Das Land jenseits der Berge.

#119 Er ist nicht er!

Nachdem Hernan lebend, Isador und Trevastan verheiratet sich aus der Affäre ziehen konnten, war es an der Zeit für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen.
Zu diesem Zwecke verließ die Gesellschaft das Omnidivinosion und begab sich in einem Fahrzeugkorso vom Mons Immortalis hinab an den Mariungo.
Die Gelegenheit für hunderttausende Schaulustige einen Blick auf das frisch vermählte Paar und die illustren Gäste zu werfen anders als der Veranstaltung im Television oder Telerete zu folgen.
Eine Gelegenheit von der sehr viele Gebrauch machten, denn eine Hochzeit des Types 'aufstrebender Musikstar heiratet stinkreichen Kronprinzen' war etwas, dass nicht nur in Sore ein breites Interesse erregte.
Auch wenn man das Ganze in Sore Urbs natürlich möglichst locker gestaltete, herrschte hinter den Kulissen die höchste Sicherheitsstufe.
Der Luftraum über Sore war hermetisch abgeriegelt, dennoch schwirrt überall Überwachungsdrohnen und dazu noch die Aufnahmedrohnen der Medien. In den Seitenstraßen ballten  sich die Sicherheitsorgane und mehrere medizinische Notfallzentren waren in ständiger Alarmbereitschaft.
Bekannten Gegnern der Divinoble war nachdrücklich empfohlen worden Sore Urbs für den Zeitraum der Feierlichkeiten zu verlassen und für alle nach Sore Urbs verkehrenden Züge waren besondere Check-Inn Verfahren schon an den Abgangsbahnhöfen zu durchlaufen, dazu waren auf allen nach Sore Urbs führenden Autovias Checkpoints errichtet worden an denen die Sicherheitskräfte alle nach Sore Urbs Reisenden einem kritischen Blick unterzog.
Unnötig zu erwähnen, dass die Maßnahme ein totales Chaos im zentralsorenischen Bahn- und Straßenverkehr zur Folge hatten.
Um ganz sicher zu gehen, dass auch von Seiten der Demarsisten nichts zu befürchten ist, hatte man in der von Sore besetzten Zone Silistriens ganz offen Mittelstreckenraketen in Stellung gebracht die auf Sovetygrad zielten und sehr offen durchsickern lassen, dass man bei dem kleinsten Anschein von desmarsistischen Terroraktivitäten bedenkenlos die Hauptstadt der SSR "von der Landkarte putzen würde" wie Meran ab Martiam es ausgedrückt hatte.

Ob es daran lag, dass der Konvoi unbehelligt seinen Weg durch jubelnde Massen nahm sei dahingestellt, auf jeden Fall kamen alle wohlbehalten am Mariungo an wo sie an Bord des Museumsschiffes ENSN 'Purgator' gingen.
Bei der Purgator, deren Namen in etwa soviel wie 'der Wegputzende' bedeutete handelte es sich um einen alten Flugzeugträger der sorenischen Flotte.
Nur trug sein riesiges Deck nun keine Flugzeuge mehr sondern war mit Teppich ausgelegt und wurde von zahlreichen, riesigen Sonnensegeln beschattet unter denen man Tische und Stühle für das glückliche Paar und seine Gäste aufgestellt hatte.
Als alle Platz genommen hatten legte die Purgator ab und machte sich auf den Weg ins Mare Nosteram während den Gästen alsbald der erste Gang des opulenten Mittagsmenü serviert wurde.

"Hättest du wirklich mit ihm gekämpft?" wandte sich Simur an den zu seiner rechten Seite sitzenden Trevor.
Bevor der antworten konnte mischte  sich auch Taejo leicht spöttisch ein: "Ja, sag es uns Darling, hättest du ihn wirklich ins Gras beißen lassen?"
"Ihr zweifelt ja wohl nicht daran, dass ich gewonnen hätte?" erwiderte  Trevor mit gespielter Empörung.
"Oh, dass er kurz davor war sowas von tot zu sein" griente Simur nun, "dass hat er ja selbst gemerkt..."
"Ihr hättet ihn wirklich getötet?" entfuhr es Ivenej der neben Taejo saß nun völlig entgeistert.
"Wenn er dumm genug gewesen wäre Isadors Ehre in Frage zu stellen" erklärte Trevor ihm und dieses Mal war er ganz ernst, "dann wäre mir nichts anderes übrig geblieben."
"Habt Ihr gedacht er wäre dumm genug... wenn ich fragen darf?" wollte Ivenej nun wissen.
"Sagen wir es mal so" sprach Trevor daraufhin in einem etwas diplomatischen Tonfall, "ich habe gehofft er wäre es nicht. Aber wenn er es gewesen wäre, wäre ich bereit gewesen meinem Worten Taten folgen zu lassen!"
"Oh, da bin ich mir sicher!" warf Taejo nun ein und zwinkerte Trevor zu.
Ivenej aber war beeindruckt und merkte an: "Es muss großartig sein jemand wie Euch seinen Freund nennen zu dürfen, Sire!"
"Wohl wahr" meinte Simur dazu, "es ist ja nicht das erste Mal, dass Trevor  den süßen Po von Isador aus dem Feuer zieht..."
Nun lachte Taejo auf und meinte spitzfindig: "Allerdings hatte mein heldenhafter Gemahl auch jedes Mal beim Anzünden des Feuer seine Finger im Spiel."
"Wieso das?" staunte Ivenej.
"Na ja, dieser Hernan war zwar auf Trevastan und Isador sauer weil ihm sein Uxvir, Marlon, ihn verlassen hatte. Aber es war letztlich Trevor der es Marlon möglich gemacht hatte sich von diesem Ekelpaket zu trennen..." erläuterte Simur ihm.
"Oh..." wunderte sich Ivenej und dann sprach er ohne nachzudenken: "Um so mehr muss es großartig sein so einen Freund an seiner Seite zu wissen!"
"Es ist immer großartig Freunde an seiner Seite zu wissen" erwiderte Trevor auf das Kompliment.
Er konnte ja nicht ahnen, wie einsam sich der junge Silistrier schon fühlte.
"Das glaube ich, Sire" kam es nur leise von ihm und alle konnten sehen, wie sehr er um Beherrschung rang.