Kapitel 43.

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Sie kam.

Die Versammlung kam.

Viertel vor fünf klingelte es – ein feines Geräusch, ausgehend von einer kleinen Glocke aus silbernem Blech.

Obwohl diese Glocke noch nie zuvor benutzt worden war, wussten alle sofort, was sie bedeuten sollte.

Es war Zeit, in den Versammlungssaal zu gehen.

Noctana strich sich fahrig über den dunkelgrauen Pullover.
Er war mal olivgrün gewesen.

Ophelia trug ein schwarzes T-Shirt, den ganzen Tag schon. Noctana wunderte sich darüber: Es war ein kühler Tag, wie eigentlich jeder Tag, den sie bisher hier erlebt hatte.

An dem verbandsfreien Arm ihrer Freundin erkannte Noctana Gänsehaut, trotzdem griff Ophelia nicht nach der dunklen Strickjacke, die auf ihrer Decke lag.

„Lass uns gehen.", sagte sie stattdessen und zog die Tür auf. Noctana nickte und atmete tief aus, bevor sie ihr folgte.

Der Flur war voll.

Wenn sie in der Schule wären, hätte lautes Geplapper und teilweises, übertriebenes Auflachen den Raum erfüllt. Doch hier hörte man jeden einzelnen Schritt.

Es war ein Chor, Musik, bestehend aus so vielen Schritten.

Sopran: Die leichten Schritte einiger von ihnen, die Schuhe mit geraden Schulen trugen. Es waren wenige. 

Mezo-Sopran: Immer noch Turnschuhe, allerdings mit härteren Schritten.

Alt: Schuhe mit Absätzen. Mädchen und Jungs waren zu gleichen Teilen Mitglied dieser Gruppe. 

Tenor: Die Leute traten härter auf, vor allem auf der Treppe wechselten die meisten hierzu.

Aber es war keine Musik! Die Stimmen passten sich nicht aneinander an, es war als würde jedes einzelne Chormitglied ein anderes Lied singen.

Und vielleicht war das hier auch so.

Am Ende waren standen sie alle allein.

.-.-.-.-.-.

„Willkommen!", begrüßte die Spielleiterin sie, als alle in dem üblichen Kreis saßen, die Blicke entweder auf den Boden oder auf einander gerichtet.

„Bevor wir anfangen würde ich gerne zwei Rollen erklären. Zuerst eine etwas schlichtere: Die der Schlafwandlerin.

Ihre Funktion? Das Verwirren.

Sie läuft herum, wirkt wie wach. Aber das ist sie nicht.

Sie schläft, verweilt in ihren Träumen, wie ihr alle anderen auch. Wenn ihr sie trefft haltet ihr sie möglicherweise in gewisser weise für schuldig, wenn sie doch eigentlich nur unfreiwillig aus dem Bett getrieben wird und gar nichts von ihren nächtlichen Ausflügen mitbekommt.

Ich denke, ich habe gerade ein Leben gerettet.

Was ein merkwürdiges Gefühl."

Ich hasse sie murmelte die Stimme in Noctanas Kopf. DU hasst sie.

Noctana zuckte zusammen: Sie hatte erwartet, dass sie sich von ihr verabschiedet hatte. Aber die Stimme war geblieben.

„Zum zweiten: Eine der Gruppen. Heute die Seelen-Wölfe.

Anfangs gehören sie zu den normalen, zu den anderen Werwölfen, töten mit ihnen, brauchen das Töten genau wie sie.

Aber wenn einer aus ihrer Gruppe stirbt wendet sich das Blatt.

Es ist nicht so wie bei den Verliebten, deren Leben komplett aneinander gebunden sind.

Stirbt einer der Seelen-Wölfe, verlieren die anderen zwei ihre besonderen Kräfte.

Sie verlieren ihren Drang zu töten und werden Teil der Neutralen.

Irgendwelche Fragen zu den Rollen?"

James hob die Hand.

„Ja, James.", meinte die Spielleiterin und deutete mir ihrer rechten Hand auf den Jungen.

„Die Gebundenen sind also die „Guten", die bei dem Verlieren eines Gruppenmitglieds zu „Bösen" werden und bei den Seelen-Wölfen ist das genau andersherum?"

„Wer sind die Gebundenen?", rief Sophie stirnrunzelnd. Alle Blicke richteten sich auf James.

Seine Wangen liefen langsam rosafarben an, seine dunkelblauen Augen fingen an fiebrig zu glänzen.

Ophelia warf ihm einen warnenden Blick zu, hob den Zeigefinger an ihre dunkelroten Lippen und wandte dann den Blick möglichst schnell und unauffällig wieder von James ab.

Und James leckte sich einmal nervös über seine trockenen Lippen, aber sagte kein weiteres Wort.

„Nun, ich denke doch das könnt ihr später klären.", meinte die Spielleiterin und schaffte es dabei sogar, auf abgedrehte Art und Weise großzügig zu klingen.

Sophie kniff noch einmal kurz die Augen zusammen, James schüttelte von seiner eigenen Unvorsichtigkeit genervt den Kopf.

Die Spielleiterin hatte ihm davon erzählt – und er hatte die Information der ganzen Gruppe weitergegeben.

Inklusive den anderen Werwölfen.

Das hier würde kein gutes Ende haben.

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Ich stelle gerade gewissermaßen eine Playlist für diese Geschichte zusammen, ich habe schon sieben Lieder sicher drin (Ich habe keine Musik Apps (An dieser Stelle: Hi YouTube!) , also ist diese Anzahl für mich schon ... etwas!)

Eben wegen diesem mangelndem Wissen in der heutigen Musikgeschichte wollte ich an euch die Frage richten, ob euch Lieder einfallen, die ihr mit dieser Geschichte assozieren könnt :-)


Werwolf - das BlinzelmädchenWhere stories live. Discover now