#31 Spiel der Mächte

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Noch in der Nacht kam der Salonzug von Terastan im Bahnhof von Regiafulpes an.
Der kleine Ort nördlich von Massilia lag direkt an der Druentia die hier mit ihrem Verlauf die Grenze zu Angevinien markierte.
Gegenüber lag mit Awinion schon die erste Stadt auf angevinischen Boden. Zwei Brücken für die Eisenbahn und den Autoverkehr verbanden beide Orte und dienten dem, wenn auch geringem, Verkehr über diese Grenze. Denn anders als mit Nordens Reike hatte Sore mit Angevinien diplomatische Beziehungen und zumindest für sorenische Touristen waren die beiden Kingstowns beliebte Reiseziele. Umgekehrt konnte sich kaum ein Angeviner eine Reise nach Sore leisten.

Terastan und Trevor hatten sich bei der Ankunft des Zuges längst in das opulente Schlafabteil des Divinobles zurückgezogen. Dass Trevor sich von ihm hatte bereitwillig nehmen lassen, hatte Terastans Laune deutlich gebessert, dass Trevor während des ganzen Aktes immer ein bisschen Bange vor einem Biss durch den Divinoble hatte, war diesem nicht aufgefallen.
So schliefen sie nun beide in Seite an Seite, als der abgedunkelte Zug an einer von Angevinien nicht einsehbaren Stelle des Bahnhofs zum Stillstand kam und in Alarmbereitschaft abgestellt wurde.

Auch Princess Marla war in dieser Nacht mit einem exklusiven Zug unterwegs.
Der Royal Train brachte sie von Schloss Glanowen nach Kingstown-of-the-North, zu ihrem Großonkel King Charlon II of Angevin, der auf seinem Sterbebett lag, nachdem die Ärzte im King's College Hospital mitgeteilt hatten, dass sie nichts mehr für ihn tun könnten und angesichts seines hohen Alters von einem baldigen Eintritt des Todes auszugehen wäre.

Sie, wie die Mehrheit in beiden Häusern des Parlamentes von Angevinien, ging davon aus, unmittelbar nach dem Tode ihres Großonkels zur neuen Queen of Angevinia proklamiert zu werden.
Dies war der Moment für den sie viele Jahre ihres nun 25 Jahre dauernden Lebens vorbereitet worden war und so war sie durchaus gelassen und verbrachte die Fahrt in die nördliche Hauptstadt des Reiches schlafend.

Schlafend im Schlafgemach von Terastan verbrachten auch dieser und Isador den Rest dieser Nacht.

Doch längst nicht alle schliefen in dieser Nacht.
In Sore rückten 12 Legiones armatames¹ und 15 Legiones peditames² an die angevinische Grenze vor und Einheiten der Luftwaffe und der Raketentruppen waren in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Von Olisipo aus liefen Einheiten der Flotte von Sore gut getarnt im Ozean nach Norden aus, dort wo die transozeanischen Schiffahrtsrouten Angeviniens verliefen.

Und auch im Osten von Angevinien wurde nicht geschlafen.
Um drei Uhr in der Früh befahl der Storeledar die Mobilmachung und die sechste, achte und vierte Landmacht³ bezog Stellungen entlang der Grenze zu Angevinien, der fünften und der neunten Armee wurde ein Vorrücken über den Grotestrom⁴ befohlen. Die Stützpunkte der Luchtvapen im Westen des Reiches wurden in Alarmbereitschaft versetzt und zahlreiche Einheiten in den Westen des Landes verlegt.
Und auch die nordensche U-Boot-Flotte machte sich auf den Weg in den Ozean, bereit die angevinische Schifffahrt zu stören.

Auch wenn man von den Vorgängen in Nordenland in Angevinien nichts mitbekam, in Sore registrierte man diese sehr wohl.
Und diese Neuigkeiten waren es dann auch, welche die Schlafenszeit der ab Apollam-Brüder ebenso beendeten wie die des Divinimperator und vieler Senatoren und Conventoren in Sore.

Ein Nachrichtenoffizier weckte Terastan und teilte ihm mit, er möge umgehend eingegangen Nachrichten sichten und etwaige erforderliche Maßnahmen einleiten.
Trevor allerdings war so erschöpft, dass er weiter schlief und nichts bemerkte.

Anders als Isador der wach wurde, als Trevastan einen Weckruf erhielt und hochschreckte.
Besorgt sah er zu, wie dieser sich in einen Morgenmantel hallte und hinauseilte, hörte diesen mit jemandem reden, bis ihre Stimmen sich immer weiter entfernten und für ihn verstummten.

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