Das Land jenseits der Berge.

#137 Das Rennen ist eröffnet!

Lison und Simur schliefen sehr ausgiebig.
Als beide wieder erwachten, war die Nacht herum und in Tschinkyu der nächste Tag angebrochen.

Nach dem Frühstück war der Tag für Lison zunächst ziemlich langweilig, denn Simur hatte dann doch einiges mit und für König Trevon zu tun.

Doch am frühen Nachmittag wurde er durch durch fröhliches Stimmengewirr vor seiner Tür aus der Langeweile gerissen.
Eh er sich versah, wart die Türe aufgerissen und drei junge Männer, einer mit silberweißem, einer mit schwarzen und einer mit blonden Haaren platzten herein.

Alle drei starrten Lison mit unverholener Neugierde an und dann sagte der mit den silberweißen Haaren kichernd: "Also du bist derjenige der unserem Simur sein Herz gestohlen hat..."
Lison brauchte ein paar Sekunden bis er verstanden hatte, dass mit Simur sein Boyfriend Simon gemeint war. Und dann erkannte er den Dunkelhaarigen wieder, schließlich war dessen Bild oft genug in der ABC, der ABS und den Zeitungen und den Zeitschriften seiner Heimat zu sehen gewesen.
Dieses Mal jedoch war kein Simur zur Stelle der ihn aufhielt und so fiel er tatsächlich auf seine Knie und neigte seinen Kopf ganz tief nach unten während er voller Ehrfurcht stotterte: "Your Caserly Highness...¹"
"By Libulan, but he's cuddly....²" hörte er nun den Silberhaarigen giggeln.
Dann spürte er, dass einer der drei vor ihm in die Knie ging und als er es wagte seinen Kopf zu heben blickte er direkt in das grinsende Gesicht des Archprince Liang Taejo.

"Mister Lepponson, I presume³" sprach der nun mit einem leichten Akzent. Dieser und die Tatsache, dass er das vom sorenischen 'presumer'⁴ oder 'presumpter'⁴ abgeleitete to presume verwendete, zeigte Lison deutlich, dass er hier keinen gebürtigen Angevinier vor sich hatte.
"Ja, Sire" erwiderte er nun worauf Taejo meinte: "Wenn Sie mögen, wäre es sehr schön wenn Sie sich wieder erheben würden..."
Wie hätte Lison nun nicht aufstehen können, also stand er auf.

Prinz Taejo deutet nun auf den Silberhaarigen und meinte: "Darf ich vorstellen, Marlon Caruso..."
Der Marlon Caruso? dachte Lison und machte große Augen während er stammelte: "Sehr erfreut, Lison Lepponson..."
Dann deutete der Prinz auf den Blonden und erklärte: "...und Great Prince⁵ Ivenej of Silistria..."
Lison machte einen Diener und sprach: "Your Caserly Highness..."

"So, genug mit dem förmlichen Getue" meinte Marlur nun, "ich bin Marlon, das sind Taejo und Ivenej. Wir duzen uns alle mit Simon, da wäre es komisch wenn wir es mit dir nicht täten!"
Lison stand nur da und überlegte was er jetzt antworten sollte, konnte oder durfte. Er war so nervös, dass er kaum noch klar denken konnte.
So schaffte er es gerade sich zu einem etwas dämlichen Lächeln zu zwingen und sagte nicht.

"Ich glaube wir haben ihm die sprache verschlagen" griente nun Taejo.
"Videret tei ist oculunes lazuram" wandte sich Marlur nun schmunzelnd an Taejo, "igo comprendiro coda existimare Simur in ipoi.."⁶
Lison verstand kein Sorenisch. Aber er verstand das man über ihn sprach und das verunsicherte ihn noch mehr. Ivenej hingegen verstand Sorenisch – und er sah wie es Lison verunsicherte.
"Lass dich nicht unsicher machen" sprach er aufmunternd nun zu Lison, "die beiden denken einfach nicht daran, dass es Menschen gibt die kein Sorenisch beherrschen."
Voller Dankbarkeit strahlte Lison ihn an, während Marlur, der sehr wohl daran gedacht hatte und davon ausgegangen war, dass Lison es nicht konnte, sich ertappt fühlte und vor Beschämung leicht errötete.

"Also Lison" kam es nun von Taejo, "wir sind eigentlich nur hier um dich zum Essen abzuholen, nicht um dich zu verunsichern..."
"Oh, dann muss ich mich aber noch umziehen und so" erklärte der nun.
"Ja mach nur, wir warten" erklärte Marlur unbekümmert und warf sich sehr ungraziös auf eine Couch.
"Eilt nicht" pflichtete Taejo ihm bei und ließ sich neben ihn plumpsen.
"Hast du denn genug zum anziehen?" war Ivenej der einzige der versuchte sich in Lison hineinzuversetzen.
"Ja, hab ich" erklärte der, "Simon hat was besorgen lassen für mich..."
"Dann ist ja gut" erwiderte Ivenej, "stress' dich nicht, ja?"
Oh, Lison war schon gestresst, aber er nahm sich fest vor, sich zumindest nicht noch mehr stressen zu lassen.