn leise,"sich alles das anzuschauen in dem Wissen, dass es einem anwesenden Freund tatsächlich passiert ist?"
"Beim ersten Mal war es unerträglich, ich wusste kaum wie ich ihm danach begegnen sollte" berichtete der Divinuxvir, "aber damals war das auch noch sehr viel aktueller als heute. Mach dir nicht soviele Gedanken deswegen, An-Taetsin hätte dich nicht eingeladen wenn es ihm unangenehm wäre..."
Kaum war er fertig läutete es zum Ende der ersten Pause. "Bis später..." meinte An-Anadur als An-Taetsin ihn nun wieder mit in dessen Loge nahm.

Der zweite Akt begann damit, dass Merean im Namen Sores dem Kaiser von Chitaia ein Ultimatum stellte.
"Quamo los canons loquies, tun ip suo penitentos averos respellav noi causa noblesam!⁴" drohte er.
Natürlich lehnte Chitaia das rigoros ab.
Und hatte noch eine viel dümmere Idee, die der Imperator von Chitaia nun in dröhnendem Bass besang:
"Guerrum! Guerrum! Los monts chitaiam, per canto cimon ips aves, ips generes guerrions: Comes bestions rapacam sup gregrion ips impetes sup alienions."
Chitaia eröffnete das Feuer auf die sorenische Flotte nur um festzustellen, dass seine Geschütze diese nicht erreichte, deren Geschütze aber die Ufer des Landes.

In der nächsten Szene stürmen die sorenische Expeditionstruppen Tschinkyu und dann wechselte der Focus wieder auf Tetrur.
Dieser lag leicht bekleidet auf einem Bett und der Kaiser schickte sich an, ihn erneut mit Gewalt zu nehmen, als ein Diener hereinstürmte und ihn warnte, der Feind sei in der Stadt.
Isador war natürlich klar, dass der Kaiser hier ein Symbol für Chitaia war und keinesfalls An-Taetsin einst vom Herrscher von Tihonguk vergewaltigt worden war, aber dennoch, die Darstellung ging unter die Haut.

Der Kaiser floh und kurz darauf stürmte Merean hinein, wo Tetrur noch immer fast nackt und zitternd lag.
Die nun folgende Arie des Tetrur, 'Avert pition, o messere!'⁶ galt als eine der Höhepunkte des klassischen sorenischen Melodrama und mit dem berühmten Duett 'Der Junge ist so wunderschön/Verschont mich, bitte lasst mich geh'n' von Merean und Tetrur endete der zweite Akt.

Meran hatte An-Taetsin also frisch gefickt in einem Bordell bei der Stürmung von Tschinkyu kennengelernt realisierte Isador ein wenig geschockt die Realität, welche so eine Aufführung natürlich nur andeuten konnte.

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