#20 Terastans Pläne

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Während Terastan durch Unterlagen blätterte und durch seine E-eps¹ ging, hatte Trevor es sich, soweit es ihm möglich war, auf der Matte bequem gemacht.
Es gibt schlimmere Schicksale als auf einer Matratze in einem Büro zu sitzen dachte er sich, auch wenn er sich fragte, wie er auf Dauer die Langeweile aushalten sollte. Aber so lange es Terastan zufrieden stellte, würde er auch damit fertig werden.

Nach etwas mehr als einer Viertelstunde kamen zwei Damen und brachten das zuvor bestellte Frühstück. Während sie es auf einem runden Tisch mit mehreren Sesseln anrichteten, warfen auch sie unauffällig neugierige Blicke auf Trevor.
Allerdings trauten sie sich nicht Fragen zu stellen und verschwanden wieder als sie mit ihrer Arbeit fertig waren.

Kurz nach Ihnen erschien eine elegant gekleidete Dame in einem dunkelroten Kostüm bei deren Anblick der Referent sofort leise zu Terastan sprach: "Vosta Numeen, die Senatorin..."
Der Divinoble erhob sich sofort von seinem Sitz und begab sich zum Eingang, wo er die Dame freudig begrüßte: "Senatorin Naberri, wie schön Sie zu sehen!"
Die Dame erwiderte ebenso aufgesetzt freundlich: "Supremator ab Apollam, eine Einladung zum Frühstück mit Euch lasse ich mir doch niemals entgehen!"
Während Terastan sie zu dem bereits eingedeckten Tisch begleitete, ließ die Senatorin ihre Augen durch den Raum schweifen und auch ihre Blicke blieben an Trevor hängen.
"Wie ich sehe habt Ihr einen Servion" sprach sie sogleich und dann etwas leiser: "Das ist er?"
Terastan erwiderte zunächst nichts, aber als er der Senatorin den Sessel hinrückte rief er: "Trevor, komm' her!"

Sofort sprang der Blonde auf und eilte zu seinem Herren.
Etwas unschlüssig blieb er vor dem Tisch stehen an dem die Senatorin und inzwischen auch Terastan bereits Platz genommen hatten.
"Senatorin, darf ich Ihnen Trevor vaf Somien vorstellen" sprach der Divinoble sogleich und dann an Trevor gerichtet: "Begrüße die Senatorin!"
Trevor beugte ein Knie wie man es früher vor dem Kaiser in Nordenland gemacht hatte und begrüßte die Dame ehrerbietig mit "Salve Madoma Senator!"
Offensichtlich hatte er das richtig gemacht, denn die Senatorin kicherte geschmeichelt bevor sie den Gruß mit "Salute Trevor" erwiderte.

Bevor Trevor darüber nachdenken konnte, was er nun machen sollte, kam es dann schon von Terastan: "Setz' dich zu uns, hier, neben mich!"
So wie ihm befohlen tat Trevor und als dann noch der Referent zu ihnen gestoßen war und Platz genommen hatte, meinte der Divinoble ein wenig gönnerhaft: "Die Dame, meine Herren, bedienen Sie sich!" Dann beugte er sich zu Trevor und sagte etwas leiser: "Du auch, iss etwas. Und du darfst die Leute anblicken..."

Trotzdem wartete Trevor bis alle Anderen am Tisch sich etwas genommen hatte, bevor er sich etwas nahm.
"Also" begann die Senatorin die Konversation, "nachdem was man so aus Kingstown² hört, solltet Ihr euch nicht allzuviel Zeit lassen. Angesichts des Zustandes von König Charlon II. dürfte sich die Nachfolgefrage spätestens im nächsten Jahr stellen."
"Das Parlament beabsichtigt weiterhin seine einzige Nichte Marla zur Thronerbin zu küren" erwiderte Terastan spöttisch.
"Ich bin immer wieder erstaunt wie schnell man Prinzessin Loan dort vergessen konnte" merkte die Senatorin ironisch an und Terastan verbesserte sie maliziös: "...vergessen wollte, Senatorin, vergessen wollte!"

Sie reden über meine Mutter kam es Trevor, der die Unterhaltung ja nolens volens mithörte, in den Sinn. Nur verstand er den Grund nicht. Seine Mutter war ja längst verstorben und konnte von daher bei der Thronfolge in Angevinien doch keine Rolle mehr spielen.

"Ihr denkt also wirklich, dass man Euren Anspruch 'iure da uxoria'³ dort wirklich akzeptieren wird?" vergewisserte sich die Senatorin während sie nach einem Viriozzi⁴ griff.
"Oh, ich bin mir nicht einmal sicher, dass man den Anspruch überhaupt akzeptieren wird" erwiderte Terastan und grinste durchtrieben, "aber es sind ja die völkerrechtlichen Vorstellungen dieser Barbaren, dass die Staatsgewalt alleine in den Händen eines Souveräns verortet und dieser die vererbt, also, was wollen sie machen?"
"Höre ich da vielleicht auch ein wenig Neid heraus, wertester Terastan? Bei uns sind der Souverän das Volk, der Convent, der Senat und der Divinimperator⁵ von Sore und Euch wäre es doch sicher nicht unangenehm wenn es wie in den alten Zeiten nur wieder der Divinimperator wäre..." erkundigte sich die Senatorin mit leiser Ironie und fuhr dann sehr anzüglich fort: "...es gibt ja Stimmen die meinen Euch wäre das besonders angenehm wenn ihr auch Divinimperator wäret."
"Wäre es dafür nicht notwendig, dass Eius Numeen Sublimeen⁶ mich überhaupt einmal in Erwägung zieht?" stellte der Divinoble eine allerdings mehr rhetorische Frage, denn die Antwort war jedem der Anwesenden – außer Trevor – natürlich bereits bekannt.
"Und dann müsste der Consilion des Divinobles⁷ Euch auch noch wählen" gab die Senatorin zu bedenken. "Dafür ist er hier nicht gerade hilfreich" fuhr sie fort und deutete auf Trevor, "die meisten Mitglieder von Convent, Senat und Consilion halten das für einfach archaisch und beschämend."
"Und Sie, Senatorin?" entgegnete ihr Terastan belustigt. Sie besah sich Trevor als würde man ihr ein neues Pferd zeigen, dann meinte sie aufgekratzt: "Wenn ich in eurer Position wäre, ich würde mir auch so ein williges, blondes Spielzeug halten..."

Das Land jenseits der Berge.Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz