#29 Das Geheimnis der Divinoble

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Kaum, dass sie außer Sicht waren, zerrte Terastan Trevor derart ungestüm hinter sich her, dass der große Mühe hatte Schritt zu halten und nicht zu stürzen.
Das war es auch was Trevors Fähigkeiten zur Selbstbeherrschung an ihre Grenzen brachte und als er gerade wieder über eine Stufe stolperte brach es aus ihm heraus: "Ich verstehe ja, dass Ihr wütend seid, Domion! Aber wenn Ihr nicht wollt, dass ich mir alle Gliedmaßen breche oder den Schädel aufschlage, wäre es schön Ihr würdet das nicht an mir auslassen!"

Terastan blieb so abrupt stehen, dass  Trevor beinahe ungebremst gegen seinen Rücken prallte, dann drehte er sich um und fixierte den sich gerade wieder aufrappelnden Trevor mit immernoch vor Wut lodernden Augen: "Garnichts verstehst du! Dieser dumme Barbarenjunge hat mich vor dem ganzen Imperium blamiert!"
Dann kann er so dumm ja nicht gewesen sein lag Trevor auf der Zunge, aber er schluckte es schnell runter.
Stattdessen fragte er unterwürfig: "Habe ich denn etwas falsch gemacht, Domion?"

Der Divinoble schien kurz zu überlegen und dann wurde sein Blick auf Trevor milder und er musste zugeben: "Nein, das hast du nicht!"
Sein Blick glitt an Trevor herunter und dann beugte er sich ohne weitere Worte hinab und entfernte die Kette zwischen seinen Füßen.
Nun konnte Trevor wieder richtig laufen ohne in dauernder Gefahr eines schweren Sturzes zu sein.
Dieser senkte auch sogleich sein Haupt und raunte: "Danke, Domion!"
In der gegenwärtigen Verfassung von Terastan war es zweifelsohne besser ihn nicht noch zusätzlich zu provozieren.

Der war indessen an seinem Callidcom und kommandierte irgendwelche Angestellten von sich herum, Trevor hörte Sätze wie: "Dann nach Massilia...", Die Carpezza de Gale soll eine halbe Stunde später wegfahren", "Genau, schicke die an den Marilungo", "Natürlich damit die Relatores¹ dann dahin fahren" und "Die mit den dunklen Scheiben, wir sind in zehn Minuten am Hinterausgang P2..."

Daraus schloss er, dass Terastan einen klammheimlichen Abgang aus dem Domus Aureus vorhatte und sicher nicht die Staatskarosse zu nutzen gedachte.
So war es dann auch, an einem verdeckten Ausgang wartete ein unauffälliger Wagen mit verdunkeltem Scheiben auf sie. Terastan beeilte sich einzusteigen und auch ohne, dass dieser etwas sagte, folgte ihm Trevor in den Fond des Fahrzeuges, dessen Fahrer sofort zügig startete und davon fuhr.

Dass ihr Ziel nicht das Anwesen von Terastan war, bemerkte auch Trevor ziemlich schnell, stattdessen fuhren sie aus der Stadt raus.
Am Stadtrand angekommen hielten sie vor einem Gebäudeensemble dass auch Trevor unschwer als ein Depot für Eisenbahnen erkennen konnte.
"Steig aus!" befahl Terastan nun wirsch und Trevor beeilte sich aus dem Wagen zu kommen.
"Mitkommen" raunzte der Divinoble und querte eines der Gebäude um dahinter in eine Art kleine Halle zu gelangen wo an einem kurzen Bahnsteige ein Zug mit sechs Teilen und sehr schnittiger Formgebung auf sie wartete.
Ein Bediensteter öffnete eine Tür des   dritten Wagen und Terastan bestieg den Zug, gefolgt von Trevor.
Kaum, dass dieser durch sie Tür war, schloss diese sich auch sofort mit einem leisen aber nervtötenden Piepen.

Im Inneren des Zuge wurde Trevor nun aber sofort klar, dass das hier kein gewöhnlicher Zug war, sondern eher etwas wie der Befehlszug seines Vaters in Nordens Reike.
Sie standen in einem mit Ledersesseln und -canapées möblierten Raum an dessen einer Wand ein großer Bildschirm hing, auf dem gerade weiterhin die Festivitäten anlässlich des Tages von Punta im Domus Aureus übertragen wurden.

"Setz' dich!" schnarrte Terastan und kaum, dass Trevor sass, setzte sich der Zug in Bewegung und glitt aus der Halle und dem Depot hinaus auf eine Eisenbahnstrecke auf der er nun zügig an Fahrt aufnahm.

Auf dem Bildschirm konnte Trevor nun zuschauen wie der Divinimperator mit seinem Uxvir den Ball eröffnete. Währenddessen war Terastan noch mit seinem Callidcom befasst, setzte sich dann aber auch hin und wandte seinen Blick zu dem Televisor nur um mit Ansehen zu müssen wie der Divinimperator gerade Isador zum ersten Tanz aufforderte.
"Verdammte Scheiße" brüllte der Divinoble nun unbeherrscht los, "wollen die mich hier alle verarschen oder was soll der Dreck!"
Sein Uxvir versuchte indessen in seinem Sessel unsichtbar zu werden,  was ihm aber offensichtlich nicht gelang, denn er wendete sich nun an ihn und fauchte voller Zynismus: "Schau' nur hin, für diesen Meretrion² hast du dich hergegeben. Hat sich ja voll gelohnt, so schnell wie der die Beine breit macht für meinen Bruder, Meran, Minervan, Ieran und jeden anderen der seinen Schwanz in ihn stecken will..."
Trevor verletzten diese Worte durchaus, aber er ließ sich nichts anmerken und erwiderte sarkastisch: "Im Gegensatz zu ihm bin ich aber schon Uxvir eines Divinoble geworden..."

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now