#156 Endstation

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Noch bevor Mirbakat am Daksina-Bahnhof angelangte hatte der dortige Vorstand auch die Garnitur des 'Ist Kost Ekspir' mit sechzehn Wagen und 4000 Menschen auf den Weg nach Danandabad gebracht.

Dann aber war Mirbakat da und übernahm mit seinen bewaffneten Männern das Kommando.
Zwang den Bahnhofsvorstand den Salonwagen der Jahs aus der Remise zu rangieren und requirierte die beste der am Daksina-Bahnhof befindliche Lokomotive, eine der wenigen Gasöl-Lokomotiven der Reihe BGM-1 und mit dieser gleich noch einen mit Gasöl beladenen Kesselwagen.
Dann machte auch er sich mit der Lok, Kessel- und dem familiären Salonwagen Richtung Norden aus dem Staub.

Derweil hatte der Hilfszug aus Kamaradabad nun Tippapur erreicht wo man inzwischen die kleine Lokomotive des Postzuges vor die zurückgelassenen neun Wagen des 'Kirant Tirank Ekspir' gekoppelt hatte und sich nun anschickte zumindest Frauen und Kinder, insgesamt etwa 1800 Personen in den neun Wagen weiter Richtung Kamaradabad zu schicken.
Erneut wurde nun der Sorener an Bord des Hilfszuges aktiv.
"1200 Flüchtlinge und Postzug zurückgelassen Tippabad. Sendet Lok und Wagen" lautete seine Nachricht die man auch in Kamaradabad und Dabilabad empfing.

In Dabilabad war zwischenzeitlich auch Lishnar mit seinem Kohlewagenzug angekommen.
Inzwischen war er sich der Handhabung einer BG sehr sicher und voller Stolz auf seine Rolle.
So wollte auch er umgehend nach Ulwul-Station zurückfahren um mehr Menschen die Flucht zu ermöglichen.
Allerdings war seine BG zu lang für die Drehscheibe in Dabilabad und so war er gezwungen die Rückfahrt nach Ulwul mit einer rückwärts fahrenden Lokomotive anzutreten.
Nichtsdestotrotz machte sich Lishnar selbstbewusst auf die Fahrt.

Etwa drei Meilen vor Kamaradabad hatte Hernan den Restzug auf einem Bahnübergang halten lassen.
Nun versuchten seine Männer ihre Kraftfahrzeuge aus den Packwagen zu entladen. Dummerweise war das ohne Rampe oder Bahnsteig kein einfaches Unterfangen und so war Marlur nicht nur sehr schadenfroh sondern auch wenig überrascht als es scheiterte.
Wobei beim Scheitern der Zufall kräftig mithalf.
Den einen Wagen hatte man versucht zur linken Seite hin auf sie Straße zu entladen aber es war letztendlich mehr ein aus dem Waggon stürzen geworden und der Wagen landete auf der Seite bevor er dann ganz hinab in den Straßengraben rutschte.
Das andere Fahrzeug welches sie sodann nach rechts ausluden kam hingegen einigermaßen unbeschadet auf dem Bahnübergang zu stehen.

Doch das Schicksal war nicht auf Hernans Seite.
Denn in der Zwischenzeit war in Kamaradabad der Gegenzug des 'Kirant Tirank Ekspir' aus der Hauptstadt eingetroffen.
Sogleich wurden dieser geleert und dann dessen Lok und Wagen auf den Weg nach Tippabad geschickt.
Auf dem Weg dahin begegnete dieser Zug nun nach kurzer Fahrt dem gestoppten Zug von Hernan.
Und traf auf den gerade entladenen Wagen, der wunderbar auf dem Gegengleis des Bahnübergangs stand.
Eine 102 Tonnen schwere Dampflokomotiven die mit 60 Meilen auf einen, wenn auch gepanzerten, Geländewagen traf, konnte nur in einem Ergebnis resultieren: Der Geländewagen wurde in der Luft katapultiert und dabei gleichzeitig in seine Einzelteile zerlegt.
Drei von Hernans Männern teilten das Schicksal des Autos.
Der Lokführer des Zuges, der zuvor schon gewarnt worden war, dass er gegebenenfalls auf Hernan stoßen würde, setzte seine Fahrt unvermindert fort während Hernan nun ein wenig fassungslos auf die Überreste seiner Männer und seines Wagens starrte.

Mirbakats Zug traf in Danandabad zeitgleich mit dem nach Ulwul zurückkehrenden Zwanzig-Wagen-Zug aus Dabilabad und einem weiteren Zug aus fünfzehn Viehwagen voller Menschen aus Ulwul ein.

Sellapon Kalamy hatte vor zehn Minuten die Garnitur des 'Ist Kost Ekspir' Richtung Dabilabad abgefertigt und schickte nun, das Geschrei der Männer von Mirbakat ignorierend, diesem den Viehwagen-Zug hinterher.
Der Bahnhofsvorstand war durch einen Brief seines Kollegens aus Dabilabad, den der Zwanzig-Wagen-Zug mitgebracht hatte, gerade über die Rolle Mirbakats in dem ganzen Drama informiert worden und er hatte nicht vor es diesem leicht zu machen.
So fertigte er in Ruhe den Zug nach Ulwul ab und ließ Mirbakat warten.
Bis dann dieser höchstselbst vor Wut bebend und mit einer Waffe in der Hand vor ihm stand.
"Ich bin in wichtigen Staatsangelegenheiten unterwegs, unser Land wird angegriffen, wie kann er es wagen meinen Zug warten zu lassen!" fuhr dieser ihn auch sogleich an.
"Ihr werdet in wenigen Minuten folgen können" erwiderte ihm Sellapon Kalamy daraufhin nur lakonisch.
"Ich habe es eilig, er muss mich vorlassen!" verlangte Mirbakat empört.
"Telegraph ist kaputt" entgegnete Sellapon Kalamy ruhig, "kann man nichts machen..."
"Dann leite uns über das Gegengleis!" forderte Mirbakat nun.
"Telegraph ist kaputt, kann ich nicht machen" lehnte Sellapon Kalamy ab.
Aber sein Leben dafür zu riskieren, dazu war er nicht bereit. Und so stellte er die Weichen und ließ Mirbakats Zug auf das Gegengleis gelangen und auf diesem Richtung Norden davonfahren als man ihn mit einer Waffe bedrohte.

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