#47 Trevor allein zu Hause

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"Ich bin etwas überrascht, dass Ihr Gemahl nicht anwesend ist" gab sich die Erste Ministerin Slater etwas verwundert.
"Oh, warum verwundert Sie das?" erwiderte Trevor und tat so, als wenn er das nicht längst schon wissen würde.
"Nun, ich möchte Euch nicht zu Nahe treten, Sire, aber ich hatte den Eindruck, dass der hier derjenige ist, der eigentlich die Fäden in der Hand hält" gab Hilda Slater etwas peinlich berührt zu.
Belustigt erwiderte ihr Trevor daraufhin: "Oh, ich bin mir sicher, dass Terastan diesen Eindruck auch hat..."
Als er die Verwirrung im Gesicht seiner Regierungschefin sah, wurde seine Stimme ernst: "...und das ist auch gut so. Um aber eines klarzustellen: Ich bin hier König und ich habe nicht vor, Angevinien zu einem Protektorat von Sore werden zu lassen oder einen Marionettenkönig für Terastans Machtgelüste zu spielen. Ich hoffe wir verstehen uns, dass Sie die First Minister meiner Regierung sind und nicht einer Regierung von Terastans Gnaden. Ich verlasse mich auf ihre Loyalität für den Moment, in dem es gilt, Terastan das klar zu machen!"
"Glaubt mir, Sire, ich möchte als erste Frau in diesem Amt nicht als die First Minister in die Geschichte eingehen, die ihr Mutterland an Sore verkauft hat" erwiderte die Slater energisch.
"Nun, wenn das geklärt ist, sollten wir uns Gedanken machen wie wir vor meiner Krönung die Kontrolle über New Lugunia erlangen ohne dafür sorenische Truppen und Terastan heranziehen" kam Trevor ohne Umschweife zum nächsten Thema.
Die Antwort der Slater kam so rasch, dass klar wurde, dass sie sich dazu schon Gedanken gemacht hatte: "Wir schicken Eurer Majestät Flotte, wir schicken die Forces E und F aus New Ecossia und setzen alle in New Ecossia verfügbaren Truppen in Bewegung nach New Lugunia."
"Denken Sie das reicht?" erkundigte sich Trevor.
"Unsere Analysten gehen davon aus, dass die Marlaisten nur über wenige loyale Kräfte noch verfügen" erläuterte die Slater ihm sofort, "nach dem Verlust der Force H gehen wir davon aus, dass die an der Ostküste einzig verbliebene Force G keinen Widerstand leisten wird. Auch weil man eine Beteiligung sorenischer Truppen befürchtet. An der Westküste haben wir die Forces J, K und L. Widerstand erwarten wir keinen, allerdings werden sich einige Schiffe wohl nach Sindhurat absetzen. Womöglich mit Marla.
Wir sind eine Seemacht. Widerstand an Land müsste die königliche Garde leisten - und wir sind sicher, die wird nicht für Marla ihre eigene Heimat verwüsten wollen."
"Mir scheint, Sie haben an alles gedacht" erwiderte Trevor, "eines nur: Wenn Sie wollen, dass Terastan nichts mitbekommt, vermeiden Sie vom Telegramm bis zum Telefon alles. Schicken Sie schriftliche Befehle mit vertrauenswürdigen Boten per Automobil, Zug oder Flugzeug. Und das nicht nur heute!"
"Sire" erwiderte die Slater entsetzt, "sind wir so durchsichtig für Sore?"
"Im Moment sind wir das. Deswegen möchte ich Sie auch bitten ihr Augenmerk auf die Modernisierung unserer Kommunikation und Verwaltung zu legen. Wir müssen den Abstand zur den Fähigkeiten Sores in der elektronischen Datenverarbeitung und Kommunikation dringend reduzieren."
"Sollen wir die für Lugunia bereits erteilten Aufträge an sorenischen Firmen auch auf Ecossia und die Überseegebiete erweitern?" fragte die Slater nach.
"So weit es für uns möglich und bezahlbar ist, das obliegt letztendlich Ihrer Entscheidung, aber meine Unterstützung dafür haben Sie" erwiderte Trevor, "und Kontakte zu Camarinia wären auch nicht schlecht. Die sind in den Dingen zwar nicht so weit wie Sore, aber sicherlich mindestens 20 Jahre weiter als wir."
Die Slater war da skeptisch: "Denkt Ihr, Sire, dass die uns nun als in ihren Augen progressive Nation betrachten?"
Trevor nickte und meinte nur: "Ich denke ich muss Ihnen nicht sagen welche Reformen im Straf- und Familienrecht überfällig sind, nach denen sicherlich..."
"Sire, Ihr entschuldigt mich, ich habe viel zu tun!" kam es von der Slater dann.
"Natürlich, ganz uneigennützig wünsche ich Ihnen viel Erfolg" schmunzelte Trevor und begleitete die Slater noch bis zur Tür.

Nicht ohne Grund hatte Trevor das Gespräch mit der Ersten Ministerin für heute angesetzt.
Terastan, als Supremator Militaris von Sore, war nämlich am frühen Morgen nach Sore Urbam geflogen um bei einer gemeinsamen Beratung von Convent und Senat über das Engagement in Angevinien Rede und Antwort zu stehen.
Wenn sich die beiden Kammern zum Consilion Magnam¹ vereinten, musste auch ein Terastan springen, wenn nach ihm gefragt wurde.
Und zu seinem großen Mißvergnügen fragte der Rat nach ihm.

Das Land jenseits der Berge.Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα