#63 Beziehungen

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Die zweite Runde der internationalen Verhandlungen in Sore führte tatsächlich zu einem unerwarteten, um nicht zu sagen sensationellem Ergebnis: Zum ersten Mal in der Geschichte ihrer Welt gründeten die verschiedenen Staaten eine zwischenstaatliche Organisation welche die Aktivitäten der beteiligten Länder im Weltraum koordinieren sollte.

Der Foedion Nationis per Negotiam Spation Universalis¹, auf angevinisch Lede Bond for the Andwork of the Worldall¹ genannt, war ein wahrer Paukenschlag in der Entwicklung und im Verständnis des Völkerrechtes, auch wenn vorerst nur Angevinien, Sore, Khamarinien, Kitaien und Megyarien von den großen Mächten dabei mitwirkten.
Die neue Organisation sollte ihren Sitz in dem bisher kleinen und unbedeutenden Ort Allobroga im südwestlichsten Zipfel der aus dem untergegangen Ostarien verbliebenen neutralen Zone zwischen Nordens Reike und dem Imperion Sorenam nehmen.
Die beteiligten Länder einigten sich sogar darauf, dort die entsprechend notwendige Infrastruktur von Flughafen über Bahnanschluss und Gebäude für die Vertreter der Staaten bei diesem neuen Völkerbund, das einzurichtende Schiedsgericht, den Rat und die Versammlung.
Die Medien und Fachzeitschriften überschlagen sich in der Berichterstattung beinahe, von einem neuen Zeitalter der internationalen Beziehungen, einem neuen Völkerrecht, ja gar dem Beginn einer neuen Epoche in der Geschichte war die Rede.
Die allgemeine Euphorie war so groß, dass Hilda Slater weitere Treffen, dann in Allobroga, vorschlug um gemeinsame Regelungen für den grenzüberschreitenden Straßenverkehr, ein Abkommen über Post- und Telefonverkehr und eine Ausdehnung des Teleretes über Sore hinaus vorschlug für welchr sich auch die anderen Parteien durchaus begeistern ließen.

In Sore sah man sich nun als Begründer einer Gemeinschaft der zivilisierten Völker, wenn man die Medienberichterstattung verfolgte konnte man Glauben Sore alleine hätte wenigstens Teile der Barbaren endlich zur Hochkultur bekehrt.

Doch nicht alle sahen die Dinge derart durch eine rosarote Brille.
Und mal wieder waren es ausgerechnet Trevor und Terastan die sich in ihrer Bewertung der Vorgänge einig waren.
Trevor meinte: "In Sore hat man das ganze nur veranstaltet um die technologisch rasant aufholenden Länder Angevinien und Khamarinien einzuhegen und nicht die Kontrolle über das Ganze zu verlieren". Und Terastan pflichtete ihm bei: "Während meine Landsleute in ihrer Hybris dieses Abkommen als ein Zeichen der Überlegenheit von Sore in zivilisatorischen Aspekten betrachten, ist das ganze letztendlich eher ein Zeichen für Sores Schwäche. Sore behandelt die anderen Ländern nicht als Ausfluss seiner kulturellen Überlegenheit als Gleichberechtigte, auch nicht weil es diese zu gewissen Grundsätzen zivilisierten Verhaltens bekehrt hat wie man sich in Sore jetzt fraglos schulterklopfend gegenseitig versichert, sondern weil es zumindest einigen dieser Länder gelungen ist, den Abstand in der Entwicklung zwischen sich und Sore signifikant zu verringern."
"Aber genauso fühlen sich viele meiner Landsleute nun gebauchpinselt weil das große Sore sich nun auf Augenhöhe mit uns zu befassen scheint" spöttelte Trevor, "dabei begreifen sie nicht, dass Sore das nicht aus Freundlichkeit macht sondern aus nüchternen, machtpolitischen Erwägungen..."
"Tja, es sieht so aus als hätten nur du und ich den Durchblick" erwiderte ein sichtlich belustigter Terastan darauf süffisant.
"Das ist vermutlich der Grund warum wir in genau der Lage sind, in der wir sind" erklärte Trevor daraufhin: "Weil wir uns durchschauen können wir uns leider nicht vertrauen!"
"Als hätte ich im Moment eine große Wahl" konterte Terastan sarkastisch.
"Sobald du keine Gefahr mehr für mich bist, kannst du gehen wohin immer du magst" entgegnete ihm Trevor daraufhin ruhig.
"Haha, ja, guter Witz!" lachte der Divinoble nur voller Zynismus, "ich werde immer eine Gefahr für deine Lebenserwartung sein wenn ich nicht da bin. Und du weißt auch ganz genau, dass ich es ganz ohne dich auch nicht lange aushalten könnte. Du hast an der verbotenen Frucht genascht - und obwohl ich deine schönen Worte höre, hab ich keinen Glauben an diese, es werde wohl ich sein der die Konsequenzen deiner Nascherei die nächsten Jahrhunderte ausbaden muss..."
"Soll ich jetzt Mitleid haben?" höhnte Terastan, "du hast doch geplant, dass ich derjenige bin, der die Konsequenzen trägt. Sei doch einmal ehrlich: Im umgekehrten Falle hätte ich dich doch einen Scheißdreck interessiert!"
Terastan schwieg wütend, aber was hätte er auch erwidern sollen, er wusste doch genau so gut wie Trevor, dass dieser absolut Recht hatte. Bei ihm hätte der nichts zu lachen gehabt und auch wenn er es niemals zugeben würde, insgeheim wusste Terastan sehr genau, dass er, wenn er gekonnt hätte, spätestens nach dessen Krönung Trevor derart drangsaliert hätte, dass dieser vermutlich nicht lange bis zu einem Suizid gebraucht hätte.
So gesehen war die Behandlung die Trevor ihm angedeihen ließ geradezu liebevoll.

Das Land jenseits der Berge.Where stories live. Discover now