Das kleine Handbuch für Inbecillis - Lykanthropen

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Nun gut. Bevor Ihr endgültig in meine Geschichte eintaucht, muss ich wohl noch einige Dinge für euch, besser gesagt für die Inbecillis unter euch erklären. Und da wären wir auch schon beim ersten Wort. Ja, tatsächlich, auch wir haben so ein dämliches Wort für »normale« Menschen, also die, die keine Kräfte, keine Fähigkeiten besitzen. Die meisten meiner Art würden dieses Wort wohl mit schwach oder kraftlos übersetzen, ich allerdings bevorzuge den Ausdruck zart, denn Menschen sind mit Sicherheit vieles, aber nicht schwach. Sie sind eben nur etwas zerbrechlicher als meine Art. Wir kürzen Inbecillis übrigens Inbecs ab, Lykanthropen benutzen nämlich für gefühlt alles Abkürzungen, also macht euch auf was gefasst.

Und da wären wir auch schon beim nächsten Thema. Lykanthropen. Einigen von euch Inbecs wohl besser bekannt als Werwölfe, aber diesen Ausdruck verwenden wir nicht. Lykaner oder Lykanthropen, nicht Werwolf, das gilt als Beleidigung, niemand mag dieses Wort. Ich auch nicht. Denn bei uns Lykanthropen dreht sich viel um Höflichkeit und Werwolf zu sagen ist wohl das höchste Maß an Unfreundlichkeit. Ziemlich pingelig, ich weiß, aber erinnert euch mal an Harry Potter. Es wäre quasi so, als würde man Schlammblut sagen.

Aber nun will ich euch die Lykanthropen etwas genauer erklären, denn in diesen dämlichen kleinen Büchlein, die Inbecs ab und zu schreiben, wenn die Fantasie mit ihnen durchgeht, steht nicht einmal die Hälfte von unserer Geschichte drin.

Fangen wir ganz vorne an.

Die Mondgöttin gibt es tatsächlich, sie ist diejenige, die uns erschaffen hat und so etwas wie eine Heilige der Lykanthropen. Vor vielen tausend Jahren erschuf sie den ersten Lykanthropen, den Urlykaner, um für Gleichgewicht auf der Erde zu sorgen, da die Blutsauger, auf die ich später noch eingehen werde, gerade dabei waren, ihre Fangzähne in alles und jeden zu schlagen, der es gewagt hat, sich zu bewegen. Und jetzt sind wir also hier. Spektakulär.

Jeder Lykanthrop besitzt drei Gestalten. Die Erste ist die Humanoiden, also die eines ganz normalen Menschens. Naja, abgesehen von diesen ganzen Extras wie unglaubliche Schnelligkeit, Stärke und so weiter und so weiter - das kennt ihr sicherlich. Die zweite Gestalt ist die eines Tieres, eines Wolfes um genau zu sein. Ja, hier ist der Ausdruck Wolf erlaubt, auch wenn das eher Jugendsprache ist. Aber immerhin gilt es nicht als unhöflich. Anders als in den Legenden angenommen, können wir uns verwandeln wann wir wollen - wenn wir die ersten Verwandlungen mit fünf Jahren erst einmal unter Kontrolle bekommen haben. Der Mond gibt uns eigentlich nur etwas stärkere Kräfte, eine Batterie wenn man so will. Und wenn Vollmond ist, gibt es eben die meiste Kraft, da so der ganze Mond zu sehen ist. So einfach ist das.

Am Anfang sind die Verwandlungen schmerzhaft, sehr schmerzhaft sogar. Aber wie sollten sie es nicht sein, wenn sich die ganzen Knochen verschieben und brechen? Allerdings gewöhnt man sich daran, irgendwann spürt man kaum mehr als ein leichtes, wenn auch nerviges, Jucken. Meine kleinen Geschwister Lupa und Phelan machen diese ersten, schmerzhaften Verwandlungen gerade durch und ich leide ehrlich mit ihnen. Aber auf meine Familie werde ich später noch einmal eingehen. In unserer animalischen Gestalt unterscheiden wir uns kaum von normalen Wölfen, abgesehen davon, dass wir größer sind. Man erreicht meist ein Schultermaß von etwa 1,65, wenn man ein ausgewachsener Lykanthrop ist (Was offiziell mit 16 der Fall ist). Ausnahmen bilden da nur die Alphas. Mein Bruder zum Beispiel, Fen, erreicht eine stolze Größe von 1,81. Ja, auf die Eins besteht er eisern. Und unsere Sinne sind besser, als die der normalen Wölfe. Wir sind quasi die glitzernden Sammelkarten unter den Wölfen.

Und dann ist da noch die dritte Gestalt. Eine Mischgestalt, wenn man so will. Sie kommt meist zustande, wenn man sich unkontrolliert verwandelt, worauf ich ebenfalls gleich noch eingehen werde, man kann sich allerdings auch kontrolliert in ein Mischwesen verwandeln, praktisch bei körperlich anstrengender Arbeit, denn unsere Mischgestalt ist zwar schwächer als unser Tier aber wesentlich stärker als unsere humanoide Gestalt. Wie der Name schon sagt, bezeichnet dieser Zustand eine Mischung aus Mensch und Wolf. Die Mischlingsgestalten meiner kleinen Geschwister sind zum anbeten. Dir wachsen deine Wolfsohren, die Fangzähne, die Krallen, deine Beine kriegen diesen Typischen Wolfsschwung, deine Mundpartie wird, wie bei einer Schnauze, etwas lang gezogen und - ja - du bekommst tatsächlich einen Schwanz. Mag auf den ersten Blick vielleicht ein wenig makaber wirken, ist aber bei körperlicher Arbeit, wie ich bereits erwähnte, sehr praktisch, vor allem mit den Händen. Unsere Faber (Handwerker, Arbeiter und so weiter...) laufen oft in ihrer Mischlingsgestalt herum, ich für meinen Teil bevorzuge allerdings die tierische Gestalt.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt