Kapitel 66.

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Ophelias Gedanken liefen fast wie im Kreis.

Insgesamt gab es definitiv zu viele dieser Kreise.
Und trotzdem hatte Ophelia das Gefühl, es wären zu wenige.

„Ophelia."

Sie sah erschrocken auf: „Wyatt."

„Hi.", sagte er und schloss die Tür der Bibliothek hinter sich. „Ich verstehe, wenn du nicht Spoilern willst, aber: Was hast du vor?"

„Das Spiel beenden."

„Geht es vielleicht noch ein wenig, sagen wir: detaillierter?", fragte Wyatt und kniete sich neben Ophelia. „Du weißt, dass ich weiß, dass du nicht dumm bist, aber manchmal bist du ein wenig ... ähm ..."

Ophelia zog belustigt die Augenbrauen hoch.

„Egal.", sagte Wyatt, der noch immer nach dem passenden Wort suchte.

Aber er fand es nicht.
Und das musste er auch nicht: Sie verstanden sich.

Also sprach niemand von ihnen.
Zumindest für ungefähr eine halbe Minute.

„Wyatt.", begann Ophelia dann. „Es gibt einiges, das ich noch nicht ganz verstehe. Und ich glaube, dass das alles noch ziemlich ... oder zumindest noch ein bisschen gefährlich wird. Die Sache ist nur die: Ich habe Angst, dass Leute sterben.

Ich habe Angst, dass ... Wyatt, ich will nicht, dass du stirbst."

„Ist das ein Kompliment?", fragte Wyatt lächelnd.

„Nennen wir es so. Aber, kannst du einfach ... oh Gott, ich kann so etwas nicht. Wyatt – bitte versuch irgendwie am Leben zu bleiben. Zumindest noch eine Weile."

Wyatt spürte die Tränen hinter seinen Augen, sah das Glänzen in denen von Ophelia.

„Wie wäre es mit einem Versprechen: Wir sterben nicht, wenn es nicht einen guten Grund gibt. Denn, ganz ehrlich: Ich will auch nicht, dass du stirbst."

„Ein guter Grund? Also ... zum Beispiel das Retten der gesamten Welt?", schlug Ophelia vor.

„So etwas, ja.", meinte Wyatt. „Einverstanden, Opal?"

„Einverstanden. Wyatt.", erwiderte Ophelia.

„Kein Spitzname?", fragte Wyatt lächelnd.

„Nein. Ich mag keine Spitznamen.", meinte Ophelia. Wyatt lachte kurz und leise auf und sah zu Boden.

Dann öffnete sich die Tür.

James und Manare traten ein, fast direkt nach ihnen kamen auch Nolan und Noctana.

„Also: Wieso sind wir hier?", fragte Manare sofort und verschränkte die Arme. Sie trug einen hellgrauen Pullover, der anscheinend nicht gefärbt war. Zumindest hatte er nicht dieses fleckige, was auf vielen anderen Kleidungsstücken zu erkennen war.

„Um das Spiel zu beenden.", meinte Ophelia trocken. „Und um das Waisenhaus, ähm ... zu zerstören."

„Ich bin dabei.", sagte Noctana sofort. Das hier war die Hölle für sie: Und wenn sie eine Chance hatte, die Hölle zu zerstören, dann würde sie garantiert nicht „nein" sagen!

„Moment mal: Wird das hier eine ernsthafte Mission oder ein Selbstmordkommando?", fragte Manare, ihr Tonfall klang fast schon spöttisch.

„Ist das eine ernsthafte Frage oder eine Provokation?", erwiderte Ophelia mit hochgezogenen Augenbrauen.

Manare hob die Hände, wollte zu einer Antwort ansetzten, aber Ophelia sprach weiter: „Manare: Ich möchte nicht, dass noch irgendjemand stirbt. Wir sind zu jung dafür.

Wir sind für das alles hier zu jung. Wir sind zu jung dafür, lebendig begraben zu werden. Wir sind zu jung dafür, zu Mördern zu werden.

Aber genau das passiert gerade: Und wir müssen das beenden, weil wir das hier beenden können! Aber niemand zwingt dich, hier mitzumachen.

Sagen wir es einfach so: Machst du mit, kann es sein, dass du stirbst."

Nolan atmete lautstark aus. James sah mit einem mal deutlich ernster aus und betrachtete Ophelia besorgt.

Wyatt wandte seinen Blick von ihnen ab und betrachtete stattdessen den Boden.

Noctana verstand den Schmerz, der in seinen braunen Augen lag, nicht wirklich.

„Aber,", fuhr Ophelia fort und sah Manare fest in die schwarzen Augen. „Machst du nicht mit, dann wirst du sterben."

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Okay, es tut mir sehr leid, dass so lange nichts mehr kam, es gab einige Probleme mit dem Dokument ...
Jedenfalls habe ich das nächste Kapitel schon fertig und: Wir nähern uns langsam aber sicher dem großen Finale.

Ach, und: Wer glaubt ihr, wird noch sterben?



Werwolf - das BlinzelmädchenWhere stories live. Discover now