Das Land jenseits der Berge.

#86 Trevastans Ängste

Dass es vielleicht keine ganz so geniale Idee war kurz nach einem Auftritt eines bekannten Telediaror¹ und aufstrebenden Sänger wie es Isador war, diesen am Ort des Auftrittes in ein angesagtes Restaurant zu bringen, wurde Trevastan nur allzu rasch gewahr, kaum dass sie in dem Restaurant mit Meerblick in Portiton angelangt waren.

Isador wurde sofort erkannt und das nicht nur von den Mitarbeitern des Restaurants sondern auch von anderen Gästen und - was fast noch schlimmer war - auch von Passanten die an dem Restaurant vorbeikamen und in dessen Aussengastronomie hineinschauen konnten.
Trevastan und Stellariur konnten sich nicht wirklich darauf einigen was jetzt schlimmer war, dass der Inhaber des Restaurantes nun hocherfreut Lieder von Isador in Dauerschleife spielte oder die quietschenden und kreischenden Jungen und Mädchen vor dem Laden die versuchten diesen auf sich aufmerksam zu machen und um ein Autoeffigi² bettelten.

"Ein Vorteil von Angevinien ist, dass nicht Jeder überall deine Lieder von TuoVisor³ abspielen kann und auch noch keiner um Autoeffigis bettelt" grinste Isador, welcher durchaus mitbekommen hatte, dass Trevastan der ganze Trubel latent etwas zu viel war.
"Ja, ja, der Fluch des Fortschritts" räsonierte Stellariur altklug daher.
"Der wird dich auch in Angevinien schneller einholen als du denkst" merkte Trevastan nun besserwisserisch an, "die TuoVisor Societa Anonymam⁴ hat schon vor mehr als einem halben Jahr eine Tochterfirma in New Kingstown gegründet namens ThouScreen Lidded Alongship⁵, die warten nur bis es in Angevinien genug Privatleute mit einem Telerete-Zugang gibt, dann geht das auch da los..."
"Dann kann ich mich ja auch bald in Angevinien auf Callidcoms schwenkende Teenager freuen" amüsierte sich Isador nur um zugleich mit seinen Worten zu realisieren, dass garnicht absehbar wie ob und wann er wieder dorthin dürfte und so fuhr er mit deutlich gedämpfteren Enthusiasmus fort: "...sofern ich je mal wieder dorthin komme..."
Unbedacht dessen was er da genau sagt kontert Stellariur unbekümmert: "Ach, sei froh, dass du das alles überhaupt darfst, es ist noch nicht lange her, da zog man sich als Uxvir oder als Gemahlin nach der Verbindung oder Vermählung in das Haus des Virion zurück...."
Trevastan konnte förmlich sehen wie Isador bei Stellariurs Worten innerlich erstarrte. Etwas barsch widersprach er ihm: "Also bei mehr als 150 Jahre als Mensch wie du von 'noch nicht lange her' zu sprechen ist schon etwas euphemistisch..."
"Nun, so lange ist es noch nicht her, viele Virions und Uxvirs die das noch mitgemacht haben sind durchaus noch unter uns" wehrte sich Stellariur nun, "ich bin sicherlich nicht der Einzige den Isador an 'li pett'aureus'⁶ Marlur Caruso erinnert."

Zu Isadors Verwunderung der nicht verstand worüber Stellariur sprach, reagierte Trevastan äußerst verärgert und fuhr diesen aufgebracht an: "Ich bin aber kein Hernan indietram⁷ der einen begnadeten Avioncanora⁸ in einen Caveon⁹ sperrt um seinen Gesang für sich alleine zu reservieren!"
Sofort ruderte Stellariur nun zurück: "Das hab ich auch nicht gesagt!"
"Aber suggeriert!" war Trevastan immernoch sauer.

"Kann mir einer von euch bitte mal sagen, worüber ihr gerade streitet" mischte sich Isador nun spitz ein, "wer ist Marlur Caruso und was hat der mit mir zu tun?"
Ein wenig ertappt blickten ihn die Beiden nun ab, dann erklärte ihm sein Virion: "Marlur Caruso - also eigentlich An-Marlur ab Massiliam, ist der Mator von Roman ab Tavolam..." Das war natürlich nicht die ganze Wahrheit bezogen auf seine Debatte mit Stellariur, aber nicht alles sagen war immerhin nicht lügen.
"Der Roman den Trevor als Geisel hält?" erkundigte sich Isador.
"Ja, genau der" bestätigte ihm Trevastan.
"Hmmm..." kam es nun von Isador" und was hat der mit mir und Gesang zu tun?"
Ein mißbilligender Blick von Trevastan traf Stellariur, der diesen dahingehend interpretierte, dass es nun an ihm lag, diese Frage zu beantworten.
Also holte er tief Luft und begann Isador zu erläutern:
"Marlur Caruso war ein begnadeter Cantor¹⁰ und ein sehr berühmter Cantadramator¹¹ der zu seiner Zeit mit seinen Cantates¹² bekannt wurde und mit den Canotes¹³ aus den Melodramas¹⁴ und Cantatisses¹⁵ des goldenen Zeitalters zu einer Legende wurde, auch, weil er einer der Ersten war, der Aufnahmen von seinem Gesang hat machen lassen und vermarktet hat. Er galt als die goldene Stimme des Cantadrama¹⁴ und war als Goldkehlchen von Massilia bekannt, bis er dann..."
Hier verstummte Stellariur jäh, denn plötzlich wurde ihm klar, dass Trevastan das, was er gerade im Begriff war zu sagen, so sicherlich nicht gutheißen würde.