Kapitel 34.

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„Interessanter Punkt.", meinte Sophie mit zusammengebissenen Zähnen. „Ophelia?"

„Ja?", fragte sie und sah Sophie unbeeindruckt in die Augen. „Anscheinend kannst du dir meinen Namen wieder merken!"

Das war der Moment, in dem Sophie ihren Löffel warf. Ophelia wich aus und der Löffel fiel hinter ihr klirrend auf den Boden.

„Was soll das jetzt?", fragte Manare genervt.

„Vielleicht sollten wir die Sitzordnung endlich ein wenig ändern.", knurrte Sophie, fing an mit den Zähnen zu knirschen.

„Das fällt dir aber früh auf.", kommentierte Ophelia trocken.

„Lena hätte jetzt-", fing Luise an, verstummte aber als sie bemerkte, dass alle Aufmerksamkeit sich sofort auf sie richtete.

„Ja. Aber Lena ist tot.", murmelte Tabea.

„Hört auf damit!", kreischte Sophie plötzlich, knallte ihre Faust auf den Tisch, erwischte dabei einen Teil ihres Tellers, der laut scheppernd auf den Boden fiel und dort zersprang.

Der Rest des klebrigen Frühstücks verteilte sich zwischen den scharfkantigen Scherben. 

Jetzt war es wirklich komplett leise im Versammlungssaal.

Alles was zu hören war, war das laute, anfangs zu schnelle dann wieder gleichmäßig werdende Atmen von Sophie.

„Die Versammlung findet um fünf Uhr statt.

Ihr könnt gehen."

Die Stimme der Spielleiterin war monoton wie immer. Nicht die Spur von Ärger war darin zu finden. „Wir wollen doch nicht dass sich jemand an den Scherben schneidet, nicht wahr?"

Nacheinander standen sie alle auf, warfen sich verwirrte Blicke zu, verließen das Zimmer.

Auch Noctana, doch sie blieb im Türrahmen wieder stehen und drehte sich um.

„Lauf weiter.", sagte irgendjemand, prallte an ihre Schulter.

„Wo ist Nolan?", fragte sie die Person. Die drehte sich überrascht um: „Nolan?"

Noctana nickte: „Wo ist er?"

„Was ist?"

Noctana drehte ihren Kopf weiter, es war nicht verwunderlich, dass die Stimme zu Nolan gehörte.

„Redet ihr über mich?"

„Nicht direkt. Wir sehen uns später.", sagte der Junge, der Noctana gesagt hatte sie solle weitergehen und lief mit schnellen Schritten an ihr vorbei.

Er trat ungewöhnlich laut auf.

„Was-", fing Nolan an, als der Junge verschwunden war.

„Du musst dich selbst schützen."

Nolans Gesichtszüge entglitten: „Was-"

Er brach ab, schloss die Augen und atmete tief aus um die Augen dann nur noch weiter aufzureißen: „WAS?!"

„Kann ich kurz mit dir reden?", fragte Noctana ausweichend.

„Ist das eine Frage?!"

„Möchtest du sterben?"

„Natürlich nicht!", schnaubte Nolan.

„Na ja es gibt hier einige, die nichts anderes wollen als sterben ..."

„Tja, die meisten von denen sind aber schon tot! Erin, Le-"

Noctanas Mund klappte auf wie die defekte Ladeklappe eines LKWs: „Lena?!"

Weinte sie? Oder warum fing ihre Sicht wieder an zu verschwimmen?

„Ich meinte jemand anderen.", log Nolan. Noctana betrachtete ihn misstrauisch. Sie erkannte die Lüge nicht.

„Also, worüber wolltest du reden?!"

Noctana zögerte wieder, zog Nolan schließlich zur Seite. Es war furchtbar, so im Türrahmen zu stehen!

„Ich weiß, wer du bist. Und ich werde es niemandem verraten, keine Sorge! Aber du musst dich selbst schützen, bitte! Ich weiß nicht-"

„Lass mich raten: Du weißt absolut alles, hast aber das Gefühl absolut nichts zu wissen?!", fragte Nolan mit stark sarkastischem Unterton.

„Ja!"

„Noctana-"

„Frag nicht nach, okay? Schütz dich einfach selbst! Sonst schützt du noch jemanden, der es gar nicht verdient hat, geschützt zu werden."

„Du hast keine Ahnung wie das hier funktioniert, oder?"

„Ich-"

„Nein! Du bist neu, Noctana. Und auch wenn du vielleicht denkst, du wüsstest wie das hier ist und du wüsstest, wer was verdient hat: Du weißt überhaupt nichts!"

Er sah sie zornig an, einen Moment lang sagte niemand etwas – bis ein Kreischen die Stille zerspringen ließ, so heftig wie der Aufprall des Tellers nur wenige Minuten zuvor. 

„Oliver!"

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Mir ist gerade folgendes aufgefallen: Diese Geschichte ist #1 in Grusel aus 1.2k Geschichten!!!! :-D

Werwolf - das BlinzelmädchenWhere stories live. Discover now