#117 Der Vermählung erster Teil

151 19 35
                                    

Zumindest um ein Hospice² in Sore Urbs mussten sich Trevor, Taejo und Simur keine Gedanken machen, denn Trevor hatte ja weiterhin Zugriff auf das gesamte Vermögen von Terastan – und dazu gehörte natürlich dessen formidable Residenz auf dem Mons Immortalis.

Für Ivenej war Sore mindestens so ein Kulturschock wie für Isadors Eltern der sprechende Zug.
Verglichen mit Silistrien war das ein Sprung um hundert Jahre in die Zukunft.
Fassungslos sass er in seinem Raum in dem Trevor ihm extra Satli für Silistrisch hatte einrichten lassen und sah eine wilde Abfolge von Nachrichtensendungen, Musikvideos und Werbung, alles für ihn dank der geänderten Einstellungen mit silistrischen Untertitel.
"Satli, pokaschi mne Isidor fon Ternera" befahl er gerade. Auch wenn er keinesfalls verstand mit wem oder was er da gerade sprach wollte er mehr wissen über den berühmten Isador zu dessen Hochzeit er nun Taejo als Gefolge begleiten musste.
Doch was Satli ihm nun präsentierte erstaunte ihn.
Dieser Isador war wohl ein Schauspieler und ein begnadeter Sänger. Und dann zeigte Satli ihm Isador mit einem aus dessen inzwischen sechs Songs umfassenden Serie 'Singing Silistriya'.

"The apple and the pears trees were blooming" sang der blonde Junge auf dem riesigen Televisor vor ihm und auch wenn er auf Angevinisch sang, erkannte Ivenej sofort das Lied aus seiner Heimat.
"The mist floated over the river" sang dieser Isador mit der wunderbaren Melancholie die nur die Lieder seiner Heimat hatten, doch die nächsten Zeilen trafen Ivenej wie ein Schlag: "Ivenej was walking out to the shore.. "
Dieser Isador, er hatte seinen Namen verwendet!
"To the tall, steep shore
Ivenej was walking out to the shore
To the tall, steep shore" hörte er Isadors Stimme ungeahnte Höhen erklingen.
Doch als der nun mit der nächsten Strophe startete: "He was walking out, beginning to sing about the blue-gray eagle from the steppe, about the one, who he loved, about the one, whose letters he treasured, about the one, who he loved..." war es um Ivenejs Beherrschung geschehen. Heiße Tränen liefen seine Wangen hinab und tiefe Schluchzer ließen seinen Körper erbeben während er auf das Bett zurücksank auf dem er zuvor gesessen hatte.
"Thou flyst along behind the cloudless sun" drang Isadors Stimme noch wie Watte an seine Ohren, "and, to the soldier on the far, far border...¹"
Die Melancholie des Gesangs riß ihn mit und dessen Sehnsucht zwang ihn zu Boden.
Er war so alleine und noch nie hatte er da so sehr gefühlt wie in diesem Moment wo er Isador dieses so bekannte Lied aus seiner Heimat singen hörte.
Einer Heimat in der er längst nicht mehr willkommen war. Ja das war es, er, Ivenej, war heimatlos und alleine.
Diese Erkenntnis senkte sich schwer auf die Schultern des siebzehnjährigen Jungens, sie legte sich wie ein Schatten auf seine Seele und bohrte sich wie ein Stachel schmerzhaft in sein Herzen.
Und so weinte er und weinte, bis er nicht mehr konnte und vor Erschöpfung einschlief.

Isador ließ es sich nicht nehmen seine Eltern persönlich am Bahnhof abzuholen.
Auch wenn das sonst nicht wirklich sein Ding war, ließ er es sich dabei auch nicht nehmen, sich ein paar Insignien der Macht – und seiner zukünftigen Stellung in Sore – zu borgen.
So hatte der Lokführer die klare Anweisung exakt zu halten, damit der Zug mit der Tür des Wagens des erste Klasse de Luxe Bereiches exakt an dem roten Teppich zu stehen kam, der auf dem Bahnsteig ausgerollt war und der, wenn auch nur knappe zwei Meter lang, ziemlich genau vor den Füßen von Isadors Abholkommando endete.

Er hatte sich mehrere Mann von der divinimperialen Garde in voller Paradeuniform 'geborgt', in dunkelblauen Uniformjacken mit weißem Gürtel, Hosen in etwas helleren Blau, goldglänzenden Helmen mit rotem Federbusch, ebenso roten Umhängen und weißen Handschuhen und Stiefeln.
Zwei von ihnen standen links und rechts neben ihm und trugen die Flaggen von Sore und Nordenland an etwa 3m hohen weißen Stangen. Hinter Isador posierten zwei weitere mit zwei Schilden, welche die Wappen der Häuser ab Apollam und fav Turnet zeigten.
Das bereits vorinstruierte Personal des Schlafwagen hatte dennoch einige Mühe das Ehepaar vaf Turnet davon zu überzeugen, dass ihr Gepäck auf den Bahnsteig gebracht würde und sie jetzt aussteigen könnten.
Doch letztlich ließen sie sich überzeugen und traten hinaus auf den Bahnsteig wo ihr Sohn sie bereits erwartete.
Und natürlich die Medien mit ihren Kameras und Stellariur der das Ganze für Isadors Telediar filmte.

Das Land jenseits der Berge.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt